ETH Library Auswertung der Vollkluppierung 2012 im Naturwaldreservat Aletschwald Aktueller Zustand und Bestandesdynamik seit 1962 Report Author(s): Heiri, Caroline; Brücker, Regina; Ballmer, Isabel; Tinner, Raphaela; Wunder, Jan; Brang, Peter Publication date: 2014 Permanent link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-010190270 Rights / license: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Originally published in: WSL Berichte 15 This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For more information, please consult the Terms of use. Heft 15, 2014 WSL Berichte ISSN 2296-3448 Auswertung der Vollkluppierung 2012 im Naturwaldreservat Aletschwald Aktueller Zustand und Bestandesdynamik seit 1962 Isabel Ballmer, Caroline Heiri, Regina Brücker, Raphaela Tinner, Jan Wunder und Peter Brang Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL CH-8903 Birmensdorf Eidg. Technische Hochschule, Professur Waldökologie Zürich Heft 15, 2014 WSL Berichte ISSN 2296-3448 Auswertung der Vollkluppierung 2012 im Naturwaldreservat Aletschwald Aktueller Zustand und Bestandesdynamik seit 1962 Isabel Ballmer, Caroline Heiri, Regina Brücker, Raphaela Tinner, Jan Wunder und Peter Brang Herausgeberin Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL CH-8903 Birmensdorf 2 Ballmer et al. 2014 Verantwortlich für die Herausgabe der Schriftenreihe Prof. Dr. Konrad Steffen, Direktor WSL Verantwortlich für dieses Heft Prof. Dr. Marc Hanewinkel, Leiter Forschungseinheit Waldressourcen und Waldmanagement Schriftleitung: Sandra Gurzeler, WSL Layout: Caroline Heiri, WSL AutorInnen Isabel Ballmer1, Caroline Heiri1, Regina Brücker1, Raphaela Tinner1, Jan Wunder1,2, Peter Brang1 1Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf 2Wunder Consulting, Heferenstr. 7, CH-8636 Wald Zitierung Ballmer I., Heiri C., Brücker R., Tinner R., Wunder J., Brang P. 2014. Auswertung der Vollklup- pierung 2012 im Naturwaldreservat Aletschwald. WSL Ber. 15: 71 S. Ein Bericht aus dem Projekt «Naturwaldreservate Schweiz» (www.waldreservate.ch), einer Forschungskooperation zwischen der ETH Zürich, Professur Waldökologie, und der Eidg. For- schungsanstalt WSL. Bezugsquelle: Im pdf-Format zu beziehen über www.waldreservate.ch und e-collection.ethz.ch oder direkt unter www.wsl.ch/publikationen/pdf/13789.pdf Dank Ein grosser Dank geht an Peer Appelfelder, Julia Born, Mathieu Buser, Markus Dietiker, Lukas Glanzmann, Andreas Hefti, Jessica Henkner, Paul Rienth, Jonas Wicky und Karoline Zsak, wel- che bei den Inventurarbeiten im Aletschwald grosse Arbeit geleistet haben. Ein weiterer Dank geht an Harald Bugmann, welcher das Projekt stets mit Rat und Tat begleitet. Wir danken dem Bundesamt für Umwelt BAFU für die Finanzierung der Waldreservatsfor- schung und dem Pro Natura Zentrum Aletsch für seine vielfältige und enorm wertvolle Unter- stützung während der Aufnahmesaison 2012. Umschlag Bilder der Vollkluppierung im Aletschwaldreservat (Fotos: C. Heiri, J. Henkner) Kartengrundlagen Die topographischen Grundlagen der GIS Karten sind reproduziert mit Bewilligung der swisstopo (DV033492) 2014 Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf, 2014 WSL Berichte, Heft 15, 2014 Vollkluppierung Aletschwald 2012 3 Inhaltverzeichnis Zusammenfassung ........................................................................................................................ 4 Abstract ........................................................................................................................................ 5 Abkürzungen ................................................................................................................................. 6 Baumarten .................................................................................................................................... 7 1 Einleitung .............................................................................................................................. 8 2 Inventur- und Auswertungsmethoden ............................................................................... 10 2.1 Die Vollkluppierung als Inventurmethode ................................................................. 