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Auf den Spuren der griechischen Mythen bei Anton Cechov in den Werken der frühen ... PDF

287 Pages·2014·1.86 MB·German
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Anna Hörath Auf den Spuren der griechischen Mythen bei Anton Čechov in den Werken der frühen Schaffensperiode Dank Für die Realisierung des Dissertationsprojektes gilt mein persönlicher Dank Frau Prof. Dr. Herta Schmid, die nicht nur eine großartige Inspirationsquelle und Quelle fachlicher Kompetenz, sondern mir in den Studien- und Promotionsjahren eine wichtige menschliche Unterstützung war. Ganz besonders möchte ich Frau Dr. Doris Weiland, Herrn Dr. Rudolf Arning und Herrn Herbert Herrmann danken, die mich über die gesamte Studien- und Promotionszeit begleitet und unterstützt haben. Einen besonderen Dank möchte ich an meine Freunde richten, die mir bei der Korrektur der Arbeit geholfen haben und für mich eine wichtige Stütze in der Prüfungsphase waren. Ein persönliches Dankeschön möchte ich meinem Mann und meinen Kindern aussprechen, die mir stets die nötige Kraft und die nötige Energie gaben. Auf den Spuren der griechischen Mythen bei Anton Čechov in den Werken der frühen Schaffensperiode Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades von Anna Hörath verteidigt im Fach Slavistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam am 27.09.2012 Betreuerin Prof. em. Dr. Herta Schmid Online veröffentlicht auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam: URL http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2014/7022/ URN urn:nbn:de:kobv:517-opus-70222 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-70222 Summary Die Poetik des Alltags des russischen Schriftstellers Anton Čechov fasziniert bereits über ein Jahrhundert die Leser weltweit. Dieser Faszination liegt nicht zuletzt der griechische Mythos zugrunde, ein Kulturerbe, das die Denkweise unserer Gesellschaft tief greifend beeinflusst hat. Die antiken Gottheiten und Helden wie Apollo, Dionysos, Pythia, Narziss werden in Čechovs wenig untersuchtem Frühwerk zu Menschen des Alltags. Diese Projektion ist eine parodie- und travestiehafte Modifikation der mythischen Elementarstrukturen. In dieser Verschmelzung des Mythischen mit dem Alltäglichen wird Čechov zum Nachfolger insbesondere des antiken Dramatikers Epicharm. Methodisch basiert meine Analyse auf dem Begriffspaar von „Wiedergebrauchs-Rede“ und „Verbrauchs-Rede“ des Rhetorikers Heinrich Lausberg: Čechov erzählt die prominenten Mythen so wieder, dass sie zwar ihre Erhabenheit verlieren, ihre untergründige Kraft jedoch beibehalten und so das Selbstbild des modernen Menschen bereichern. The poetics of everyday life of the Russian author Anton Cechov has fascinated the readers worldwide since more than a century. This fascination is based – not least – on the Greek myth, a cultural heritage, which has deeply influenced the ways of thinking of our society. The antique divinities and heroes as Apollo, Dionysos, Pythia, Narziss become people of everyday life in Cechov´s less examined early work. This projection is a parody-like and travesty-like modification of the mythical elementary structures. In this fusion of the myth with everyday life, Cechov becomes a successor of particularly the antique dramatist Epicharm. Methodically, my analysis bases on both the terms of “re-applying speech” and “consuming speech” of the rhetorician Heinrich Lausberg: Cechov tells the prominent myths in such a way, that they do lose their dignity, however, keep their fundamental power and so enrich the self-perception of modern people. 