Karl Graf Finck von Finckenstein, Jürgen Lehn, Helmut Schellhaas, Helmut Wegmann Arbeitsbuch Mathematik für Ingenieure Karl Graf Finck von Finckenstein, Jürgen Lehn, Helmut Schellhaas, Helmut Wegmann Arbeitsbuch Mathematik für Ingenieure Band I: Analysis und Lineare Algebra 4., durchgesehene Auflage Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Prof. Dr. rer. nat. Karl Graf Finck von Finckenstein Geboren 1933 in Semlow/Vorpommern. Von 1952 bis 1959 Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis. Von 1959 bis 1965 Studium der Mathematik und Physik an der Universität Göttingen. 1965 Diplom in Mathematik, 1966 Promotion. Von 1967 bis 1974 wiss. Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München. Seit 1974 Professor für Mathematik an der Technischen Universität Darmstadt. Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Lehn Geboren 1941 in Karlsruhe. Studium der Mathematik an den Universitäten Freiburg und Karlsruhe. Wiss. Assistent an den Universitäten Karlsruhe und Regensburg. 1968 Diplom in Karlsruhe, 1972 Promotion in Regensburg, 1978 Habilitation in Karlsruhe. 1978 Professor für Mathematik an der Universität Marburg, seit 1979 an der Technischen Universität Darmstadt. Prof. Dr. rer. nat. Helmut Schellhaas Geboren 1936 in Zwingenberg/Bergstraße. Studium der Mathematik und Physik an der Technischen Universität Darmstadt. Wiss. Mitarbeiter und wiss. Assistent an der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz. 1961 Diplom in Mathematik, 1966 Promotion, 1971 Habilitation in Darmstadt. Von 1972 bis zu seinem Tode im Jahr 2000 Professor für Mathematik an der Technischen Universität Darmstadt. Prof. Dr. rer. nat. Helmut Wegmann Geboren 1938 in Worms. Studium der Mathematik und Physik an den Universitäten Mainz und Tübingen. Wiss. Assistent an den Universitäten Mainz und Stuttgart. 1962 Staatsexamen in Mainz, 1964 Promotion in Mainz, 1969 Habilitation in Stuttgart. Seit 1970 Professor für Mathematik an der Technischen Universität Darmstadt. 1. Auflage 2000 2. Auflage 2002 3. Auflage 2004 4., durchgesehene Auflage März 2006 Alle Rechte vorbehalten © B.G.Teubner Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Ulrich Sandten Der B.G. Teubner Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.teubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Ver- lags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzun- gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 3-8351-0034-3 Vorwort zur ersten Auflage Das Arbeitsbuch Mathematik fiir Ingenieure richtet sich an Studierende der ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtungen an Universit~iten. Die Stoffauswahl ist an den Bedtirfnissen der Grundausbildung in Mathematik orientiert, wie sie iiblicherweise in einer viersemestrigen Vorlesungsreihe erfolgt. Der erste Band behandelt die Differential- und Integralrechnung einer und mehrerer reeller Ver~nderlicher. Lineare Algebra, Funktionentheorie, gewShnliche und partielle Dif- ferentialgleichungen, Laplace-Transformation, numerische Mathematik und Stocha- stik sind der Inhalt des zweiten Bandes. Das Arbeitsbuch ist so gestaltet, dass zun~ichst die Fakten, also Definitionen, ezti~S usw. dargestellt werden. Diese werden auch drucktechnisch durch K~ten hervorge- hoben. Die Fakten werden sodann durch zahlreiche Bemerkungen und Erg~inzungen aufbereitet und erl~utert. Das Verst~indnis wird gefSrdert durch eine groBe Zahl von Beispielen, die iiberwiegend vollstandig durchgerechnet werden. Am Ende ei- nes jeden Kapitels finden sich Tests und 0bungsaufgaben. Die Tests dienen dem Leser zur Uberop. rtifung seines Verst~ndnisses fiir Definitionen und Aussagen. Sie sind als Multiple-Choice-Aufgaben formuliert. Anhand der Ubunoog saufgaben kann sich der Leser mit dem Stoff auseinandersetzen. Die LSsungen zu den Tests und Ubunoo gsaufgaben finden sich in Kurzform am Ende des Buches. Beweise zu mathe- matischen S~itzen sind in der Regel im Arbeitsbuch nicht enthalten. Sollte es als Textbuch ftir eine Vorlesung benutzt werden, so w~iren diese Beweise (teilweise) in der Vorlesung zu erg~nzen. Beweistechniken werden vielfach auch sichtbar an den durchgerechneten Beispielen. Das Buch entstand aus einem Vorlesungsskriptum zu den Grundvorlesungen ftir Studierende der Elektrotechnik, des Wirtschaftsingenieurwesens Fachrichtung Elek- trotechnik und der Sportinformatik. Die freundliche Aufnahme des Skriptums durch die Studierenden wie auch