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Arbeiter und Arbeitswissenschaft: Zur Entstehung der „Wissenschaftlichen Betriebsführung“ PDF

301 Pages·1984·5.689 MB·German
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Angelika Ebbinghaus Arbeiter und Arbeitswissenschaft Beitrage zur sozialwissenschaftlichen Forschung Band 47 Westdeutscher Verlag Angelika Ebbinghaus Arbeiter und Arbeitswissenschaft Zur Entstehung der "Wissenschaftlichen Betriebsfiihrung" Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Ebbinghaus, Angelika: Arbeiter und Arbeitswissenschaft: zur Entstehung d. "wiss. Betriebsfilhrung" / Angelika Ebbinghaus. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1983. (Beitrage zur sozialwissenschaftlichen Forschung; Bd. 47) ISBN-13: 978-3-531-11667-9 e-ISBN-13: 978-3-322-88523-4 DOl: 10.1007/978-3-322-88523-4 NE: GT C 1984 Westdeutscher Verlag, Opladen Softcover reprint of the hardcover 15 t edition 1984 Umschlaggestaltung: Hanswerner Klein, Opladen Oruck und buchbinderische Verarbeitung: Lengericher Handelsdruckerei, Lengerich AIle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfaltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zu stimmung des Verlages. I N HAL T Seite VORWORT VI II Tei I ZUM SOZIAL- UND IDEENGESCHICHTLICHENHINTERGRUND 1. Der Preis des US-amerikanischen "Fortschritts" 2. Die Maschinerie: "Kriegsmittel wider die Arbeiter emeuten" 11 3. Lohndebatten: "Ein Schri tt zur teilwei sen Losung der Arbei terfrage" 20 4. Der Sozialdarwinismus - eine ideologische Recht fertigung 25 Tei I II DIE ~RA DES "FORTSCHRITTS" 33 5. Differenzierung der Arbeiterkampfe und Gegenstrategien zur Sicherung der gesellschaftlichen Effizienz 33 5.1. Ansatze zur "Sozialreform" und betriebliche Sozial- politik 37 5.2. Rassismus im Dienst des "Fortschritts" 45 6. F.W. Taylor: Vater der "Wissenschaftl ichen Betriebsfiihrung" 48 6.1. Die Enteignung der Arbeiter 52 6.2. Die tayloristische Planung von menschlicher Arbeit 57 6.3. Auslese und Anpassung der Arbeiter 62 7. Gantt, Gilbreth, Emerson: Exponenten der "Wi ssenschaftl ichen Betriebsfiihrung" 68 7.1. H. L. Gantt 68 7.2. F;B. Gilbreth und L. Moller Gilbreth 76 7.3. H. Emerson 84 - VI - Seite Tei I III DIE REAKTION DER ARBEITERBEWEGUNG 91 8. Der legalistische Weg der Berufsgewerkschaften 91 9. "Die Katze mag nicht nur Milch, die Katze mag auch Sahne" oder: die "Industrial Workers of the World" 114 Teil IV AUSBLICK: TAYLORISMUS ALS "AMERICAN WAY OF LIFE" 142 10. Die US-amerikanische Arbeiterklasse im Weltkrieg 142 11 • Neue Ansatze zur Verbreiterung und Vergesellschaf- tung der "Wissenschaftlichen BetriebsfUhrung" 146 12. Die gescheiterte Revolte von 1919 - 1923 und die Integration der "Wissenscbaftlichen BetriebsfUhrung" in den "Amerikanischen Plan" 156 12.1. AFL und Tayloristen im Effizienz-Fieber 164 12.2. Der EinfluB der sowjetrussischen Taylor-Begeisterung 170 12.3. Der "Amerikanische Plan" 174 Teil V SCHLUSSBETRACHTUNG UNO FORSCHUNGSHYPOTHESEN ZUR "WISSENSCHAFTLICHEN BETRIEBSFUHRUNG" 1M INTER- NATIONALEN VERGLEICH 177 13. Die "Wissenschaftliche BetriebsfUhrung" im inter- nationalen Zusammenhang von 1890 - 1920 177 14. Arbeitswissenschaftliche Bewegung in Deutschland vor der groBen Rationalisierungsoffensive 1923/24 179 14.1. Erste Initiativen zur "arbeitswissenschaftlichen" Durchsetzung der Massenarbeit 182 14.2. Initiativen von seiten der Psychophysik und Psycho- technik 183 14.3. Die Auseinandersetzung mit dem Taylorismus seit der Jahrhundertwende 187 - VII - Seite 14.4. Kontroversen um den Leistungslohn 189 14.5. Sozialdarwinismus - made in Germany 191 14.6. Der I. Weltkrieg - Motor zur Vereinheitlichung der Arbeitswissenschaft 195 14.7. Mit Ford gegen Taylor? Eine deutsche Variante des "Amerikanischen Plans" 198 15. Taylorismus im ersten "Arbeiterstaat" der Welt 201 15.1 • Die "Wissenschaftliche Arbeitsorganisation" vor der Oktoberrevolution 201 15.2. Die Wiederentdeckung der "Wissenschaftlichen BetriebsfUhrung" durch die Bolschewiki 205 15.3. Der Aufschwung der "Wissenschaftlichen Arbeits organisation" in der Etappe der "Neuen Okonomi schen Politik" 208 15.4. Die "Wissenschaftliche Arbeitsorganisation" in der stalinistischen