ebook img

Aus dem Institut für PDF

247 Pages·2010·27.06 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Aus dem Institut für

Aus dem Institut für Management ländlicher Räume der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät Militärische Konversion im ländlichen Raum Eine Fallstudie zur Planungskultur im nördlichen Schleswig-Holstein Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Agrarwissenschaften (doctor agriculturae) an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock vorgelegt von Knut Franck, geb. am 1. 10. 1940 in Berlin aus Flensburg. Rostock, 1. November 2009 urn:nbn:de:gbv:28-diss2010-0107-1 Tag der Verteidigung: 18. Juni 2010 Gutachter: Prof. Dr. Wolfgang Riedel Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Prof. Dr. Holger Behm Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Prof. Dr. Götz von Rohr Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. Peter Dehne Hochschule Neubrandenburg Inhaltsverzeichnis I Danksagung 6 II Einführung 7 III Methodisches Vorgehen/Konzeption 10 1. Die Ämter Oeversee und Eggebek – eine Einführung 13 1.1. Lage im Raum und Verwaltungsstruktur 13 1.2. Die beiden Ämter im Überblick 15 1.3. Die räumlichen und wirtschaftlichen Grundlagen der Ämter Oeversee und Eggebek 23 1.3.1. Die naturräumliche Situation 23 1.3.2. Die Geofaktoren Böden und Klima 26 1.3.3. Mineralische und sonstige Rohstoffe 26 1.3.4. Ein Exkurs: Kiesnachnutzung im Untersuchungsgebiet 31 1.4. Wirtschaftliche Nutzungsstrukturen 34 1.4.1. Gewerbliche Wirtschaft 34 1.4.2. Landwirtschaft 36 1.4.3. Tourismus 40 2. Das Militär in Tarp und Eggebek: Von der Ansiedlung 1956 bis zur Konversion 2005 47 2.1. Ausgangslage 47 2.2. Hintergründe 47 2.3. Das Militär in Schleswig-Holstein und in der Region 49 2.4. Reaktionen auf den Truppenabbau 49 2.4.1. Reaktionen in Eggebek und Tarp 52 2.4.2. Reaktionen der Landespolitik 53 2.5. Chancen durch Konversion 54 2.6. Die Bedeutung der Bundeswehr für die Ämter Oeversee und Eggebek 55 2.6.1. Flugplatz Eggebek 56 2.6.2. Entwicklung in Tarp 56 2.6.3. Entwicklung in Eggebek 59 2.6.4. Wirtschaftskraft und Beschäftigung durch das Militär in Tarp/Eggebek 60 2.6.5. Demographische und soziale Folgen des Truppenabbaus 65 2.7. Konversion in Eggebek und Tarp 65 2.7.1. Konversionsausschuss 66 2.7.2. Nachnutzungs- und Entwicklungskonzept 67 2.7.2.1. Kaserne und Standortverwaltung 69 2.7.2.2. Flugplatz 69 2.7.2.3. Tanklager Tüdal 70 2.7.2.4. Munitionsdepot Eggebek 70 2.7.3. Bioenergie-Park 71 2.7.4. Übungszentrum für Hilfs- und Rettungsdienste 72 2.7.5. Neuer Wohnraum auf dem Kasernengelände in Tarp 72 2.7.6. Andere Nutzungen 72 3. Schwierigkeiten und Probleme bei der Realisierung der Konversionsprojekte 73 3.1. Auseinandersetzungen im Amt Eggebek 73 3.1.1. Aufgabe des gemeinsamen Vorgehens 73 3.1.2. Streit um die Halle 70 74 3.1.3. Unterstützung durch den Konversionsmanager 76 3.2. Erwerb des Flugplatzgeländes 76 3.3. Unklares Planungsrecht 77 3.4. Auseinandersetzungen in Eggebek wegen der Windkraftanlagen 79 3 3.4.1. Späte Reaktion der Befürworter 85 3.4.2. Unklarer Abstandserlass 85 3.4.3. Kompromissangebot 86 3.4.4. Verwirrung bei der Bürgerbefragung 86 3.4.5. Unsicherheit vor der Kommunalwahl 88 3.4.6. Triumph der Windkraftgegner bei der Kommunalwahl 89 3.4.7. Aktivitäten nach der Wahl 90 3.4.8. Letzte Chance – vertan 91 3.4.9. Resignation und Trotz 95 3.4.10. Das „Wunder“ von Eggebek 96 3.5. Ist „Eggebek“ für das Land wirklich wichtig? 