Aufgaben der Materialwirtschaft Von Wolfgang Pahlitzsch Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Materialwirtschaft als Teilfunktion des Unternehmens . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1 Funktionen der Materialwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.1 Erläuterung der Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.2 Einzelfunktionen der Materialwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.1.3 Material-und Warenfluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.1.4 Die Organisationsbegriffe Einkauf/Beschaffung/Material- wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.1.5 Die Organisationsbegriffe integrierte Materialwirtschaft und Logistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2. Aufgaben und Bedeutung der Materialwirtschaft im Unternehmen . . . . . . . 30 2.1 Aufgaben im Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.2 Betriebswirtschaftliche Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3. Einfluß der Materialwirtschaft auf die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens und die Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.1 Einfluß auf die KonkurrenzHihigkeit des Unternehmens . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.2 Einfluß auf die Volkswirtschaft ................................. ; . 44 4. Unternehmerische Aufgaben der Materialwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.1 Ziele der Materialwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.2 Beschaffungspolitik (Einkaufspolitik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Lösungen der Aufgaben zur Selbstüberprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Pahlitzsch, Wolfgang: Aufgaben der Materialwirtschaft I von Wolfgang Pahlitzsch. Hrsg.: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V., BME. - 2.Aufl. (Gabler-Studientexte) ISBN 978-3-409-02619-2 ISBN 978-3-663-13815-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-13815-0 1. Auflage 1992 2. Auflage 1997 © Springer Fachmedien Wiesbaden 1997 Ursprünglich erschienen bei Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V., BME Frankfurt/Main 1997 Lektorat: Sandra Gatzlaff Satz: Publishing Service H. Schulz, Dreieich Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektroni schen Systemen. ISBN 978-3-409-02619-2 VVA-Nr. 126/00619 Vorwort Viele Bücher werden zur Darstellung des Wissens und der Erkenntnisse des Autors ge schrieben, das dieser zeigen und weitergeben will. Ein solches Buch ist das nicht. Denn dieser Studientext geht davon aus, daß Sie den Wissensstand der Weiterbildungsmaß nahme Fachkaufmann/Fachkauffrau für Einkauf/Materialwirtschaft erreichen und überwiegend auch vor dem Prüfungsausschuß einer Industrie- und Han delskammer dokumentieren wollen. Deshalb ist der Text auf den Rahmenstoffplan zur Prüfung zum Fachkaufmann Einkauf/Materialwirtschaft abgestellt worden und hält sich ziemlich genau daran. Es werden in dieser Broschüre die folgenden Themen aus dem ersten Fach ,,Aufgabe und Organisation" abgehandelt: 1.1 Die Materialwirtschaft als Teilfunktion der Unternehmung 1.2 Die Unternehmerische Aufgabe, die volks- und betriebswirtschaftlich Bedeu tung 1.3 Einkaufspolitik Dabei habe ich mich an die Begriffe aus dem Rahmenstoffplan gehalten, diese übernom men und erläutert. Es wurden nur dort Ergänzungen vorgenommen, wo es zum Verständnis oder im Hinblick auf die Prüfungspraxis, die mir aus Dutzenden von Prüfungen bekannt