Arnold Fiedler (1900-1985) – Eine Künstlermonographie Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg vorgelegt von Uta Schoop aus Ludwigslust Hamburg 2011 1. Gutachter: Prof. Dr. Hermann Hipp 2. Gutachter: Prof. Dr. Uwe Fleckner Tag der mündlichen Prüfung 06.06.2012 INHALTSVERZEICHNIS VORWORT Teil 1 I. ZUR KUNST- UND KULTURPOLITIK IN HAMBURG UM 1900 HAMBURGS AUFBRUCH UM DIE JAHRHUNDERTWENDE 1 Die Situation der bildenden Kunst in Hamburg um 1900 1 II. ARNOLD FIEDLER – DIE FRÜHEN HAMBURGER JAHRE (BIS 1925) ELTERNHAUS, KINDHEIT, JUGENDZEIT 8 STUDIUM AN DER KUNSTGEWERBESCHULE IN HAMBURG (1916-1923) 12 Die Kunstgewerbeschule Hamburg (Gründung, Lehrkonzept, Stellung) 12 Die Lehrer Arthur Illies (1870-1952) und Julius Wohlers (1867-1953) 27 Das Frühwerk in der ersten Hälfte der 20er Jahre 38 Erste Ausstellungsbeteiligung (1918) 43 Novemberrevolution und weitere Ausstellungsbeteiligungen (1919) 46 ANSCHLUSS AN DIE HAMBURGER KÜNSTLERSCHAFT 54 Die Hamburger Kunstszene zu Beginn der Weimarer Republik – Positionen, Persönlichkeiten, Gründung der Hamburgischen Sezession (1919-1933) 54 Ausstellungsbeteiligungen (1920, 1921) 59 Erstes Atelier auf St. Pauli 65 Erste Einzelausstellung im Hamburger Kunstverein (1922) 77 III. DIE MÜNCHNER JAHRE (1925-1929) STUDIUM BEI HANS HOFMANN 87 Erste Italienreise (1925) (Capri, Palermo) 88 „Kunststadt“ München 101 DIE HOFMANN-SCHULE 108 Hans Hofmann (1880-1966) 109 Schwabinger Studentenleben in den 20er Jahren 116 Hamburger Sommer 122 Auseinandersetzung mit der Moderne 128 IV. ZURÜCK IN HAMBURG (1929) WELTWIRTSCHAFTSKRISE UND ANSCHLUSS AN DIE HAMBURGISCHE SEZESSION 135 Erste Reise nach Paris (1930) 146 Die Holzschnitte und der Einfluss von Karl Schmidt-Rottluff 158 Ein neues Atelier und Annäherung an die Hamburgische Sezession 167 Gast der 10. Sezessionsausstellung 1931 172 Erster öffentlicher Staatsauftrag 181 Die Begegnung mit Fritz Schumacher (1869-1948) 182 Fritz Schumacher als Architekt in Hamburg (Amtsperiode von 1923 bis 1933) 190 Arnold Fiedlers Hafenbild im Spiegel der Kritik 200 Der Anschluss an die Hamburgische Sezession (1932) 206 Emden und Cuxhaven (1932) 212 V. DAS ENDE DER WEIMARER REPUBLIK Schließung der 12. Sezessionsausstellung 1933 219 Innere Emigration: Rückzug in die Landschaft 248 Zweite Italienreise (1933) (von Verona bis Neapel, Positano, Capri) 258 Umzug ins Ohlendorffhaus 261 VI. NS-DIKTATUR UND EMIGRATION Die künstlerischen Vorbilder Schmidt-Rottluff, Kirchner (Brücke) und Munch 266 Dritte Italienreise (1934) (Verona, Vicenza) 277 Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes 1936 284 Reise an die Nordsee (1936) 290 Reise nach Dalmatien und Capri (1937) 297 Die Aktion „Entartete Kunst“ und Emigration nach Frankreich (1938) 300 VII. ALS EMIGRANT IN PARIS 310 Teil 2 VIII. ZWISCHEN FIGURATION UND ABSTRAKTION NEUANFANG IN HAMBURG (1946-1950/59) 314 Neuansätze künstlerischen Lebens 316 Der Baukreis (1946-1953) 318 Allgemeine Deutsche Kunstausstellung 1946 und erste Arbeiten 321 Antiker Mythos und Surrealismus 324 Max Ernst als großer Anreger 328 ES GEHT AUFWÄRTS 338 Vision von der Zukunft 342 Erster Auftrag für die Bühne 346 Lehrtätigkeit am Baukreis (1948-1953) 348 Bauhausrezeption (1948-1950/51) und Kubismusdebatte (1949) 353 IX. ÜBERGANG ZUR ABSTRAKTION UND WEITERE WESTAUSRICHTUNG ANNÄHERUNG AN ZEN 49 366 Zur Vorbildrolle Willi Baumeisters 366 DAS ENDE DER FIGURATION 374 Weitere Einflüsse der Gruppe ZEN 49 und Paul Klees Polyphonie 374 Erste große Einzelausstellung nach dem Krieg 385 Deutsche Künstlerbund-Ausstellung Berlin 1951 387 Reise nach Paris (1951) 391 Ausstellung