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort 10 I. Einleitung 11 1. Čechov als Herausforderung 11 1.1. Der Einakter Tat’jana Repina (1887/1889) als Vorstufe der Arbeit 13 1.2. Die Zwei-Ebenen-Struktur des Einakters und ihre theoretischen 15 Verwandten: langue“/„parole“ und „Wiedergebrauchs-Rede“/ „Verbrauchs-Rede“ 1.3. „Wiedergebrauchs-Rede“ des Mythos als 18 Gegenstand der Čechov-Forschung 2. Mythos als Herausforderung: Klärung des Begriffs 24 2.1. Zur allgemeinen Definition des Mythos 25 2.1.1. „Mythos“ als „Wort“, „Rede“ und „Erzählung“ 25 2.1.2. Mythos im Lichte der Offenbarungsreligionen 27 2.1.3. Der Mythos und das moderne Denken 28 2.2. Zur allgemeinen Struktur des Mythos 29 2.2.1. Das „strukturalistische Erklärungsmodell“ 29 2.2.1.1. Geschichte und Erzählen 29 2.2.1.2. „Variierende Wiederholung“ 30 2.2.1.3. Name 32 2.2.2. Das „psychoanalytische Erklärungsmodell“ 33 2.2.2.1. Traum 33 2.2.2.2. Fremdheit von Kindern 33 2.3. Mythenparodie, Mythentravestie und Karneval 34 3. Ziele der Arbeit 39 II. Einige Mythen und mythische Gestalten 41 1. „Wiedergebrauchs-Rede“: Orakel von Delphi, Pythia 41 „Verbrauchs-Rede“: Čechovs Einakter Tat’jana Repina (1887/1889) 1.1. Anlehnungen 51 1.1.1. Anlehnungen an pythische Züge: 51 Historische „Wiedergebrauchs-Rede“: Die Stellung des Mythos und der Frau im Lichte der Offenbarungsreligionen. Čechovs „Verbrauchs-Rede“: Kurzerzählungen Die Hexe (Ved’ma) (1886) und Der Sünder aus Toledo (Grešnik iz Toledo) (1881 1.1.2. Anlehnungen an ‚pythischen Dialog‘: Psychoanalytisches 63 Erklärungsmodell „Kinder (und Mythen) sind uns fremd und vertraut zugleich“ als „Wiedergebrauchs-Rede“ und ihre „Verbrauchs-Rede[n]“ Griša (1886) und Die Köchin heiratet (Kucharka ženitsja) (1885) 6 2. „Wiedergebrauchs-Rede“: Narziss-Mythos 67 „Verbrauchs-Rede“: Čechovs Kurzerzählungen und ihre Narziss-Motive 2.1. Das Motiv des Spiegels und das Echo-Motiv: 70 Verzerrter Spiegel. Weihnachtsgeschichte. (Krivoe Zerkalo. Svjatočnyj rasskaz) (1883) 2.2. Das Motiv des Spiegels und des Traums: 80 Der Spiegel (Zerkalo) (1885) 2.3. Das Motiv des Wassers : 82 Auf dem Fluss. Frühlingsbilder.(Na reke. Vesennie kartinki) (1886) 3. „Wiedergebrauchs-Rede“: Dionysos und Apollo – ein Gegensatzpaar. 86 „Verbrauchs-Rede“: Das Drama auf der Jagd. Eine wahre Begebenheit. (Drama na ochote (Istinnoe proisšestvie)) (1884-1885) 3.1. Allgemeine mythologische und biblische Gesichtszüge 88 der Protagonisten 3.1.1. Kamyšev und Karneev 88 3.1.1.1. Der apollinische Kamyšev und seine mythische Welt 91 3.1.1.1.1. Der apollinische Kamyšev 91  3.1.1.1.2. Der weissagende Vogel Ivan Dem’janyč 96 als Vertreter des Mythos und Repräsentant des apollinischen Domizils 3.1.1.2. Der dionysische Karneev 104 3.1.1.2.1. Die wichtigen Eigenschaften des Dionysos und 104 des Grafen Karneev im Vergleich 3.1.1.2.2. Das Haus des Karneev 108 3.1.1.2.3. Naturbilder als treue Begleiter der Vegetationsgötter 110 3.1.1.2.3.1. Der Garten 111 3.1.1.2.3.2. Der Wald 113 3.1.1.2.4. Einzelne Erscheinungsbilder