97 3.6. Nachwachsende Rohstoffe und Solarkraft für den Bioenergie-Park in Eggebek 101 3.6.1. Bioethanol 103 3.6.2 Biogas 107 3.6.3 Solarenergie 114 3.7. Realisierung in Tarp 115 3.8. Realisierung Tanklager Tüdal 119 3.9. Realisierung Munitionsdepot an der Treene 119 4. Analysen, Gutachten, Konzepte, Förderprogramme 121 4.1. Strukturanalyse 65 (Hübschmann) 121 4.2. Vajen-Gutachten 121 4.3. Regionales Entwicklungskonzept für die Region Flensburg/Schleswig 123 4.4. Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalysen (LSE) 125 4.4.1. LSE Eggebek 126 4.4.2. LSE Oeversee 127 4.4.3. Planung und Durchführung Dienstleistungszentrum Eggebek 128 4.5. Aufgabe von Förderprogrammen 132 4.6. Forderung der Nachhaltigkeit 134 4.7. Das Programm Nord 135 4.7.1. Das Programm Nord im Untersuchungsgebiet 137 4.7.2. Kritikpunkte 139 4.8. Programme und Planungen zur Unterstützung des Konversionsprozesses 140 4.8.1. PERIFRA 141 4.8.2. Konver I 143 4.8.3. Gemeinschaftsaufgaben zur Verbesserung der Wirtschafts- und Agrarstruktur 144 4.8.4. Zonenrandförderung 145 4.8.5. Regionalprogramme 146 4.8.6. Strukturfonds EFRE, ESF, EAGFL 147 4.8.7. Zukunftsprogramm Schleswig-Holstein auf der Grundlage der Lissabon- Strategie 149 4.8.8. Regional Governance im Zukunftsprogramm Ländlicher Raum 151 5. Die Gemeinden im Rechts- und Planungssystem 157 5.1. Aufgaben der Gemeinden 157 5.2. Funktion der Gemeinden 158 5.3. Raumordnungspläne 159 5.4. Regionalpläne 161 5.5. Kreisentwicklungspläne 163 5.6. Landschaftspläne für Region und Gemeinden 165 5.6.1. Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V 166 5.6.2. Landschaftspläne der Gemeinden 169 6. Verwaltungsstrukturreform 170 4 6.1. Versuche einer Neuordnung 170 6.2. Landtagsdebatte zur freiwilligen Zusammenarbeit 170 6.3. Neuer Anlauf zur Gebietsreform 172 6.4. Geglückte Fusion in Oeversee/Sankelmark 174 6.5. Missglückte Gemeindefusion im „Jörler Raum“ 174 6.6. Missglückte Ämterfusion 176 7. Ländlicher Raum 179 7.1. Akademie für die Ländlichen Räume 179 7.2. AktivRegionen und Markt-Treff-Konzept 181 7.2.1. Bildung der AktivRegionen 184 7.2.2. AktivRegion Eider-Treene-Sorge 185 7.2.3. Die „Integrierte Entwicklungsstrategie“ (IES) 186 7.3. Landesentwicklungsplan 2009 187 7.3.1. Reaktionen 190 7.3.1.1. Akademie für die Ländlichen Räume 190 7.3.1.2. Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag 191 7.3.1.3. Stellungnahmen des Landrates und des Schleswig-Holsteinischen Ge- meindetages im Kreis Schleswig-Flensburg 193 7.3.1.4. Stellungnahmen der Ämter Oeversee und Eggebek 193 7.3.1.5. Reaktionen auf die Stellungnahmen 195 8. Nachhaltige Projekte im Untersuchungsgebiet 197 8.1. Die Treene und ihr Einzugsgebiet 197 8.2. Nachhaltige Naturschutzprojekte 203 8.2.1. Naturschutzgroßprojekt Obere Treenelandschaft 203 8.2.2. Projekt und Förderverein Mittlere Treene 208 8.2.3. Ausblick 209 8.3. Projekt „Alte Geestlandschaft bei Jörl“ 210 9. Fazit und zukünftige Möglichkeiten 212 10. Quellen 217 10.1. Angeführte Literatur 217 10.2. Herangezogene Literatur 