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Bedeutung der physikalischen und chemischen Eigenschaften von SM-Schlacke für eine Verwendung im Straßenbau PDF

104 Pages·1972·2.952 MB·German
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Preview Bedeutung der physikalischen und chemischen Eigenschaften von SM-Schlacke für eine Verwendung im Straßenbau

FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.2218 Herausgegeben im Auftrage des Ministerprasidenten Heinz Kuhn vom Minister fur Wissenschaft und Forschung Johannes Rau t Prof. Dr. pbil. nat. babil. Hans-Ernst Scbwiete Privatdozent Dr. Wolfgang K ronert Dr.-Ing. Klaus Deckert Institut fiir Gesteinshiittenkunde an der Rhein.-Westf. Techn. Hochschule Aachen Bedeutung der physikalischen und chemischen Eigenschaften von SM-Schlacke fur eine Verwendung im Strafienbau WESTDEUTSCHER VERLAG· OPLADEN 1972 ISBN-13: 978-3-531-02218-5 e-ISBN-13: 978-3-322-88241-7 DOl: 10.1007/978-3-322-88241-7 © 1972 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag· Inhalt 1. Einleitung und Problemstellung ....................................... 5 2. Grundlagen der Frischreaktionen beim basischen SM-Verfahren ........... 5 2.1 Entfernung der Begleitstoffe ................................... . 6 2.2 Schlackenfiihrung beim basischen SM -V erfahren ................. . 7 3. Beschreibung der SM-Ofenanlage und des SchlackenflieGbildes ............ 8 4. Literaturiibersicht zur Einschrankung der Verwendbarkeit von Schlacken im StraGenbau ......................................................... 9 4.1 Kalkzerfall .................................................. . 9 4.2 Eisenzerfall 10 4.3 Kalktreiben 11 4.4 Blasenbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4.5 Unzureichende Kristallinitiit .................................... 13 5. Untersuchungsergebnisse ............................................. 15 5.1 Charakteristische Zusammensetzung der SM-Schlacke ............. 15 5.1.1 Chemische Analyse der SM-Schlacken ........................... 15 5.1.2 Mineralogische Zusammensetzung der SM -Schlacken .............. 16 5.1.2.1 Rontgenographische Mineralanalyse ............................. 17 5.1.2.2 Optischer Befund ............................................. 18 5.1.2.3 Qualitative Fliichenanalyse ..................................... 19 5.2 Kalkzerfall bei SM -Schlacken .................................. 19 5.2.1 Existenzbereiche der C S-Modifikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 20 2 5.2.1.1 Priiparation der C S-Pro ben .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 20 2 5.2.1.2 Untersuchung von C S mit der dynamischen Differenzkalorimetrie .. 21 2 5.2.1.3 Hochtemperaturuntersuchungen von C2S ........................ 21 5.2.1.4 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse beziiglich cer Exi- stenzbereiche der C S-Modifikationen ........................... 22 2 5.2.2 Stabilisierung von C S nach Angaben aus der Literatur ............ 23 2 5.2.2.1 Physikalische Stabilisierung von C2S ............................ 23 5.2.2.2 Kristallchemische Stabilisierung von C2S ........................ 24 3 5.2.3 Stabilisierungsversuche von Hochtemperaturmodifikationen des C2S 26 5.2.3.1 Stabilisierung von fJ-C S ......................... . . . . . . . . . . . . .. 26 2 5.2.3.2 Stabilisierung von IX' -C2 S ...................................... 