FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN -WESTF ALEN Nr. 2585/Fachgruppe Huttenwesen/Werkstoffkunde Herausgegeben irn Auftrage des Ministerprasidenten Heinz Kuhn vorn Minister fur Wissenschaft und F orschung Johannes Rau Prof. Dr. -Ing. Helmut Winterhager Priv. -Doz. Dr. -Ing. Joachim Kruger Insti tut fUr Metallhuttenwesen und Elektrometallurgie der Rhein. -Westf. Techn. Hochschule Aachen Aufarbei tung von Kupferendelektrolyten durch Dialyse und Elektrodialyse Westdeutscher Verlag 1976 © 1976 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag ISBN-13: 978-3-531-02585-8 e-ISBN-13: 978-3-322-88358-2 DOl: 10.1007/978-3-322-88358-2 Inhalt 1. Einlei tung .......................................... . 2. Schrifttumslibersicht ................................. 2 2.1 Dialyse von Elektrolyten ......................... 2 2.2 Elektrodialyse von Elektrolyten .................. 7 3. Membranen und ihre Eigenschaften ..................... 10 4. Stoff transport durch Membranen ....................... 13 4.1 Ableitung der Nernst-Planck'schen Gleichung ...... 13 4- 4.2 Ableitung praktisch angewandter FluBgleichungen 20 5. Versuchsdurchflihrung zur Ermittlung der Membran- eigenschaften ........................................ 26 5.1 Zusammenstellung der grundlegenden Versuchsdaten . 26 5.2 Festlegung der Versuchsbedingengen ... ... ... ... 30 5.3 Leitfahigkeitsmessungen an Membranen ............. 33 5.4 Bestimmung der Membrankonzentration .............. 37 5.5 Bestimmung der Selektivitat und Durchlassigkeit der Membranen .................................... 41 5.6 Wassertransport durch Membranen .................. 60 6. Mehrkammerzellenversuche zur Dialyse von Kupferend- elektrolyten ......................................... 61 7. Elektrodialyse von Kupferendelektrolyten ............. 70 7.1 Vorversuche zur Elektrodialyse .................. 70 7.2 Grenzstromdichte an Ionenaustauschmembranen ..... 73 7.3 Mehrkammerzellenversuche zur Elektrodialyse von Kupferendelektrolyten ....................... 76 7.3.1 Aufbau der Mehrkammerzellen der Elektrodialyse- versuche ....................................... 76 7.3.2 Durchflihrung der Elektrodialyseversuche ........ 80 7.3.3 Ergebnisse der Elektrodialyseversuche .......... 83 8. Zusammenfassung ...................................... 96 9. Schrifttumsverzeichnis ............................... 97 - 1 - 1. Einleitung Bei einer Reihe von elektrochemischen Prozessen ist es notwendig, Anoden- und Kathodenraume durch Membranen voneinander zu trennen, um auf diese Weise in den ent sprechenden Raumen unterschiedliche Oxydations- bzw. Reduktionsbedingungen oder Konzentrationen aufrecht zu erhalten. Hierzu gehoren Ubliche Verfahren der Alkali-Chloridelektrolyse zur Alkalihydroxid- und Chbrherstellung, verschiedene Ver fahrensvarianten der Nickelelektrolyse, wobei Auflosung und Entladung an den Elektroden die Hauptreaktionen dar stellen. 