233 10.3. Häufig zitierte Medien 241 10.4. Fotonachweis 242 11. Anhang 243 11.1. Abkürzungen 243 11.2. Fragebogen 245 11.3. Topographische Karte 1:50.000 11.4. Geologisches Profil 11.5. Treene-Ausbau 5 I Danksagung Bei dieser Arbeit war ich auf die Unterstützung zahlreicher Helfer angewiesen, bei denen ich mich herzlich bedanke, aber ohne Professor Dr. Wolfgang Riedel hätte ich diese Arbeit nicht begonnen. Herrn Professor Riedel kenne ich durch seine Arbeit an der Pädagogischen Hochschule Flensburg und seine zahlreichen Veröffentlichungen. Als Naturschutzbeauftragter hat er mit einer von ihm geleiteten Arbeitgruppe die Umwelterhebung der Stadt Flensburg erstellt. Zu dieser Zeit war ich Vorsitzender des Umweltausschusses, der dieses Vorhaben auf den Weg gebracht hat. Als ich mich entschloss, meine beruflichen und politischen Erfahrungen für eine wissen- schaftliche Arbeit zu nutzen, war es für mich selbstverständlich, Herrn Professor Riedel um Rat zu fragen. Trotz der großen Entfernung zwischen Rostock und Flensburg war er sofort bereit, die Betreuung meiner Arbeit zu übernehmen. Als mein Doktorvater hat Herr Prof. Dr. Wolfgang Riedel mich immer wieder ermuntert und meinen Ansatz unterstützt, einen laufenden Planungsprozess zu begleiten und die Ergebnisse zu bewerten. Dafür gebührt ihm mein besonderer Dank. Da mir als einem „Externen“ der wissenschaftliche Austausch mit Fachkollegen nicht mög- lich war, war ich besonders auf die Unterstützung von anderen angewiesen. Als Fachberater hat mir Uli Heintze unschätzbare Dienste erwiesen. Er konnte mir viele sachliche Hinweise geben, weil er als Naturschutzbeauftragter und als Arbeitsgruppenleiter des Heimatvereins Schleswigsche Geest das Untersuchungsgebiet mit all seinen Facetten kennt. Ohne die Bereitschaft von Behörden, Verwaltungen und Institutionen, mir Einblicke in ihre Unterlagen zu gewähren, hätte diese Arbeit nicht entstehen können, da das aktuelle Material nicht in Büchereien oder Archiven zu finden ist. Wichtigster Partner war für mich die Wirt- schafts- und Regionalentwicklungsgesellschaft Schleswig-Flensburg (WiREG), die mir Ak- ten, Statistiken und Bilder zur Verfügung stellte. Der Leiter, Herr Dr. Klaus Matthiesen, und seine Mitarbeiter Herr Manfred Bühring, Herr Ernst Reuter und Frau Angelika von Bargen haben mir in Einzelgesprächen die komplizierten Zusammenhänge der Förder- und Planungs- politik erläutert. Auch bei den Amtsvorstehern, den Leitenden Verwaltungsbeamten, den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie Archivleitern der Ämter Eggebek und Oeversee fand ich offene Türen und jederzeit die Bereitschaft für ein Gespräch. Besonders danken möchte ich den Herren Beuck, Ploog und Rauhut und ihren Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern, die mir bei technischen und sachlichen Problemen weitergeholfen ha- ben. Herrn Elsner verdanke ich wertvolle Hinweise auf die Finanzausstattung der Ämter und Gemeinden. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Frau Eberle und Frau Nicolaisen, Herr Ketelhut und Herr Breidenbach, haben meine Fragen geduldig beantwortet. Die Naturschutzvereine Obere und Mittlere Treene haben mir ihre Untersuchungen zugäng- lich gemacht und ihre Arbeit in Gesprächen erläutert. Als unverzichtbarer Helfer hat sich der Geschäftsführer der Vereine, Herr Torsten Ross erwiesen, der mich nicht nur mit Luftbildern und Materialien versorgte, sondern mir auch den schwierigen Stand des Naturschutzes im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessengruppen vermittelte. Bei den besuchten Betrieben und Verwaltungen fand ich stets Gesprächspartner, die mir wertvolle Informationen lieferten. Bei der Gestaltung der Arbeit war Frau Dorothea Kratz eine unverzichtbare Hilfe. Ohne sie wäre ich an den Tücken der Computerprogramme gescheitert. Außerdem hat sie geholfen, die unvermeidbaren Fehler zu minimieren und wertvolle Formulierungsvorschläge gemacht. Am meisten bedanke ich mich bei meiner Frau, die es nicht nur hingenommen hat, dass nach Politik und Beruf wichtige Aufgaben in Haus und Garten wieder auf die lange Bank gescho- ben wurden, sondern mich auch immer wieder ermunterte, weiter zu arbeiten, obwohl mir die Fülle des Materials manchmal über den Kopf zu wachsen drohte. 6 II Einführung Im Mai 2003 wurde die Befürchtung zur Gewissheit: „Ende 2005 wird das Marinefliegerge- schwader 2 in Tarp/Eggebek geschlossen.“ Damit waren alle Bemühungen der verantwortli- chen Politiker der Region gescheitert, diese für die Ämter Oeversee und Eggebek folgenreiche Entscheidung noch zu verhindern. Die beiden Ämter Oeversee und Eggebek wurden in ihrer Entwicklung seit 1956 stark von der Bundeswehr geprägt. Sie gehören zu den „strukturschwachen peripheren ländlichen Räumen“ (Aussage in bisherigen Landesraumordnungs- und Regionalplänen). Für die Standortgemein- den im ländlichen Raum war die Garnison eine feste Konstante für die kommunale Entwick- lung. Das Militär und die Soldatenfamilien sicherten durch ihre Nachfrage die Umsätze in den Geschäften und beim Handwerk. Die Gemeinden konnten einen stetigen Einwohnerzuwachs verzeichnen, weil viele Berufssoldaten im Ort sesshaft wurden und nach ihrer Pensionierung den Wohnort nicht mehr wechselten. Jüngere Familien zogen nach und sorgten für eine steti- ge Nachfrage nach Baugrundstücken und für die Auslastung von Kindergärten und Schulen. Die Strukturschwäche wurde nicht beseitigt, aber durch das Militär verdeckt, teilweise geriet sie in Vergessenheit. Mit dem Abzug des Militärs setzte in den Standortgemeinden ein Struk- turwandel mit ungeheurer Dynamik ein. Die meisten Gemeinden waren darauf nicht vorberei- tet und reagierten teilweise hilflos auf die neue Situation, weil sie sich allein gelassen fühlten. Denn die bestehende Verwaltungsstruktur bietet nur unzureichende Problemlösungsmöglich- keiten über Gemeindegrenzen hinweg. Kooperationen sind nicht nur zwischen den Gebiets- körperschaften erforderlich, sondern auch zwischen der öffentlichen Hand und privaten Ak- teuren. Die Möglichkeit, dass sich „Lokale Aktionsgruppen“ mit für die Entwicklung einer Region wichtigen Projekten befassen können, gibt es offiziell erst seit der Bildung der Aktiv- Regionen 2007/08 1. Wie immer, wenn ein Strukturwandel eintritt – langsam durch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen (z.B. bei Kohle und Stahl) oder schnell und plötzlich durch politische Entscheidungen (Grenzziehung, Truppenreduzierung), – werden von den Betroffenen