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Bankier, Fälscher, Historiker: Der Weg des Isaac Lewin durch die Geschichte seiner Zeit PDF

364 Pages·2012·37.34 MB·German
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Hans H. Lembke Bankier, Fiilscher, Historiker Reihe Geschichtswissenschaft Band 60 Hans H. Lembke Bankier, Falscher, Historiker Der Weg des Isaac Lewin durch die Geschichte seiner Zeit Centaurus Verlag & Media UG Zurn Autor: Hans H. Lembke ist Wirtschaftsprofessor und schreibt tiber die Geschichte von Un temehmen in ihren sozial-6konomischen und politischen Zusammenhangen. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibl iothek verzeichnet diese Publ ikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliogratlsche Daten sind im Internet Uber http://dnb.d-nb.de ab rufbar. Gcdmckt auf siiurcfrcicm und chlorfrci gcblcichtcm Papicr. ISBN 978-3-86226-176-5 ISBN 978-3-86226-980-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-980-8 ISSN 0177-2767 Aile Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfliltigung und Verbreitung sowie der Uber setzung, vorbehalten. Kein Teif des Werkes daTi in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahrenj ohne schriftliche Genehmigung des Verlages repro duziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarheitet, vervieljaltigt odeI' ver hreitet werden. IE) CENTAURUS Verlag & llIedia KG. Freiburg 2012 www.centaurus-verlagde Umschlaggestaltung: Jasmin Morgenthaler Satz: Vorlage des Autors Inhalt 5 Inhalt UeJIb KHllrH - Sinn des B uches -Idea of the book 7 Nationalokonomie in st. Petersburg, Leipzig und Freiburg 9 Petersburger Polytechnikum und Universitat Leipzig - Abschluss, Banker fahrung und Dissertation in Freiburg - Wissenschaftler im vorrevolutiona- ren Russland Revolution und Emigration 27 Lewins Gedanken tiber Lenins okonomisches Denken - Nationalisierungs dekret, Helfferich-Artikel und roter Terror - Von Finnland in die Stiefmut ter der russischen Stadte Chancen in der deutschen Wissenschaft? 53 Osteuropa-Lehre in Breslau und eine russische Universitat in Berlin - Me dien, Verlage und Autoren im Russischen Berlin Chancen in Berliner Banken? 69 Investment-Banking fLir russische Emigranten: mit Ruf und Netz - Als jlidi scher Direktor in nordischen Banken - Zentralbank AG: ein Berliner Haus fLir Provinzbankiers? Vom Bankdirektor zum Bankier 95 Die Bank G. Lowenberg & Co. - Optionen und Konkurrenten im deut- schen Ostgeschaft - Monopole und Russenwechsel in Russlands Westge- schaft - Krisensignale, Wirtschaftskriminalitat und der Rul' -Artikel Affaren und Skandale am Schau platz Berlin 117 Falscher im deutsch-russischen Spannungsfeld - Von Sklarek tiber Raiffei- sen zu Stinnes - Der bedrangte deutsche Mittel stand Der Lowenberg-Fall und die Flucht 137 Erklarungen, Aufklarungen, Weiterungen - Paris als Etappe: am Ausgang der Annees Folies - Theorie, Praxis und Literatur des Falschens Von Stid- nach Nordamerika 159 Zweiter Name und Dritte Welt - Trotz Steckbrief: von Brasilien tiber Cuba zum Einstieg in Harvard - Enttarnung im Januar 1933 - Die Referenzen des 1. F. Normano 6 Inhalt Auslieferungsverfahren und AuBenpolitik 199 Hitlers Machtergreifung als Normanos Chance - Non Habeas Corpus Meum: erste Wende im Prozess - SELMAs Fiirsprache und Freislers Amtshilfe - Freilassung, Riickzugsgefechte und ein Nachspiel Harvard Revisited? 227 Harvard's Jewish Question - Das Hanfstaengl-Dilemma - Der Wettstreit der Nachwuchsokonomen Ein U S-brasilianischer W issenschaftler 241 Kampf urn Stidamerika: nach dem ersten Weltkrieg - Brasilien: vom Ban deirante zum Paulista - Versuch einer Bibliographie und das Comeback Pre-war Planning 255 Kampf urn Siidamerika: vor dem zweiten Weltkrieg - Aufrufe zur wirt schaftlichen Verteidigung - Der Beitrag des Latin American Economic In- stitute - Positionswandel der USA: from neutrality to non-belligerency Post-war Planning 289 Japanese in South America: die Blickwendung nach Asien - Das Russian Economic Institute im Hause der Frankfurt School - Asia the Economic Battlefield: Planung der Nachkriegswelt Post-mortem: wer zitiert Lewin, wer Normano? 