Norbert Berthold Sascha von Berchem Arbeitsmarktpolitik in Deutschland Seit Jahrzehnten in der Sackgasse Kleine Handbibliothek Band 36 n Die Autoren Prof. Dr. Norbert Berthold wurde 1952 in Freiburg gebo- ren. Nach Promotion und Habilitation für das Fach Volkswirtschaftslehre an der Universität Freiburg lehrte Prof. Berthold unter anderem an den Universitäten Basel, Konstanz, Hamburg und Düsseldorf. Seit 1990 ist er Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der Bayerischen Julius-Maximilans-Universität Würzburg. Prof. Berthold ist stellvertretender Vorsitzender der List-Gesellschaft, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bundes- ministerium für Wirtschaft und Arbeit sowie weiterer angesehener wissenschaftlicher Vereinigungen. Dr. Sascha von Berchem, Jahrgang 1972, studierte in Würzburg Volkswirtschaftslehre und ist seit 2000 wissen- schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Volkswirt- schaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik. Norbert Berthold Sascha von Berchem Arbeitsmarktpolitik in Deutschland Seit Jahrzehnten in der Sackgasse Gefördert durch die Adolf Messer Stiftung Königstein/Taunus Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © August 2005 Stiftung Marktwirtschaft Charlottenstraße 60 10117 Berlin E-Mail: [email protected] Internet: www.stiftung-marktwirtschaft.de ISBN 3-89015-099-3 Vorwort Zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint auch in Deutsch- land politische Bewegung in die Arbeitsmarktpolitik ge- kommen zu sein. Angesichts von in der Spitze über 5 Mil- lionen offiziellen Arbeitslosen und immer deutlicher zu Tage tretender Defizite bei der (damaligen) Bundesanstalt für Arbeit war ein „weiter so“ nicht mehr vermittelbar. Es bestand die Hoffnung, dass die über 35-jährige Tradition aktionistischer, erfolgloser, ja sogar problemverschärfen- der bundesdeutscher Arbeitsmarktpolitik endlich zu Ende gehen würde. Prinzipien wie „Fördern und Fordern“ wur- den erstmals von beiden großen Volksparteien nicht nur ablehnend diskutiert, sondern als Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Beschäftigungspolitik erkannt. Mit ihrer „Agenda 2010“ und den „Hartz-Reformen“ versuch- te die rot-grüne Bundesregierung, das Bild eines tiefgrei- fenden Umbaus der deutschen Arbeitsmarktpolitik hin zu mehr Effizienz und weniger Arbeitslosigkeit zu vermitteln. Doch hat eine grundlegende Reform der Arbeits- marktpolitik wirklich stattgefunden? Dieser Frage gehen die beiden Autoren der vorliegenden Studie, Norbert Berthold und Sascha von Berchem, nach. Sie zeigen auf, wie über Jahrzehnte hinweg von den jeweiligen Regie- rungen und den sie tragenden Parteien eine völlig ver- fehlte Arbeitsmarktpolitik verfolgt wurde. Das Ergebnis der Analyse, ob bei den jüngsten Reformen diesbezüg- lich Lernerfolge zu erkennen sind, ernüchtert: Nach wie vor kann die deutsche Arbeitsmarktpolitik keinen echten Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leisten. In vielen Bereichen blieben die Reformschritte ein bloßes Kratzen an der Oberfläche. Hinzu kommt, dass vormals beste- hende institutionelle Defizite durch neue ersetzt wurden, z.B. bei der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. All dem stellen die Autoren ein Reformkonzept entgegen, das konsequent versucht, Marktkräfte und Wettbewerb zum Abbau der Arbeitslosigkeit zu nutzen. Kernpunkt ist ein dezentraler Ansatz, der die Erprobung und Reali- sierung unterschiedlicher, an die jeweiligen Gegeben- heiten angepassten Strategien zulässt. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik die Zeichen der Zeit erkennt. Ohne mutige Schritte bleiben die begonnenen Reformen ein Torso. Deutschland braucht nicht die Ver- waltung des Elends auf immer höherem administrativen Niveau. Unserem Land helfen genauso wenig immer neue „Pilotprojekte“ und Wortgeklingel wie „Job-Floater“, „Ich- AG“, „Job-Aqtiv“ und „Equal Pay“. Was wir brauchen, sind ein ordnungspolitisch fundiertes Konzept, mehr Frei- heit und mehr Wettbewerb. Mit einem Arbeits„markt“, der seinen Namen verdient, werden wir wieder mehr Wohlstand für alle schaffen können. Michael Eilfort Bernd Raffelhüschen Inhalt 1 Einleitende Bemerkungen 11 2 Die deutsche Beschäftigungsmisere – das empirische Bild im Überblick 14 2.1 Persistente Arbeitslosigkeit 14 2.2 Dauer der Arbeitslosigkeit 18 2.3 Geringqualifizierte und ältere Arbeitnehmer als Problemgruppen 22 2.4 Mismatch-Arbeitslosigkeit 27 2.5 Regionale Unterschiede und die Situation der Neuen Länder 28 3 Die Arbeitsmarktpolitik der Vergangenheit auf dem Prüfstand – mitverantwortlich für die Beschäftigungsmisere 33 3.1 Die passive und aktive Arbeitsmarktpolitik der Arbeitslosenversicherung 35 3.1.1 Lohnersatz, Bezugsbedingungen und Sanktionen 37 3.1.2 Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik 58 Grundsätzliche Wirkungsmechanismen 61 Die aktive Arbeitsmarktpolitik nach dem SGB III 68 3.1.3 Die Finanzierungsseite 76 Arbeitnehmer und Versicherung 79 Arbeitgeber und Versicherung 82 Gewerkschaften und Versicherung 85 3.1.4 Ergebnis 87 3.2 Die Sozialhilfe als Existenzminimum und Hilfe zur Arbeit 88 3.2.1 Die Höhe der Transfers und die Anrechnung von Erwerbseinkommen 89 3.2.2 Die aktive Arbeitsmarktpolitik der Sozialhilfe 98 3.2.3 Ergebnis 106 4 Job-AQTIV, Hartz, Agenda 2010 – Besserung in Sicht? 108 4.1 Beratung und Vermittlung 109 4.2 Eingliederungsvereinbarungen und der Bezug von Arbeitslosengeld 112 4.3 Qualifizierung und Beschäftigungsmaßnahmen 115 4.4 Personal-Service-Agenturen 120 4.5 „Mini- und Midi-Jobs“ 123 4.6 „Ich-AG“ 129 4.7 Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe (Hartz IV) 134 Die Höhe des Arbeitslosengeld II 137 Hinzuverdienstregelungen 139 Die institutionellen Zuständigkeiten 140 4.8 „Ein-Euro-Jobs“ und Mindestlohndebatte 146 4.9 Ergebnis 148 5 Mehr Markt, weniger Zentralismus – ein Reformvorschlag 150 5.1 Reform der Arbeitslosenversicherung – Teamwork von Staat und Markt 150 5.1.1 Das obligatorische Grundpaket 151 5.1.2 Die Finanzierung des Grundpaketes 155 5.1.3 Wahlpakete: Vieles ist möglich, doch alles hat seinen Preis 160 5.2 Reform der Sozialhilfe – Fördern und Fordern in dezentraler Verantwortung 164 5.2.1 Die Transferleistungen als Hilfe zur Selbsthilfe –Elemente einer grundsätzlichen Neuausrichtung 166 Verringerung der Transferentzugsraten bei Hinzuverdienst 166 Absenkung der Regelleistungen für arbeitsfähige Transferempfänger 169 Verstärkte Gewährung von Transfers „in kind“ 171 Reziprozität von Leistung und Gegenleistung 173 5.2.2 Die Regelungen und Durchführung im Detail – das Potenzial dezentraler Kompetenzen 175 5.2.3 Das Potenzial nutzen – dezentrale Finanzierung der Sozialhilfe 181 5.2.4 Die Rolle der zentralen Ebene 182 5.3 Ergebnis 186 6 Schlussbemerkungen und Ausblick 187 7 Kurzfassung 190 Literaturverzeichnis 212
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