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Ärztliche Propädeutik: Gespräch, Anamnese, Interview Einführung in die anthropologische Medizin — wissenschaftstheoretische und praktische Grundlagen PDF

389 Pages·1988·6.163 MB·German
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Peter Hahn • • ARZTLICHE •• PROPAOEUTIK Gesprach, Anamnese, Interview Einfi.ihrung in die anthropologische Medizin - wissenschaftstheoretische und praktische Grundlagen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Professor Dr. Peter Hahn Abt. Innere Medizin (( (Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin) Medizinische Universitatsklinik Bergheimer StraBe 58, D-6900 Heidelberg ISBN-13: 978-3-642-73381-9 e-ISBN-13: 978-3-642-73380-2 001: 10.1007/978-3-642-73380-2 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheber rechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24.Juni 1985 zulassig. Sie ist grundsatzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1988 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1988 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Gesamtherstellung: Appl, Wemding 2119/3140-543210 VORWORT Eine Propadeutik ist ein vorbereitendes Unternehmen. Es Iiegt noch "vor" der eigentlichen "Unterweisung", vor der eigenen praktischen oder theoretischen Tatigkeit. Wenn eine Propadeutik als Buch geschrieben wird, so lite sie einfach geschrieben sein. Sie sollte einfUh ren, Klarungen suchen, Obersichten schaffen und anregen. Die vorliegende Darstellung kann nur einige dieser Anforderungen einlosen. Andere - insbesondere das Gebot der Einfachheit - konnten nicht, oder nur in einem wesentlich anders verstandenen Sinne, erfullt werden. Warum das so gekommen ist, und warum der Verfasser aus dem geplanten Gesprachsbuch eine so umfangreiche Propadeutik werden lassen muBte, wird der Leser vielleicht bereits nach einer kurzen Lek ture erkennen. Die letzte, in ihrer Zielsetzung vergleichbare Propadeutik, die dem Verfasser bekannt wurde, stammt aus dem Jahre 1815. D. Johann Wil helm Heinrich Conradi, seines Zeichens "Professor der Medicin in Hei delberg", verfaBte einen "Grundriss der medicinischen Encyclopadie und Methodologie - zum Gebrauche bey seinen Vorlesungen" und zeigte die Verwandtschaft der "somatologia" zur "psychologia" als Anthropologie auf. Aus neuerer Zeit gibt es zwar eine nicht geringe Anzahl von ,;Einleitun gen in das Studium der Heilkunde", wie die von S. Ramon y Cajal, K. Kisskalt, P. Diepgen u. a., sowie die anthropologisch orientierten Dar stellungen von F. Anschutz, F. Hartmann, K. E. Rothschuh und H.Schip perges. Aber diese EinfUhrungen (vielleicht bis auf die faszinierende Darstel lung von Ramon y CajaD beschreiben im wesentlichen die Leitlinien der Vergangenheit und den Status quo der medizinischen Wissen schaft, einschlieBlich einiger wunschenswerter Erganzungen. Sie erset zen nicht die Anregungen zur Denkarbeit, wie sie bis zur Abschaffung des "philosophicums" (1861) fUr den werdenden Arzt zum Erwerb der Grundlagen seines Faches als uneriaBlich angesehen waren. Ob das vorliegende Buch diese LUcke fallen kann und vielleicht zur EinfUhrung eines vorklinisch oder klinisch begleitenden "Propadeuti kums" AniaB gibt, muB dahingestellt sein bleiben. VI - Vorwort Die seit der Neuordnung der Approbation fUr Arzte (1970) in der Bun