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ARCH 02-2018 PDF

52 Pages·2017·7.82 MB·German
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2018—2 Architektur mit Faserzement Wohngenuss oder Dichtestress? Um mehr Wohnraum zu schaffen, werden bestehende Siedlungs gebiete erneuert und ergänzt. Gefragt sind neue Bauten und Wohnformen. WOHNBAU: SIEDLUNGEN Michael Meier & Marius Hug und Armon Semadeni Siedlung Stöckacker Süd, Bern Buchner Bründler Architekten Genossenschaftshaus Stadterle, Basel Adrian Streich Architekten Wohnhaus B3 Green City, Zürich 2018—2 Architektur mit Faserzement Wohngenuss oder Dichtestress? Um mehr Wohnraum zu schaffen, werden bestehende Siedlungs gebiete erneuert und ergänzt. Gefragt sind neue Bauten und Wohnformen. WOHNBAU: SIEDLUNGEN Michael Meier & Marius Hug und Armon Semadeni Siedlung Stöckacker Süd, Bern Buchner Bründler Architekten Genossenschaftshaus Stadterle, Basel Adrian Streich Architekten Wohnhaus B3 Green City, Zürich EDITORIAL 3 DOMINO Zusammen leben 4 FLASHBACK Das vorliegende Heft widmet sich dem grossmass - stäb lichen urbanen Wohnungsbau: mehrgeschossigen WOHNBAU: SIEDLUNGEN Häusern, Siedlungen oder Überbauungen mit zu - sätzlichen Nutzungen. Viele dieser Bauten sind in Faser- 8 SHARING WIE IM GRANDHOTEL zement gekleidet: ihre Fassaden und Dächer, gross- In seinem Essay erörtert der Historiker flächig oder partiell. Auch gewellte Faserzementplatten Daniel Kurz die unterschiedlichen Bedürfnisse, finden sich an so manchem Wohngebäude. die ans Wohnen gestellt werden, und fragt sich, wieso ideenreiche Wohnüberbauungen die Die hohe Zuwanderung und die räumliche Ballung Ausnahme bleiben. der Nutzungen lassen unsere Städte wachsen und stellen uns vor grosse Herausforderungen. So haben neue 12 SIEDLUNG STÖCKACKER SÜD, BERN Wohnbauten hohen Ansprüchen zu genügen: Die MICHAEL MEIER & MARIUS HUG UND Grundrisse müssen den sich wandelnden Lebensformen ARMON SEMADENI entsprechen, die Gebäude sollen ressourcenschonend Die Neubauten in einer bestehenden Siedlung und nachhaltig erbaut werden und die Charakteristik bedeuten eine Stadterneuerung. Als Bauherrin des Städtebaus fortschreiben. Der Wohnungsbau wollte die Stadt Bern eine städtebaulich und ist eine höchst komplexe Bauaufgabe auf verschiedenen architektonisch wie auch sozial und ökologisch mustergültige Siedlung erstellen. Massstabsebenen; nebst städtebaulichen und archite- ktonischen sind auch soziale und gesellschaftsrelevante 24 GENOSSENSCHAFTSHAUS STADTERLE, BASEL Aufgaben zu meistern. BUCHNER BRÜNDLER Die in diesem Heft vorgestellten Beispiele stammen aus grossen und kleinen Städten in der Schweiz 28 WOHNHAUS B3 GREEN CITY, ZÜRICH und in Österreich. Sie zeigen je eigene Ansätze und ADRIAN STREICH Schwerpunkte auf. Alle suchen sie nach zeitgemäs- 32 BIKE CITY UND TIME 2 LIVE, WIEN sen Wohnbauformen und Wohnlichkeit. KÖNIGLARCH ARCHITEKTEN Michael Hanak, Chefredaktor 33 WOHNÜBERBAUUNG ROOST, ZUG GMÜR & GESCHWENTNER 34 ÜBERBAUUNG STADTWERK LEHEN, SALZBURG TRANSPARADISO 35 BEDNAR PARK RESIDENCES, WIEN BAUMSCHLAGER EBERLE 36 SIEDLUNG HOFWIESENWEG, WINTERTHUR ATELIER STRUT 38 KNOW-HOW 40 DESIGN 42 CARTE BLANCHE & JAUNE Drei Anliegen standen beim interdisziplinären Entwicklungsprojekt «Empower» von Urban- Think Tank im Vordergrund, um den Slum in Khayelitsha, eine der grössten Townships in Südafrika am Stadtrand von Kapstadt, aufzuwerten: 1. ein partizipativer Planungs- prozess; 2. der Prototyp eines zweigeschossigen Wohnblocks; 3. den Lebens unterhalt ins Pro- gramm zu integrieren. Mit einem festen Service- kern und einer schützenden, temporären Fassadenbekleidung können die Wohnbauten schrittweise verbessert werden. DOMINO – Eine Persönlichkeit aus Architektur und Design stellt einem Kollegen oder einer Kollegin eine Frage, die unsere Gesellschaft bewegt. Der österreichische Designer und Designtheoretiker Harald Gründl fragte den Architekten Hubert Klumpner, Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich: WIE ENTWIRFT MAN völkerung so jung wie heute: Mehr als die Hälfte