309 Arbeiten tiber Russland: in und nach dem Kalten Krieg - Arbeiten tiber La teinamerika: Grundsteine der Dependenztheorie? Nach-Lese 327 The Struggle for South America: Economy and Ideology - Brazil: A Study of Economic Types - The Spirit of American Economics - The Spirit of Russian Economics Ausgewahlte Literatur 359 Abkiirzungen 364 Register 365 Bildnachweis 371 Einleitung 7 U:eJIh Sinn des Buches - Idea of the book K'HHrH - Der Weg des Isaac Lewin durch die Geschichte seiner Zeit: dieses Buch ist nicht nur, nicht einmal primar eine Biographie. Betrachtet wird die Person in ihrer Vita von 1905 bis 1945; sie fUhrt den Leser durch Period en der Zeitgeschichte, vom re volutionaren Russland zur Roosevelt-Ara, von der deutschen Inflation zur Banken krise, von der professionellen FalschmUnzerei in Grauzonen der Wirtschaft zum Verfalschen politischer Dokumente in Geheimdienstmilieus. Dies ist spannend und unterhaltsam; streckenweise ist die Erzahlung ein Krimi, in anderen Kapiteln eine Fluchtstory. Aber das Buch bietet mehr: als Leser durchstreift man inhaltreiche Abschnitte der neueren und neuesten Geschichte, mit dem besonderen Reiz, dass deren Auswahl einzigartig, weil biographisch bestimmt ist. Der Sinn, dieses Buch zu lesen, liegt somit nicht darin, die inn ere Entwicklung und das Schicksal eines Isaac Lewin unter den Bedingungen seiner Zeit zu erleben; vielmehr geht es darum, ihn als einen FUhrer durch Zeitgeschichte zu sehen und zu nehmen. Sein Leben und Werk zu betrachten ist deshalb faszinierend, weil dies der Wanderung durch eine Jahrhunderthalfte gleichkommt, die sich mit ihrer Ereignis dichte von allen frUheren abhebt. In dem Buch geht es vor allem um diese Zeitrei se, und erst an zweiter Stelle um die Erforschung von Personlichkeit und Werk des ReisefLihrers. Beispiele konnen dies erlautern. Wenn die Emigration des Wirt schaftshistorikers Lewin beleuchtet wird, so versteht der Leser dies vor dem Hin tergrund der Auswanderungswelle aus russischen Universitaten um 1920. Wenn beschrieben wird, wie die Polizei den Bankier Lewin als Wechselfalscher entlarvt, so wird gleichzeitig ein Einblick in lnstabilitat und Kriminalitat im Berliner Ban kenwesen am Ende der zwanziger Jahre geboten. Auch der Kampf des J. F. Nor mano (alias Lewin) gegen die Auslieferung an Deutschland - ab Januar 1933 - wird nicht als Einzelfall betrachtet, sondem vor den Hintergrund der ersten Pro testbewegungen amerikanisch-jUdischer Communities gegen den Antisemitismus der Hitler-Regierung gestellt. Und schlieBlich: die Chance des ,brasilianischen' Wissenschaftlers, einen Harvard-Lehrstuhl zu erhalten, wird abgewogen mit Blick auf den Wettbewerb, der in den dreiJ3iger Jahren um die Professuren an dieser Un i versitat entbrannte - wo ein Schumpeter relativ schnell zum Zuge kam, ein Leon tief aber mehr als ein lahrzehnt warten musste. Die yom Autor gewahlte Methodik: er beschreibt Personen, Objekte, Ablaufe und versucht diese einzuordnen, meist durch Typenbildung. Das Material erlaubt es, auf dieser Stufe wissenschaftlicher Arbeit zu recht sicheren Ergebnissen zu kommen. FUr die nachste Stufe, die des Verstehens und Erklarens, gilt dies nur mit Einschrankung. Die Frage nach dem "warum" ist eine weit groBere Herausforde rung als die nach dem "was" und "wie" - wenn die Hauptperson nicht mehr befragt 8 Inhalt werden kann, auch Zeitzeugen nichts beitragen konnen und personliche Materia lien, wie Aufzeichnungen und Korrespondenz, nicht erhalten sind. Schliel3lich die Form des Buches: sie ist zum einen sequentiell; denn die Hand lung folgt dem