ist, unbedingt erforderlich war. Die im Text verstreuten Aufgaben sind weiterführender Art. Deshalb gehören diese und deren Lösungen zur Gesamtdarstellung. Zum Überfliegen ist deshalb diese Broschüre weniger geeignet, um so besser dafür zum Durcharbeiten. Dabei wünsche ich Ihnen viel Spaß! Wolfgang Pahlitzscb 1 1. Materialwirtschaft als Teilfunktion des Unternehmens 1.1 Funktionen der Materialwirtschaft 1.1.1 Erläuterung der Begriffe Lernziele: Sie kennen - die Bedeutung der Einzelbegriffe - Funktion, - Material, - Wirtschaften. - die Auslegung des Begriffs ,,Materialwirtschaft." Erläuterung der Einzelbegriffe Mit dem Wort "Funktion" begegnen wir einem der mehr als tausend Begriffe in der Be triebswirtschaftslehre, die nicht eindeutig sind. Daran müssen Sie sich gewöhnen. Wir be wegen uns eben hier nicht auf dem Gebiet der Mathematik, wo es nur klare Größen gibt, oder in der Technik, wo man es fertiggebracht hat, die Begriffe und Größen international zu normen. Wenn man im "Großen Brockhaus" nachschlägt, steht unter ,,Funktion": Aufgabe, Tätig keit, Obliegenheit, Leistung. Geht man aber ins speziell Wirtschaftliche, greift man zu Gablers "Wirtschaftslexikon", dann findet man dort, daß "Funktion" ein Begriff der Or ganisationstheorie ist und eine Teilaufgabe zur Erreichung des Unternehmensziels be zeichnet. Also kann "Funktion" sowohl "Aufgabe" als auch "Teilaufgabe" heißen. Jedes Unternehmen hat eine Betriebsfunktion. Diese steht im Handelsregister, zum Bei spiel "Herstellung von Elektrogeräten" oder "Handel mit Teppichen". Außerdem hat es noch die Aufgabe, das eingesetzte Kapital entsprechend zu verzinsen, also Gewinn zu er zielen. Dies trifft auf alle erwerbswirtschaftlichen Unternehmen zu. Zur Erfüllung dieser Aufgaben bedient sich das Unternehmen der Teilfunktionen. Handelt es sich dabei um Geschäftsbereiche, die direkt der Geschäftsleitung unterstehen, sagt man auch "Grundfunktionen". Diese Grundfunktionen sind: - Finanzwesen, - Produktion, - Vertrieb, - Personalwesen, - Materialwirtschaft, - Forschung und Entwicklung (FIE). 3 Die ersten drei sind die sogenannten "klassischen Funktionen". Die weiter genannten sind in der Reihenfolge der Nennung später durch die Spezialisierung, die auch in der Be triebswirtschaft Einzug gehalten hat, dazu gekommen. Die Materialwirtschaft ist also eine Grund-oder Teilfunktion des Unternehmens. Um ihre Aufgabe zu erfüllen, bedient sie sich weiterer Teilfunktionen. Fast bin ich versucht, für den BegriffFunktion ,,Abteilung" einzusetzen, was zwar nicht ganz stimmt, aber zumindest im größeren Betrieb zutrifft. Denn dort sind spezielle Teilaufgaben meist in einer Abteilung zusammengefaßt. Beispiel: Aufgabe der Materialwirtschaft ist die Versorgung des Unternehmens. Um diese durchführen zu können, erfüllt die Materialwirtschaft Teilaufgaben, beispielsweise das Einkaufen und das Lagern. Diese Funktionen werden den Abteilungen Einkauf bzw. der Abteilung Lagerwirtschaft zugeteilt. Was heißt nun Material? Unter ,,Material" versteht man Roh-, Hilfs-und Betriebsstoffe, die zumeist in der Fertigung benötigt werden, sowie bezogene Teile und Baugruppen, auch wiederverwertbare Reststoffe. Halbfertig- und Fertigerzeugnisse bezeichnet man nicht mehr als ,,Material", sondern als "Waren". Deshalb werden Sie später oft mit dem Begriff ,,Material-und Warenfluß" konfrontiert. Aus dem Material werden in der Produktion eben Waren. Das ,,Material" ist zwar das wichtigste der Güter, die von der Materialwirtschaft