1m mehr oder minder weit fortgeschrittenen Zustand des Uberganges vom Versuchs- und ProduktionsmaBstab befinden sich die Saureabtrennung aus Elektrolyten der Kupfer- und Uranmetallurgie, die Bereitung von Gebrauchswasser aus Brack- und Seewasser, die Aufbereitung von Endlaugen der Ober flachenbehandlung von Metallen (sog. Beizlaugen). Bei der erstgenannten Gruppe von Verfahren werden vorzugs weise nichtgeladene Membranen, bei derzweiten Gruppe lonen austauschmembranen verwand"t. - 2 - Als Dialyse wird ein Transport von Ionen durch geladene bzw. ungeladene Membranen bezeichnet, ohne daB ein Feld von auBen angelegt wird. Der elektr~isches Trans~ort wird durch den Gradienten des allgemeinen chemischen und des elektrischen Potentials sowie mogliche Konvektion von Losung bewirkt. Bei der Elektrodialyse Uberlagert sich diesem Stofft ransport durch die Membran ein durch ein von auBen angelegtes elektrisches Feld hervorgerufener Anteil, der sogar dem natUrlichen Konzentrationsgefalle entgegen gerichtet sein kann. Geladene wie ungeladene Membranen besitzen einen sehr geringen elektrischen Widerstand und genUgende mechanische Festigkeit (sei es durch ein UnterstUtzungsgewebe), zusatz lich weisen Ionenaustauschmembranen eine geringe Wasser durchlassigkeit und bei nicht zu hohen Konzentrationen eine Selektivitat fUr Kat- (Kationenaustauschmembranen) bzw. Anionen (Anionenaustauschmembranen). auf. 2. SchrifttumsUbersicht 2.1 Dialyse von Elektrolyten Versuche zur Dialyse von reinen Losungen sind in groBer Zahl durchgefUhrt worden, meist allerdings sind Losungen - 3 - mit einer Ionenstarke kleiner als 0,1 verwendet worden. Unter diesen Bedingungen wirkt sich die Selektivitat der Ionenaustauschmembranen noch deutlich aus, wie auch aus Tabelle 4 hervorgeht. Auch bei der Anwendung von Cellulose bzw. Celluloseacetatmembranen bei der umgekehrten Osmose ist durchweg mit Losungen geringer Konzentration « 5 %) gearbeitet worden. Beztiglich dieser Untersuchungen sei auf die entsprechenden Sammelwerke 6,7,8) und Zeitschriftenbei trage 9,10) hingewiesen. 1m Rahmen metallurgischer Prozesse hat sich die Dialyse bis her nur in Einzelfallen bei der Aufarbeitung von Kupferend elektrolyten durchsetzen konnen. Hierbei werden Mehrkammer aggregate vom Typ einer Filterpresse verwendet. Tuwiner und Smith11) berichten von Versuchen und Betriebsergebnissen bei der Aufarbeitung der Kupferendelektrolyte in EI Paso (Texas) und Laurel Hill (N.Y.). Das Pilotplant FlieBbild zeigt Abb. 1, die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammenge stellt. Ahnlich berichten Morisaki und Ikeda12) tiber die Anwendung von Anionenaustauschmembranen bei der Kupferend Die ProzeBstufe, in der die Mem elek~rolytaufarbeitung. branen eingesetzt werden, geht aus dem FlieBbild (s.Abb. 2) hervor, die ProzeBdaten sind ebenfalls in Tabelle 1 aufge- ftihrt. Besonders den Japanern gelingt es, in einem MehrstufenprozeB 70 % der vorlaufenden Saure als Diffllsat wiederzugewinnen. .;:- M'I D 1 9 on 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0, 1, i 0 0 0 0 0 0 0 8 2 m 4 6 5 5 5 5 6 1 4 e . l 2 e S n o 0 ukti er 7 8 0 0 0 0 7,5 6,1 9,7 4,5 9,7 7,2 6,6 2,8 1,3 d v 5 5 6 7 2 4 2 4 1 7 o a 1 6 9 9 6 2 1 Pr Gr 1. 