Sebastian Wörwag Alexandra Cloots Hrsg. Arbeitskulturen im Wandel Der Mensch in der New Work Culture Arbeitskulturen im Wandel Prof. Dr. Sebastian Wörwag Prof. Dr. Alexandra Cloots Hrsg. Arbeitskulturen im Wandel Der Mensch in der New Work Culture Hrsg. Prof. Dr. Sebastian Wörwag Prof. Dr. Alexandra Cloots Berner Fachhochschule OST - Ostschweizer Fachhochschule Bern, Schweiz St. Gallen, Schweiz ISBN 978-3-658-30450-8 ISBN 978-3-658-30451-5 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-30451-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar- beitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröf- fentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung: Ulrike Lörcher Titelfotografie: Bodo Rüedi, www.bo-do.ch Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort „Kultur ist nicht sichtbar, sondern das unsichtbare Band, das die Dinge zusammenhält.“ Joseph Joubert (1754–1824) Die Arbeitskultur ist das unsichtbare Band, das Betriebe zusammenhält, deren Reputation und Attraktivität beeinflusst, sie in Krisen rettet oder in Krisen zu stürzen vermag. Die Arbeitskultur stand lange nicht im Vordergrund der betrieblichen Diskussionen. Oftmals verhindert ein aktueller Krisenmodus, ein traditionelles Strukturdenken, die Sorge vor grundlegenden Hinterfragungen, mangelnde Zeit oder die Fokussierung auf die x-te Stra- tegie eine profunde Diskussion über die Arbeitskultur. Und doch ist die Arbeitskultur im- mer da. Unterschiedlich in ihrer Ausprägung und mal besser, mal schlechter von den Mit- arbeitenden beurteilt. Sie ist aber mehr als nur ein Zustand, eine Randerscheinung: Sie prägt die Diskussionen zwischen Mitarbeitenden, sie setzt Themen, sie beeinflusst, wie gearbeitet, wie kommuniziert wird, wie Führungsentscheide getroffen werden und vor welchem Bedeutungshintergrund sie interpretiert werden. Sie beeinflusst das „Wie“ im betrieblichen Alltag, das Klima im Betrieb, die Codes und Praxen, die schon zu Selbstver- ständlichkeiten geworden sind. Sie hat damit einen großen Einfluss auf Haltung, Professi- onalität, Zusammenarbeitsbereitschaft, schließlich darauf, ob bestehende Strukturen wirk- sam werden und ob eine gewählte Strategie erfolgreich wird. Die durchdachtesten Strukturen und die besten Strategien können an einer realen Kulturdifferenz scheitern: „Culture eats strategy for breakfast“: Der Peter Drucker zugesprochene Ausspruch besagt, dass zwar Kultur nicht alles, doch ohne eine gute Kultur vieles nichts ist. Lassen Sie uns also über die Arbeitskultur reden. Gehen wir von der Grundprämisse aus, dass der Mensch gerne, und gerne gut arbeitet, so ist es nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wie“, das ihn prägt. Viele Menschen suchen ein harmonisches Beziehungsgeflecht zu ihrem Umfeld, wollen eigene Fertigkeiten kultivie- ren, wollen in einem kollektiven Bewusstsein beheimatet sein und streben nach einer Kultur, die ihnen hilft, betriebliche Ereignisse anhand kulturell akzeptierter Werte und Normen zu interpretieren. Das alles sind unterschiedliche Funktionen der Arbeitskultur, auf die wir in diesem Buch eingehen wollen. Mitarbeitende wollen nicht nur einer Zweckrationalität ihrer Aufgabe oder ihres Betriebes folgen, sie wollen Sinn und kulturelle Anschlussfähigkeit fin- den. Doch sie wollen sich auch nicht von plumpen K ultur-G eboten vereinnahmen lassen. V VI Vorwort Die Kunst der Entwicklung guter Arbeitskulturen liegt darin, das subtile Zusammenspiel zwischen persönlichen Präferenzen und kollektiven Werten als freiwilliges, feines und fi- ligranes Gewebe gemeinsam geteilter, wirkungsvoller und befriedigender Praxen der Arbeit entstehen zu lassen. Und dabei führt bereits die Erkenntnis, dass Kultur sich nicht einfach ‚bauen‘ lässt, sondern sich subtil in reflektierter Arbeits- und Führungspraxis „ent-wickelt“, zum ersten und vielleicht wichtigsten Schritt der Kulturentwicklung. Denn Arbeitskultur ist kein Projekt, sie ist eine Haltung, die pluralistische Sinnwelten anerkennt, prozesshaft bleibt und Entwicklung zulässt, ohne das Ende vorwegzunehmen. Pluralistische Sichtweisen und Diversität der Perspektiven sind auch in diesem