durch Kollegen, die es mehrfach ihren Veran- staltungen zugrundelegten, ermunterten die Autoren, das Skriptum aufzuarbeiten und als Arbeitsbuch mit dem geschilderten Konzept zu publizieren. Bei Stoffauswahl und Stoffabfolge sind Bediirfnisse beriicksichtigt, die von den ingenieurwissenschaftlichen F~ichern kommen. Dies bewirkt gelegentlich, von bew~ihrten, innermathematisch bedingten Vorgehen abzuweichen. Beispielsweise mtissen die Studierenden im Fach Grundlagen der Elektrotechnik friihzeitig mit komplexen Zahlen, Eulerscher Formel usw. umgehen kSnnen. Dieser Stoff wurde VI daher vorgezogen. Andere Abweichungen von der tiblichen Stoffabfolge werden vor- genommen, um die Studierenden nicht zu tiberfordern. Beispielsweise wird das Ler- nen dadurch erleichtert, dass die Gebiete Folgen und Reihen, die erfahrungsgem/iB von den Studierenden als schwer empfunden werden, nicht wie tiblich unmittelbar nacheinander behandelt werden. Statt dessen werden Aussagen tiber Grenzwert, Stetigkeit und Differentiation reeller Funktionen dazwischengeschoben. Dadurch wird den Lernenden eine ,,Verschnaufpause" geg6nnt. Ich m6chte all denen danken, die mich bei der Anfertigung dieses ersten Bandes untersttitzt haben. Frau Magdalene Tabbert und Frau Gudrun Schumm haben mit viel Engagement und Sachkenntnis aus meinem Manuskript den vorliegenden TEX-Text hergestellt. Die aufwendige redaktionelle Schlussarbeit hat Frau Schumm mit viel Einftihlungsverm6gen tibernommen. Frau Dr. Claudia Werthenbach hat mit Zeichnungen zum besseren Verst/indnis des Textes beigetragen. Mit groBer Sorgfalt und kritischem Urteilsverm6gen hat mich Frau Dipl.-Math. Sibylle Strandt beim Lesen der Korrekturen untersttitzt. Ihnen allen sage ich meinen herzlichen Dank. SchlieBlich danke ich dem Teubner-Verlag und insbesondere Herrn Dr. Peter Spuhler ftir die gute Zusammenarbeit. Ohne sein geduldiges Verst/indnis ftir zwingende Verz6gerungen w/ire dieser Band nicht zustande gekommen. Darmstadt, im M/irz 2000 Helmut Schellhaas Vorwort zur zweiten Auflage Die erste Auflage dieses Bandes wurde von Helmut Schellhaas verfasst. Er konnte aus gesundheitlichen Grtinden die Lineare Algebra nicht mehr integrieren. In dieser zweiten Auflage wurde dies nachgeholt und die Kapitel 7 bis 31 fiber Lineare Al- gebra erg/inzt. Auterdem wurden Korrekturen und Verbesserungen vorgenommen. Hinweise und .~nderungsvorschl/ige erhielten wit von Studierenden, Mitarbeitern und Kollegen. Ihnen allen und insbesondere Frau Dr. Wanda Morariu (Universi- tatea Politehnica Bukarest) sowie Herrn Prof. Dr. Peter Burmeister (Technische Universit/it Darmstadt) danken wir sehr herzlich. Darmstadt, im Oktober 2002 Karl Graf Finck von Finckenstein, Jtirgen Lehn, Helmut Wegmann I nhalt sve rze i chnis 0ber reelle Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Beweismethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mengen und Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Spezielle reelle Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Binomische Formel, Kombinatorik, Wahrscheinlichkeiten ....... 70 Vektoren und Geraden im R 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Vektoren, Geraden und Ebenen im ~II 3 ................. 94 Lineare R~iume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 10 Matrizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 11 Determinanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 12 Lineare Gleichungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 13 Eigenwert-Theorie und quadratische Formen ............. 144 14 Folgen und Konvergenzbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 15 Grenzwert und Stetigkeit reeller Funktionen .............. 170 16 Eigenschaften stetiger Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 17 Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 18 Eigenschaften differenzierbarer Funktionen .............. 199 19 Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 20 Exponentialfunktion und Logarithmus ................. 222 21 Das Integral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 22 Der Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung ......... 241 23 Einige Integrationstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 24 Uneigentliche Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 VIII Inhaltsverzeichnis 25 Folgen und Reihen von Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 26 Potenzreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 27 Der Satz von Taylor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 28 Fourier-Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 29 Reelle Funktionen mehrerer Ver~inderlicher .............. 