bewirt schaftet werden, aber alles umfaßt dieser Begriff heute nicht mehr. Früher wurde dies zwar meist so verstanden, aber die Materialwirtschaft hat sich weiter entwickelt und bewirt schaftet heute nicht nur das Material im engeren Sinne, sondern alle Sachgüter, Leistungen und Energien, die das Unternehmen aus dem Beschaffungsmarkt, also von außen, benötigt. Dazu gehören nunmehr auch - Investitionsgüter (Maschinen, Anlagen, Gebäude); - Fertigwaren (Handelswaren); - Energien (Strom, Heizöl, Wärme, Treibstoffe, Gas); - Dienstleistungen (zum Beispiel Transport-und Reparaturleistungen). Nun bleibt noch der Begriff "Wirtschaften" übrig. Unter Wirtschaften versteht man den Umgang mit "bewirtschafteten" Gütern (also solchen Gütern, die Geld kosten) nach ratio nalen Gesichtspunkten, nach dem sogenannten "ökonomischen Prinzip", das Sie in der Volkswirtschaftslehre noch genauer kennenlernen werden. Klärung des Begriffs Materialwirtschaft Nachdem die Einzelbegriffe geklärt sind, geht es ans Ganze. Was ist nun Materialwirtschaft? 4 Wir stellten fest, daß die Materialwirtschaft die genannten Güter und Leistungen bewirt schaftet, das heißt, sie beschafft diese, sorgt für deren reibungs- und verzögerungsfreien Fluß durch den Betrieb und steilt die daraus produzierten Waren dem Kunden pünktlich zu. Daraus folgt: Materialwirtschaft ist das Versorgungs- und Bewirtschaftungssystem des Unterneh mens für alle Güter, Dienstleistungen und Energien vom Lieferanten durch alle Ver arbeitungsstufen der Produktion bis zum Kunden. Man kann das auch etwas kunstvoiier darstellen, was vor einem höherwertigen Publikum immer gut klingt, indem man den einfachen Begriff ,,Lieferant" durch "Beschaffungs markt", den "Kunden" durch "Absatzmarkt" und die "Verarbeitungsstufen" durch "Wert steigerungsstufen" ersetzt. Das klingt dann so: Materialwirtschaft ist das Versorgungs-und Bewirtschaftungssystem des Unterneh mens für alle Güter, Dienstleistungen und Energien vom Beschaffungsmarkt über alle Wertsteigerungsstufen der Produktion bis zum Absatzmarkt Dieser Satz entspricht dann (fast) der Definition des BME, das ist der größte deutsche Fachverband (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V.), dem unter vielem anderen auch das Verdienst zukommt, Materialwirtschaft klar und deutlich definiert zu haben. Zusammenfassung: - Der Begriff ,,Funktion" hat zum einen die Bedeutung ,,Aufgabe", aber zum anderen - organisatorisch gebraucht-auch "Teilaufgabe". - Die Materialwirtschaft ist eine Grundfunktion des Betriebes neben anderen Bereichen oder Grundfunktionen. - Das ,,Material" im Sinne der Materialwirtschaft umfaßt nicht nur die Güter, die der Be trieb vom Beschaffungsmarkt benötigt, sondern auch Dienstleistungen und Energien. - Die Materialwirtschaft ist das Versorgungs- und Bewirtschaftungssystem des Unter nehmens vom Lieferanten bis zum Kunden. Aufgaben zur Selbstüberprüfung: 1. Womit versorgt die Materialwirtschaft das Unternehmen? 2. Der Begriff "Funktion" hat eine doppelte Bedeutung. Welche? 3. Welche Grundfunktionen umfaßt das Unternehmen neben der Materialwirtschaft? 4. Was verstehen Sie unter dem Begriff "Wirtschaften"? 