und -szenen auf dem Spaziergang 114 3.1.1.2.4.1. Die Schlange 114 3.1.1.2.4.2. Der Gärtner Franz Tricher 116 3.1.1.3. Ein widersprüchliches Bündnis zwischen Apollo und Dionysos 117 Die Freundschaft jenseits des Sees 3.1.1.3.1 Apollinische Form und dionysische Sinnlichkeit 118 3.1.1.3.2. Die apollinische Sonne, die sich in dem dionysischen See anschaut: 121 Die gegenseitige Begeisterung der beiden Gottheiten 3.1.1.3.3. Kamyševs Nachdenken über die Freundschaft mit Karneev: 125 Dionysische Nähe und apollinische Distanz 3.1.1.3.4. Die dionysischen Begriffe des „Selbstmordes“ und 130 der „Selbstvernichtung 7 3.1.1.3.5. Die apollinische „Begeisterung“ für die dionysische Ekstase und 132 das orgiastische (Trance)Empfinden des Glücks 3.1.1.3.6. Dionysische Momente des sparagmos (Zerstückelung von 132 Tieren) und des omophagia (Verzehr von rohem Fleisch) 3.1.1.3.7. Gemeinsames Besteigen des „Steinernen Grabs“ und 134 das Erblicken beider Herrschaftsorte 3.1.1.3.8. Dionysischer Rausch und Apollinischer Traum 137 3.1.1.3.9. Die Idee der Jours fixes und die Jagd gegen Langeweile 141 3.1.2. Urbenin – der Gutsverwalter des dionysischen Karneev 145 3.1.3. Die Frauengestalten 145 3.1.3.1. Syčicha: Die treue Amme des dionysischen Karneev 146 3.1.3.2. Olen’ka: Mänade des dionysischen Karneev und 147 Kassandra des pollinischen Kamyšev 3.1.3.2.1. „Waldnymphe“ in Rot und das dionysische Motiv der Opferbringung 147 3.1.3.2.2. Das Haus des Försters: Domizil der „Waldnymphe“ 150 3.1.3.2.3. Die dionysische Maske 151 3.1.3.2.4. Das Gespräch der Olen’ka mit Kamyšev: 154 Dionysische Motive des Todes, der Ekstase und des Enthusiasmus und das Verlangen nach einer besonderen Bekleidung und Publikum 3.1.3.2.5. Die Figur des Försters und das dionysische Thema des Wahnsinns: 157 „Irrenhaus“ als Schluss- und Schlüsselbemerkung des Karneevschen Gutes 3.1.3.2.6. Apollo und Kassandra als Prototypen von Kamyšev und Ol’ga 164 3.1.3.3. Die Zigeunerin Tina 165 3.1.3.4. Nadežda Nikolaevna Kalinina 166 3.1.3.5. Sozja. Ehefrau des Grafen Karneev 167 3.1.3.6. Der dionysischer Karneev in Begleitung seiner treuen Mänaden 167 3.1.4. Die Figur des biblischen Michej, des Besitzers des Sees 169 3.1.5. Kamyšev und Voznesenskij: 170 Das Freundschaftsbündnis diesseits des Sees 3.1.6. Diener des Kamyšev Polikarp. 171 Reinigung und Schweigegebot als Pflichten 3.2. Reinigungsritual als Illustration des Zusammenkommens 174 der alten und der neuen Ideologien: Pathos, Katharsis und die moderne Psychoanalyse 3.3. Jahrmarkt und Kirche als Orte des Mythischen und Christlichen 179 3.4. Messe und Antimesse 181 8 3.5. Die Schrift des Untersuchungskommissars Kamyšev. 186 Narratives Drama in vier Akten: Verkörperung der Versöhnung der Gegensätze 4. Dionysisch-Apollinisches Thema in den weiteren Kurzerzählungen 228 4.1. Die Maske (Maska) (1884) 228 4.2. Der Triumph des Siegers. Die Erzählung eines verabschiedeten 233 Kollegienregistrators (Toržestvo pobeditelja. Rasskaz otstavnogo kolležskogo registratora) (1883) 4.3. Mitgift. Die Geschichte einer Manie 235 ( Pridanoe. Istorija odnoj manii) (1883) 4.4. Kontrabass und Flöte. Kurze Szene. 