307 30 Differentiation von Funktionen mehrerer Ver~inderlicher ....... 316 31 Richtungsableitung, Satz von Taylor, Extrema ............ 329 32 Implizite Funktionen, Extrema mit Nebenbedingungen ........ 338 33 Integrale mit Parametern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 34 Wege im ~fI n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 35 Wegintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 36 Integrale im ~lI n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 37 Vektoranalysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 LSsungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 .1 Uber reelle Zahlen 1 Uboeo r reelle Zahlen Am Anfang des mathematischen Denkens stehen die natiirlichen Zahlen ,1 2, 3, 4, .... Fiir die Menge der natiirlichen Zahlen ist die Bezeichnung N = {1,2,3,...} iiblich. Dabei versteht man unter einer Menge allgemein eine Zusammenfassung von einzelnen Objekten zu einer Gesamtheit, wobei die Objekte dann Elemente der Menge heii~en. Im obigen Beispiel, der Menge der natiirlichen Zahlen, wird die Men- ge beschrieben durch die Aufz~hlung ihrer Elemente in geschweiften Klammern. Eine andere Darstellung einer Menge kann durch Angabe einer charakterisierenden Eigenschaft E der Elemente erfolgen. Man schreibt dann {x : x hat Eigenschaft E) ftir die Menge aller Elemente x, die die Eigenschaft E besitzen. Ist ein Objekt x Element einer Menge M, so schreibt man x E M. Weitere Grundtatsachen fiber Mengen werden in Kapitel 3 angegeben. Die Addition und die Multiplikation zweier natiirlicher Zahlen ffihren wieder zu einer natiirlichen Zahl, mit a E N und b E N gilt stets a + b E N und a. b E N. Man sagt: N ist abgeschlossen gegeniiber der Addition und der Multiplikation. Fiir a E N, b E N muss jedoch die Gleichung aTx=b (,) nicht unbedingt eine LSsung x E N haben. Erweitert man N jedoch zur Menge der ganzen Zahlen Z= {..., -2,-1, 0, ,1 2,...}, so hat die Gleichung (,) ffir a E Z, b E Z stets eine LSsung x E Z. Andererseits muss ffir a E Z, b E Z die Gleichung a.y=b (**) nicht unbedingt eine LSsung y E Z haben. Erweitert man Z jedoch zur Menge der rationalen Zahlen Q={x:x=- b , a e Z,bE Z,a #0}, a so haben (,) und im Fall a ~ 0 auch (**) ffir a E Q, b E Q stets eine LSsung x E Q bzw. y E Q. 2 1. 0ber reelle Zahlen Die Darstellung einer rationalen Zahl x in der Form eines Quotienten aus gan- zen Zahlen ist nicht eindeutig. Dies zeigt das bekannte Kiirzen und Erweitern von Brtichen. Eine eindeutige Darstellung als Bruch l~tsst sich ftir x r 0 erreichen durch die Forderung, dass Z~thler und Nenner teilerfremd sind und der Nenner eine nattirliche Zahl ist, d.h. x - ~ b mit b E Z, a E N, a und b teilerfremd. Andererseits ftihrt das fibliche Divisionsverfahren auf die Darstellung einer rationalen Zahl als Dezimalbruch. So ergeben 7 - = 1.75 einen abbrechenden Dezimalbruch und 4 2 0.0285714285... - 0.0285714 einen periodischen Dezimalbruch. O7 = Die Periode wird dabei durch ~lberstreichen der Ziffernfolge, die sich periodisch wiederholt, gekennzeichnet. Bei der Durchffihrung des Divisionsverfahrens fiir ei- ne rationale Zahl ~ b mit b E Z, a E N kann als Rest jeweils nur eine der Zahlen 0, 1,..., a-1 auftreten. Tritt der Rest null auf, so bricht der Dezimalbruch ab. An- dernfalls gibt es hSchstens a-1 verschiedene Reste und sp~ttestens nach der Berech- nung von a-1 Ziffern des Dezimalbruches (von voranstehenden Nullen abgesehen) muss einer der Reste erneut auftreten, so dass der Dezimalbruch periodisch wird. Demnach gilt: Jede rationale Zahl l~st sich durch einen abbrechenden oder periodischen Dezi- malbruch darstellen. Umgekehrt l~isst sich jeder abbrechende oder periodische Dezimalbruch als Bruch _b mit b E Z a E N darstellen. Die Grundidee der Umwandlung periodischer Dezimalbriiche in Briiche zeigt das folgende Beispiel" Ist x = 0.dl ... dk mit den Ziffern di E {0, 1,..., 9} fiir i - 1,..., k der Dezimalbruch, so gilt mit der Potenz 10 k - 10-10-...-10 (k Faktoren) l Okx -dl ... dk + O.dl ... dk -- dl ... dk + x, also dl ...dk X -- 10 k - 1 Die Umwandlung eines beliebigen periodischen Dezimalbruchs lasst sich darauf zurtickfiihren.
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