27 5.2.3.3 Feinbereichsbeugungsuntersuchungen an C S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 28 2 5.2.3.4 Stabilisierungshypothese fiir C S .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 29 2 5.2.4 Untersuchung von C S-Kristallen in SM-Schlacke . . . . . . . . . . . . . . . .. 30 2 5.2.5 Mechanismus der C S-Stabilisierung in SM-Schlacke .............. 31 2 5.3 Eisenzerfall bei SM-Schlacken .................................. 32 5.4 Zerfall durch Treibwirkung bei SM-Schlacken . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 32 5.5 Blasenbildung bei SM-Schlacken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33 5.6 Unzureichende Kristallinitat bei Schlacken ....................... 34 5.6.1 Numerische Behandlung des Abkiihlvorganges einer Schlackenschicht 34 5.6.1.1 Vereinfachende Voraussetzungen ............................... 34 5.6.1.2 Mathematische Herleitung des Verfahrens ........................ 35 5.6.1.3 Lasung nach dem Differenzenverfahren .......................... 36 5.6.1.4 Zusammenstellung der benutzten Daten ......................... 38 5.6.1.5 FormelmaGige Zusammenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 40 5.6.1.6 Berechnung der Abkiihlkurven mit einem ALGOL-Programm . ..... 43 5.6.1.7 Diskussion der berechneten Abkiihlkurven ....................... 43 5.6.2 Abkiihlen synthetischer Schlacken nach den berechneten Abkiihlkurven 44 5.6.2.1 Beschreibung und MeGgenauigkeit der Apparatur ................. 44 5.6.2.2 Probenzusammensetzung ...................................... 46 5.6.2.3 Versuchsdurchfiihrung ........................................ 46 5.6.2.4 Diskussion der Ergebnisse ..................................... 46 5.7 Vorschlage zur Behebung der Fehlerscheinungen von SM-Schlacken 47 5.8 Technologische Eigenschaften der SM-Schlacken ................. 49 6. Zusammenfassung ................................................... 50 7. Literaturverzeichnis .................................................. 52 8. Anhang ............................................................ 57 9. Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 73 10. Tabellen ........................................................... 97 4 1. Einleitung und Problemstellung Bei der Stahlerzeugung nach dem Siemens-Martin-Verfahren £allt als Nebenprodukt eine erhebliche Menge Schlacke an. Diese ging £ruher wegen ihres hohen Eisen- und Mangangehaltes groBtenteils zum Hochofen zuruck. Heute werden fast ausschlieBlich hochwertige Erze im Hochofen eingesetzt, und der Anteil der Schlacken am Hochofen moIler ist derart gesenkt, daB die Stahlwerke aus wirtschaftlichen Grunden gezwungen werden, andere Verwendungsmoglichkeiten fUr ihre Schlacken zu suchen. Auf Grund ihrer Zusammenarbeit ware ein Einsatz von Siemens-Martin-Schlacke im StraBenbau naheliegend. 1hre uneingeschrankte Verwendung ist aber ohne weiteres nicht moglich, da bei Schlacken Eigenschaften auftreten konnen, die ihren Einsatz im StraBenbau ausschlieBen oder aber beeintrachtigen. Hauptziel dieses Forschungsberichtes ist, Siemens-Martin-Schlacken auf solche Fehl erscheinungen zu untersuchen und dazu beizutragen, dem StraBenbau eine neue Roh stoffquelle zu erschlieBen. 