desrepublik bestehenden Pflichtvorlesungen und -praktika zur medizi nischen Psychologie und einige, meist von Medizinhistorikern betreute, Kurse zur medizinischen Terminologie erfullen zwar einen Teil dieser Aufgaben, decken aber das Bedurfnis nach einer Besinnung des kunftigen Arztes auf die Stellung seiner Wissenschaft in dem Kanon der anderen Wissenschaften, der sozialen und politischen Ein richtungen, den Wissenschaftsbegriff und seine Methodologien nicht ausreichend abo Zum Teil sind sie auch einseitigen methodischen Aus richtungen verpflichtet. Nach einer mehrjahrigen Vorbereitung, zahlreichen Gesprachen und Diskussionen im Kiinikalltag, im Rahmen von Unterrichtsveranstaltun gen, Fort- und Weiterbildungsseminaren und wissenschaftlichen Kon gressen kann diese Propadeutik jetzt - dank dem Entgegenkommen des Springer-Verlages und seines sachkundigen Mitarbeiters, Dr. T. Graf Baumann - in der vorliegenden Form und Ausstattung erscheinen. Die groBen und erfolgreichen Veranstaltungen der Universitat Heidel berg zu ihrer 600-Jahr-Feier mit den Beitragen unserer Abteilung, dem 1. Internationalen Arbeitstreffen "Brucken von der Psychosomatik zur Allgemeinmedizin"* und dem "Symposion zum 100.Geburtstag von Viktor von Weizsacker"**, haben daruber hinaus die Dringlichkeit der Diskussion anthropologischer und interdisziplinarer Fragestellungen fur die Gegenwartsmedizin in eindrucksvoller Weise aufgezeigt und unsere eigenen Problemlosungsansatze in der klinischen und theoreti schen Arbeit ermutigt. So freue ich mich jetzt und erlebe es mit Genugtuung, daB ich an dieser Stelle den Mitarbeitern und Kollegen, den Freunden und Gesprachspartnern, die diese Arbeit uber viele Jahre begleitet, mitge tragen, diskutiert und gefordert haben, meinen Dank sagen kann. Es sind dies nicht nur vor allem mein langjahriger Chef und vaterlicher Mentor, der Begrunder der Abteilung fur "Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin" in ihrer ursprunglichen Form, Paul Chri stian, und die engsten Weggenossen wie Ernst Petzold, Wolfgang Rapp, Hans Ferner, Gunter Bergmann und Wolfgang Kammerer, die gegenwartigen Oberarzte und Assistenten der Abteilung F. Bacher, S. Bregulla, A. Drinkmann, W. Eich, H.J. Gebest, T. Henkelmann, W. Her- • E. Petzold, B. Luban-Plozza, H.J. Mattern u. G. Bergmann (Hrsg.l: "Briicken von der Psychosomatik zur Allgemeinmedizin". Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo 1987. ** P.Hahn u. W.Jacob (Hrsg.l: "Viktor von Weizsacker zum 100. Geburtstag". Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo 1987. Vorwort- VII zog, F. Kroger, G. Lanzinger, K. Muller und A. Werner, sowie die ehema ligen Assistenten P. Becker von Rose, M. Bolle, C. Deter, H. Eisele, C.Jakob, S. und H. Lenkeit, R. Mickisch, A. Reindell, W. Sollner, G. Tit scher, P. Vollrath u. a. m., sondern besonders auch die Abteilungsleiter der Ludolf-Krehl-Klinik, die die Atmosphare der kollegialen Zusam menarbeit und des permanenten Austausches gepflegt und gefordert haben: B. Kommerell, W. Kubler, E. Weber, R. Ziegler und - last, but not least - G. Schettler als Seniorchef der Klinik. W. Brautigam, M. Stieler, H. Munzinger-Bornhuse, K. D. Hullemann, E. Nussel, F.J. Hehl und H. Mayer waren die Wegbegleiter der "ersten Stunde". H. Stolze und P. Buchheim die langjahrigen Forderer in Lindau, W. Stucke