Sam- melband abgebildet, welcher den vielschichtigen und schillernden Begriff der Arbeitskul- tur mit unterschiedlichen Textbeiträgen thematisch beleuchtet. Das zeigt sich an der Viel- falt der Autorinnen und Autoren. Diversität ist aber auch wiederum in diesem Sammelband in drei unterschiedlichen Textsorten angelegt: Unsere Forschungsbeiträge präsentieren aktuelles und empirisch gesichertes Wissen mit hohem Anwendungsbezug und leisten da- mit einen Beitrag zur Objektivierung eines Themas, das für sich selbst gesehen voller Zuschreibungen ist. Eine zweite Textsorte sind die Praxisbeiträge, welche konkrete Erfah- rungen mit dem Thema der Arbeitskultur in spezifischen Situationen aufarbeiten und ver- allgemeinerbare Erkenntnisse ableiten. Die dritte Textsorte sind Denkanstöße, essayisti- sche Textbeiträge, welche den aktuellen Wissensstand zu einem Thema aufarbeiten, dieses aus einem neuen Blickwinkel strukturieren, es in unterschiedliche und neue Kontexte stel- len oder spielerisch erörternd neue Perspektiven aufzeigen. Mit diesen drei Textsorten bieten wir unterschiedliche Leselinien an, sprechen ein breites Feld an interessierten Per- sonen aus Praxis, Wissenschaft und Gesellschaft an und schaffen vielfältige Bezüge zum Thema. Doch nicht nur Fachexpertinnen und -experten sollen mit ihrem spezifischen Blick auf die Arbeitskulturen in diesem Buch zu Wort kommen, auch die Betroffenen und Akteure selbst wollen wir einbeziehen mit ihrem Blick von „innerhalb“ der Arbeitskulturen. An- hand einer eigenen Studie haben wir, die Herausgeber dieses Bandes, jenen Mitarbeiten- den das Wort gegeben, die jeden Tag von ihrer spezifischen Erfahrung in und mit der Ar- beitskultur berichten können. Sie geben uns einen aktuellen Einblick in die Arbeitswelt, in herrschende und gewünschte Arbeitskulturen. Die Ergebnisse haben wir in eigenen Kapi- teln strukturiert und aufbereitet. Eine solche Publikation ist – im besten Sinne – ein Gemeinschaftswerk, erstellt und unterstützt von verschiedensten Persönlichkeiten, denen eine Diskussion und Reflexion des Themas Arbeitskultur wichtig ist. Ein besonderer Dank geht zuerst an die Beitragsau- toren, welche spannende und vielseitige Textbeiträge zu diesem Sammelband geliefert haben. Einige von ihnen standen auch am New Work Forum der FHS St.Gallen am 8. Ja- nuar 2020 einem interessierten Publikum Rede und Antwort. Danken wollen wir auch unseren Mitgliedern des HR-Panels New Work, insbesondere den Board-Mitgliedern, welche uns mit guten Fragen und Diskussionen auf die Idee ge- bracht haben, dem Thema der Arbeitskultur ein Forschungsprojekt und einen Sammelband Vorwort VII zu widmen. Ihre wertvollen Beiträge, Erfahrungsberichte und Impulse waren strukturbil- dend und inspirierend für die vorliegende Publikation. Ein zusätzlicher Dank geht an die Fachpersonen in unserem Review Board, welche uns bei der Beurteilung und der Auswahl der Textbeiträge im „double-blind-Verfahren“ unter- stützt haben. Schließlich danken wir noch jenen, welche organisierend oder redigierend die Komple- xität eines Ausschreibeverfahrens für Textbeiträge, die Koordination aller Einzelarbeiten und schließlich das kritische Gegenlesen unterstützt haben. Es sind dies in alphabetischer Reihenfolge Alexandra Bernhardt, Samanta Riklin, Manuela Ruf und Claudia Züger. Ihnen allen sagen wir herzlich Danke. Nun wünschen wir Ihnen ein gutes Quantum Zeit, nicht nur zum Lesen der diversen Textbeiträge, sondern auch für die Reflexion, was das Thema der Arbeitskultur in ihrem (Arbeits-)Leben und ihrer betrieblichen Funktion verändern mag. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre. Sebastian Wörwag und Alexandra Cloots c Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir in diesem Buch überwiegend das gene- rische Maskulinum. Dies impliziert beide Formen, schließt also das weibliche Geschlecht mit ein. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ....................................................... 1 Sebastian Wörwag und Alexandra Cloots Teil I Human Work Culture – Ein Schlüssel zur Zukunft der Arbeit 2 Human Work Culture – Ein Modell für eine humane Arbeitskultur ...... 