2. Grundlagen der F rischreaktionen beim basischen SM -V erfahren Urn die Moglichkeit eines Einsatzes von SM-Schlacken im StraBenbau zu prufen und ihre Qualitat gegebenenfalls zu verbessern, ist die genaue Kenntnis ihrer Funktion, auf die nachfolgend naher eingegangen werden solI, erforderlich. Ziel der Frisch reaktionen beim basischen SM -Verfahren ist es, die im Eisen gelosten unerwunschten Begleitelemente zu entfernen, urn auf diese Weise Stahl herzustellen. Grundsatzlich konnen die im Bad gelosten unerwunschten Eisenbegleiter entweder in Form einer festen oder flussigen Schlacke oder uber die Gasphase abgeschieden werden. 1m Falle der Verschlackung erfolgt die Bildung einer festen oder flussigen - meist oxidischen - Verbindung. Dabei werden die im Eisen gelosten Elemente bei der Frischreaktion durch Oxidation mittels Badsauerstoff in einen Zustand geringerer freier Energie uberfuhrt und in der Schlacke abgebunden [1]. Zum besseren Verstandnis der im folgenden beschriebenen V organge sei zunachst der Begriff der Aktivitat naher erlautert. Die Aktivitat laBt sich als freie, reaktionsfahige Menge eines Elementes umschreiben, wahrend im Gegensatz dazu der Begriff der Konzentration das thermodynamische Verhalten eines Stoffes nicht richtig wiedergibt. Die Aktivitat ist mit der Konzentration iiber die Gleichung (1 ) verknupft; Yi wird Aktivitatskoeffizient genannt. Am einfachsten laBt sich die Aktivitat uber den Dampfdruck folgendermaBen definieren: (2) 5 das heiBt die Aktivitat eines Stoffes in Lasung ist das Verhaltnis seines tatsachlichen Dampfdruckes zu dem eines gewahlten Standardzustandes [2]. Bevor C:ie Entfernung der im Bad geli:isten Begleitstoffe im einzelnen beschrieben wird, solI noch folgende, cer Einfachheit dienence Schreibweise eingefuhrt werden: [x] = Stoff x im Metallbad gelast (x) = Stoff x in der Schlacke gelast {x } = Stoff x in gasfarmigem Zustand 2.1 Entfernung der Begleitstoffe Ais eigentliche Frischreaktion wird folgende Wechselwirkung zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff bezeichnet + [C] [0] ~ {CO}, (3) die durch die aufsteigenden Kohlenmonoxidgase zu dem sehr erwunschten »Kochen« des Bades fuhrt. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt dieser Reaktion ist nach L. v. BOG DANDY, W. DICK und 1. N. STRANSKI [3] der Transport ces Gases in eer Schmelze. Durch die hierbei hervorgerufene standige Durchwirbelung eer Schmelze und die sich stetig andernde Beruhrungsflache Bad/ Schlacke vergraBert sich die Auf nahmefahigkeit der Schlacke fur die oxidischen Reaktionsprodukte ees Frischvor ganges [4]. Beim basischen SM-Verfahren verschlackt das im Roheisen vorhandene oder durch Schrott eingebrachte Silicium sehr schnell, da die Reaktion stark zur Bil::lung von Kieselsaure hin verschoben ist: + lSi] 2 [0] ~ (Si02). (4) Schon nach kurzer Zeit ist praktisch kein Silicium mehr in der Schmelze vorhancen und die gebildete Kieselsaure in der Schlacke abgebunden worden. Ais Reaktionsprodukt bei der Verschlackung des Phosphors bilcet sich P20 5, das bei Stahlwerkstemperaturen in reiner Form allerdings nicht bestandig ist, entsprechend (5) oder (6) In Gegenwart von CaO erfolgt Abbindung zu Calciumphosphat. Zur Verschiebung des Gleichgewichtes ist man bestrebt, maglichst nahe an die Kalksattigung heranzt:: kommen. Dieses Verhalten haben die Untersuchungen von H. v. ENDE, F. BARDEN HEUER und E. SCHURMANN [5] bestatigt. Die Entschwefelung im basischen SM-Ofen spielt sich als Folge von Reaktionen zwischen Metallbad, Schlacke und