bei Rudolf Springer in Berlin und Zweite Deutsche Künstlerbund-Ausstellung Köln 1952 402 Internationaler Durchbruch 416 X. ÜBERGANG ZUM INFORMEL AUSEINANDERSETZUNG MIT DER INTERNATIONALEN NACHKRIEGSAVANTGARDE 421 Hans Hartung als großes Vorbild 421 Französischer Tachismus und Dripping-Elemente 425 Auseinandersetzung mit dem Abstrakten Expressionismus 433 Zweite Parisreise (1957) und Auseinandersetzung mit der französischen Nachkriegsavantgarde 441 DIE JAHRE IN PARIS (1959-1969) 451 Champs Elysées, Quartier latin und Montparnasse 453 Hamburg-Paris – Arnold Fiedler und die Ecole de Paris 464 Hinwendung zur Materialmalerei 465 Arnold Fiedlers Werk um 1962 in der Nähe zu Emil Schumacher 477 Informelle Zeichnungen, Mauerbilder und Zeichen 481 Monumentale Bildtendenzen 489 Reise nach Tunesien 493 Rom 504 Ansätze zum Gegenständlichen 506 XI. RÜCKKEHR ZUM GEGENSTAND DIE HAMBURGER JAHRE 1970-1985 UND DAS SPÄTWERK 508 Reise nach Brasilien 513 XII. ZUSAMMENFASSUNG 519 ABKÜRZUNGEN 522 WERKVERZEICHNIS 523 FARBTAFELN 621 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 668 UNVERÖFFENTLICHTE QUELLEN 673 LITERATURVERZEICHNIS 677 VORWORT Der Hamburger Maler Arnold Fiedler (1900-1985) war nach seiner Ausbildung an der Ham- burger Kunstgewerbeschule ab der 2. Hälfte der 20er Jahre Schüler von Hans Hofmann (1880-1966) in München – jenem bedeutenden Mitbegründer bzw. Impulsgeber des Abs- trakten Expressionismus in Amerika. 1933 in die USA emigriert, vermittelte Hofmann dort mehreren Künstlergenerationen, darunter Jackson Pollock, Helen Frankenthaler, u.a., wich- tige künstlerische Grundlagen. Bedingt durch die Auseinandersetzung mit der internationa- len Moderne an der „Schule für Bildende Kunst Hans Hofmann“, insbesondere der französi- schen Moderne wie Kubismus und Fauvismus, war es nur folgerichtig, dass Arnold Fiedler sich Anfang der 30er Jahre der Avantgarde-Künstlergruppe Hamburgische Sezession (1919- 1933) offiziell als Mitglied anschloss. Auch nach der zwangsweisen Auflösung der Gruppe 1933 setzte er sich bis zu seiner Emigration 1937 nach Paris mit der Kunst von Dresdner- Brücke, dem Norweger Edvard Much und den Franzosen, vorzugsweise Edouard Manet, auseinander. Nach 1945 bekannte Fiedler sich früh und unmißverständlich zur Abstraktion. Dass Arnold Fiedler 1953/54 u.a. zusammen mit Willi Baumeister und Emil Schumacher ausgestellt hat, in der Kunstzeitschrift „Das Kunstwerk“ (Woldemar Klein-Verlag, Baden- Baden) genannt wurde und ihm schließlich 1953 der internationale Durchbruch als Abstrak- ter gelungen war, ist heute kaum oder nur wenig bekannt. Und vor allem gehörte Fiedler schon unmittelbar darauf zu den Informellen, die sich sehr stark von der französischen Nachkriegsavantgarde und dem Abstrakten Expressionismus inspirieren ließen. Ende der 50er Jahre tauchte sein Name in wichtigen Überblickspublikationen zur nationalen und in- ternationalen Malerei auf (Gerhard Händler: „Deutsche Malerei der Gegenwart“, Berlin 1956 und Michel Seuphor: Knaurs Lexikon zur Abstrakten Malerei, München, Zürich 1957, Orig. Paris 1957). Und in Paris stellte Arnold Fiedler 1957 zusammen mit den deutschen Malern Karl Friedrich Dahmen, K. O. Götz, H. R. K. Sonderborg, Hans Reichel und Heinz Kreutz (Galerie La Roue, Paris) sowie 1966 mit Hans Hofmann und Sam Francis (beide USA) aus (Salon Comparaisons, Paris). Alfred Hentzen erwarb 1962 Fiedlers informelles Bild „Kühler Klang“ für die Hamburger Kunsthalle – eine Arbeit, deren künstlerische Quali- tät vergleichbar mit zeitnahen Werken von Emil Schumacher ist. Arnold Fiedler nimmt inso- fern eine Sonderstellung