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Autorität, Staat und Nationalcharakter: Der Zivilisationsprozeß in Österreich und England 1700–1900 PDF

430 Pages·2000·15.47 MB·German
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Helmut Kuzmics/Roland Axtmann Autorität, Staat und Nationalcharakter Figurationen. Schriften zur Zivilisations- und Prozesstheorie Herausgegeben von Annette Treibel in Zusammenarbeit mit Helmut Kuzmics und Reinhard Blomert Band 2 Helmut Kuzmics/Roland Axtmann Autorität, Staat und Nationalcharakter Der Zivilisationsprozeß in Österreich und England 1700-1900 Leske + Budrich, Opladen 2000 Gedruckt auf säurefreiem und alterungs beständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-2967-6 ISBN 978-3-322-93206-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93206-8 © 2000 Leske + Budrich, Opladen Gedruckt mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Wien. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des UrhebelTechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .............................................................................................. v 1. Einleitung ....................................................................................................... 1 Autorität und Affektmodelliemng ............................................................................. 1 Nationaler Habitus .................................................................................................... 5 Das Argument im Überblick .................................................................................... 14 2. Die Formierung des englischen Staates und die Soziogenese politischer Autorität ...................................................................................................... 27 Vorbelnerkung ......................................................................................................... 27 Geschichtliche Wandlungen in der Machtbalance zwischen Krone und Parlament in England ....................................................................................... 29 Elemente der Pazifiziemng und Diszipliniemng der englischen Gesellschaft ............................................................................................ 48 Aspekte der Fonniemng des englischen Fiskalstaates .............................................. 69 3. Die Formierung des österreichischen Staates und die Soziogenese politischer Autorität ..................................................................................... 81 Der konfessionelle Absolutismus in Österreich ........................................................ 89 Refonnabsolutisnlus ................................................................................................ 98 Konstitutionalismus, Parlamentarisiemng und die Nationalitätenfrage .................. 115 4. Feudaler Patrimonialismus und kirchlicher Gewissenszwang in Österreich .............................................................................................. 135 Literarische Beispiele vom Ende der Periode ......................................................... 135 Die Entwicklung kirchlicher Autorität und ihre Folgen im österreichischen Habitus ........................................................................................ 142 Bäuerliche Einstellung zur feudal-patrimonialen Autorität im literarischen Beispiel ............................................................................................. 150 Der feudale Kriegerkodex in Österreich: Einige Überlegungen und ein erster Vergleich mit England ........................................................................... 153 Autorität unter Anklage: Die Erfahnmg des großen Krieges .................................. 159 5. Feudaler Patemalismus in England: Entwicklungen des Gentleman-Codes ....................................................................................... 169 Ein literarisches Beispiel vom Ende der Epoche .................................................... 169 Gentlemankanon und Puritanismus: Entwicklungslinien des englischen Charakters ..................................................................................... 