Springer-Lehrbuch Martina Kahl-Scholz Christel Vockelmann (Hrsg.) Basiswissen Radiologie Nuklearmedizin und Strahlentherapie Mit 215 Abbildungen 123 Herausgeber Martina Kahl-Scholz Münster, Deutschland Christel Vockelmann Christophorus-Kliniken GmbH Coesfeld, Deutschland ISSN 0937-7433 Springer-Lehrbuch ISBN 978-3-662-54277-4 (S oftcover) 978-3-662-54278-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-54278-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; d etaillierte bibliograf ische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. 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Aufgrund der Vielfältigkeit und dem immer stär- ker werdenden interventionellen Bereich (vor allem in der Radiologie), sind die Gebiete weit entfernt von einer »Arbeit im dunklen Kämmerlein«. Insbesondere der Radiologe behandelt Patienten in jedem Alter und mit nahezu jeder Erkran- kung. Man ist also so etwas wie ein spezialisierter Allrounder. Doch auch hier gibt es die Notwendigkeit für eine Spezialisierung: Kinderradiologie, Neuroradiologie oder interventio- nelle Radiologie erfordern spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten. Nuklearmediziner und R adiologe arbeiten eng zusammen, um den Patienten die bestmögliche Diagnostik bei PET- CT-Untersuchungen zu bieten. Und die stetige technische Entwicklung fordert auch für den langjährig im Beruf tätigen Kollegen eine stetige Fortbildung. Im Verlauf Ihres Studiums haben Sie sicherlich schon den ein oder anderen Kontakt mit Röntgen, der Nuklearmedizin oder Strahlentherapie gehabt. Aber wie funktioniert das eigent- lich alles? Und warum regt sich der Nuklearmediziner über Ihre Blutdruckmedikation vor der Nierenszintigraphie auf? Warum hält die MTRA sie beim Gang in das MRT auf? Und warum will der Strahlentherapeut die demente Patientin nicht bestrahlen, bei der eine Operation viel zu aufwendig erscheint? Auf diese und andere Fragen wollen wir Antworten geben und unse- re Begeisterung für unsere Fachgebiete mit Ihnen teilen. Mit dem Basiswissen Radiologie und bildgebende Verfahren wollen wir Ihnen einen Überblick über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten der häufigsten Erkrankungen geben. Dabei kann ein Buch allein nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, nicht umsonst sind die Bibliotheken der radiologischen Abteilungen die eher umfangreicheren in einem Krankenhaus. Aber wir wollen einen Startpunkt für ein sehr interessantes Gebiet der Medizin legen, von dem Sie zumindest schon mal das erste Stück des Weges gehen können. Hierzu gehört der korrekte Einsatz der Methoden mit Kenntnis der Vor- und Nachteile und das kor- rekte Beschreiben der Befunde. Die Bewertung derselben ist auch im beruflichen Alltag oft- mals ein Nachlesen in dicken Spezialwälzern und die Diskussion der möglichen Diagnosen mit Kollegen der eigenen und der behandelnden Fachrichtung. Ein besonderer Dank gilt unseren Autorenkolleginnen und -kollegen, ohne die dieses Buch nicht mit so viel Fachkompetenz ausgestattet wäre: Frau Dr. Blum, Frau Dr. Kremers, Frau Dr. Wenker, Herr Dr. Heilsberg und Frau Dr. Münstermann. Ebenso gilt unser Dank den Kolle- ginnen und Kollegen Heinrich Rühe, Madlen Hagemann und Dominika Kotas sowie Dr. Matthias Göb, die uns bei der Zusammenstellung der Bilder tatkräftig unterstützt haben. VIII Vorwort Ein weiterer Dank gilt den Mitarbeitern beim Springer-Verlag, allen voran Frau Rose-Marie Doyon im Projektmanagement, für die Möglichkeit, dieses Buch