Förder- ansprüche gestellt, die durch Raumwissenschaft und Raumplanung auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden müssen. Denn Förderprogramme können problematisch sein: Sie sind oft nicht zielgerichtet (Gießkannenprinzip, Mitnahmeeffekt), erfüllen politische Alibifunktion („wir haben was getan“), dienen der Beruhigung der Bevölkerung oder der Profilierung ein- zelner Politiker bzw. Gruppen. Diese systemimmanenten Schwächen sollen möglichst mini- miert werden. Von der EU werden Evaluierungen (ex ante, ex post) zur Bedingung gemacht, bei Fehlverwendung von Fördergeldern droht die Rückzahlung. Eine neuere Möglichkeit, Fördergelder zielgerichteter einzusetzen als in der Vergangenheit, ist der bottom-up-Ansatz, der durch Aktionsgruppen, die regionale Netzwerke bilden, ver- wirklicht werden soll (siehe oben). Bei der Erarbeitung der „Ländlichen Struktur- und Ent- wicklungsanalysen“ (LSE) wurde dieser Ansatz bereits erprobt 2. Es sollen nur noch solche Projekte gefördert werden, die von den Menschen in der Region erarbeitet wurden, weil sie für eine zukunftsträchtige Entwicklung wichtig sind. Dadurch wird versucht, Ergebnisse der regionalen Governanceforschung umzusetzen. „Für die Raumplanung selbst haben der Wan- del bei den Steuerungsformen weg von hierarchischen Ansätzen hin zu kooperativen Verfah- rensweisen und der damit einhergehende Paradigmenwechsel im Planungsverständnis Aus- wirkungen sowohl auf ihre Aufgabenfelder als auch auf die eingesetzten Verfahren und In- strumente. Nicht nur planungstheoretische Diskurse, sondern auch Veränderungen in der 1 Siehe 7.2.2. „Bildung der AktivRegionen“. Die Schreibweise wurde aus Marketing-Gründen gewählt. 2 Siehe 4.4. „Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalysen“ 7 Praxis der Regionalplanung deuten bereits seit einigen Jahren an, dass Themen regionaler Kooperation und Partizipation immer wichtiger geworden sind“ (BBR, 2003, S.1). Die Politik des „Goldenen Zügels“ kann dadurch nicht völlig beseitigt werden, da die Förder- programme nach wie vor auf einer Komplementärfinanzierung aufgebaut sind. Häufig fehlen den Gemeinden und Gebietskörperschaften diese Mittel, da sie hoch verschuldet sind und keine Kredite mehr aufnehmen dürfen, um nicht Probleme mit der Kommunalaufsicht zu be- kommen. Andererseits werden Projekte oft nur wegen der Programme durchgeführt, deren Folgekosten Jahre später die Finanzkraft der Projektträger übersteigen. Mit einer Fülle von Förderprogrammen, von denen die entscheidenden in der vorliegenden Arbeit behandelt werden, ist oft genug versucht worden, den Anspruch des Grundgesetzes nach gleichwertigen Lebensbedingungen zu erfüllen, um große Gebiete nicht von der allge- meinen Entwicklung abzuschneiden. Die Entwicklung der ländlichen Räume ist aufgrund der demographischen Entwicklung und der Abwanderung großer Bevölkerungsgruppen – vor allem in den neuen Bundesländern – erneut zentrale Aufgabe von Politik und Regionalplanung. In vielen Bundesländern gibt es Akademien für Ländliche Räume, die sich intensiv mit der Zukunft dieser Gebiete beschäfti- gen und „Koalition(en) für den Ländlichen Raum“ (Titel einer Veranstaltungsreihe der Aka- demie für Ländliche Räume in Schleswig Holstein) schmieden