176 VI Autorität, Staat und Nationalcharakter Literarische Beispiele zur Entwicklung des Gentlemankanons im 18. Jahrhundert ................................................................................................ 181 GentIemankanon und Parlamentarismus in Trollopes "Can You Forgive Her" ....... 191 a) Veriindenmgen des Gentlemanideals gegenüber dem 18. Jahrhundert ........................................................................... 192 b) Parlamentarismus und Charaktertraining ............................................ 198 6. Das höfische Element im österreichischen Charakter. Autorität, Verstellung, Schmeichelei und Servilität ................................................... 207 Ein Beispiel vom Ende der Epoche ........................................................................ 207 Zur Herleitung des österreichischen Umgangs mit Autorit:it am Beispiel der Wiener Volkskomödie ........................................................................ 211 Das höfische Muster und Wiens städtische Mittelschichten bei Nestroy ................. 216 Traditionelle "patriarchalische" Autorität bei Nestroy ............................. 218 Das höfische Element - Sclulleichelei und Servilität ............................... 222 Das höfische Element der habsburgischen Bürokratie in der Parodie: Herzmanovsky- Orlando ......................................................................................... 227 Autoritarismus und Selbstironie im österreichischen Habitus: Einige Bemerkungen zu den literarischen Beispielen bei Nestroy und Herzmanovsky-Orlando ................................................................................. 232 7. Stolze Distanz als Element englischer Autoritätsbeziehungen: "Indirekte Herrschaft" .............................................................................. 245 Ein Beispiel vom Ende der Epoche ........................................................................ 245 Defoes Robinson und sein Diener Freitag .............................................................. 249 Autorität, stolze Reserve und englischer Charakter bei Jane Austens "Stolz und Vorurteil" ............................................................................................. 252 Exkurs: Schiffe, Disziplin und englischer Charakter: Am Beispiel der Hornblower-Romane von C. S. Forester .......................................................... 266 Einige Überlegungen zu den bisher behandelten Beispielen und zum Vergleich mit Österreichs höfischem Muster.. ................................................ 274 8. Verbeamtung als österreichischer Zivilisationsprozeß .............................. 281 Beispiele vom Ende der Epoche ............................................................................. 281 Vom josephinischen Reformbeamtentum zum vonllärzlichen Polizeistaat: Spiegelungen in der bürgerlichen Literatur ............................................................ 289 Karl PostIs (Charles Sealsfields) "Österreich, wie es ist" als Analyse des vormärz lichen Obrigkeitsstaats: Autoritiit und österreichische Nationalcharaktere im frühen 19. Jahrhundert ....................................................... 296 Grillparzer: Patrimoniale AutorWit und bürokratische Zaghaftigkeit als österreichische Wesenszüge ................................................................................... 303 Inhaltsverzeiclmis Vll Der Beamte in der Parodie: Herzmanovsky-Orlando .............................................. 327 Ein Vergleich mit England: Der "Civil Servant" bei Trollope ................................ 331 9. Puritanismus, Buchhaltung und die Moralisierung von Autorität im englischen Habitus ..................................................................................... 337 Beispiele vom Ende der Epoche ............................................................................. 337 Defoes "Moll Flanders" und die anonyme Autorität des Marktes ............................ 343 Dickens' "Oliver Twist" und die Moral der Mitleidlosigkeit.. ................................. 354 Evangelikalislllus und die Entstehung einer neuen Mittelklassenmoral: lane Eyre und St. lohn Rivers ................................................................................ 