5 1.1.2 Einzelfunktionen der Materialwirtschaft Lernziele: Sie kennen die Einzelfunktionen der Materialwirtschaft, die Aufgaben der Einzelfunktionen. Wenn es die Hauptaufgabe der Materialwirtschaft ist, das Unternehmen mit Material zu versorgen und es dann in veränderter Form, nämlich als Fertigware, hin zum Kunden zu bringen, dann muß doch etwas geschehen, jemand muß doch ganz systematisch etwas machen, denn es handelt sich doch nicht nur um einen einmaligen Vorgang, sondern um einen sich immer wiederholenden Ablauf. In unserer arbeitsteiligen Wirtschaft wird dieser Vorgang in einzelne Venichtungen zerlegt und für jede dieser Verrichtungen werden dann Spezialisten eingesetzt. Aufgabe zur Selbstüberprüfung: 5. Nehmen Sie einen Zettel und schreiben Sie bitte auf, was für Einzelverrichtun gen, für ,,Funktionen", vorhanden sein müssen, damit das Material auch richtig bestellt, angeliefert, bereitgestellt, verarbeitet und an den Kunden geliefert wird. Sie können Oberbegriffe nehmen, brauchen nicht in die Einzelheiten zu gehen. Fünf oder sechs Oberbegriffe genügen schon, mehr als zehn sollen es nicht werden. Wenn Sie damit fertig sind, besprechen wir dies gemeinsam: Funktion Planung/Disposition Wenn Sie den Betrieb versorgen wollen, müssen Sie etwas einkaufen. Aber vorher müssen Sie wissen, was und wieviel Sie brauchen, und wann es angeliefert werden soll. Sie müssen "disponieren", das heißt "sinnvoll verfügen". Die Aufgabe der Disposition ist es, die Fragen -Was? Wann? Wieviel? zu beantworten. In Unternehmen mit mehreren Betrieben muß auch die Frage "wohin?" von der Dispo, wie es im materialwirtschaftlichen Jargon heißt, geklärt werden. In einem Betrieb disponieren Sie nun nicht von heute auf morgen, sondern sind in eine Organisation eingebunden. Sie müssen die Mengen und die Zeit mit anderen abstimmen. Das geht nur miteiner langfristigen gröberen Disposition, einer Planung. Zum kurzfristigen 6 Geschehen sagt der Kaufmann, wie immer um bedeutungsvolle Worte bemüht, es sei ein "taktischer" oder "operativer" Vorgang. Bei längerfristigem, übergreifendem Ablauf da gegen wählt er das Beiwort "strategisch". Also wäre eine strategische Disposition eine Planung. Beide Begriffe gehören zusammen und bilden eine Einheit und damit die Funk tion "Materialdisposition". Welche Aufgaben hat nun diese? Die Materialdisposition bestimmt aufgrund des Produktionsprogramms die Art, die Mengen und die Zeit der zu beschaffenden Materialien und entscheidet über die Er gänzung des Lagerbestands. Sie ist die zentrale Stelle zur Planung und Steuerung des Materialflusses. Die Materialdisposition hat innerbetrieblich in der Materialwirtschaft eine zentrale Be deutung. Ihre Funktionsfahigkeit entscheidet nicht nur über die Lieferfahigkeit und Ter mintreue eines Unternehmens, sondern beeinflußt auch noch ganz entscheidend über die Höhe der Vorräte die Liquidität. Darunter versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, termingerecht und betragsgenau den Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Funktion Einkauf Nun wissen Sie, was Sie wann brauchen und wievieL Jetzt müssen Sie dieses Material auch einkaufen. Das ist also folgerichtig die nächste Funktion. Die Aufgabe der Funktion Einkauf ist die Sicherstellung der Versorgung des Unter nehmens von den Beschaffungsmärkten mit allen zur Erfüllung seiner Aufgaben be nötigten, aber nicht selbst erzeugten Gütern, Leistungen und Energien zu wirt schaftlichsten Bedingungen. (BME-Informationsschrift) In der ebenfalls vom BME herausgegebenen Broschüre von R. Fieten "Integrierte Material wirtschaft"liest sich das genauerund länger so: "Gegenstände des Einkaufs sind Roh-, Hilfs-und Betriebsstoffe, Halb- und Fertig fabrikate, Investitionsgüter und Energien und auch Dienstleistungen, wie Reinigung und