innerhalb der Hamburger Künstlerschaft ein, da er als einziger bei Hans Hofmann derart umfangreich ausgebildeter Maler, noch dazu als Einziger der ehemali- gen Hamburgischen Sezession und wohlgemerkt seiner Generation den Anschluss – wenn auch leicht verspätet im Vergleich zu den jungen deutschen Informellen wie K. O. Götz, Bernhard Schultze u.a. im süddeutschen Raum – an die internationale Nachkriegsavantgarde fand. Was die Forschungsgrundlage zu Arnold Fiedler betrifft, so ist sie recht gut, da das Werk in Abständen immer wieder ausgestellt wurde, in jüngster Zeit jedoch nur punktuell im Rah- men von Ausstellungsbeteiligungen. Wohl wissend und ahnend um die Vielschichtigkeit und Anziehungskraft der Arbeiten Arnold Fiedlers erfolgte eine publizistische Annäherung an Leben und Werk ab der 80er Jahre in mehreren Etappen: 1980 durch die Lichtwark- Gesellschaft Hamburg (Flemming 1980) und 1995 durch die Freie Akademie der Künste Hamburg (unter der Präsidentschaft von Prof. Armin Sandig), deren Mitglied Arnold Fiedler war, (einschließlich eines von der Verfasserin bearbeiteten Werkverzeichnisses der Gemäl- de). Im Kontext der umfangreichen Forschungen von Maike Bruhns zur Kunst in Hamburg in den 20er und 30er Jahren, einschließlich Hamburgischer Sezession und NS-verfolgter Kunst (Bruhns 2001) ist auch auf Arnold Fiedler verwiesen worden. Bei weitem weniger Material lag dagegen zur Kunst in Hamburg nach 1945 vor. Hier ist einzig Volker Detlef Heydorns vierter Band der Reihe „Malerei in Hamburg“ von 1974-77 als Grundlagenwerk zu nennen. Neben diesen Materialien stellte der von Doris Stooß ver- waltete und sorgfältig gepflegte Nachlass eine wichtige Ausgangsbasis dar. Die nun vorliegende Monographie will einzelne Werkphasen vor allem im Hinblick auf Kontinuität und Brüche, der Rezeption künstlerischer Vorbilder und Eigenständigkeit näher untersuchen. Insbesondere bot sich die Methode der empirischen Forschung an, um die viel- fältigen künstlerischen Anregungen, aber auch deren Wiederverwerfung im Werk zu er- gründen und aufzuzeigen. Fiedlers Leistung wird dabei in engem Zusammenhang mit den Lebensstationen gesehen. Mein Dank gilt schließlich allen, die zum Abschluss des Arbeitsprojektes beigetragen ha- ben, sei es durch Bereitstellung von Literatur, Archivalien, Kunstwerken, Abbildungen, Reproduktionsgenehmigungen, wie: Kunstgeschichtliches Seminar der Universität Ham- burg, Freie Akademie der Künste Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Kunsthalle Hamburg, Altonaer Museum Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Ham- burg, Staatsarchiv Hamburg, Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, Hambur- gisches Architekturarchiv, Archiv der HfBK Hamburg u.a.. Vor allem aber danke ich Herrn Prof. Dr. Hermann Hipp vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg für die Geduld und Zuversicht vermittelnde Art und Weise, die wertvollen Anregungen sowie Herrn Klaus Tormählen vom Regionalen Rechenzentrum der Universität Hamburg für die sorgfältige Unterstützung bei der Vorbereitung des Manuskrip- tes zwecks Veröffentlichung. Hamburg, März 2011 Uta Schoop ARNOLD FIEDLER 1900-1985: LEBEN UND WERK EINES HAMBURGER MALERS Teil 1 I. ZUR KUNST- UND KULTURPOLITIK IN HAMBURG UM 1900 HAMBURGS AUFBRUCH UM DIE JAHRHUNDERTWENDE Hamburg hat sich stets über den Hafen und als Stadt der Kaufleute definiert. Unmittelbar vor der Jahrhundertwende erlebte die Wirtschaft in der Handelsstadt eine stürmische Ent- wicklung. Von der Reichsgründung 1870/71 bis zum Ersten Weltkrieg veränderten Wirt- schaftskonjunktur und Industrialisierung