der Leiter in arztlich-politischen Wirrnissen, und Th. v. Uex kull, A. E. Meyer, W. Wesiack, W. Schuffel und viele andere Mitstreiter im Deutschen Kollegium fur Psychosomatische Medizin. Die psychoanalytischen Lehrer, ohne deren fruhe Einwirkung die Unbefangenheit fUr eine Arbeit wie die vorliegende nicht hatte erhal ten werden konnen, sind ebenfalls zahlreich: ich nenne stellvertretend neben meinen beiden Lehranalytikern, F.Riemann und E.Achelis-Leh bert, vor allem S. Elhardt, W. Schwidder, J. Zauner, F. Heigl, A. Heigl Evers, A. Duhrssen und besonders E. und W. Zander. In Heidelberg waren es dann die Mitglieder des "Institutes fur Psychoanalyse und Psychotherapie" und des "Weiterbildungskreises fUr Psychotherapie", denen ich, direkt und indirekt, vieles zu verdanken habe. In den letzten Jahren erneuerte sich die Verbindung zu W.Jacob, dem nimmermuden Wahrer des Weizsackerschen Erbes, und durch das von ihm uber viele Jahre gepflegte interfakultative Seminar zur "Anthropo logie in Medizin, Philosophie und Theologie" auch die Verbindung zu V. Paeslack, D. Ritschl, H. Schipperges und R. Wiehl. Die Namens- und Dankesliste ware weiter fortzusetzen. Sie muBte - mehr noch als es zum Ausdruck kommen kann - den personlichen Bereich umfassen; die kritische Gesprachspartnerin und Leserin, auch meiner "geheimen" Gedanken, nenne ich nur mit ihrem Anfangsbuch staben B., und die Freunde, die z. T. seit dem Studium und den ersten Assistentenjahren an vielem teilhatten, durfen nicht vergessen sein: H. Enke, M. Fuchs, B. pfleiderer, E. und S. Herdieckerhoff sowie C. und S. Penselin. Mit Dank, einer gewissen skeptischen Sorge und erheblicher Erleichte rung trenne ich mich jetzt von dem Manuskript in seiner gegenwarti gen Fassung. Heidelberg, im Herbst 1987 Peter Hahn INHALT SVERZEICHNIS I. DIE AUSGANGSSITUATION 1 Wo stehe ich? 2 Innehalten 2 FLinf Situationen 4 II. DAS BILD DES ARZTES 11 Die Situation des Kranken ist gegeben 14 Der Arztberuf ist ein reaktiver Beruf 16 Der Arztberuf ist ein paradoxer Beruf 16 Die "naive" L6sung 18 Die reflektierten L6sungsversuche 18 Die sach- oder problembezogene L6sung 18 Die "psychologischen" L6sungen 20 Die auBerarztlichen L6sungen 22 Wissenschaftliche Tatigkeit 24 Literarische Tatigkeit 26 KLinstlerische Tatigkeit 30 Gesellschaftliche Tcitigkeit 30 Exkurs Liber den Dilettantismus 34 III. DAS BILD DES MENSCH EN 45 Gegenwart 48 Vergangenheit bestimmt die Gegenwart und die Zukunft 54 Die Zukunft ist offen 56 IV. WISSENSCHAFTSTHEORETISCHE LEITLINIEN 65 Was ist Wissenschaft? 66 1st die Medizin eine Wissenschaft? 74 Welche Wege gibt es zur wissenschaftlichen Erkenntnis? 76 Die phanomenologischen Methoden 80 Die empirisch-analytischen Methoden 90 Induktion 94 Deduktion 102 Die hermeneutischen Methoden 110 Verstehen 112 Auslegen 116 Interpretieren 122 Applizieren 128 Die dialektischen Methoden 132 SchluBfolgerungen fUr die Grundlegung einer arztlichen Theorie und ihrer Methodenlehre 138 V. DIE MITTEILUNG 149 x - Inhaltsverzeichnis VI. DAS GESPRACH 157 VII. DIE ANAMNESE 177 Grundzuge der Basisanamnese 182 Formen der Anamnese 188 A: Klinische Anamneseerhebung 190 B: Erweiterte (vertiefte) Anamnese 196 Neun "Schritte" nach Morgan und Engel 202 C: Die biographische Anamnese 206 0: Tiefenpsychologische Anamnese 220 VIII. DAS INTERVIEW 237 Das psychoanalytische Gesprach 238 