Wirklichkeit werden zu lassen, und die entsprechende Unterstützung dazu. Gerne nehmen wir Anregungen und Kommentare von Ihnen entgegen, um das Buch weiter- zuentwickeln und den Bedürfnissen unserer Leser anzupassen. Wir hoffen, dass Ihnen als Student in Famulatur oder PJ und auch als Assistenzarzt in Radio- logie, Nuklearmedizin oder Strahlentherapie dieses Buch ein wertvoller Begleiter im studen- tischen und beruflichen Alltag sein wird. Christel Vockelmann, Martina Kahl-Scholz Münster, im Januar 2017 IX Die Herausgeber Dr. med. Dipl. Päd. Martina Kahl-Scholz Frau Dr. Kahl-Scholz ist Ärztin und Diplom-Pädagogin. Sie hat ihre Doktorarbeit in der Radiologie g emacht und darüber ihre Passion für dieses breite Fach e ntdeckt. Gemeinsam mit Frau Dr. Vockelmann hat sie schon mehrere Bücher in diesem medizinischen Zweig veröffentlicht. Dr. med. Christel Vockelmann Frau Dr. Vockelmann ist Chefärztin der Radiologie der Christophoruskliniken Coesfeld, Dülmen und Nottuln. Sie ist ferner Mitglied im PJ-Prüfungsausschuss. Neben der Herausgeberschaft von Fachwissen MTRA blickt Frau Vockelmann auf eine Co-Autorenschaft mehrerer Bücher zurück. Kahl-Scholz/Vockelmann: Basiswissen Radiologie 152 Kapitel 1 5 · Kopf/Hals D ieses Kapitel behandelt die wesentlichen Möglich- Fallbeispiel keiten aus der Radiologischen Diagnostik, Nuklear- Einleitung: medizin und Strahlentherapie zur Diagnostik und Ein 60-jähriger LKW-Fahrer, der seit seiner Worum geht es in Therapie im Bereich des Kopfes und des Halses. Ein J ugend starker Raucher ist, klagt seit etwa diesem Kapitel? einführender Abschnitt gibt einen kurzen Überblick 2 Monaten über anhaltende Heiserkeit, leidet über Anatomie und Funktion, ein abschließender an einem Stridor (Pfeifen beim Atmen) und Part beinhaltet einige Übungsfragen zu diesem hat 8 kg abgenommen. Seine Frau schickt ihn Themengebiet. zum HNO-Arzt, der bei einer Laryngoskopie e inen deutlich sichtbaren Tumor feststellt und 15.2 Krankheitsbilder eine Biopsie entnimmt. Er tastet außerdem e inen großen geschwollenen Lymphknoten am Martina Kahl-Scholz Hals. Die Biopsie ergibt ein PLECA des L arynx, der Patient wird an die Radioonkologie über- 15.2.1 Kopf wiesen. Sinusitis Hierbei handelt es sich um eine akute, teils chro- 4 Chronische Sinusitis: ähnlich, ggf. mit poly- nisch verlaufende Entzündung der Nasenneben- pösen Veränderungen der Schleimhaut höhlen (NNH). Mukozele Klinische Binnen- j Klinik Bei der Mukozele (. Abb. 15.2) kommt es zur Bil- struktur: Für eine ( Anhaltende) Gesichts- und Kopfschmerzen, eitrige dung von Zysten innerhalb der Nasennebenhöhlen, Sekretion, erschwerte Nasenatmung, Klopf- und die sich nicht entleeren können, da die NNH-Öff- übersichtliche Druckschmerz je nach Lokalisation der Entzündung nungen verengt sind. Kommt es zu einer Infektion, Beschreibung der Krankheitsbilder j Diagnostik Konventionelles Röntgen (. Abb. 15.1) CT der NNH (bei Komplikationen oder chronischer Ent- zündung) 4 Akute Sinusitis : wandständige Schleimhaut- verdickung in den NNH, Spiegel-/Schatten- 15 bildung bei mukösen Ergüssen innerhalb der NNH Merke: > Bei unklaren Verschattungen und knöcher- Das Wichtigste auf nen Destruktionen an die Möglichkeit eines a b den Punkt geb racht Nasopharynxtumors denken! . Abb. 15.1a,b a Sinusitis und b Pansinusitis im Röntgenbild . Tab. 15.1 Wertigkeit der therapeutischen Verfahren Sono- Konven- Durchleuchtung/ CT MRT Nuk PET graphie tionell Angiographie Kopf-Hals-Tumor N N N P W N W Sinusitis W P N W W N N