der 7,8 Milliarden Menschen auf der Welt sind unter 25 Jahre alt. Bald wird einer von drei jungen Menschen in Afrika aufwach- sen und neun von zehn Menschen in Entwick- HÄUSER FÜR SLUMS lungsländern leben. Wer diese Tatsachen ausblendet, schaut in die falsche Richtung. In diesem Zusammenhang sehen wir, dass Menschen – nicht Maschinen – die In fra- ODER INFORMELLE strukturen ersetzen können, wenn wir Pro- zesse und Objekte aktiv gestalten und gleichzeitig verstehen, mit welchen Heraus- forderungen die Gesellschaft konfrontiert SIEDLUNGEN ? ist. Junge Menschen in unseren Städten stellen heute die höchsten Anforderungen in allen Bereichen an unsere Gesellschaft. So steckt der weltweite Urbanisierungs- prozess in einer tiefen Krise. Weil bessere Lösungen fehlen, beginnt der Bau der meis- Mehr als neunzig Prozent aller Gebäude ten Siedlungen weltweit, indem Slums ent- dieser Welt sind ohne Architekten entworfen stehen. Wir haben dies als Tatsache und und gebaut worden. Das ist weder ein Prob- Aufgabe akzeptiert, obschon wir wissen, lem der Architektur noch des Städtebaus, dass es starke Allianzen und viele engagierte sondern der Architekten, und hat verschie- Entwerfer und Designer brauchen wird, um dene Gründe. Ihr berufliches Talent entfaltet dieses Problem zu lösen. sich losgelöst von den grossen Herausforde- rungen der Bevölkerungsgruppen mit dem Es stimmt, dass man nicht mehr in einer geringsten Einkommen. Nur durch den Markt Stadt leben muss, um ein urbanes Leben zu allein werden keine Entwurfslösungen, etwa führen. Es trifft aber auch zu, dass man heute für den öffentlichen Raum, entstehen, obwohl gänzlich ohne urbane Qualitäten in einer dafür ein grosses Bedürfnis vorhanden ist. Stadt leben kann. Das führt zu einer Situati- Stadtplanung braucht deshalb entschiedene on, in der urban nicht mehr das Gegenteil von Führung und Handlungsbereitschaft, um die ländlich bedeutet, sondern einen Zustand «Top-down–» und die «Bottom-up»-Kräfte des Nicht-Urbanen beschreibt. Weder Urba- miteinander in Einklang zu bringen. Es gibt nisierungsprozesse noch informelle Städte jedoch weitere Hürden: An entscheidenden können dieses Dilemma lösen. Es gilt viel- Stellen sitzen zu viele bestechliche Leute; mehr, eine neue Urbanität zu schaffen, die zudem gehört es nicht mehr zum Berufsbild das Informelle formalisiert und das Formelle der Architekten, über das ihnen zugewiese- ins Informelle auflöst. Es ist ein Prozess, bei ne, eng begrenzte Marktsegment hinauszu- dem eine Synthese entsteht, die wiederum zu blicken. Aus meiner Sicht befassen sie sich einer dritten Ordnung führt. Das bedeutet zu wenig mit den grossen Herausforderungen konkret, dass Urbanisierungsprojekte quali- der Gesellschaft. Ich hingegen finde, dass die tativ und quantitativ aufgewertet werden Slums die nächste Herausforderung und müssen, um in allen Massstäben Entwurfs- gleich zeitig das Labor für Innovation sind, in lösungen für ein alternatives urbanes Para- dem heute Städte neu erfunden und getestet digma entwickeln zu können. Darin besteht Hubert Klumpner (*1965) und werden. wohl die derzeit grösste Herausforderung. sein Partner Alfredo Brillem- bourg (*1961) sind Gründer Während prominente Stimmen behaupten, In der nächsten Ausgabe von ARCH und Direktoren des Urban- dass wir die Stadt für eine alternde Gesell- fragt Hubert Klumpner den Direktor Think Tank (U-TT) in Caracas, schaft gestalten müssen, belegen demogra- des Architekturmuseums München, São Paulo und Zürich. Seit Andres Lepik: «Kann eine Archi- fische Daten, dass das Zusammenleben der 2010 haben sie den Lehrstuhl tekturausstellung Einfluss auf die für Architektur und Städtebau Generationen ein eng verwobener, organi- Gesellschaft haben?» an der ETH Zürich inne. scher Prozess ist. Noch nie war die Weltbe- 3 FLASHBACK – Mit dem Bau des Ortstockhauses gelangte die Moderne in die abgeschiedene Glarner Bergwelt. In einer Art Willkommensgeste wendet sich die konkave Form dem Ortstock zu. Unlängst wurde der alpine Pionierbau sorgfältig renoviert. GESTE DER GEBORGENHEIT