E: Das psychoanalytische Interview 240 IX. DIE KORPERLICHE UNTERSUCHUNG 253 Erster Eindruck 256 Hilfsmittel 260 Inspektion 262 Palpation 264 Auskultation 266 Perkussion 268 X. DIE APPARATIVE UNTERSUCHUNG 277 "techne" in der Medizin 278 Apparat und Instrument 278 Szenische Techniken 282 Zwischengruppe der apparativen Techniken 284 Hintergrundstechniken 288 XI. DIE BEHANDLUNG 295 Selbstheilungstendenzen des Patienten 298 Interaktionsmuster 302 Die therapeutischen Mittel 306 Der Verlauf 310 XII. DIE DOKUMENTATION 317 Funktionen der Dokumentation 318 Inhalte und Formen 320 Krankenschein 324 Aufzeichnungen des Arztes 326 Frageb6gen 328 Befunderhebungen 334 Verordnungen 334 Arztbrief 336 Literatur 342 Inhaltsverzeichnis - XI ANHANG 347 Zusammenstellung der Daten des Patienten M. 348 Das Gesprach 349 A: Klinische Anamnese 350 B: Erweiterte Anamnese 351 C, 1: Biographische Anamnese 352 0: Tiefenpsychologische Anamnese 356 E: Psychoanalytisches Interview 362 LITERATURVERZEICHNIS 367 SACHVERZEICHNIS 381 EINLEITUNG Das Problem des AllGEMEINEN in der arztlichen Wissenschaft laBt sich heute - wenn es nicht pragmatisch oder machtpolitisch miBverstanden werden soli - wahrscheinlich nur noch in der Form einer Propadeutik darstellen. Die Grundlagenwissenschaft des Regelhaften und Verbin den den geht zwar immer yom einzelnen Gegenstand der Erkenntnis aus und entwickelt aus diesem die angemessenen Methoden. Sie steht aber gleichzeitig in unmittelbarer Nahe zu einer Didaktik, deren Privi leg es ist, Vereinfachungen vorzunehmen. Die spezifische Problematik der Detailerkenntnis befindet sich dazu in einem polaren, dialektisch zu erfassenden Spannungsfeld. Das Thema der ARZTUCHEN PROPADEUTIK ist damit gleichzeitig'auch ein Thema der MEDIZINISCHEN ANTHROPOlOGIE. Die Frage nach der "Stellung des Menschen im Kosmos" (Scheler 1929), nach der "Natur" des Men schen (Schipperges 1975), nach den Eigenarten, Moglichkeiten und Grenzen des Menschen in einem weiteren Sinne schlieBt auch fur den Arzt die Reflexion der genannten und ungenannten Voraussetzungen ein, die den sozialen Stellenwert des arztlichen Denkens und Handelns ausmachen. Der Terminus ANTHROPOlOGIE bedarf dabei einer Erlauterung. H.Schip perges (1972, 1975) hat immer wieder auf die Wichtigkeit anthropolo gischer Grundlegungen fUr die Medizin hingewiesen; bei ihm (1972) und Bauer (1984) finden sich auch Schilderungen der Entwicklungsge schichte von "Anthropologien" seit dem 17. und 18.Jahrhundert. Die 7bandige Reihe der "Neuen Anthropologie" (Gadamer u. Vogler 1972) veranschaulicht in ahnlicher Weise die Vielfaltigkeit der Begriffsver wendung im Sinne des Versuches einer umfassenden Menschen kunde. Fur unsere Zwecke muB es ausreichen, einige spezifische Unterschei dungen zu benennen: Seit dem Ausgang des letzten Jahrhunderts wird unter "Anthropologie" in der Medizin haufig nur die IIbiologi sche Anthropologie" (Palaontologie) als Abstammungslehre des Men schen verstanden. "Medical anthropology" ist im angloamerikanischen Sprachbereich identisch mit "Medizinethnologie" (Pfleiderer). Von die sem Sprachgebrauch vollig abgesetzt sind die Bedeutungen, die seit den 20er Jahren als "medizinische Anthropologie" oder "anthropologi sche Medizin" mit den Namen ihrer Begrunder V. v. Weizsacker, P. Chri-

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