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Badumna longinqua nach Europa eingeschleppt (Araneae: Desidae) PDF

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1 1 ArachnologischeMitteilungen42:1-4 Nürnberg,Dezember201 Badumnalonginqua nach Europa eingeschleppt (Araneae: Desidae) Karl-Hinrich Kielhorn&IngolfRödel doi:10.5431/aramit4201 Abstract:Badumnalonginqua introduced into Europe (Araneae: Desidae).A female specimen ofthe cribellate spiderspeciesBadumnalonginqua(L.Koch, 1867) wasfound in a 'do-it-yourself-store' in Berlin.Thespecies isofAus- tralianoriginand hasbeen introduced intoNewZealand,Japan,UruguayandCalifornia.Thisisthefirstrecordofa representativeofthefamilyDesidaefrom Europe.B.longinqualivesinandaround housesand isapparentlycapable ofestablishing itselfin Europe. Keywords:alien spiderspecies,Berlin,Central Europe,Germany,globaltrade In der Gartenabteilung eines Baumarktes in Berlin-Schöneberg wurde im Oktober 2010 an einer Baumeuphorbie ein flaches, ausgedehntes Spinnennetz entdeckt. Die zugehörige Spinne befand sich unter dem Netz. Sie konnte eingefangen werden und wurde bis zur Reifehäutung gehalten. In GefangenschaftbautedieSpinneumgehend einTrichternetzmitsehrlockerenMaschen. SiewurdemitFliegenundanderenInsekten gefuttert(Abb.1).NachdreiWochenhäute- te sie sichzu einem adultenWeibchen. Material Badumnalonginqua(L. Koch, 1867) (Abb. 1-2) 19 Deutschland,12103Berlin-Schöneberg,Al- , boinstr. 13,Baumarkt,52°28'4"N 13°22'8"0,39 mü.NN,TK25 3546-NW,anBaumeuphorbie, 8.10.2010 (subadultes 9, Reifehäutung nach dreiWochen),Handfang,leg.,det.undcoll. K.- H. Kielhorn. Die Determinationwurde anhand der Fotos (Abb. 2) von MarkHarvey (Western AustralianMuseum,Welshpool)bestätigt. Die Herkunft der Spinne konnte nicht geklärt werden. Die Pflanzen in der Gar- tenabteilung des Baumarkts stammen von Großhändlern aus den Niederlanden und Deutschland. Möglicherweise handelt es Abb.1:BadumnalonginquabeimVerzehreinerFliege. sich nicht um eine direkte Einschleppung Fig.1:Badumnalonginquafeastingonafly. aus den ursprünglichen Herkunftsländern (s.unten),sondernesexistiertbereitseinePopulation Dr. Karl-Hinrich KIELHORN, Albertstr. 10, 10827 Berlin, E-Mail: in europäischen Gewächshäusern. Nach dem Fund [email protected] IngolfRÖDEL,Südweg 15,03253Doberlug-Kirchhain(OTLugau), wurden mehrfach Kontrollen der Sukkulenten in E-Mail:[email protected] dem Baumarkt durchgeführt,jedoch keine weiteren Exemplare gefangen. eingereicht:20.3.2011,akzeptiert:16.6.2011;onlineverfügbar:15.12.201 2 K.-H.Kielhorn&I.Rödel Abb.2:Badumnalonginqua,Weibchen-a)Habitus,b)Epigyne,c)Vulva,d)CribellumundSpinnwarzen,e)CalamistrumaufMetatarsusIV. Fig.2:Badumnalonginqua,female-a) Habitus,b)Epigynum,c),Vulva,d)Cribellumandspinnerets,e)Calamistrumon metatarsusIV. Bestimmung beidenistdavonauszugehen,dasssieursprünglichaus Die Zuordnung der cribellaten Spinne zu einer Fa- Australien stammen. milie gestaltete sich unerwartet schwierig. Mit dem Badumnalonginquawurdevon KOCH (1867) aus FamilienschlüsselinJOCQUE8cDlPPENAAR-SCHOE- Brisbanebeschrieben.MARPLES(1959)stelltedieArt MAN (2007) gelangt man zu denTitanoecidae. Die zudenDictynidae,FORSTER(1970)zudenDesidae. ArtließsichaberkeinerderGattungendieserFamilie Diese Familie besteht aus cribellaten und ecribella- zuordnen. Erst der Schlüssel für nordamerikanische ten Arten mit sehr unterschiedlichen Merkmalen Spinnen von UBICK et al. (2005) ermöglichte die (JOCQUE 8cDlPPENAAR-SCHOEMAN 2007). Nach Identifikation der Spinne als Badumnalonginqua (L. PAQUINetal.