358 Vergleich mit Österreich. Nation und patrimoniale Autorität bei J. Roth .............. .362 Bibliographie ................................................................................................. 375 Personen- und Sachregister ........................................................................... 403 Danksagung Das vorliegende Buch hat eine lange und komplizierte Entstehungsgeschichte. Es begann damit, daß der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Wien, einern von uns, Helmut Kuzmics, das Fondsprojekt P 7779 "Volkscharak ter und Moderne" bewilligte. das zu einern Forschungsaufenthalt in Cambridge (1990/91) führte und somit auch in weiterer Folge zu diesem Buch. Dazwischen lagen lange Jahre, in denen wir beträchtliche Dankesschuld gegenüber einer er klecklichen Anzahl von hilfreichen und interessierten Menschen angehäuft ha ben, die uns in Gesprächen und durch wertvolle Literaturhinweise unterstützt haben: Karl Acham, Graz, Reinhard Blomert, Berlin, Leslie Bodi, Melboume. Stephan Böhm. Graz. Rainer Czaputa. Graz. Eric Dunning, Leicester, Peter R. Gleichmann, HalUlOver, Frallz Höllinger, Graz, Gemot Lauffer, Graz, Athella Leoussie, London, Jacques Le Rider, Paris, Gerald Mozetic, Graz, Maggie O'Neill, Staffordshire, Gregor Pozniak, Wien, Heiner Rutte, Graz, Ralph Schroe der. Göteborg, Michael Schröter, Berlin, Steve Sharot, Beersheba. Annette Trei bel, Bochum/Karlsruhe, Efrat TseeIon, Leeds/Dublin, Richard WalL Cambridge. Cas Wouters, Utrecht, Jörg Zilian, Graz. Stephan Bölun, Gerald l\;'lozetic, Heiner Rutte und Jörg Zilian haben auch Fassungen dieser Arbeit gelesen und uns vor manchem Fehler bewahrt. Wertvoll waren auch die Ideen und Beiträge von stu dentischen Teilnehmern an Seminaren in Graz - vor allem von Barbara Hönig, Ruth Kümmel und Dieter Reicher. Roland Axtmanll möchte Freunden und Kol legen Dank sagcn, dic ihn bei seinen Arbeiten über die Formierung des modernen Staates unterstützt haben: Klaus von Beyme. Heidelberg. Michael Burrage, Lon don, Percy Cohen, London, Michael Mann, Los Angeles, Anthony Smith, Lon don und Derek Urwin, Abcrdeen. Für die Erstellung des Personen- wld Sachregi sters bedanken wir uns bei Roswitha Harisch, Graz. Die technische Fertigstellung und ein großer Teil der Schreibarbeiten lagen in den Händen von Gertrude Sel bitschka, Graz, die diese Arbeit mit großer Umsicht und Verläßlichkeit bewerk stelligte. Ihnen allen sagen wir von Herzen Dank. 1. Einleitung Autorität und AffektmodelIierung Es gibt eine Reihe von Filmen, die den Geist und das Lebensgefühl des dahinge gangenen britischen Empire wie der noch gründlicher verschwundenen Donau monarchie heraufbeschwören können. "Chariots of Fire" (l9Xl), ein berülm1t ge wordenes Filmepos, das sich mit dem Werdegang englischer Sportler bis zum Olympiasieg im Mittelstreckenlauf befaßt, ist ein solcher Film. Eine numinose "Englishness", die soziologisch fast unfaßbar ist, durchzieht diese Geschichte von Anstrengung und Faimeß, der Auseinandersetzung mit Collegeautoritäten, die sich dem Geist der Konunerzialisierung widersetzen bis zum letztendlichen überwälti genden, aber hart erkämpften sportlichen Durchbruch. Gerade dieser Kampf zwi schen universitärer Autorität und widerspenstigem Studenten, verhalten und den noch heftig ausgetragen, mit Elementen großen Respekts auf beiden Seiten, in Szenen einer nuanciert eingesetzten Körpersprache und auf dem Hintergrund der unverwechselbaren Collegelandschaft, erscheint dem kontinentalen Betrachter als "typisch englisch", ohne daß er gleich auf Anhieb angeben kÖlmte, wanun. Ganz anders der Eindruck, den die grantigen Hofräte und herzigen Dienstmädel in den dem österreichen Publikum so vertrauten Filmen mit dem "Volksschauspieler" Hans Moser machen: Man weiß. daß diese Geschichten nie in London oder Cam bridge spielen könnten: aber wanlln') Was macht diese Darstellungen sangesfreu diger älterer Herren in hohen Positionen, von nörgelnden Subaltemen mit Herzen aus Gold, so unverwechselbar österreichisch? In unserem Buch gehen wir davon aus, daß eine Antwort auf diese soziologisch ziemlich sperrigen Fragen nur über eine differenzierte Analyse von Autorität und ihrer psychischen Sedimentierung zu geyvümen ist. "Autorität" hat ein ungeheuer weites Spektnlln. Wir