Rationalisierung 213 16. Zusammenfassender Vergleich 216 ANMERKUNGEN 222 LITERATURVERZEICHNIS 264 - IX - VORWORT Bis heute hat der Taylorismus, in den USA "Scientific Management" und in Deutschland fruher auch "Wissenschaftliche Betriebsfuhrung" oder "Wissen schaftliche Arbeitsorganisation" genannt, seinen Wert als Reizwort nicht verloren. Immer wieder Gegenstand von Untersuchungen und Debatten, haufig miBinterpretiert, sind die Standpunkte uber den Taylorismus bis zum heuti gen Tage gegensatzlich geblieben.1 Wahrend die einen ihn als den dauerhaf testen Beitrag loben, den die USA neben ihrer Verfassung dem westlichen Denken beigesteuert haben2, verdammen andere den Taylorismus in Lenins Wor ten als ein "wissenschaftliches System der SchweiBabpressung", ohnealler dings zu wissen oder wahrhaben zu wollen, daB die Boischewiki mit ihrer Machtubernahme zu begeisterten Anhangern einer taylorisierten Produktion wurden.3 Psychologisch oder soziologisch orientierte Arbeitswissenschaftler verweisen den Taylorismus gern in den unwissenschaftlichen Vorhof ihrer eigenen Wissenschaftsdisziplin, die sie ja als "wissenschaftliche" Weiter entwicklung des Taylorismus begreifen.4 Und es gibt Stimmen, die nach wie vor mit Ford gegen Taylor argumentieren und behaupten, daB sich Taylors "Wissenschaftliche Betriebsfuhrung" mit der Mechanisierung der Produktion uberlebt habe5, wahrend andere wiederum sagen: "Als eine getrennte Bewe gung verschwand er (der Taylorismus, d.V.) im Grunde genommen in der Welt wirtschaftskrise der DreiBigerjahre, aber bis dahin hatte sich die Kennt nis von ihm uberall in der Industrie verbreitet, und seine Methoden und die ihm zugrunde liegende Philosophie waren in vielen Ingenieur- und Be triebsleitungsschulen zu etwas AIItaglichem geworden.,,6 Anfang der 70er Jahre gewann die Auseinandersetzung mit dem Taylorismus erneut an Popularitat. Hintergrund fur dieses Interesse war das Verhalten des "Massenarbeiters". In so gut wie allen westlichen Industrielandern rea gierten Ende der 60er Jahre die Arbeiter(innen) auf die mechanisierte und taylorisierte Massenproduktion mit passiver und aktiver, individueller und kollektiver Arbeitsverweigerung: sie wechselten extrem oft den Arbeitsplatz, feierten krank, kamen unpunktlich zur Arbeit, produzierten AusschuB, sabo tierten die Produktion, lahmten mit neuen Streiktaktiken den gesamten Pro duktionsfluB oder stellten im Rahmen der groBen Streikbewegungen von 1968/69 Forderungen, die den von Taylor intendierten Zusammenhang von Lohn und Lei stung sprengten.7 Die Unternehmer untersuchten die Grunde fur den Zerfall der Arbeitsmoral und LeistungsdisziPlin8 und antworteten, unterstutzt von den Gewerkschaften, mit Vorschlagen zur "Humanisierung der Arbeit". "Job - x - rotation", "job enlargement", "job enrichment" oder "(halb-)autonome Ar beitsgruppe" hieBen die offentlich breit diskutierten "neuen Formen der Ar beitsgestaltung", mit denen die Massenproduktion menschlicher gemacht, die Arbeitsfreude neu belebt und vor allem die Arbeitsdisziplin und -moral ge hoben werden sollten.9 Heute, Anfang 1982, ist es angesichts einer weltwei ten Krisenpolitik relativ still urn diese Versuche geworden, doch vor einem Jahrzehnt diskutierten nicht nur Unternehmer und Gewerkschaften den Zusam menhang von Arbeiterverhalten und Arbeitsorganisation, sondern auch die Neue Linke in den USA und Westeuropa entdeckte zusammen mit der Arbeiter klasse den Taylorismus. Allerdings blieben die meisten ihrer Publikationen akademisch abstrakt, und trotz ihrer Berufung auf Marx lieBen sie das an sonsten vielbeschworene historische Subjekt, die Arbeiterinnen und Arbei ter, auBer acht. 10 Nicht untypisch fUr diese Rezeption ist das "Kursbuch" mit dem bereits miBverstandlichen Titel "Arbeitsorganisation - Ende des Taylorismus?". Wahrend der Aufsatz von einer Verallgemeinerung tay H~rons loristischer Produktionsbedingungen ausgeht, ist es ein paar Seiten weiter fUr Vahrenkamp Olein Ratsel der Zivilisationsgeschichte", "daB Taylor trotz seines relativen Scheiterns heute bekannter ist als der wahre Revolutionar der kapital1stischen GroBindustrie: Henry Ford."ll Eine Ausnahme in der damaligen Diskussion