die Lebensbezüge der Hamburger grundlegend, einschließlich der sozialen Ordnung. Als Arnold Fiedler wenige Monate nach der Jahrhun- dertwende geboren wurde, war der Umbruch in vollem Gange. Jene Entwicklung spiegelte sich in Hamburg anschaulich in der Änderung der städtischen Strukturen wider. Alte Wohn- viertel mussten für den Bau der Freihafenanlagen, für Kontorhäuser und Verkehrsbauten weichen. Bedingt durch die Choleraepidemie von 1892 begann 1900 die erste große Stadt- sanierung in der südlichen Neustadt zwischen St. Michaelis-Kirche und Hafen.1 Mit Her- ausbildung der modernen Welt und ihren Herausforderungen, wie sie Industrialisierung, Technisierung, Urbanisierung, Unterhaltungsindustrie und Massenzivilisation mit sich brachten, entwickelten sich um 1900 gleichzeitig „zivilisationskritische und kulturreformeri- sche Bewegungen“.2 Die sogenannten Reformbewegungen waren durch unterschiedlichste Richtungen und Ausprägungen charakterisiert, was den Beginn jener neuen Epoche ebenso kennzeichnet. Die Situation der bildenden Kunst in Hamburg um 1900 Was die Schaffung neuer kunstpolitischer Institutionen zur Förderung und Vermittlung von Kunst betrifft, waren die Initiativen im Laufe des 19. Jahrhunderts stets von verantwor- tungsbewussten Bürgern ausgegangen, denn Hamburg als Stadtrepublik besaß nie königliche oder fürstliche Sammlungen, die den Grundstock eines Kunstmuseums hätten bilden kön- nen. Wohlhabende Bürger waren es, die frühe private Kunstsammlungen zusammentrugen.3 1 Jochmann, Werner; Loose, Hans-Dieter (Hg.): Hamburg. Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, Bd. II (Vom Kaiserreich bis zur Gegenwart), hg. v. Werner Jochmann, Hamburg 1986, S. 88f 2 Klenner, Adrian: Reformpädagogik konkret: Leben und Werk des Lehrers Carl Friedrich Wagner, Hamburg 2003, (Hamburger Schriftenreihe zur Schul- und Unterrichtsgeschichte Bd. 10), (zugl. Diss. Univ. Hamburg 2002), hier S. 85 3 Hamburg als alte Handelsstadt konnte auf eine erhebliche Anzahl von privaten Sammlungen reicher Kaufleute zurückblicken. Anregungen für die Sammeltätigkeit bot der in Hamburg aufkommende Kunsthandel, der nach neueren Forschungen gegen Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts zu den führenden in Europa zählte, bevor um 1900 Berlin zum wichtigsten Zentrum des Kunstmarktes nach Paris geworden war. – Matthes, Olaf: Bode-Tschudi-Lichtwark. Zur privaten Sammeltätigkeit in Ber- lin und Hamburg um 1900, in: Ausst.-Kat.: Luckhardt, Ulrich; Schneede, Uwe M. (Hg.): Private 1 Die Mitglieder des 1817 gegründeten Kunstvereins hatten die Einrichtung Hamburgs erster öffentlicher Galerie in den Börsenarkaden am Adolphsplatz bis hin zur Eröffnung der Kunsthalle am 30. August 18694 bewirkt. Auch die Errichtung einer Kunstgewerbeschule wurde von Bürgern initiiert. Diese hatten sich in der „Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe“ von 1765 (Patriotische Gesellschaft), der ersten dem Ge- meinwohl verpflichteten Gesellschaft in Deutschland, einem sozusagen „freiwilligen Kul- tusministeriums“5, organisiert. Nachfolgende Initiativen gegen Ende des Jahrhunderts ten- dierten immer stärker zur Herausbildung einer staatlichen Kulturpolitik. Wesentliche Bei- träge dazu leisteten Justus Brinckmann (1843-1915), auf dessen Initiative die Eröffnung des Museums für Kunst und Gewerbe 1877 am Steintorplatz zurückgeht6, und Alfred Lichtwark (1852-1914)7, der als Leiter der Hamburger Kunsthalle die Epoche von 1886 bis 1914 we- sentlich prägte.8 Schätze. Über das Sammeln von Kunst in Hamburg bis 1933, Hamburg 2001, S. 15-21, 20 sowie Luckhardt, Ulrich: „Noch immer sind Besitz und Kultur getrennte Güter.