ebook img

Automatismen und Architektur; Medien Obsessionen Technologien PDF

283 Pages·2012·2.815 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Automatismen und Architektur; Medien Obsessionen Technologien

SpringerWienNewYork Oliver Schürer Automatismen und Architektur; MEDIEN OBSESSIONEN TECHNOLOGIEN SpringerWienNewYork HerzlichenDank an Kari für Mentoring und Motivation. Was es ist,Barbara Dank an Axl undHelmuth Gewidmet meinenLieben Inhaltsverzeichnis Vorwort Kari Jormakka 8 Inkubationen 13 1837–1871, Androiden aus Weißer Magie Jean-Eugène Robert-Houdins Kloster 14 Revolutionen 17 Spektakel 18 Individuen 19 Experimente 22 Le Prieuré 25 Vorläufer 29 Abriss 33 Aufbau 36 Obsessionen 41 1880–1926,Diagramm der algorithmischen Morphologie AntoniGaudís Krypta 42 1920er und -30er Jahre, Trinität derLeere LeCorbusiers Standards 56 1929–32, Poesie derRedundanz PierreChareausMaison de Verre 62 1929–69,Synergie versusEnergie RichardBuckminster-FullersWorld PeaceGame 66 1958–70,Netzwerk als Transformationssystem Constants NewBabylon 70 1950–1980er-Jahre, Angewandte Futurologie Nicolas Schöffers kybernetisches Œuvre 78 1960–1970er-Jahre,Elektronisch augmentierteEbene Superstudios Agitationen 86 1961–82,Improvisationen der Adaptionsmaschine Cedric PricesGenerator 97 1997–2002,Big Sister will spielen ein invertierterCyborg namens Ada 103 1998–2002, Zähmung derEchtzeit Kas Oosterhuis’ WildBodies 109 2002, Digitale Intimität von Nachhaltigkeit Werner Sobeks R128 116 2006, Robotische Dezentrierung und Destabilisierung R&Sie auf dem Holzweg 122 2007, Anonyme, temporäre Kollektive Jury Hahns Play Megaphon 125 Achsen & Risse 131 Organisation & Artefakt 136 Materialität &Ephemerisierung 138 Effizienz &Wechselwirkung 146 Infrastruktur &Re-Konstruktion 150 Häuslichkeit & Komfort 154 Abkapseln & Adaption 160 Organismus & Netzwerk 164 Beschleunigung &Verstärkung 170 Körper & Prothesen 178 Simulation & Extension 181 Prozess & System 190 Psyche &Apparat 203 Bedeutung & Übertragung 224 Matrizen 237 Hypothese 245 Anhang 249 Sachregister 249 Personenregister 256 Abbildungsverzeichnis 258 Literarturliste 261 Anmerkungen und Endnoten 272 Vorwort »Ich bin nicht jenes Gefüge von Gliedern, das man den mensch- lichen Körper nennt«, erklärte Réne Descartes: »streng genommen bin ich lediglich›une chose qui pense‹‹ oder ein Ding, das denkt«. Mit seiner Betonung des Denkens steht Descartes in der weitreichen- den aristotelischen Tradition, die die Vernunft als die differentia specificaa des Menschen identifiziert. Aus dieser apollinischen Per- spektive kann der Schlaf der Vernunft nur Monster hervorbringen. Leider ist das denkende Lebewesen nicht immer bei sich, wie schon Blaise Pascal erkannte, weil die Vernunft nur langsam tätig wird und stündlich in Schlaf verfällt. Folglich schließt er contra Cartesium:»Man muß sich hierüber keine Täuschung machen – wir sind ebenso gut Automaten als geistige Wesen«. Als Indiz dafür dient für Pascal die Tatsache, dass es fast nie logische Beweise sind, die aus uns Christen oder Heiden, Handwerker oder Soldaten ma- chen; vielmehr werden wir, wer wir sind, durch Gewohnheiten, durch unbewusste Automatismen. Im Kontrast zur apollinischen Tradition begrüßen die Adepten des Dionysos die irrationalen und a-rationalen Impulse und trach- ten danach, das rationale Denken an andere Agenten zu verschie- ben. Die Ex-stasis des pythischen Orakels in Delphi, hervorgerufen durch halluzinogene Gase und Dämpfe aus einer Erdspalte, war für die antiken Griechen ausreichender Beweis für ihren Enthusias- mus, also ihre göttliche Besessenheit, und folglich für die Wahrhafff- tigkeit ihrer Botschaft. Diese Befreiung des Menschen von seiner Vernunft inspirierte später nicht nur Arthur Rimbauds »lange, un- ermessliche und durchdachte Entgrenzung sämtlicher Sinne« durch alle Formen der Liebe, des Leidens und des Wahnsinns (und prosa- ischer mittels Opium und Absinth), sondern auch die verschiede- nen Techniken des automatischen