stellen meines Erachtens die Ana lysen der operaistischen Linken in Italien und den USA dar'2 und der Ver such, erstmals eine"deutsche Arbeitergeschichte jenseits der organisierten Arbeiterbewegung zu schreiben.'3 Die wichtigste Neuerscheinung zum Tayloris mus ist die Studie von Harry Braverman, der den Taylorismus sehr deutlich als unternehmerische Strategie zur sozialen Entmachung und geistigen Ent eignung des arbeitenden Menschen herausarbeitet.'4 Allerdings geht auch er nur am Rande auf die Reaktionen der Arbeiter(innen) und ihrer Organisatio nen auf den Taylorismus ein, Uberbetont den Widerstand der gelernten Arbei ter, erwahnt nicht ihr bereits vor dem I. Weltkrieg beginnendes Arrangement mit der "Wissenschaftl ichen BetriebsfUhrung" und vernachlassigt vollkommen den breiten Widerstand der un- und angelernten Arbeiter(innen) auf die tay lorisierte Produktion. In der vorliegenden Studie zeige ich, wie mit dem Taylorismus eine qual ita tiv neue Stufe der Arbeitszerlegung und nachhaltige Veranderung des sozia len MachtgefUges in der Fabrik zugunsten des Managements beginnt. Der US amerikanische Ingenieur und Vater der "Wissenschaftlichen BetriebsfUhrung", Frederick Winslow Taylor, erhob die geistige Enteignung des arbeitenden Menschen zlJm "wi ssenschaftl ichen" Programm und forderte ZIJ dessen eff i zien- - XI - terer Kontrolle, daB aIle planende und geistige Arbeit in die Hande des Managements Ubergehen mUsse und in den Werks- und Fabrikhallen nur die Aus fUhrung der Arbeit nach einem genau vorgeschriebenen Arbeits- und Zeitplan zu geschehen hatte. Mit Hilfe des Arbeitszeitstudiums wollte Taylor die Macht der gelernten und hochqualifizierten Arbeiter, dieser "wahren Herren der Werkstatt" (Taylor), brechen, damit sie nicht langer bestimmen, auf welche Weise, wie schnell und wieviel produziert wUrde. Mit Taylor beginnt zweitens die Geschichte des Leistungslohns. Er formulierte erstmals die These, fUr jede Arbeitstatigkeit lieBe sich der benotigte Zeitaufwand "wis senschaftlich" exakt bestimmen und damit auch der Lohn. Taylor glaubte, so zwei Probleme losen zu konnen. Erstens sollten der Leistungsverweigerung der Arbeiter.endgUltig ein Riegel vorgeschoben werden und zweitens die be trieblichen und sozialen Konflikte um den Lohn ein fUr allemal aus der Ge schichte verschwinden. Taylor verstand deshalb sein System konsequenter weise als einen Beitrag zur Losung der "Arbeiterfrage". Seit seinem Bestehen stieB der Taylorismus auf Kritik und Widerstand der betroffenen Arbeiter(innen). Allerdings gingen die gelernten Arbeiter und ihre Berufsgewerkschaften nach anfanglich heftiger Kritik bald einen Burg frieden mit der "Wissenschaftl ichen BetriebsfUhrung" ein. Gleichzeitig ver starkte und provozierte der Taylorismus aber neue Formen des Arbeiterwider stands. AuBer mit breiten Massenstreiks (1909 - 1920) reagierten die un- und angelernten Arbeiter(innen) mit den unterschiedlichsten Formen von Arbeits verweigerung auf die taylorisierte Fabrik. Die 1905 gegrUndeten "Industrial Workers of the World", die nach Meinung vieler Historiker das denkwUrdigste Kapitel in der US-amerikanischen Arbeiterbewegung geschrieben haben, arti kulierten das Denken und FUhlen dieses neuen Arbeiterwiderstands und orga nisierten ihn. Die gewerkschaftl iche Kritik, mehrere parlamentarische Un tersuchungen und der Arbeiterprotest fUhrten bereits 1914/15 zu Modifika tionen des Taylorismus. Waren die Tayloristen der ersten Stunde von einer offen antigewerkschaftlichen Haltung gepragt, wurden sie schrittweise von solchen Sozial- und Betriebsingenieuren abgelost, die angesichts des "un kontroll ierten" Protests der Un- und Angelernten die Anerkennung der Be rufsgewerkschaften und ihre Einbeziehung bei der Umstrukturierung der Fa brik befUrworteten. Ein zweiter Schwerpunkt der Kritik richtete sich gegen die Ungenauigkeit der Taylorschen Zeitstudien. Hier setzte das Ehepaar Gilbreth an, die die Methoden des Taylorismus mit den von ihnen entwickel ten Bewegungsstudien wesentlich verfeinerten. Sie losten jede Arbeitstatig keit in Arbeitsbewegungen auf, deren Richtung, Dauer und Geschwindigkeit

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