Bewachung, Wartungsarbeiten sowie Transportleistungen. Es ist dabei ohne Einfluß auf die Aufgabe und Verantwortung des Einkaufs, ob der zu deckende Bedarf in Konstruktion und Entwicklung, Produktion, Vertrieb oder Verwaltung angefallen ist. Kurz gesagt: Alles, wofür eine Rechnung eingeht, ist Gegenstand des Einkaufs." Da merkt man aber doch sofort, daß da ganz gestandene Praktiker am Werk waren, denn beispielhaft sind genau die wunden Punkte erwähnt, nämlich die Leistungen, die oft so nebenbei von anderen eingekauft, besser einfach vergeben werden und die Abteilungen, die bezüglich des Einkaufs ein erhebliches Selbstbewußtsein haben. Da Sie ja auch Praktiker sind, wird Sie die Darstellung genau so freuen wie mich. Der Einkauf ist eine außerordentlich wichtige Funktion, schon deshalb, weil er im Durch schnitt mehr als die Hälfte der betrieblichen Einnahmen für die Beschaffung der Güter und Dienstleistungen wieder ausgibt. Erfahrene Kaufleute zitieren immer wieder den Wahr spruch, daß im Einkauf der Gewinn liegt. Also müssen wir uns auch mit dieser Funktion ein bißeben näher befassen. 7 Der Einkauf hat heute eine unternehmerische Aufgabe und ist nicht mehr Erfüllungsgehilfe der Produktion, was schon allein aus seiner enormen Kostenverantwortung hervorgeht. Wenn der Einkauf zuviel für die Vorprodukte ausgibt, kann das Fertigprodukt nur über teuert verkauft werden und verliert damit seine Konkurrenzfähigkeit Da können sich Produktion und Vertrieb noch soviel Mühe geben, der Umsatz wird zurückgehen. Also müssen im Einkauf Mittel und Methoden angewandt werden, die einen wirtschaftlichen Preis ermöglichen. Die wichtigsten sind: Beschaffungsplanung, Analyse Eigenfertigung oder Fremdbezug, Anfragetechnik, Verhandlungen, - Lieferantenbeurteilung, Beschaffungsmarktforschung, - ABC-Analyse, Wertanalyse, - Preisanalyse, - Angebotsvergleiche, Vertragsgestaltung, - Qualitätssicherung, - Preisvergleiche. Den kombinierten, systematischen und geplanten Einsatz dieser Mittel, nennt man heute modern ,,Einkaufsmarketing". Den Kaufleuten fällt doch immer wieder etwas ein! Aber damit soll ausgedrückt werden, daß der Einkauf nicht passiv, sondern aktiv bei der Ge staltung und Lösung seiner Aufgaben ist. Funktion Vorratswirtschaft Wenn nun der Einkauf seine Aufgaben richtig gelöst hat, wird jetzt das Material angeliefert und von der Warenanoahme zur Lagerung weiter gegeben. Das ist die dritte material wirtschaftliche Funktion. Da Lagerung so nach Ruhe, so statisch klingt, verwendet man heute gern das Wort "Vorratswirtschaft" oder "Bevorratung" dafür, wobei das letztere aber nach Beamtendeutsch klingt, weshalb ich es ungern höre. Also bleiben wir bei Lagerung oder Vorratswirtschaft Lassen wir wieder den BME die Aufgaben der Vorratswirtschaft definieren: Sicherstellung der Vorrats- und Lagerhaltung im Unternehmen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halbfabrikate und Fertigprodukte, zur Aufrechterhaltung einer ange messenen Produktions-und Lieferbereitschaft bei minimaler Kapitalbindung. Das habe ich ein bißeben abgeändert. Eigentlich steht im Original "zur Aufrechterhaltung einer "optimalen" Produktions-und Lieferbereitschaft". Mit dem Wort "optimal" aber sollte man sehr vorsichtig umgehen. Das ist abgewertet worden zum reinen, nichtssagenden Füll wort und heißt hier "bestmöglich". Wie kaufen wir ein? Optimal. Wie disponieren wir? Na türlich genauso. Das kann man endlos fortsetzen. Gehen Sie mit diesem Begriff sparsam um. 8