wollen. Mit neueren theoreti- schen Ansätzen sollen breitere Schichten der Bevölkerung in den Planungs- und Entschei- dungsprozess eingebunden werden. Programme alleine werden die Probleme nicht lösen. Entscheidend wird sein, wie sich die Verantwortlichen vor Ort den Herausforderungen stellen. Daher sind die Reaktionen der poli- tischen Ebenen (Entscheider für Förderprogramme), das Handeln der Verantwortlichen vor Ort und die Ansprüche und Vorstellungen der Investoren zu untersuchen. Für den Autor dieser Arbeit, der während seiner politischen Tätigkeit die Truppenreduzierung in Flensburg 1991 hautnah miterlebt hat, kommt es wesentlich darauf an zu prüfen, ob die militärische Konversion 3 als Chance wahrgenommen wurde, eine eigenständige, strukturver- ändernde und nachhaltige Entwicklung einzuleiten. Daraus ergeben sich folgende Einzelfragen: · Wie bedeutend war das Militär in den beiden Ämtern? · Hat das Militär Entwicklungen gebremst? · Welche Auswirkungen haben Förderprogramme? · War und ist die Regionalplanung hinreichend wirksam? · Ist die Verwaltungsstruktur geeignet, den Aufgaben gerecht zu werden? · Was ist das endogene Potential des Untersuchungsgebietes? Unterscheidet es sich signifikant von anderen Räumen (Alleinstellungsmerkmale)? · Welche Entscheidungen müssen getroffen werden, damit die Ämter in Zukunft die Förderbedingungen der EU erfüllen können? · Kann dieser ländliche Raum neben den traditionellen Aufgaben (Lebensmittelpro- duktion, Erhalt der Kulturlandschaft, Naherholung und Tourismus, Wohnraumre- serve) neue Funktionen übernehmen? 3 In dieser Arbeit wird der Begriff „Konversion“ in der Bedeutung „Umwandlung militärischer Liegenschaften für die zivile Nutzung“ angewandt. 8 Die Antwort auf diese Fragen soll ermöglichen, realistische Perspektiven für die Ämter auf- zuzeigen. Schwerpunkt soll dabei sein zu zeigen, wie Landes-, Bundes- und EU-Programme von den politisch Verantwortlichen im Land, im Kreis und in den Gemeinden umgesetzt werden. Der relativ kleine Untersuchungsraum zeigt nach Auffassung des Autors wie unter einem Vergrößerungsglas viele Probleme, mit denen sich der ländliche Raum befassen muss. Aussa- gen und Vorstellungen, die zu den beiden Ämtern gemacht werden, müssen sehr genau da- raufhin überprüft werden, ob und inwieweit sie sich verallgemeinern lassen. 9 III Methodisches Vorgehen/Konzeption Die Arbeit hat ihren räumlichen Rahmen in den politischen Grenzen der Ämter Oeversee und Eggebek. Bei bestimmten regionalen Fragestellungen wird dieser Rahmen überschritten. Der Betrachtungszeitraum der Untersuchungen erstreckte sich ursprünglich von 1990, dem In- krafttreten des ersten Regionalprogramms, bis März 2007, der Vorstellung des Konversions- projektes „Kaserne Tarp“. Der Zeitrahmen musste bis Anfang 2009 ausgedehnt werden, weil sich durch die Kommunalwahl im Mai 2008 die Mehrheitsverhältnisse in Eggebek derartig verändert hatten, dass der Erfolg des wichtigsten Konversionsprojekts in Frage stand. Auch das Konversionsprojekt „Kaserne Tarp“ ist ins Stocken geraten. Wie es dort weitergehen soll, ist noch unklar. Nachdem die Amtsausschüsse das „Nachnutzungs- und Entwicklungskonzept für die Ämter Eggebek und Oeversee“ für die ehemaligen Bundeswehrliegenschaften