ISBN 978-3-409-30581-5 ISBN 978-3-663-13824-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-13824-2 Die Herausgeber Professor Dr. Günter E b e r t , geboren 1939 in Heidelberg, lehrt an der Fachhochschule Nürtingen Betriebswirt schaftslehre und Rechnungswesen. Er ist Mitglied von Prüfungsausschüssen für lndustrie-Fachwirte der IHK Mittlerer Neckar. Diplom-Volkswirt Dieter K I aus e, geboren 1938 in Breslau, ist Referent für berufliche Weiterbildung und allgemeine Erwachsenenbildung im DIHT. Professor Dr. Eduard M ä n d I e, geboren 1936 in Geislingen (Steige), vertritt an der Fachhochschule Nürtingen die Fächer Volkswirtschaftslehre und Genossenschaftswesen. Er ist Mitglied eines Prüfungsausschusses für Handels-Fachwirte der IHK Mittlerer Neckar. Der Autor Dr. Franz R. N i c k , 1942 in Mayen geboren, studierte nach seiner Aus bildung zum Industrie-Kaufmann Betriebswirt schaftslehre an der Universität Mannheim und schloß sein Studium mit dem Diplom-Kaufmann ab. Nach seiner Promotion zum Dr. rer. pol. war Dr. Nick Lehrbeauftragter für Arbeitspsychologie an der Fachhochschule Rheinland, Abt. Ludwigshafen, Geschäftsführer der Akademie für Beratungsfach kräfte der Bundesanstalt für Arbeit, Lehrbeauf tragter für Pers0nalwesen und Arbeitswissenschaft an der Universität Mannheim sowie Studienbe reichsleiter an der Fachhochschule der Bundesan stalt für Arbeit, Mannheim; seit 1976 ist er Lehrbe- auftragter an der Verwaltungshochschule Speyer. Arbeitsmethodik und Rhetorik Von Dr. Franz R. Nick Inhaltsverzeichnis Seite A. Individuelle Arbeitsmethodik . . . 4 I. Grundlagen methodischer Arbeit 4 II. Zielbildung und Entscheidung . 6 1. Problemerfassung . . . . . 6 2. Informationssammlung und -aufbereitung 7 3. Entschluß . . . . . . . . . . . . . . . 8 B. Arbeitsmethodik im Kommunikations- und Interaktionsgeschehen 10 I. Analyse des sozio-kulturellen Hintergrunds der Kommuni- kations- und Interaktionsbeteiligten 10 1. Denken 11 2. Motivation . . . . . . . . . . 11 II. Analyse und Bestimmung der Kommunikations- und Inter- aktionsinhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1. Verbale und nonverbale Kommunikation . . . . . . . 13 2. Qualitäts- und Quantitätsprobleme der Kommunikation 14 III. Analyse und Beeinflussung der Kommunikations- und Inter aktionsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1. Kommunikations- und Interaktionsbeteiligte als Gruppen- mitglieder . . . . . . . . . . . . 17 2. Analyse der Gruppendynamik . . . 20 3. Beeinflussung der Gruppendynamik 23 C. Spezielle Methodik der mündlichen Kommunikation 27 I. Organisationstechniken . 27 II. Argumentationstechniken 29 III. Sprechtechniken . . . . 31 Seite 1. Atmung 31 2. Artikulation 32 3. Klangfarbe . 32 IV. Angewandte Techniken der mündlichen Kommunikation 33 1. Vortragstechniken 33 2. Diskussionstechniken 35 3. Verhandlungstechniken 35 D. Spezielle Methodik der schriftlichen Kommunikation 37 I. Formelle Manuskriptgestaltung 37 1. Gliederung 37 2. Schriftbild 38 3. Zitierweise 39 II. Inhaltliche Manuskriptgestaltung 40 1. Gestaltungsschritte 41 2. Stil . . . . . . . . . . . . . 41 E. Erfolgskontrollen der Arbeitsmethodik . . . . . . . 42 Antworten zu den Fragen 44 Literaturverzeichnis . . . 