240 (Kontrabas i flejta. Scenka ) (1885) 4.5. Agaf’ja (1886) 242 4.6. Ein Name mit Pferd (Lošadinaja familija) (1885) 245 5. „Wiedergebrauchs-Rede“: 250 Mythische Gestalten Harpien, Ailos, Narziss, Dionysos „Verbrauchs-Rede“: Tina (Sumpf) (1886). Metamorphose im schlammigen Gemisch III. Zusammenfassung und Erkenntnisse 273 IV. Literaturverzeichnis 277 9 Vorwort Die vorliegende Arbeit schreibt die Forschungsarbeit für meine Magisterarbeit über den in Vergessenheit geratenen Einakter Čechovs Tat’jana Repina fort. In der Magisterarbeit unter dem Titel „Anton Čechov. Tat’jana Repina. Zwischen Drama, Liturgie und Musik“, vorgelegt an der Universität Potsdam 2001, habe ich die komplizierte Struktur des Einakters unter liturgischen, dramatischen und musikalischen Aspekten untersucht. Die intensive und spannende Forschung an dem Einakter, die von meiner Doktormutter Frau Prof. Dr. Schmid begleitet wurde, war Beweggrund, an der Universität Potsdam am Institut für Slavistik eine informelle Forschungsgruppe zu gründen, die den Namen „Tat’jana Repina-Gruppe“ bekam. Die Forschung der „Tat’jana Repina-Gruppe“ wurde in der Sammelbandserie „Die Welt der Slaven“ (Sammelband 25) des Otto Sagner Verlags im Jahre 2006 unter dem Titel „Čechovs Tat’jana Repina. Analyse und Umfeld eines verkannten Meisterwerks“ von Jenni Stellemann und Herta Schmid unter Mitwirkung von Ursula Hanus herausgegeben. In dem in drei Kapitel gegliederten Sammelband stellen die Aufsätze der Forscher der Tat’jana-Repina-Gruppe die Textgeschichte, die Werkanalyse (unter besonderer Berücksichtigung der Religion, des Dramas, der Musik, des Mythos und des Rituals) und die intra- und intertextuellen Beziehungen des Einakters dar. Im Sammelband erschienen in weiterbearbeiter Form zwei Auszüge aus meiner Magisterarbeit: „Dramatische Musikalität bei Petr Čajkovskij, musikalische Dramaturgie bei Anton Čechov? Tat’jana Repina und Evgenij Onegin.“1 und „Messe – Antimesse: eine blasphemische Spiegelkonstruktion des Sakramentes der orthodoxen Trauung. Handlungsanalyse des Čechovschen Einakters unter besonderer Berücksichtigung des religiösen Aspektes“2. Der Artikel der Leiterin der Forschungsgruppe, Herta Schmid, unter dem Titel „Tat’jana Repina – Reden, Töne, Geräusche und Musik in Čechovs vergessenem Einakter“ wurde zunächst im Sammelband „Stimmen. Klänge. Töne. Synergien im szenischen Spiel“3 2002 veröffentlicht und dann in den Sammelband der „Tat’jana Repina-Gruppe“ übernommen. Durch die facettenreiche Forschung am Einakter stieß ich auf die spannende Kombination zweier wenig untersuchter Forschungsbereiche: der griechische Mythos einerseits und die Werke der frühen Schaffensperiode von Anton Čechov andererseits. Die ersten Forschungsergebnisse habe ich bei der wissenschaftlichen Jubiläumstagung für Herta Schmid am 23. und 24. November 2007 in Potsdam vorgetragen. Der Vortrag erschien unter dem gleichen Titel „Anton Čechovs Tina und der Dionysos-Mythos“ im Sammelband 47 der Sammelbände „Die Welt der Slaven“4 2012 im Otto Sagner Verlag.                                                                                                                           1 A. Ivanova, 2006, S. 88-105. 2 A. Ivanova, 2006, S. 106-136. 3 H. Schmid, 2002, S. 265-278. 4 A. Hörath, 2012, S.142-148. 10

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Werke der frühen Schaffensperiode von Anton Čechov andererseits. Die ersten люди, а животные зоологического сада. Минуту и мы глядели
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