Lebenslauf, SprUnge auf der Zeitachse - weit voraus, weit zurUck gibt es nur selten. Wem dies eher traditionell erscheint, der mag sich am zweiten Bestandteil der Form freuen, dem Vermittlungsmodus. Wo immer moglich, hat der Autor sich flirs Narrative entschieden, eine erzahlende Form gewahlt. Nach-Lese: so ist das Schlusskapitel liberschrieben, warum? Das Buch richtet sich an zeitgeschichtlich interessierte Leser. Aile, die zudem ein wirtschaftswissen schaftliches Interesse einbringen, mag auch dieses Kapitel ansprechen. Es bietet eine eingehendere Darstellung und Bewertung derjenigen BUcher von Le winlNormano, die nicht oder nur teilweise mit dem Zeitgeschehen zwischen 1905 und 1945 verkniipft sind. Die Empfehlung des Verfassers: bei speziellem Interesse nachlesen, ansonsten iiberlesen. Dasselbe gilt fLir die Endnoten; sie nennen vor al lem Quellen und bieten Hintergrundwissen. Del' Weg durch die Geschichte ist auch ohne sie zu verstehen. Petersburger Polytechnikum und t:niversitat Leipzig 9 NationalOkonomie in St. Petersburg, Leipzig und Freiburg Der russische Herbst des Jahres 1905 ist unruhig. Nach dem "blutigen Sonntag" im Januar hat man die Universitaten geschlossen, sie gelten als Herde des Aufruhrs. Mitte September sollen sie ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen, aber den Studen ten ist die Kritik an Hochschul- und Staatsautoritaten wichtiger als die Rhetorik in Vorlesungen und Seminaren. Radikalere Protestierer fordern die "Reinigung" der Universitaten von "reaktionaren" Professoren und die Umwidmung der Horsale in Werkstatten zur Planung der Revolution. Und auch fUr die Mehrheit der Studenten steht auBer Frage, dass es Zeit ist fur einen grundlegenden Wandel in Hochschule, Staat und Gesellschaft. Kontdire Meinungen gibt es nur zum wie: sollen die Vor stellungen der Marxisten oder die der sozialrevolutionaren Narodniki die Richtung bestimmen?l Das Polytechnikum St. Petersburg ist Teil der Bewegung, nicht etwa eine ruhige lnsel politisch desinteressierter Fachstudenten.2 isaac Lewin erinnert sich sechs Jahre spater: ,,[ ... J begann ich im Herbst desselben Jahres meine Studien an der Staatswissenschaftlichen Abteilung des Petersburger Polytechnikums. Bald nachher wurden jedoch die hoheren Schulen Rul3lands wegen der stattgefundenen Unruhen geschlossen.,,3 Petersburger Polytechnikum und Universitiit Leipzig Isaac I1jitsch (Eljewitsch) Lewin wurde im Juli 1887 in Kiew geboren: Das Eltern haus stand in der Wasilkiwska Str. 99, im Zentrum der Stadt.5 Sein Vater Elias Le win war ein wohlhabender Kaufmann, nach allem Anschein auch bankgeschaftlich tatig und mit der ukrainischen Zuckerwirtschaft verbunden. Das II. Klassische Gymnasium in seiner Heimatstadt schloss Isaac im Juni 1905 mit Auszeichnung ab, "unter Zuerkennung einer goldenen Medaille".6 In seiner Matura-Akte ist ver merkt, dass er die Schule regelmaBig besuchte; auch sei er "fleiBig und wissbegie rig in allen Fachem" gewesen. Mit diesen Urkunden und Empfehlungen stellte der Abiturient noch im selben Monat den Antrag, zum Studium an der Staatswissen schaftlichen Abteilung des Petersburger Polytechnikums zugelassen zu werden.7 Das Staatliche Polytechnische Institut Sankt Petersburg "Peter der GroBe" hatte erst drei Jahre zuvor den Lehrbetrieb aufgenommen. Gegrilndet wurde es im Jahre 1899, als Produkt des "Systems Witte", das die Wirtschafts- und Finanzpolitik um die Jahrhundertwende pragte.8 Sergej Witte, yom Generaldirektor einer Eisenbahn gesellschaft zum Finanzminister aufgestiegen (1892-1903), war in diesen J ahren die dominierende Figur aufRegierungsebene; er zog auch die politischen Faden bei der Modernisierung und industrialisierung der russischen Wirtschaft.9 Seine Politik setzte auf eine ungleichzeitige Entwicklung in dem okonomisch zurilckgebliebenen

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