10 2.2 Inventurperimeter und Auswahl der Flächen ............................................................ 10 2.3 Datenvorbereitung und -auswertung ........................................................................ 12 2.4 Volumenberechnung ................................................................................................. 13 2.5 Habitatstrukturen, Giganten und Totholz .................................................................. 15 3 Resultate ............................................................................................................................. 16 3.1 Datengrundlage und Datengruppierung für die Auswertung.................................... 16 3.2 Stammzahl .................................................................................................................. 16 3.3 Grundfläche................................................................................................................ 18 3.4 Vorrat ......................................................................................................................... 20 3.5 Baumartenanteile nach Durchmesserklassen ........................................................... 21 3.6 Durchmesserstruktur ................................................................................................. 23 3.7 Habitatstrukturen, Giganten und Totholz .................................................................. 28 3.7.1. Habitatstrukturen ............................................................................................. 28 3.7.2. Giganten ........................................................................................................... 32 3.7.3. Dürrständer (stehendes Totholz) ..................................................................... 32 4 Diskussion ........................................................................................................................... 35 4.1 Bestandesstruktur im Aletschwald ............................................................................ 35 4.2 Ökologische Bedeutung des Aletschwaldes .............................................................. 39 4.2.1 Habitatstrukturen ............................................................................................. 39 4.2.2 Giganten ........................................................................................................... 41 4.2.3 Totholz .............................................................................................................. 42 4.3 Methodendiskussion .................................................................................................. 42 5 Schlussfolgerungen ............................................................................................................. 44 6 Ausblick ............................................................................................................................... 45 7 Literatur .............................................................................................................................. 46 8 Anhang ................................................................................................................................ 49 8.1 Pflanzensoziologische Kartierungen im Reservat Aletschwald ................................. 50 8.2 Durchführung der statistischen Auswertung von VK Inventurdaten ........................ 53 8.2.1 Besonderheiten der Daten und Fehlerkorrekturen ......................................... 53 8.3 Grundlagen der Volumenberechnung ....................................................................... 54 8.3.1 Die Extra- und Interpolation der Original-Volumentarife ................................ 54 8.3.2 Volumentarife lebender Bestand ..................................................................... 54 8.3.3 Volumenberechnung bei Dürrständern ........................................................... 57 8.4 Zusätzliche Abbildungen zu den Resultaten .............................................................. 58 8.4.1 Durchmesserverteilungen für 1962, 1982 und 2012, lebender Bestand ......... 