Schluckstörung N N P* N W N N N = Nicht indiziert; P = Primärdiagnostik; W = Weiterführende Diagnostik P* Die Hochfrequenzkinematographie ist bei dedizierten Schluckstörungen das primäre bildgebende Verfahren. Vorgeschaltet sollte natürlich immer eine endoskopische Diagnostik werden. Fallbeispiel: Stellen einen anschaulichen Bezug zur Praxis her Übungsfragen am Kapitelende: Fragen zur Selbstkontrolle. Auflösung in der Sektion Prüfungsteil 15 153 15.2 · Krankheitsbilder Klinische Fälle Übungsfragen 1. Was ist in der Bildgebung ein mögliches Unterscheidungsmerkmal zwischen einer Mukozelenverschattung vs. einer Karzinom- 26.1 Lungenembolie oder … verschattung? 2. Was sind die wesentlichen Merkmale, F rau Walter stellt sich mit Schmerzen auf mittlerer die sonographisch auf eine Halszyste hin- BWS-Höhe in der Notaufnahme vor. Bei gleichzei- weisen? tig bestehender Dyspnoe wird zunächst eine CT 3. W ie werden Mittelgesichtsfrakturen ein- zum Ausschluss einer Lungenembolie durchge- geteilt? führt. Diese bestätigt sich nicht, jedoch sieht man in 4. Bei welcher Pathologie ist der »hängende der sagittalen Rekonstruktion eine deutliche Hö- Tropfen« zu sehen? henabnahme von BWK 6. Die Grundplatte BWK 6 5. Bei welcher Fragestellung wird die Sialo- und Deckplatte BWK 7 stellen sich deutlich un- graphie eingesetzt? scharf dar und erscheinen wie »angefressen«, der Zwischenwirbelraum ist verschmälert. Mittlerweile Lösungen 7 Kap. 27 liegen auch die Laborwerte vor, welche eine Erhö- hung der Entzündungsparameter zeigen. ?1. W elche Verdachtsdiagnose stellen Sie? Prüfungsteil: 2. W ie kann die Diagnose weiter abgeklärt Prüfungsteil Für eine optimale werden? Vorbereitung auf MC-Fragen und -Antworten v1. I hr Verdacht ist eine Spondylodiszitis. MC-Fragen und 2. E s sollten ergänzende MRT-Aufnahmen als klinische Fallstudien Mittel der Wahl zur Darstellung der Spondy- lodiszitis gemacht werden, hierbei kann der 25.1 MC-Fragen Nachweis von Ödemen in den Wirbelkör- pern und der Bandscheibe sowie von einem 1. W elche Aussage zu Frakturen ist falsch? Kontrastmittelenhancement gemacht wer- A. Z ur Beurteilung der Stabilität einer Wirbelkör- den. Auch lässt sich in der MRT am sichers- perfraktur sollte eine CT durchgeführt werden. ten eine epidurale Abszedierung nachwei- B. Röntgenaufnahmen zum Frakturausschluss sen, die ggf. einer neurochirurgischen Inter- sollten grundsätzlich in zwei Ebenen gemacht vention zugeführt werden muss. werden, selbst wenn die Fraktur in der ersten Ebene bereits zu sehen ist. C. Basisdiagnostik der Schädelfraktur ist die Lösungen zu den Übungsfragen Röntgenaufnahme D. I n der MRT zeigen sich frische Frakturen unter anderem durch ein Knochenödem. j Kapitel 1 1. Photoeffekt: Trifft Photonenstrahlung auf M aterie, so kann die gesamte Energie auf ein 25.2 MC-Antworten Elektron der Atomhülle übertragen werden ( Photoabsorption). Das Hüllenelektron wird 1. C ist falsch, Röntgenaufnahmen zum Nach- entweder auf eine Schale höherer Energie an- weis einer Schädelfraktur sind heutzutage gehoben (Anregung) oder aus der Atomhülle o bsolet, stattdessen werden CT-Aufnahme herausgeschlagen (Ionisation). Letzteres ereig- a ngefertigt. Zu A: Beurteilung der Hinterk ante net sich dann, wenn die Energie des Photons in der CT zur Stabilitätsbeurteilung. die Bindungsenergie des Elektrons an den Zu B: Frakturen können in einer Ebene dis- Kern übersteigt. Die vorhandene Restenergie loziert oder achsabweichend sein. gibt es dem durch Photoeffekt herausgelösten