verabschiedet hatten, war der Autor davon ausgegangen, dass er den Planungs- und Konversionsprozess beobachten und bewerten könnte. Die Verwirklichung des Konversionsvorhabens, das auch von der Lan- despolitik unterstützt wurde, geriet jedoch in Schwierigkeiten und kam zunächst im Novem- ber 2008 zum Abbruch. Dieser Prozess des Scheiterns wurde vom Autor intensiv beobachtet. Sein Ausmaß ist für die Planungswissenschaften ein Glücksfall, weil er wie in einem „Monitoring-Prozess“ begleitet und beobachtet werden konnte. Er zeigt, dass Projekte, die für die Entwicklung eines Gebietes entscheidende Bedeutung haben, an Befindlichkeiten scheitern können, die im Planungspro- zess zu wenig beachtet wurden. Bei der Arbeit zeigte sich sehr schnell, dass der Konversions- prozess nicht isoliert behandelt werden konnte. Er ist eingebettet in die Raum- und Planungs- strukturen, die Förderkulisse und die politischen Entscheidungen der unterschiedlichen Ebe- nen. Der Autor wertet, interpretiert und kommentiert Ereignisse, die sich einem späteren Quellen- studium verschließen, weil sie nur durch den unmittelbaren Kontakt mit handelnden Personen verständlich gemacht werden können. Da der Autor viele Jahre an verantwortlicher Position kommunalpolitisch tätig war, ist es ihm manchmal schwer gefallen, den nötigen Abstand zu den politischen Entscheidungen zu wahren. Dafür hat die Arbeit an Authentizität gewonnen, die bei einem reinen Aktenstudium nicht erreichbar wäre. Veränderungen, die sich aufgrund politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen für die Ämter ergeben, wurden in die Arbeit mit aufgenommen. Wie notwendig das war, zeigt sich an der globalen Entwicklung der Bioenergie. Die Preissteigerungen der fossilen Energieträger und die Angst vor dem Klimawandel haben dazu geführt, dass regenerative Energien und nachwachsende Rohstoffe in wenigen Monaten eine ungeheure Bedeutung gewannen, die sich auch im Kreis Schleswig-Flensburg bemerkbar macht. Eine Folge davon ist der Konflikt zwi- schen Naturschützern und Rinderzüchtern auf der einen und Betreibern von Biogasanlagen auf der anderen Seite, der an Schärfe zugenommen hat. Das Landschaftsbild hat sich erheb- lich verändert. Dieses Kapitel nimmt deshalb einen breiten Raum ein, weil die Nutzung der Bioenergie ein weiteres Beispiel dafür ist, dass wissenschaftlich – theoretische Erkenntnisse von der Politik nicht aufgenommen werden und nach Auffassung des Autors zu verhängnis- vollen Fehlentscheidungen geführt haben. Die Arbeit hat folgende Schwerpunkte: Die Raumstrukturen bilden den Rahmen, in dem sich die Konversions- und Planungspro- zesse abspielen. Die Geo- und Humanfaktoren sind das endogene Potenzial, das bei allen Förderprogrammen beachtet werden muss. Hier werden auch die zwölf Gemeinden des Untersuchungsgebietes mit ihrer Infrastruktur und ihren Besonderheiten vorgestellt. 10

Description:
strampeln, sondern in der Mehrzahl zu den sogenannten „Best Agern“ gehören, einer zah- lungskräftigen Klientel, die einen gewissen volle Genießer“, Familien mit Kindern und die sogenannten „Best Ager“. Die Generation der Die massiven Eingriffe in die Landschaft: Torfab- bau, Entwäss
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.