wollen sie gnmdsätz lieh von zwei Seiten aus behandeln: eimnal als Analyse der Gewichtsverteilung im Itmeren der Gesellschaft im Kampf zwischen den großen gesellschaftlichen Grup pen seit der frühen Neuzeit, einer Verteilung, wie sie sich bis zum 1. Weltkrieg. am Vorabend des Zerfalls der Habsburger Monarchie und der globalen Vonnacht steIlung Englands, herausgebildet hat. Deutlichster Ausdruck dieser Gewichtsver teilung sind Stärke und Stellung der Organe staatlicher Kontrolle - von Polizei. Militär und staatlicher Bürokratie. Die andere Seite ist die der psychischen Struk turen des Erlebens von Macht in Einübung, Ausübung und Duldung. Wir gehen davon aus, daß die Stmkturen der (legitimen) Autorität und die Gefühle. die sich mit der Ausübung wie der Duldung von Macht verbinden. tatsächlich sehr ver schieden sein kömlen. Im Anschluß an N. Elias gehen wir von einem sozialen "Ha bitus" aus (Elias. 19X9), der aus der "Biographie von Staatsgesellschaften" erklärt 2 Autorität Staat und Nationalcharakter werden kaml. Nicht nur gesellschaftliche Makrostrukturen, wie Staat oder Markt, sondern auch "ümere", psychische Strukturen der ModelIierung von Gefühlen und Affekten kölmen eine erstaunliche Stabilität aufweisen. sich von Generation zu Generation langsam wandeln und dabei demlOch reproduzieren. Wichtig ist dabei. die für die Prägung menschlicher Gefühle und Beziehungen relevanten ionnenden Umfelder ausfindig zu machen. Der Sozialcharakter des Höflings, des KaufmaIms oder des Militärs kaml auch z.T. den Nationalcharakter des Franzosen, des Hol länders und des Preußen-Deutschen ergeben. Diese Dimension der Erfahrung von Macht und Ohmnacht ist gewöhnlich historisch sclnver zu fassen. Wir versuchen, Strukturen ihrer Entwicklung mit Prägekraft für den "National-" oder "Staatscha rakter" aus der belletristischen Literatur seit Anfang des I X. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zu gewinnen. Nun ist es klar, daß Mentalitätsdiffcrenzen zwischen verschiedenen Kultu ren nic nur Reilexe von Staatsbildungsprozessen sein können, sondern auch von natürlichen Umgebungsfaktoren, wie dem Klima oder von gesellschaftlichen Pro zessen vor der Staatsbildung - wie der Ethnogenese -. herrühren. Manches davon ließe sich wahrscheinlich aufhellen, wenn man genauere Recherchen anstellte, manches bliebe wohl weiterhin im Dunkel. Jedenfalls ist es eine sinnvolle Heuri stik, zuerst eimllal danach zu fragen, was wir davon mit Hilfe unseres Wissens über Staat und Staatsbildungsprozesse aufklären können. Diese freilich waren in Mittel- und Nordwesteuropa denkbar verschieden. Daß dabei mit England und Österreich zwei der lange Zeit führenden europäischen Großmächte (zuerst neben Frankreich, Rußland, Preußen und dem Osmanischen Reich, später kamcn die Nationalstaaten Italien und Deutschland hinzu - letzteres löste Preußen ab) verglichen werden, gibt der Untersuchung allein schon ihre Be rechtigung, zumal der Kontrast zwischen dem vergleichsweise früh geeinten insu laren Staat und dem multiethnischen Konglomerats-Staat, mitten auf der Kreuzung verschiedener Zivilisationsstraßen zwischen Ost und West Nord und Süd gelegen, kaum größer sein könnte. Mit dem Zerbrechen der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkriegs ist daher auch ein natürlicher zeitlicher Schlußpunkt des Ver gleiches gegeben - ab dann begalm etwas Neues, weml auch das Alte noch lange in dieses Neue hineinwirken sollte. Nun sind Vergleiche Österreichs mit England selbst in der makrosoziologischen Literatur nicht gerade häufig zu finden. im Ge gensatz zum wesentlich besser erforschten Verhältnis zwischen Frankreich, Deutschland und England. Während die jeweiligen Staatsbildungsprozesse inuner hin verglichen werden - etwa bei Parsons (1970). Anderson (1974) und M. Malm (19XX) - bleibt die Seite der Konsequenzen für die Erforschung der jeweiligen "Mentalität" dabei ganz unerschlossen. Die barocken Zwiebeltürme des katholi schen Österreich waren wohl für den englischen Betrachter stets mindestens so fremdartig vvie für den österreichischen das schlichte Grau englischer Kirchen und Kirchhöfe. Älmlich fremdartig waren füreinander die politischen Kulturen. die An-

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