58 8.4.2 Durchmesserverteilungen für 1962, 1982 und 2012, Dürrständer .................. 64 8.5 Zusätzliche Tabellen zu den Resultaten ..................................................................... 70 WSL Berichte, Heft 15, 2014 4 Ballmer et al. 2014 Zusammenfassung In den Jahren 1962 und 1982 wurde im damals 245 ha grossen Naturwaldreservat Aletschwald eine Vollkluppierung durchgeführt; dabei wurden alle Bäume ab 4 cm BHD erfasst. 2012 wur- de diese Inventur wiederholt, allerdings auf einem reduzierten Perimeter von 118,5 ha, dafür wurden bei dicken Bäumen (BHD ≥ 36 cm) auch Habitatstrukturen (HS) erfasst. Für die Aus- wertung wurden die zwei charakteristischen Waldtypen Lärchen-Arven-Altbestand sowie Lär- chen-Pionierwald separat betrachtet. Der Zustand 2012 wurde mit den früheren Inventuren sowie mit der Vollkluppierung von 1942 (sofern vergleichbar) in Bezug gebracht, was die Be- schreibung der zeitlichen Entwicklung des Aletschwaldes ermöglicht. Der Altbestand zeigt noch immer deutliche Spuren der früheren Nutzung, hat sich aber in den letzten 70 Jahren klar in Richtung eines Naturwaldes entwickelt. Anzeichen dafür ist die gene- relle Verdichtung des Waldes: Die Stammzahl und der Vorrat haben sich seit 1942 vervierfacht auf rund 303,6 /ha bzw. 116,1 m3/ha im Jahr 2012. Die Baumartenzusammensetzung verän- derte sich hingegen kaum, allerdings hat die Arvendominanz zugunsten der Lärche leicht ab- genommen, und Laubbäume wie Birke, Alpenerle, Vogelbeere und Weiden sind in die unteren Durchmesserstufen eingewachsen. Sie machten 2012 einen Stammzahlanteil von 12% aus. Der Altbestand ist bereits reich an wertvollen HS wie Rindenverletzungen, Löchern im Stamm, Höhlen oder Rissen, von denen insgesamt 21,5/ha vorkommen. Pro ha finden sich 7,3 Gigan- ten (BHD ≥ 80 cm), von denen 75% Arven sind, 23% Lärchen und 2% Fichten. Pro Baum weisen Giganten signifikant mehr HS auf als dünnere Bäume, und lebende Bäume haben signifikant mehr HS pro Baum als Dürrständer. Auf der 1942 noch weitestgehend baumlosen Jungmoräne hat sich ein dichter Lärchen- Pionierwald entwickelt. Stammzahlen von 445/ha und sehr geringe Grundflächen von 8,3 m2/ha weisen auf eine Bestockung aus vielen kleineren Bäumen hin. Dicke Bäume (BHD ≥ 36 cm) waren selten (1,5/ha), und somit auch Habitatstrukturen (0,15/ha). Giganten fanden sich noch keine. Die Stagnation bzw. der Rückgang der kleinen Durchmesser seit 1982 und die daraus resultie- renden tiefen Stammzahlen in den kleinsten BHD-Stufen (BHD <15 cm) deuten auf eine nega- tive Beeinflussung der Verjüngung durch den grossen Wildbestand hin. Eine entwicklungsfähi- ge Verjüngung ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Walderhaltung. Gibt es in den kommenden Jahrzehnten keine Trendwende hin zu einer zunehmenden Verjüngungsdichte, sind die ursprünglichen Reservatsziele «Walderhaltung und natürliche Waldentwicklung» ge- fährdet. WSL Berichte, Heft 15, 2014 Vollkluppierung Aletschwald 2012 5 Abstract Ballmer I., Heiri C., Brücker R., Tinner R., Wunder J., Brang P. 2014. Analysis of the full cruise 2012 in the natural forest reserve Aletschwald. Current status and stand dynamics since 1962. WSL Ber. 15: 71 p. In the natural forest reserve Aletschwald, the first full cruise under the lead of the forest re- serve project was conducted in 1962. Thereby, all trees with a dbh ≥ 4 cm were measured within the entire perimeter of ca. 245 ha. The cruise was repeated in 1982 and again 2012. However, the last inventory encompassed only a smaller part of the reserve – 118.5 ha – but additionally habitat structures (hs) on large trees (dbh ≥ 36 cm) were recorded. In the analysis the two characteristic forest types ‘Mature European larch-Swiss stone pine stand’ and ‘Euro- pean larch pioneer forest’ were treated separately. The forest structure observed in 2012 was then compared with the forest state described in earlier inventories, as well as with the first full cruise from 1942 (as far as a fair comparison was possible). This enabled us to describe the temporal development of the Aletschwald over up to 70 years. The mature stand has clearly developed towards a natural