49 Vorbemerkung Wir alle kennen den Mitarbeiter im Betrieb, der hinter einem übervollen Schreibtisch sitzt, den ganzen Tag über fleißig arbeitet und dennoch am Abend feststellt, daß er trotz aller Mühe keine besondere Leistung erbracht hat. Ein anderer Mitarbeiter hingegen bewältigt dieselben Aufgaben in angemesse ner Weise, sein Arbeitsplatz ist übersichtlich und aufgeräumt, er findet sogar noch die Zeit, sich mit seinen Kollegen zu besprechen und ihnen mit Ratschlägen zu helfen. Dieser Mitarbeiter versteht es, seine Arbeit methodisch zu ver richten, der andere offenbar nicht. Dabei muß er nicht einmal unintelligent sein: Würde er systematisch geschult, seine Arbeit im Hinblick auf das gesteckte Ziel planvoll und geordnet zu verrichten, könnte er durchaus seine Leistung ver bessern. Der vorliegende Beitrag soll dem Leser die Grundlagen methodischer Arbeit aufzeigen, gleich welche Aufgaben ihm im einzelnen gestellt sind. Er ist in fünf Teile gegliedert. In den ersten beiden Kapiteln werden die G r u n d l a g e n der individuellen und der sozialen Arbeitsmethodik behandelt, also des zweck mäßigsten höchstpersönlichen Arbeitsverhaltens und der Wege zur erfolgreichen Bewältigung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Danach wird die spezielle M e t h o d i k der mündlichen (Rhetorik) und der schriftlichen Kommunikation (formelle und inhaltliche Nachrichtengestaltung) untersucht. Eine Übersicht der Möglichkeiten zur Erfolgskontrolle der Arbeitsmethodik schließt den Beitrag ab. 3 Arbeitsmethodik und Rhetorik A. Individuelle Arbeitsmethodik Arbeitsmethodik umfaßt die Gesamtheit der Planungen und Maßnahmen zur Erreichung eines zielgerichteten und zielerfüllenden Arbeitsverhaltens. Dieses Arbeitsverhalten ist zum einen ein höchstpersönlicher Akt, der eine i n d i v i d u e 11 e A r b e i t s m e t h o d e erfordert, zum anderen ein sozial, d. h. auf die Wirkung auf andere hin ausgerichteter Akt, der durch so z i a I e Arbeitsmethoden unterstützt werden kann. Bestandteil der sozialen Arbeitsmethodik im Sinne der erfolgreichen Bewältigung einer mündlichen Kommunikation ist die R h e t o r i k. Als Theorie und Praxis der Redekunst zur mündlichen Gestaltung eines Stoffes in Anpassung an eine Sprechsituation dient sie dem Ziel, die Hörer zu informieren und/oder zu überzeugen. Neben den Inhalten des Arbeitsverhaltens ist auch seine Z i e I bestimmun g Gegenstand methodischer Überlegungen. Ohne die Bereitschaft und die Fähig keit des Menschen zu methodischem Vorgehen jedoch bliebe auch die beste Arbeitsmethodik nutzlos. Ihren individuellen Grundlagen gilt daher zunächst unsere Aufmerksamkeit. I. Grundlagen methodischer Arbeit Lernziele: Nach dem Durcharbeiten dieses Abschnitts sollten Sie die Entfaltung ange borener Anlagen, die Disposition und die Motivation als gestaltbare Grundlagen individueller Arbeitsmethodik begreifen. Mit der Einsicht, daß Ziele und Formen des Arbeitsverhaltens auf Entscheidungen beruhen, sollte die Konsequenz verbunden werden, diese Entscheidungsprozesse methodisch zu planen und auszuführen. Die Fähigkeit zur methodischen Arbeit beruht auf angeborenen Anlagen, ihrer Entfaltung und der momentanen, im Tagesverlauf wechselnden Dis position. Eine planvolle Vorbereitung und Gestaltung der Arbeit setzt die wirksame Verarbeitung von Informationen voraus, die bereits vorliegen und/oder noch beschafft werden müssen. Das verlangt Folgerichtigkeit, nämlich die Fähigkeit, Probleme logisch geordnet und begrün det anzugehen, und Schnelligkeit, nämlich die Fähigkeit, rechtzeitig und rasch anstehende Probleme zu lösen. Entwicklung und Einsatzfähigkeit dieser Eigenschaften können durch Training und Vorsorgemaßnahmen zur Erhaltung der geistigen Spannkraft sichergestellt werden. Zum einen kann das durch E r f a h r u n g s 1 e r n e n geschehen, also 4 Individuelle Arbeitsmethodik durch fortdauernde Versuche, Arbeitsprozesse methodisch zu durchdringen. Zum anderen können Methoden der S e I b s t e n t s p a n n u n g in Kurzpausen während des Tagesablaufs Leistungssteigerung und Verringerung von Fehl leistungen bewirken. Positiv wirkt sich auf die Disposition des Denkvermögens auch die Beachtung grundlegender VerhaI t e n s rege In aus (z. B. hinrei chender Schlaf, sinvoller Wechsel zwischen