Gasatmosphare abo Fur den Schwefelubergang Metallbad/ Schlacke - nur dieser solI hier erartert werden - gilt folgende Reaktions gleichung: + + [FeS] (CaO) ~ (CaS) (FeO). (7) Voraussetzung fur eine gute Entschwefelung durch die Schlacke ist dernnach eine hohe Kalkaktivitat sowie eine niedrige (FeO)-Aktivitat [6]. Da eine niedrige (FeO) Aktivitat gleichzeitig einer geringen Sauerstoffaktivitat entspricht, wirkt eine gute Entschwefelung dem vorher beschriebenen »Kochen« der Schmelze entgegen. Daher erreicht die Entschwefelung erst am Ende des Frischens einen maximalen Wert, wenn 6 der Kochvorgang weitgehend beendet ist. Nach H. v. ENDE, F. BARDENHEUER und E. SCHURMANN [5] sind optimale Entschwefelungsschlacken in der Praxis solche mit einem Kalk-Kieselsaure-Verhiiltnis von etwa 4. Insgesamt gesehen sind die komplexen Reaktionen bei der Entschwefelung j edoch noch nicht vollstandig geklart. Das Verschlackungsverhalten des Mangans, das aus der Reaktionsgleichung + + [Mn] (FeO) ~ (MnO) [Fe] (8) hervorgeht, ist sehr stark von dem jeweiligen Schlackencharakter abhangig. So ver schlackt nach W. TAMMANN und W. OELSEN [7] das Mangan in weniger basischen Schlacken wesentlich besser. Dabei findet normalerweise wahrend des Schmelzverlaufes eine standige Abnahme des Mangangehaltes im Bad bis zum Abstich hin statt. Diese Abnahme ist zu Beginn des Schmelzprozesses wegen der niedrigeren Temperaturen und des starker sauren Charakters der Schlacke wesentlich haher als gegen Ende. Dann kann sogar unter gewissen Bedingungen, auf die nicht naher eingegangen werden soll, eine Manganreduktion eintreten. Die Verschlackung des Chroms lauft nach folgenden Reaktionen ab: [Cr] + (FeO) ~ (CrO) + [Fe] (9) und + + 2 [Cr] 3 (FeO) ~ (Cr20a) 3 [Fe]. (10) Bei sehr hohen (FeO)-Gehalten bildet sich in Obereinstimmung mit den Beobachtungen von K. TESCHE [8] bevorzugt Cr20a. Dagegen wirken hahere Mangan- und Silicium gehalte einer Chromoxidation entgegen. Abschliefiend sei noch auf die Verschlackung des Vanadins hingewiesen, die nach F. KORBER und W. OELSEN [9] bei geniigend hohen (FeO)-Gehalten sehr schnell vor sich geht. Ebenfalls sehr schnell verschlacken alle Elemente, die sehr viel unedler als Eisen sind, wie zum Beispiel Calcium, Magnesium und Aluminium. Aus diesem Grunde dienen sie oft als Desoxidationsmittel, das heiBt als Mittel zur Sauerstoffentfernung aus dem gefrischten Stahl. Ihre Zugabe erfolgt daher meistens erst nach Abstich in die Pfanne. Besonders Aluminium bildet dann als Al20 a eine wesentliche Schlackenkomponente. 2.2 Schlackenfiihrung beim basischen SM- Verfahren Auf Grund der oben gemachten Ausfiihrungen sind fUr eine ausreichende Entfernung der unerwiinschten Eisenbegleiter bei der Stahlherstellung die Verteilung des Sauer stoffs zwischen Bad und Schlacke und der Kalksattigungsgrad der Schlacke maB gebend. Haupttrager des Sauerstoffs bei der Frischreaktion ist das FeO, das den Sauer stoff von der Atmosphiire durch die Schlacke zur Eisenschmelze hin transportiert. Durch Dif fusions- und Konvektionsvorgange stellt sich dabei ein von der Temperatur abhangiges Sauerstoffgleichgewicht ein, das durch folgende Verteilungskonstante L FeO-- -(aF-eo) --J(T) (11) [aD] gekennzeichnet ist. Aus dieser einfachen Beziehung geht hervor, daB die Aktivitat des Sauerstoffs im Bad der Aktivitat des FeO in der Schlacke direkt proportional ist. In Abb. 