forest, although traces of the for- mer management are still visible. The observed increase in naturalness is evident from the general densification of the forest: stem numbers and stand volume have quadrupled since 1942, and reached 303.6 stems/ha and 116.1 m3/ha, respectively, in 2012. Tree species com- position hardly changed over time, but the share of Swiss stone pine slightly declined, while larch slightly increased and deciduous trees such as birch, green alder, rowan and willow ap- peared in the lower diameter classes. In 2012, the share of deciduous species in stem num- bers reached 12%. The mature stand showed already many valuable hs, i.e. bark injuries, holes and cavities in the stem or cracks, with a total density of 21.5 hs/ha. We recorded 7.3 giant trees (dbh ≥ 80 cm) per ha, of which 75% were Swiss stone pine, 23% larch and 2% Nor- way spruce. Thereby, giant trees had significantly more hs per tree than smaller trees, and live trees showed significantly more hs per tree than snags. On the top moraine, which in 1942 was still almost treeless, a dense larch-pioneer forest has developed. Stem numbers of 445/ha and very low basal areas (8.3 m2/ha) point towards a stand composed of many small trees. Large trees (dbh ≥ 36 cm) were rare (1.5/ha), and thus, also trees with hs (0.15/ha). Giant trees were absent. The strikingly increased ungulate population (chamois, red deer) seems to exert a strong neg- ative influence on tree regeneration, as indicated by the decline of small diameter trees since 1982, and the low stem numbers in the smallest dbh classes (dbh < 15 cm). Viable tree regen- eration is the prerequisite for maintaining a continuous forest cover. If there is no change to- wards an increased density of tree regeneration in the future, the original aims of the forest reserve ‘forest conservation and natural forest development’ will be at risk. WSL Berichte, Heft 15, 2014 6 Ballmer et al. 2014 Abkürzungen Abt Abteilung(en) BHD Brusthöhendurchmesser auf 1,3 m Höhe DS Dürrständer D Stammdurchmesser auf 0 m Höhe (Details s. Kap. 8.3.3). 0 D Stammdurchmesser auf 7 m Höhe 7 D Stammdurchmesser gebrochener DS auf Bruchhöhe (Details s. Kap. 2.4 S. Bruchhöhe 13f.; Kap. 8.3.3). ETH(Z) Eidgenössische Technische Hochschule (Zürich) GG Gigant(en); Baum mit BHD ≥ 80 cm H Baumhöhe ha Hektare(n) (100 m x 100 m) HS Habitatstruktur(en) In Vorb. In Vorbereitung KF(A) Kernflächen(aufnahmen) LFI Landesforstinventar NWR Naturwaldreservat(e) SPI Stichprobeninventur(en) swisstopo Bundesamt für Landestopografie swisstopo UAbt Unterabteilung(en) UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization VK Vollkluppierung(en) WSL Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Berichte, Heft 15, 2014 Vollkluppierung Aletschwald 2012 7 Baumarten Tabelle 1. Baumarten im Aletschwaldreservat (nur vollkluppierte Flächen). Baumartenname Baumartenname Baumartenname Baumarten- (Deutsch) (Lateinisch) (Abkürzung) code Arve Pinus cembra L. Ar 144 Alpenerle (=Grünerle) Alnus viridis (Chaix) DC AEr 493 Fichte Picea abies (L.) H. Karst. Fi 101 Hängebirke Betula pendula Roth HBi 471 Europäische Lärche Larix decidua Mill. Lä 161 Übriges Laubholz1 - üL 800 Übriges Nadelholz2 - üN 390 Vogelbeere Sorbus aucuparia L. VBe 552 Weide (Salweide & andere) Salix L. sp. We 530 Zitterpappel (=Aspe) Populus tremula L. ZPa 454 1 Übriges Laubholz steht für unbestimmte Laubbäume. Bei Bäumen dieser Kategorie konnte nicht mit genügen- der Sicherheit bestimmt werden, um welche der vorkommenden Laubholzarten (AEr, HBi, VBe, We, ZPa) es sich handelte. Dies betrifft ausschliesslich tote Bäume. Das Vorkommen anderer Laubholzarten in dieser Kategorie kann mit höchster Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. 2 Übriges Nadelholz steht für unbestimmte Nadelbäume. Bei Bäumen dieser Kategorie konnte nicht mit genü- gender Sicherheit bestimmt werden, um welche der vorkommenden Nadelholzarten (Lä, Ar oder Fi) es sich handelte. Dies betrifft ausschliesslich tote Bäume. Das Vorkommen anderer Nadelholzarten in dieser Kategorie kann ausgeschlossen werden WSL Berichte, Heft 15, 2014
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