“ Das private Sammeln von Kunst in Hamburg, in: Ausst.-Kat.: Luckhardt; Schneede, Private Schätze 2001, S. 6 4 Das Gebäude am Ferdinandstor wurde 1863-1869 von den Berliner Architekten Herrmann von der Hude und Georg Theodor Schirrmacher errichtet. Zur Vorgeschichte der Entstehung der Hamburger Kunsthalle vgl. Meyer-Tönnesmann, Carsten: Der Hamburgische Künstlerclub von 1897, Hamburg 1985 (Hamburger Künstlermonographien 23/24), S. 25; Luckhardt, Ulrich: „...diese der edlen Kunst gewidmeten Hallen.“ Zur Geschichte der Hamburger Kunsthalle, hg. v. der Hamburger Kunsthalle am 30.8.1994 anl. des 125. Jahrestages ihrer Eröffnung, Ostfildern-Ruit, 1994; Plagemann, Volker: Die Anfänge der Hamburger Kunstsammlungen und die erste Kunsthalle, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Bd. 11, Hamburg 1966, S. 61-88 5 Lichtwark, Alfred: Hamburg-Niedersachsen, Dresden 1897, S. 16, zit. n. Meyer-Tönnesmann 1985, hier S. 20, vgl. auch Sieveking, Werner: Die Patriotische Gesellschaft in den letzten 50 Jahren, in: Die Patriotische Gesellschaft zu Hamburg 1765-1965. Festschrift der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, hg. v. Haspa, Hamburg 1966, S. 113-132 6 Die ursprüngliche Idee war die Errichtung eines Museums mit einer Vorbildersammlung, wie bereits in London und Wien praktiziert, um die Produktion von Gebrauchsartikeln in ihrer Qualität anzuheben und geschmacksbildend zu wirken. – siehe von Saldern, Axel: Das Museum für Kunst und Gewerbe 1869-1988, Hamburg 1988; Meyer-Tönnesmann 1985, S. 22-23; zu Leben und Werk Justus Brinck- manns siehe – Lichtwark, Alfred: Justus Brinckmann in seiner Zeit, Hamburg 1978 (Veröffentlichun- gen der Lichtwark-Stiftung Hamburg 18); J. Brinckmann berief sich in seinem Museumsführer auf Gottfried Sempers These von 1851: „Die Sammlungen und öffentlichen Museen sind die wahren Leh- rer eines freien Volkes. Sie sind nicht bloß Lehrer der praktischen Ausübung, sondern, worauf es be- sonders ankommt, Schuler des allgemeinen Volksgeschmacks.“ – ebenda, S. 47; vgl. Klemm, David: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Von den Anfängen bis 1945, Bd. 1(2 Bde.), hg. v. Wilhelm Hornbostel, Hamburg 2004 7 Nach seiner Zeit als Lehrer in Hamburg (ab 1871) studierte Lichtwark 1880 zwei Semester Kunstge- schichte an der Universität Leipzig. 1881 Tätigkeit als Assistent am Berliner Kunstgewerbemuseum, Veröffentlichungen, Kritiken, Fortsetzung des Studiums. 1885 Promotion bei Anton Springer in Leipzig (Arbeitsthema: „Die Kleinmeister als Ornamentisten“). Am 1.10.1886 löste er die Kommissi- on zur Leitung der Hamburger Kunsthalle als erster Kunsthistoriker ab. Seine Aufgabe umfasste laut Senatsbeschluss die „Fürsorge für die Erhaltung, Vermehrung und Popularisierung der Kunsthallen- sammlungen“. – Blunk, Nina: Biographie Alfred Lichtwark, in: Ausst.-Kat.: Luckhardt, Ulrich; Schneede, Uwe M. (Hg.): Alfred Lichtwarks „Sammlung von Bildern aus Hamburg“, Hamburg 2002, S. 19-22; vgl. auch – Luckhardt 1994, S. 26-31; Würdigung von Person und Werk A. Lichtwarks – Kunsthalle Hamburg (Hg.): Alfred Lichtwark, Hamburg 1920, (Kunsthalle zu Hamburg Reihe Kleine Führer Nr. 2), S. 2-8 8 Plagemann, Volker: Kunstgeschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 1995, S. 291f, 291, 292; Schief- ler, Gustav: Lichtwark und Brinckmann, in: Das Kunstgewerbe, 5. Jg., 1894-1895, abgedr. in: Licht- wark, Alfred: Justus Brinckmann in seiner Zeit. Mit Beiträgen von Erich Lüth und Gustav Schiefler, 2
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