1, die einen isothermen Schnitt der Abb. 9 bei 1650°C darstellt, sind die Isoaktivitatslinien von FeO nach den Messungen von J. CHIPMAN und K. L. FETTERS 7 J. [10] sowie C. R. TAYLOR und CHIPMAN [11] eingetragen. Daneben zeigt Abb. 1 den Verlauf der Sattigungslinie von SM-Schlacke an Dicalciumsilicat und Kalk nach den Untersuchungsergebnissen von H. v. ENDE, F. BARDENHEUER und E. SCHURMANN [5]. Gewohnlich wird dem basischen SM-Verfahren zur guten Entschwefelung und Ent phosphorung soviel Kalk zugesetzt, daB die Schlacke bei ihrer jeweiligen Zusammen setzung an Kalk gesattigt ist und sich ihre fliissige Phase entlang der Linie abc bewegt. Dariiber hinaus zugefiigte Kalkmengen sind metaHurgisch unwirksam, da sie sich nicht auflosen und somit die Oxidationsprodukte des Frischens nicht aufnehmen konnen. Wahrend des Schmelzprozesses wandert die Zusammensetzung der basischen SM Schlacke aus der FeO-Ecke beim Einschmelzen zum Gebiet der Einlauf- (A) und Endschlacken (E) [12] hin. Eine Moglichkeit, die Frischwirkung dieser Schlacken ohne weitere Kalkzugabe noch zu steigern, besteht in einer Anreicherung an Eisen(II) oxid, wie es Pfeil 1 und 2 deutlich machen. In der Praxis geschieht dies durch Eisenerz zugabe wahrend des Frischens. Dabei erreicht man in Richtung von Pfeil 2, der eine groBere Zahl von Isoaktivitatslinien des FeO schneidet, die wesentlich bessere Wirkung. AHerdings riickt die Schlacke in ihrer Zusammensetzung dadurch von der Kalk sattigungsgrenze weg, was eine weniger gute Entschwefelung und Entphosphorung zur Folge hat. 3. Beschreibung der SM-O£enanlage und des SchlackenflieBbildes Die im weiteren Verlauf des Berichtes untersuchte Schlacke wurde einem Stahlwerk mit sieben SM-Ofen entnommen, von denen fiinf ein Schmelzgewicht von 130 t und zwei ein Schmelzgewicht von 280 t aufweisen. Diese Ofe n werden basisch gefiihrt und sind mit einer Dolomitmasse ausgestampft. Je nach Einsatz und Stahlqualitat erfolgt nach 6-8 Stunden der Abstich, bei dem etwa 20-22 t Schlacke bei den kleineren und etwa 42-48 t bei den groBeren Ofe n - also 150-170 kg Schlacke pro Tonne Stahl - anfaHen. Diese Schlacke wird in ahnlicher Weise aufbereitet, wie es das von der schottischen Firma Colvilles Ltd. patentierte Verfahren [13] vorsieht, das Abb. 2 deutlich macht. Danach erfolgt die Beschickung des SM-Ofens 1 der zweigeschossigen Anlage von der Ofenbiihne 2 aus iiber eine Tiir mit Hilfe eines Krans, und auf der GieBsohle 4 findet die Weiterverarbeitung von Stahl und Schlacke statt. Beim Abstich flieBen Stahl und Schlacke aus dem Ofe n 1 iiber Abstichrinne 3 in Stahlpfanne 5. Infolge des ge ringeren spezifischen Gewichtes der Schlacke schwimmt diese auf dem Stahl und wird iiber AusguBoffnung 6 aus der Stahlpfanne 5 direkt in die Schlackengrube 8 abge lassen. Diese Grube 8, die seitlich verstarkt ist, miBt etwa 2 min der Breite und ca. 10 min der Lange und hat eine Tiefe von ungefahr 30 cm. Ihr Boden ist in Langsrichtung geneigt und mit einer Schicht ziemlich kleiner Schlacke bedeckt, die einen porosen Untergrund bildet, urn stets ein trockenes Bett zu garantieren. Dberschiissiges Wasser kann durch ein am unteren Ende der Grube seitlich angeordnetes Rohr 10 abgeleitet werden. Diese V orsichtsmaBnahme ist erforderlich, da beim GieBen der fliissigen Schlacke in eine zu feuchte Grube die Gefahr einer starken Explosion besteht. 