(2010)istdieAbgrenzungderDesidae Koch, 1867). Allerdings musste dazu eine Merk- von den Agelenidae, Amphinectidae und Amauro- malsangabe ignoriertwerden:„Calamistrum extends biidae anhand äußerlicher Merkmale schwierig bis over no more than halfthe length ofmetatarsus IV“ unmöglich. (UBICK et al. 2005). Bei dem vorliegenden Exemp- Zur Unterscheidung der Gattung Badumna von lar ist das Calamistrum aber deutlich länger (Abb. den sehr ähnlichen Amaurobiiden kann laut UBICK 2e). Bereits MARPLES (1959, sub Ixeuticus martius (2005) die Größe der vorderen Mittelaugen heran- ) schrieb „Calamistrum: Very long, 5/9ths length of gezogen werden. Sie sind demnach bei Badumna metatarsus“.AbbildungenderGeschlechtsorganeund 1,4-mal so groß wie die vorderen Seitenaugen, bei andererMerkmalevonB.longinquagebenz.B.UBICK Amaurobiiden 1,2-mal. GRAY (1983: 248) weist (2005,figs.24.9,24.10),GRAY(1983,figs.19-22)und allerdingsdaraufhin,dassdieserGrößenunterschied PAQUINetal.(2010,figs.50.5-50.7),denHabitusdes nicht bei allen Exemplaren von B. longinqua vor- Weibchens stellt FORSTER (1970, fig. 143) dar. handen ist. Die Männchen von B. longinqua haben Die Gattung Badumna umfasst gegenwärtig 18 nach MARPLES (1959) eine Länge von 12 mm, die Arten (PLATNICK2011). Davon kommen 12 Arten Weibchenvon 16 mm.UBICK(2005)gibtfürdieArt mm ausschließlichinAustralienundTasmanienvor,drei eineGrößenspannevon5-12 an.DasWeibchen Arten sind aus Java beschrieben worden und eine aus Berlin hat eine Körperlängevon 8,4 mm. ArtwurdevorkurzeminChinaentdeckt(ZHUetal. Der ungewöhnliche Gattungsname Badumna 2006). Nur zwei Arten haben eine weitere Verbrei- Thoreil, 1890brachte CAMERON (2005:283) zuder tung:B. insignis(L.Koch,1872)undB.longinqua.Bei Annahme,es müsse sichum einen Schreibfehlerdes BadumnalonginquanachEuropaeingeschleppt 3 Autors oder einen Übertragungsfehler beim Druck Tatsache, dass sie sich sehr erfolgreich in mehreren handeln.IneinerzeitgenössischenQuellefindetsich Ländern etablieren konnte und dort vorwiegend der Name jedoch in der von Thoreil gebrauchten synanthrop lebt, liegen damit gute Voraussetzungen Schreibweise. Er bezeichnet demnach eine „Göttin füreine Etablierungin Europavor.WiedasBeispiel derJagd und Wälder bei den Friesen und Gothen“ derZwergspinneMermessusdenticulatus(Banks,1898) (Vollmer 1859: 249). zeigt,könnensicheingeschleppteArtenandashiesige Klima anpassen und sogar aus dergeschütztenUm- HerkunftundVerbreitung gebungvonWarmhäusernindasFreilandVordringen BadumnalonginquastammtausdemOstenAustrali- (HELSDINGEN 2009). Eine solche Entwicklung ist ensundwurdevondortnachNeuseeland,indieUSA, auch fürB. longinquavorstellbar. nachUruguayundnachJapanverschleppt(PLATNICK Die mögliche Ausbreitung einer synanthrop 2011,UBICK2005).Beidem FundinBerlinhandelt lebenden Spinnenart wirft die Frage nach ihrer sichumdenerstenVertreterderFamilieDesidae,der GefährlichkeitfürdenMenschenauf.ÜberdieGift- in Europagefundenwurde (HELSDINGEN 2010). wirkungvon SpinnenderGattungBadumnaaufden MenschenbestehtUnklarheit.Dasaustralische„CSL Lebensweise Antivenom Handbook“ nennt als Folgen des Bisses In Australien und Neuseeland wird B. longinqua als von B. insignis moderate Schmerzen, Schwellungen „greyhouse spider“ oder auch „brown house spider“ und Hautrötung sowie gelegentlich eine schwache bezeichnet. DievorwiegendsynanthroplebendeArt Wirkung aufden Kreislauf(WHITE 2001). Es wird kann an Häusern und in Gärten sehr häufig