Arbeit und Erholung, bewußte psychische Entspannung, regelmäßige Mahlzeiten, Vermeidung von Lärm und Unruhe). Besonders wichtig ist es, die b i o I o g i s c h e Rh y t h m i k der Leistungs fähigkeit bei der Arbeitsmethodik zu berücksichtigen. Meßergebnisse be sagen, daß im Durchschnitt am Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr ein absolutes Maximum an Leistungsfähigkeit besteht, dem in der Nachmittagszeit zunächst ein Leistungsabfall folgt (Verdauungsmüdigkeit), bevor am Spätnachmittag zwischen 17 und 18 Uhr ein erneutes, wenn auch geringeres Leistungsmaximum erreicht wird, auf das ein stetiger Leistungsabfall mit einem absoluten Tief punkt am frühen Morgen zwischen 3 und 4 Uhr folgt. Die Gültigkeit dieser Messungen für den einzelnen vorausgesetzt, empfiehlt sich eine angepaßte zeit und inhaltsorientierte Planung des Arbeitstages: Die Zeiten hoher Leistungsfähigkeit werden von störenden Außeneinflüssen befreit und für anspruchsvolle und komplizierte Arbeitsverrichtungen ge nutzt; für die Zeitabschnitte geringer Leistungsfähigkeit werden abwechs lungsreiche und aktivierende Arbeitstätigkeiten oder auch Arbeitspausen ein geplant. Zur erfolgreichen methodischen Arbeit gehört auch die M o t i v a t i o n , d. h. der positive Antrieb, diese Arbeit zu tun. Sie kann sich zweckfrei oder zweck gebunden äußern. Ein z w e c k f r e i e r Antrieb ist die Freude am metho dischen Vorgehen selbst, z weck gebunden hingegen wäre ein Einsatz von Arbeitsmethodik, der auf Furcht vor Kritik, auf das Streben nach Anerkennung durch andere, auf Zwang und Druck durch den Vorgesetzten zurückzuführen ist. Für den Erfolg methodischer Arbeitsplanung und -durchführung ist nach den Erkenntnissen der Motivationsforschung vorwiegend die zweckfreie Motivation verantwortlich, da sie aus dem direkten Interesse an der Sache erwächst. Es gilt daher, sie durch bewußte Gestaltung von Gelegenheiten zum Erwerb von Erfolgserlebnissen bei der Arbeit und ihrer Planung zu entwickeln. Nur so kann der volle Einsatz der entfalteten Anlagen sichergestellt und zugleich ein Impuls für ihre Fortentwicklung ausgelöst werden. Erfolg ist also das wichtigste Mittel zur dauerhaften Gewährleistung methodischer Arbeit. Wir müssen daher Ziel bildung und Entscheidung als Grundlagen dieses Erfolges näher untersuchen. Fragen: 1. Welche Denkeigenschaften sind für planvolle Vorbereitung und Gestal tung von Arbeit wichtig? 2. Wie läßt sich "zweckfreie" Motivation entwickeln? 5 Arbeitsmethodik und Rhetorik II. Zielbildung und Entscheidung Lernziele: Dieser Abschnitt soll die Phasen der Zielbildung und Entscheidung auf zeigen und die Prinzipien und Methoden verdeutlichen, die zur Verbesse rung ihrer Gestaltung beitragen können. Dem Leser sollte dabei bewußt werden, daß diese Prinzipien und Methoden auch bei arbeitsteiliger Auf gabenerfüllung anwendbar sind, jedoch dann in ihrer Anwendung durch ergänzende, die soziale Situation berücksichtigende Methoden unterstützt werden müssen. Der arbeitende Mensch trifft ständig Entscheidungen über Ziele und Art seines Arbeitsverhaltens, auch wenn er sich dessen nicht immer bewußt ist. Neben Entscheidungen über den Umfang des Einsatzes vorhandener Fähig keiten in Abhängigkeit von der augenblicklichen Leistungsbereitschaft ge hören auch Entscheidungen über die Ziele, die durch die Arbeit erfüllt wer den sollen, und Entscheidungen über den sinnvollsten Weg zur Erreichung dieser Ziele zu den täglich zu bewältigenden geistigen Arbeitsprozessen. Sie bedürfen einer methodischen Durchdringung, damit ihre Teilschritte und ihr Gesamtergebnis den zu setzenden Anforderungen genügen. 