1. 1. 1. 0 7 8 8 6 8 4 6 1 8 4 er 8 0 0 0 0 4, 6, 2, 7, 0, 9,2, 2, 1, v 5 4 4 7 0 9 2 1 5 2 2 a 1 6 0 0 6 2 1 1 Gr 1. 2. 2. 1. n o n kti 70 olyte Produ aver 2,4 3 9 3 9 5,9 2,6 59,4 1,1 2,2 7,6 tr Gr 1 24 22 30 16 29 8 1 6 14 k e l E on 0 v 7 se t-t er 6 9 3 4 4 3 8 ly loan av 3, 6 4 2 5 5, 4, 9, 7,2, 5, Dia Pipl Gr 2 53 52 62 42 29 9 19 78 aben zur on Nalfilm 79 668 727 745 651 290,5 51,5 182,3 43,3 89,4 3,3 g i msan odukt rch-nt 9 6 6 5 0 0,6 1,4 1,5 2,0 3,1 1,2 fttu Pr Pame ) 7 70 78 89 60 l) 24 4 14 3 7 ri 2m l gi 4 Tabelle 1: Sch Produktions- art Membransorte Membranzahl Membranflache ( Einsatz von O/li,Elektrolyt Q./li) Wasser alii) Dialysat Diffusat (Konzentration Elektrolyt HSO2eu Ni Dialysat HSO24 eu Ni Diffusat HSO24 eu Ni ~ 0 4 2, 0 0, 2 - - 1 3 5 0 1, 0, 9 8 1 1 6 5, 1 , ,1 9 4 8 2 3 6, ,1 ,1 6 5 3 2, 1 , 1 8 7 1 2 1 , ~ 1 7 1 9 4 1 6 4, 0, 1 7 9 2 , , 3 0 - s UberfUhrung koeffizient (g/m2h gil) U HSO24 U eu U Ni Schrifttum - 6 - Zwar erreichen Tuwiner und Smith 11) etwa fUnfmal so groBe Uberftihrungskoeffizienten, aber ihre Selektivitatsverhalt- nisse sind um mindestens diesen Faktor schlechter als bei den Japanern. Kupferendelektrolyt 180g11 Cu ~ Kondensat Wasser bzw. CuS~ eingedampfter Kondensaf Krista lie Elek fro Iyf ~ Dialysat Diffusaf zur NtSO" zur Bdderha/le Anlage Abb. 1: Pilotplant FlieBbild nach Tuwiner und Smith11 ) Kupferendelekfrolyf I Cuso,- emgedampffer Kr/sfalle Elekfrolyf I Kupfer schlamm j Wasser Rohnickel- Enjd lauge sulfaf Krisfolle 1r'--""D/~a/'y-se-'-,1 I I Ota/ysaf Diffusaf zur Biiderhalle Abb. 2: Vereinfachtes FlieBbild der Endelektrolytaufar beitung nach Morisaki und Ikeda12) - 7 - 2.2 Elektrodialyse von Elektrolyten Die Elektrodialyse hat sich bisher in der Praxis nur zur Entsalzung von Meer- bzw. Brackwasser durchsetzen konnen, wenn man davon absieht, daB eigentlich Membranelektrolyse- verfahren im weiteren Sinne auch hinzuzurechnen waren. Wenn auch an dieser Stelle nicht ausflihrlich auf die Wasser- entsalzung durch Elektrodialyse eingegangen werden solI, so muB erwahnt werden, daB hierbei die Elektrodialyse nur in einem eng begrenzten Bereich (Brackwasser mit weniger als 4000 ppm Salzgehalt) gegenliber den anderen Verfahren der Wasseraufbereitung konkurrenzfahig ist, wie aus der folgen den Tabelle 2 hervorgeht (siehe auch 2)). Es existieren noch eine Reihe weiterer Anwendungsmoglich- keiten, die jedoch noch nicht liber den VersuchsmaBstab hin- aus gekommen sind. Hierzu gehoren: a) die Aufkonzentrierung von Salz- und Saurelosungen, b) die Aufarbeitung von verbrauchten Beizlaugen und Elektrolyten, c) die Trennung von Elektrolyten von Nichtelektrolyten, d) die Anwendung der Elektrodialyse in der Uranmetallurgie bzw. in der Kerntechnik, e) die Anwendung bei Raffinationselektrolysen. zu a) Besonders japanische Autoren14,15) haben Ergebnisse