Das Berggasthaus, das Hans Leuzinger 1931 Haben die fortschritte der technik es möglich die weissen Fensterrahmen und das Rot von oberhalb von Braunwald erbaute, liegt auf gemacht, die form zu verbessern, so ist im- Fensterläden, Dachgebälk und Rundstützen einer Sonnenterrasse. Seine gebogenen Form mer diese verbesserung zu verwenden.» der Vorhalle einen klassischen modernen nimmt Bezug auf die dahinterliegende Berg- Nach einem Besitzerwechsel nahm man 2016 Farbkontrast. Im Entwicklungslabor der Eter- kette und wendet sich in einer Art Willkom- die seit Längerem anstehende Sanierung in nit (Schweiz) AG versuchte man, die Farbe mensgeste dem Ortstock zu. Mit der konka- Angriff. Die Architekten strebten danach, der Originalplatten nachzumischen. Die Re- ven Form, einem weit auskragenden Pultdach den ursprünglichen Bau so weit als möglich sultate waren aber zu wenig zufriedenstel- und einer mit gleichformatigen Platten ge- wiederherzustellen, ihn aber für die weitere lend, da die einstige Faseroptik fehlte. Daher fügten Fassade verlieh der Architekt dem Nutzung als Gasthaus zu ertüchtigen. Wäh- fiel die Wahl auf die anthrazitfarbene Plat - Bau ein charakteristisches Er- te aus der Xpressiv-Kollektion scheinungsbild. Die Fenster samt (Dark Grey 8220): Sie kam der Läden – Schiebeläden im Erd- ursprünglichen Optik am nächs- geschoss und Klappläden im ten. Das Ravenna-Rot der Holz- Obergeschoss – und die leicht teile entsprach – zufälliger- und vorkragenden Fenstersimse bil- glücklicherweise – dem Farbton den horizontale Bänder. der Avera-Kollektion (AV 030). Das Holzfachwerk wurde allsei- So wurden Platten dieses Farb- tig mit grossformatigen, schwarz tons für die Füllungen der Schie- durchgefärbten Faserzement- beläden eingesetzt. platten versehen. Das handliche Michael Hanak Plattenformat fand Leuzinger, indem er die Fabrikationsgrösse viertelte. «Es schien mir wider- sinnig, dass der Eternit, der in grossen Tafeln von 1,20 mal Die Postkarte aus den 1930er-Jahren zeigt das Ortstockhaus 2,40 m fabrikmässig hergestellt in seinem ursprünglichen Zustand. (Foto: Hans Schönwetter-Elmer) wird, zu seiner Verwendung als Aussenbekleidung von Bauten wieder in kleinste Formate zerschnitten wer- rend nur vier Monaten im Sommerhalbjahr de, in blosser Nachahmung der Holzschindel- wurden originale Bauteile instand gesetzt, oder Schieferbekleidung», wird der Architekt spätere Umbauten rückgebaut, fehlende alte in der Zeitschrift Baumeister von 1932 zitiert. Bau teile rekonstruiert und neue Sanitär- und Damit beherzigte er Adolf Loos’ Regeln für Haustechnikanlagen, etwa Küche und Wasch- den, der in den Bergen baut: «Achte auf die räume, installiert. formen, in denen der bauer baut. Denn sie Die ursprüngliche Farbigkeit wiederherzu- sind der urväterweisheit geronnene subs- stellen, war ein zentraler Aspekt der Sanie- tanz. Aber suche den grund der form auf. rung. Einst bildeten die schwarzen Platten, 4 ARCH 2018–2 Das Ortstockhaus liegt auf der Braun- waldalp, einer Geländeterrasse im Glarner- land, umgeben von einem imposanten Alpenpanorama. Seit Sommer 2016 erstrahlt das denkmalgeschützte Haus in neuem Glanz. Es bietet Wanderern und Ausflüglern Unterkunft, Verköstigung und Erfrischung sowie Ausblicke auf die vielen Gipfel und Grate. Ortstockhaus, Braunwald, Schweiz Architekt: Hans Leuzinger, Glarus/ Zürich Sanierung: Althammer Hochuli Architek- ten, Zürich, und Steiger Architekten, Baden Bauzeit: 1931 Sanierung: 2016 Eine Baumonografie ist geplant. 5 WOHNBAU: SIEDLUNGEN Beim Wohnungsbau spielt die Architektur unterschiedlichste, meist flexible Formen der Raumnutzung durch. Der Akzent liegt auf sozialer Durch- mischung und Gemeinschaftlichkeit. Individuell leben, sich lebhaft aus- tauschen: von Wohn- und Lebensformen in «Communities». 6 ARCH 2018–2

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Michael Meier & Marius Hug und Armon Semadeni. Siedlung Stöckacker Süd, Bern . fiel die Wahl auf die anthrazitfarbene Plat - te aus der Xpressiv-
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