1. Problemedassong Entscheidungsprobleme erwachsen aus dem Mißverhältnis zwischen Istzustand und Sollzustand. Es kommt also darauf an, den Ausgangszustand und den angestrebten End zustand klar - am besten schriftlich - zu formulieren, wenn die Entschei dungsaufgabe präzise erarbeitet werden soll. Da es nicht genügen kann, mehr oder weniger zufällig erkannte Probleme methodisch aufzubereiten, sind besondere Anstrengungen erforderlich, um die Wahrnehmung, also die rechtzeitige Feststellung und Erfassung anstehender Probleme, sicherzustellen. Bei sich wiederholenden Entscheidungen wird häufig eine vorausschauende T e r m i n i e r u n g genügen. Einmalige Entscheidungen müssen hingegen einer K o n t r o 11 e unterzogen werden, deren Aufgabe es ist, die Entscheidung, das Soll, mit dem danach entstandenen Ist zu vergleichen. Festgestellte Abweichungen wirken dann als Anregung, durch erneute Ent scheidung die Soll-Vorgaben so zu verändern, daß ihre Umsetzung in die Reali tät den Erwartungen entspricht. Da auch durch diese Arbeitsmethode lediglich die bereits einmal untersuchten Entscheidungsbereiche systematisch weiter be obachtet werden, ist als weitere Aktivität zur sicheren Problemerfassung die systematische In fragest e 11 u n g aller Arbeitsprozesse erforderlich (z. B. 6 Individuelle Arbeitsmethodik Durchforstung von Stellenbeschreibungen). Auch die systematische Organisation des Vorschlagswesens ist als ein Hilfsmittel zur Anregung von Anregungen auf zufassen. 2. Informationssammlung und -aufbereitung Die Problemerfassung ist die Grundlage für die Beschaffung und Bewertung von Informationen, die für die Problemlösung nötig sind. Da Entscheidungen das zukünftige Handeln betreffen und wie alle anderen Arbeitsprozesse dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit unterliegen, sind Abstriche an der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationsgewinnung unerläßlich, allerdings nicht zu Lasten eines methodischen Vorgehens. Nach ihrer Aufgabe im Entscheidungsprozeß lassen sich die benötigten Infor mationen einteilen in Hintergrundinformationen, d. h. Informationen über die Ursachen der erfaßten Probleme (z. B. Kundenahwanderung zur Konkurrenz), Z i e 1 in f o r m a t i o n e n , d. h. Informationen über die Zielsetzungen als solche und das Ausmaß, in welchem sie durch die Entscheidung erfüllt wer den sollen (z. B. Umsatzsteigerung um 10 °/o), P r o g ramm in f o r m a t i o n e n , d. h. Informationen über die Lösungsmög lichkeiten für die anstehenden Probleme (z. B. Werbemaßnahmen, Preis änderung, Produktänderung) und K o n t r o 11 in f o r m a t i o n e n , d. h. Informationen, die Auskunft darüber geben, welche Auswirkungen eine Alternative bei ihrer Realisierung zeitigt (z. B. Umsatzstatistik). Das Auffinden dieser Informationen verlangt die Nutzung eigener und fremder Gedächtnisinhalte, also neben eigenem Nachdenken auch die Expertenbefragung, die Nutzung der betrieblichen Informationsspeicher in Registratur, Archiven, Datenbanken sowie das Studium und die Auswertung von Fachliteratur. Zur Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit des Vorgehens und der Sammlung wirklich zuverlässiger und aussagekräftiger Informationen bieten sich die fol genden Vorgehensschritte an: e Überprüfung der Problembedeutsamkeit der erfaßten lnformationsbündel, z. B. an Hand von Auszügen, Überschriften, Gliederungen, Registern, Vor worten und Zusammenfassungen, • Entschlüsselung und kritische Sichtung der Einzelinformationen der erkann ten Informationsbündel hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Problemlösung, • Schriftliche Registrierung der einzelnen Informationsinhalte, • Gliederung der Einzelinformationen nach inhaltlichen Gesichtspunkten und Untersuchung ihrer inneren Beziehungen, • Auffüllung erkannter Informationslücken innerhalb der gegliederten Einzel informationen und 7