21 Sebastian Wörwag 3 Gefangen im Dilemma der „New Work- Kultur“ ....................... 71 Petra Kugler 4 Arbeitswerte – Warum wir arbeiten und was uns die Arbeit bedeutet ..... 91 Sebastian Wörwag 5 Identifizierung 3.0 – Warum New Work einen neuen Typus der Rollenübernahme in Organisationen erforderlich macht ................ 117 Moritz Senarclens de Grancy und Clarissa-Diana Wilke Teil II Arbeits- und Führungskultur im Wandel 6 Arbeitskultur heute und morgen – was Mitarbeitende wahrnehmen und was sie sich wünschen ......................................... 133 Sebastian Wörwag 7 Selbstorganisation – Ein Managementmodell am Puls der Zeit? .......... 155 Andreas Laib, Nicole Lieberherr und Viktoria Schachinger 8 Förderung einer Arbeitskultur der Selbstorganisation und Partizipation – Fallbeispiele zu einem spielerisch- experimentellen Ansatz .......................................................... 171 Sascha Demarmels, Reto Kessler und Vera Calenbuhr 9 Führungskultur zwischen Anspruch und Wirklichkeit .................. 187 Sebastian Wörwag und Alexandra Cloots IX X Inhaltsverzeichnis 10 Führung in der digitalisierten Arbeitswelt ............................ 209 Katrin Winkler und Sandra Niedermeier 11 Digitale Kluft zwischen älteren und jüngeren Arbeitnehmenden – ein kompetenzbedingtes oder sozial konstruiertes Phänomen der Arbeitskultur? ................................................... 223 Julia Reiner, Alexandra Cloots und Sabina Misoch 12 Sechs Führungsperspektiven für die digitale Transformation – Welche Dashboards das Veränderungsmanagement in digitalen Zeiten unterstützen können .............................................. 239 Andreas Müller und Thomas Falter Teil III Human Work Culture – den Wandel meistern 13 Ein kultursensibles Vorgehen zur Entwicklung von Arbeitskulturen ...... 261 Sebastian Wörwag 14 Kulturwandel – ein reflektiertes Praxisbeispiel ........................ 285 Alexia Böniger 15 New Meeting Culture – New Work Culture – New Company Culture ..... 299 Roman A. Huber, Reto Kaelli und Ronald Ivancic 16 Die Gestaltung der Arbeitswelt – Erwartungen aus der Perspektive verschiedener Digitalisierungstypen und potenzielle Handlungsfelder ..... 313 Ernst Deuer 17 New Work: Digitale, agile neue Welt – Eine kleine Auswahl von Personalentwicklungsinstrumenten in einer Zeit, in der Geschwindigkeit und Wandel den Ton angeben ...................................... 325 Christina Hübschen Autorenverzeichnis Alexia Böniger hat verschiedene Funktionen in der Finanz- branche ausgeführt, bevor sie vor rund 20 Jahren ein KMU im Bildungssektor aufgebaut hat. In der Rolle der Innovati- onsmanagerin und des CEO initiierte sie eine umfassende Digitalisierung sowie eine Transformation der Untern ehmung von einem klassisch hierarchisch geführten Unternehmen zu einer Netzwerkstruktur mit kollegialen Führungs- und Ent- scheidungsprinzipien. Im Jahr 2017 durfte ihr Bildungsinsti- tut einen Award der OECD entgegennehmen, als eine von 30 weltweit führenden Schulen, in der Kategorie Innovation. Anfangs 2018 und Ende 2019 hat sie zwei Firmen gegründet, um Unternehmungen in ihren Transformationen zu unterstüt- zen. Sie hat einen Master in Betriebsökonomie und studierte Innovationsmanagement. Dr. Vera Calenbuhr unterstützt im Rahmen ihrer eigenen Beratungsfirma BlueMarble, sowie bei Now.New.Next. ei- nem Beratungsnetzwerk, deren Gründungsmitglied sie ist, Organisationen dabei herauszufinden, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet. Sie hat langjährige Erfahrung im Bereich der Beratung nationaler Regierungen bzw. Regierungsorganisati- onen, privater Unternehmen, Nicht-R egierungsorganisationen und wissenschaftlicher Institutionen in den Bereichen Kom- plexitätsforschung und Nachhaltigkeit. Im Rahmen ihrer langjährigen Aktivität beim Joint Research Centre (JRC) – dem wissenschaftlichen Arm der Europäischen Kommis- sion – koordinierte sie u. a. einen Prozess zur Stärkung von Methoden aus der Theorie komplexer Systeme in der wissen- schaftlichen Politikberatung; die strategische Planung, Be- richterstattung und Evaluation des JRC; die Evaluation des XI