Schreibens von der Theosophen 8 und der Surrealisten. Jedoch waren die antiken Griechen auch mit einer weiteren Form der Entsubjektivierung vertraut – der Verlage- rung des Denkens an Maschinen. Der mythische erste Architekt der griechischen Welt, Dädalus, wurde ursprünglich berühmt für die Erfindung selbstbewegender Statuen: eines hölzernen Abbildes des Hermes, einer mit Quecksil- ber gefüllten hölzernen Aphrodite und einer Bronzestatue, wovon nichts Weiteres bekannt ist. Doch hatte Dädalus diese Kunstfertig- keit in aller Wahrscheinlichkeit in Ägypten von Hermes Trisme- gistos gelernt: auch Hermes (der mit der Gottheit Theuth und dem Architekten Imhotep identifiziert wurde) sollte gleich mehrere mit Leben und Bewusstsein gefüllten Statuen geschaffen haben. In Wirklichkeit waren Automaten in antiken Griechenland als Spiel- zeuge und Spektakel so allgegenwärtig, dass Aristoteles und an- dere Philosophen sie als selbstverständlichen Beispiele mehrmals benutzen. Der berühmteste Schöpfer solcher automata thaumata war der hellenistische Ingenieur Heron von Alexandria, der im ers- ten Jahrhundert nach Christus seine Maschinen beschrieb: unter anderen hydraulische singende Vögel, tanzende Bacchanten, Türen die sich öffnen wenn das Feuer am Altar entfacht wurde, und eine mit Münzen funktionierende Maschine, die Weihwasser verteilte. Herons Technik folgte nicht primär Überlegungen der Nützlich- keit, sondern vielmehr dem Gegenteil: der Logik des Mirakulösen. Die Abwesenheit der menschlichen Aktion offenbart die Anwe- senheit des Göttlichen und entschleiert das Heilige. In Verallgemeinerung dieses Prinzips besteht Martin Heid- egger darauf, dass das Wesen der Technik nichts Technisches ist. Für ihn sind Kunst und Technik zwei verschiedene Arten des her- vorbringen des Wahren in das Schöne:technee ist auch eine poiesis. Es scheint angebracht zu ergänzen, dass das Wort ›Ingenieur‹ aus dem altfranzösischen enginkommt, was nicht nur ›Fertigkeit‹ oder 9 ›Klugheit‹ sondern auch ›Trick‹ und ›Täuschung‹ bedeutet. Das französische Wort geht letztlich zurück auf das Proto-Indoeuropä- ische **gen- für ›hervorbringen‹, die Wurzel von lateinischengenius und englischengeniee im Sinne von ›Geist‹ oder ›Dschinn‹. Das Konzept von technee als poiesiss beseelt die Seiten des unge- wöhnlichen Essays, das auf diese Notiz folgt. Oliver Schürer be- trachtet die Überschneidungen von Architektur undTechnik, ohne eine Form von technologischem Determinismus zu vermuten oder die Art von Zweckrationalität, die dem Subjekt seit der Aufklä- rung zugeschrieben wird, anzunehmen. In seiner Versuch, die List der Vernunft in der Evolution zu entdecken, richtet der Autor sein Hauptfokus auf ›Automatismen‹, einem nicht intentionalen, unbewussten und dennoch regelhaften Substrat in der Architek- tur, das sehr unterschiedliche Formen annehmen kann – physika- lische, physiologische, biologische, soziale, ökonomische und kul- turelle Strukturen und Muster. Schürers Automatismen sind ab- strakte Maschinen oder konkrete Assemblages, die fähig sind, im menschlichen Bereich selbständig zu agieren. Seine abduktive Ar- gumentation erfolgt in zwei Domäne: er durchleuchtet die subjek- tiven Obsessionen von einzelnen Schöpfern und spürt diskursiven Rissen auf, die erst dem Neuen die Gelegenheit bieten, als Solches anerkannt zu werden. Wenn man die Intelligenz als einen Prozess versteht, bei dem ein gewünschtes Ziel in einer bestimmten Situation auf effiziente und effektive Art verfolgt wird, dann können die Schürer’schen Auto- matismen sehr wohl einige Komponente menschliches Denkens ersetzen. Weiters: wenn das Denken nicht notwendigerweise von dem Gefüge von Gliedern begrenzt ist, das man den menschlichen Körper nennt, soll auch die tradierte aristotelische Definition des menschlichen Wesen als rationales Tier zurückgewiesen werden. In der Tat wurde die ursprüngliche Definition des griechischen Phi- 10

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.