1m Bett bildet die fliissige Schlacke eine gleichmaBige Schicht von 5 bis 10 cm Dicke, die man zunachst zur Beruhigung etwa 20 min erkalten laBt. Diese Kiihlperiode steHt 8 sieher, daB die bei der ersten Anwendung von Wasser hervorgerufene Dampfentwiek lung in der Schlackenschicht nicht zu einem porosen Material von brockeliger Struktur fiihrt. Danach wird die freie Oberflache der Schlacke mittels Wasserschlauch 9 inter nittierend 2 oder 3 Stunden, je nach Starke der Schlaekenschicht, mit Wasser bespriiht. Urn eine allmahliche und gute Abkiihlung ohne Einsatz einer iibermiiBig groBen Wassermenge zu erzielen, ist der Wasserstrahl nur so lange aufzubringen, bis die Oberflache der Schlackenschicht leieht iiberflutet ist. Hierauf wird mit dem Spriihen ausgesetzt und erst wieder begonnen, wenn das gesamte Kiihlwasser im wesentlichen verdampft ist. Wahrend dieser Kiihlperiode bauen sieh innerhalb der Schlacke Span nungen auf, die in den naehsten 2 bis 3 Stunden zu einem mosaiksteinformigen Auf brechen der Schicht fiihren. Dieser sorgfaltig gesteuerte Kiihlvorgang ermoglicht die Herstellung fester Bruch stiicke, die frei von Poren sind und abhangig von der Dieke der Schlackensehicht eine einheitliehe KorngroBe von ca. 5 bis 10 em aufweisen. Mit Hilfe einer maschinell betriebenen Schaufel 11 wird ansehlieBend die aufgebrochene Sehlacke aus der Grube 8 genommen und auf einen Wagen 12 verladen, der sie zum Separierungsplatz bringt. Diese Schlackenbehandlung nimmt nicht die Zeit in Anspruch, die zwischen zwei Abstichen liegt, so daB die Schlackengrube kontinuierlich benutzt werden kann. 4. Literaturiibersicht zur Einschrankung der Verwendbarkeit von Schlacken im StraBenbau Eine uneingeschrankte Verwendung von Schlacken ist nicht moglich, da teilweise gewisse Fehlerscheinungen die mechanischen Festigkeitseigenschaften derart vermin dern, daB zum Beispiel ein Einsatz solcher Schlacken im StraBenbau vollkommen aus geschlossen oder aber stark eingeschrankt ist. Bei diesen Fehlerscheinungen, die einzeln oder zusammen auftreten konnen, handelt es sich urn: 1. Kalkzerfall 2. Eisenzerfall 3. Kalktreiben 4. Blasenbildung 5. Unzureichende Kristallinitat 4.1 Kalkzerfall An zahlreichen Schlacken konnten bisher Zerfallserscheinungen beobachtet werden, die sieh so bemerkbar machen, daB zunachst an einigen Stellen einer kristallin erstarrten Schlacke weiBe Piinktchen sichtbar werden. Bei einsetzendem Zerfall sondern sich diese von der festen Schlacke zu einem weiBen, mit braunen und schwarzen Kornchen durchsetzten Pulver abo Wie aus Abb. 3 im V ordergrund zu ersehen ist, bleibt von einem solchen Schlackenblock nach einigen Stunden nur noch ein Schiittkegel iibrig, der wegen der Bewegung, die in ihm herrscht, von F. KEIL [14] mit einem Ameisen haufen verglichen worden ist. Ais Ursache fiir dieses Zerrieseln wurden bereits im Jahre 1912 von J. H. L. VOGT [15] die beim Dbergang von einer Modifikation zur anderen auftretenden V olumeneffekte des Dicalciumsilicates - im folgenden mit C2 S abgekiirzt - angesehen. 