auftre- aberauchaufeinemöglichenekrotischeWirkungdes ten.NachFORSTER(1970)istsiewahrscheinlichdie Gifteshingewiesen. SolcheAngabenhabenoffenbar häufigste Spinnenart in Neuseeland. Sie bevorzugt dazu geführt, dass die Stadt München Spinnen der einetrockene,sonnigeUmgebungmitkühlerenRück- GattungBadumna als „erheblich giftig“ ansieht und zugsmöglichkeiten.DasNetzzeichnetsichdurchsehr sie auf einer Liste gefährlicher Tiere aufführt. In lockere,weiteMaschenaus.Eswirdnichtregelmäßig einer wissenschaftlichen Untersuchung konnte die neu gebaut, sondern immer wieder erweitert und nekrotischeWirkungdesBissesvonBadumna-Arten repariert (MARPLES 1959). nichtbestätigtwerden (ISBISTER8cGRAY2004). COSTA(1993)beschreibtdieKopula.DasMänn- Die übertriebene Darstellung der Giftigkeitvon chen sucht ein subadultes Weibchen aufund bleibt Spinnen durch dieMedien hatim FallderDornfin- indessenNetzbiszurReifehäutung.Direktnachder ger-Arten Cheiracanthiumpunctorium(Villers,1789) Häutungwird die Kopula vollzogen. Danach bleibt und C. mildei L. Koch, 1864 starke Ängste in der das Männchen noch drei bis vierTage im Netz des Öffentlichkeitausgelöst(KNOFLACH2009,MUSTER Weibchens. et al. 2008). Umso wichtiger sind deshalb sachliche BadumnalonginquagehörtinihrerHeimatzuden InformationenüberdieEinschleppungundAusbrei- bevorzugten Beutetieren der „white-tailed spider“ tungvonSpinnensowiemöglicheAuswirkungenauf Lampona cylindrata (L. Koch, 1866) (s. PLATNICK denMenschen. 2000) und der Raubwanze Stenolemusbituberus Stal, 1874 (Wignall 8cTaylor2008). Danksagung WirdankenAmbrosHänggiundChristianKomposchfür DiskussionundAusblick hilfreicheKommentareunddiekritischeBegutachtungdes Nach Mitteleuropa eingeschleppte Spinnen aus Manuskripts. Mark Harvey überprüfte die Bestimmung, den Tropen und Subtropen bleiben aufgrund ihrer JasonDunlopkorrigiertedieenglischenTextpassagen.Jacob KielhorndankenwirfürdieBildbearbeitung. hohen Ansprüche an Temperatur und Luftfeuchte meistaufWarmhäuserbeschränkt(JÄGER8cBLICK Literatur 2009, KlELHORN 2009). B. longinquabesiedelt aber CAMERON H.D. (2005): An etymological dictionary of in Neuseeland auch die südlichen Landesteile mit North American spider genus names. In: UBICK D., gemäßigtem Klima (s. Karte in MARPLES 1959: P. PAQUIN, PE. CUSHING 8cV. ROTH (eds.): Spiders 336). Die Art weist offenbar eine größere Toleranz ofNorthAmerica:anidentificationmanual.American gegenüber den klimatischen Bedingungen auf als Arachnological Society, Keene (New Hampshire). S. typische„Gewächshausspinnen“.Zusammenmitder 274-330 4 K.-H.Kielhorn&I.Rödel COSTA F.G. (1993): Cohabitation and copulation in Ix- MusterC.,A.Herrmann,S.Otto&D.Bernhard euticus martius (Araneae, Amaurobiidae). -Journal of (2008): Zur Ausbreitung humanmedizinisch bedeut- Arachnology21:258-260 samer Dornfinger-Arten Cheiracanthium mildei und FORSTERR.R. (1970).The spiders ofNewZealand. Part C.punctorium in Sachsen und Brandenburg (Araneae: III.-OtagoMuseumBulletin3: 1-184 Miturgidae).-ArachnologischeMitteilungen35:13-20 GRAYM.R.(1983):Thetaxonomyofthesemi-communal -doi: 10.5431/aramit3502 spiders commonlyreferredto the speciesIxeuticuscan- PAQUIN P, C.J. Vink&N. DUPERRE (2010): Spiders of didus(L.Koch)withnotesonthegeneraPhryganoporus New Zealand: Annotated Family Key &cSpecies List. Ixeuticus and Badumna (Araneae, Amaurobioidea)., ManaakiWhenua Press, Lincoln (New Zealand). 118 - Proceedings ofthe Linnean Society ofNew South S. Wales 106:247-261 PLATNICKN.I. 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