9 Von diesem C2S sind nach den neueren Untersuchungen [16, 17, 18, 19] vier kristallo graphisch verschiedene Modifikationen bekannt, die rein nur in bestimmten Tempera turbereichen stabil sind. Abb. 4 zeigt diese Stabilitatsbereiche als Funktion der Tem peratur. Danach kristallisiert beim Abkuhlen aus der Schmelze zunachst bei 2130°C die bis hen:nter zu 1450° C bestandige o::-Form aus, die nach M. A. BREDIG [20] hexa gonal und isotyp mit Glaserit ist. Unterhalb von 1450°C bildet sich das nach Struktur untersuchungen von A. M. B. DOUGLAS [21] rhombische 0::' -C2S, das in der Natur als Mineral Bredigit vorkommt. Bei 675°C geht 0::' in die meta stabile p-Form uber. Die mono kline Struktur dieser Modifikation wurde zuerst von C. M. MIDGLEY [22] be stimmt und ist identisch dem naturlichen Mineral Larnit. Nach weiterem Abkuhlen tritt bei etwa 525°C die y-Phase auf, die nach H. O'DANIEL und L. TSCHEISCHVILI [23] sowie nach verfeinerten Untersuchungen in der jungsten Zeit von D. K. SMITH, A. MAJUMDAR und F. ORDWAY [24] rhombisch ist und dem Olivintypus entspricht. Diese letztere Umwandlung von p- nach y-C S hat eine Raumzunahme von annahernd 2 12% zur Folge und ruft den bekannten Zerrieselungseffekt hervor, der in der Schlacken terminologie mit Kalkzerfall bezeichnet wird. Bei reinem C2S tritt dieser Zerfall relativ schnell ein, wahrend er bei Schlacken manchmal Tage dauern kann. Dabei ist jedoch zu berucksichtigen, daB die Abkuhlung eines Schlackenblockes gewisse Zeit in Anspruch nimmt und auBerdem erhebliche \X;iderstande in der Schlacke zu uberwinden sind, da das C2S meist nur einen verhaltnismaBig geringen Teil ausmacht. Schon weniger als 10% C2S konnen - und zwar nicht nur bei Schlacken, sondern auch bei Zement sowie Dolomit- und ~fagnetitsteinen - eine vollkommene Zerstorung des Materials herbei fuhren. Zur Verhinderung des Kalkzerfalls ist die Stabilisierung einer Hochtemperatur modifikation des C2S auBerhalb ihres thermodynamischen Existenzbereiches erforder lich. Dies kann auf physikalischem oder auf kristallchemischem Wege erreicht werden, wie im experimentellen Teil dieser Arbeit noch eingehend ausgefuhrt wird. 4.2 Eisenzerfall Eine weitere - zwar seltener auftretende, aber in ihrer Wirkung ahnlich verheerende - Fehlerscheinung wie der Kalkzerfall wurde im Jahre 1915 von A. GUTTMAl\:l\: [25] an Probekorpern aus Zement und Hochofenstuckschlacke als Zuschlag, die mehrere Jahre in Wasser gelegen hatten, beobachtet. A. GUTTMAl\:N machte zunachst den hohen Eisengehalt der Hochofenschlacke allein fur diesen Zerfall verantwortlich, der sich schon rein optisch stark yom Kalkzerfall unterscheidet. So sind Schlacken, die eine solche Zerfallsart aufweisen, meist schwarz oder braunlich gefarbt und blattern unter Feuchtigkeitszutritt schalen- oder krustenfOrmig auseinander, bis sie sich schlieBlich in kleinere oder groBere Brocken oder Graupeln zu einem graben Sand zerspalten. Einige Jahre spater gelang es dann A. GUTTMANN in Zusammenarbeit mit F. GILLE [26], die Ursache dieses Zerfalls naher zu klaren. Danach kann unter bestimmten Bedingungen der Sulfidschwefel der Schlacke, der normalerweise an Calcium oder Mangan gebunden ist, Mischkristalle mit Eisen oder Eisen und Mangan eingehen. Diese Mischkristalle, die in trockener Atmosphare durchaus bestandig sind und bei denen meist das Eisen sulfid den uberwiegenden Teil ausmacht, zersetzen sich bei Feuchtigkeitszutritt. Dieser Vorgang laBt sich durch folgende Gleichung beschreiben: (12) Bei Zutritt von Wasser spaltet sich also der Sulfidschwefel ab, und das Eisen des Sulfids wandelt sich in Hyraxid urn. Dadurch erhoht sich das spezifische Volumen bei 10

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