FORSCHUNGSBERICHTE DES Wl RTSCHAFTS- UND VERKEHRSMINISTERIUMS NORD RHEIN-WESTFALEN Herausgegeben von Ministerialdirektor Prof. Lea Brandt Nr.16 Max-Planck -Institut für Kohlenforschung, Mülheim a. d. Ruhr Arbeiten des MPI für Kohlenforschung SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH 1953 ISBN 978-3-663-12842-7 ISBN 978-3-663-14509-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-14509-7 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehreministeriums Nordrhein-Westfalen G 1 i e d e r u n g Einführung Seite 5 Aufsatz Nr. 1 1 Neue Reaktionen ungesättigter Kohlenwasserstoffe • • • • • Seite 11 Aufsatz Nr. 2 1 Aluminium-organische Synthese im Bereich alefiniseher Kohlenwasserstoffe ••••• Seite 18 Aufsatz Nr. 3 1 Neuartige katalytische Umwandlung von Olefinen • • • • • • • • • Seite 39 Aufsatz Nr. 4 1 tlber die Herstellung der Katalysatoren zur Olefin-Umwandlung • • • • • • • • • Seite 6o Aufsatz Nr. 5 : Zwischenprodukte und Teilreaktionen der neuartigen Katalyse • • • • • • • • Seite 69 Aufsatz Nr. 6 1 Die Konstitution einiger dimerer Olefine Seite 76 Aufsatz Nr. 7 1 p-Xylol aus Buten bzw. Äthylen Seite 81 Aufsatz Nr. 8 1 Erste Anwendungen des Infrarotspektra photometers in der Laboratoriumspraxis des Instituts •••••••••••• Seite 84 Seite 3 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Einführung Es ist bei früheren Gelegenheiter. häufig darauf hingewiesen worden, daß im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung ein neues Arbeitsge biet entwickelt worden sei, das auf der Entdeckung neuartiger Reak tionen der organischen Aluminiumverbindungen beruhe, und das voraus sichtlich eine Reihe von Anwendungen gestatte. Da die Arbeiten sehr intensiv im Fluß und die grundlegenden Patentanmeldungen noch nicht öffentlich ausgelegt waren, hat das Institut etwa 3 Jahre lang große Zurückhaltung in der Bekanntgabe von Resultaten geübt. Der Institutsdirektor hat dann erstmalig am 6.XI.51 auch gegenüber der Öffentlichkeit den Schleier etwas gelüftet und in einem Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung des Bergbaus mitgeteilt, welche Reaktio nen er neuerdings durchführen könne, und was sich damit vielleicht anfangen ließe. Das Wesen der neuen Reaktionen wurde damals noch nicht bekannt gegeben. Der Vortrag ist in der Zeitschrift "Glückauf" er schienen. Er gibt auch heute noch einen guten ersten tlberblick, wenn auch in der Publikation - im Gegensatz zum VOrtrag selbst - die zur Zeit aussichtsreichste Anwendungsmöglichkeit des Verfahrens, die Her stellung von p-Xylol als Ausgangematerial für die Terylen-Faser, nicht erwähnt ist. Ein Sonderdruck dieser Publikation in der Zeitschrift "Glückauf" eröff net die Reihe der weiter hinten folgenden Einzelberichte. Nr. 1 Das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung hat dann am 14.Mai 1952 eine besondere ganztägige Vortragsreihe veranstaltet, auf der insge samt 1o Vorträge gehalten wurden, von denen 5 ausschließlich das neue Gebiet, einer ein damit entfernt verwandtes technisch-wissenschaft liches Problem - den Einfluß von Acetylen auf die Polymerisation des Äthylene - betraf und ein siebenter ausführlich an ausgewählten Beispie len zeigte, mit welchem Nutzen im Institut bereite in den wenigen Mo naten von Januar bis Mai die Infrarotspektroskopie auf aktuelle Pro bleme, insbesondere auch solche aus den Gebieten der ersten 6 Vorträge eingesetzt werden konnte. Die restlichen 3 Vorträge betrafen Themen, die hier zunächst nicht in teressieren. Seite 5 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Da die Zeit des Institutsdirektors aus mancherlei Gründen beschränkt ist, er zudem der Ansicht ist, daß bessere Formulierungen von Berich ten über die Institutsarbeiten als die schon vorliegenden kaum gefun den werden können, so macht er die erwähnte Vortragsveranstaltung hier zur Grundlage eines ausführlichen Berichts an das Wirtschaftsministe rium, womit der kurze vorlä.1fige Bericht der mit der Abrechnung über die Forschungsförderung im Jahre 195o/51 eingereicht wurde, hiermit abschließend ergänzt wird. Auf der erwähnten Vortragsveranstaltung hat zunächst der Instituts direktor zusammenfassend über das gesamte neue Gebiet vorgetragen. Anschließend wurden von seinen Mitarbeitern Vorträge über Teilprobleme gehalten, die im Hauptvortrag nur kurz angedeutet werden konnten. Wenige Tage nach dieser Mülheimer Veranstaltung hat der Institutsdi rektor am 19.Mai 1952 auf der Hauptversammlung der Gesellschaft Deut scher Chemiker in Frankfurt/Mein, die dieses Jahr im großen Rahmen des Europäischen Treffens für chemische Technik vor sich ging, einen der vorgesehenen 4 repräsentativen Hauptvorträge über das Thema "Aluminiumorganische Synthese im Bereich oiefiniseher Kohlenwasser stoffe" gehalten. Ohne daß hier Gebote der Bescheidenheit verletzt werden sollen, darf sogleich konstatiert werden, daß sowohl die Mülheimer Vortragsreihe als auch der Frankfurter Vortrag ein sehr beachtliches Echo im In- und Ausland gefunden haben. Die zwei zusammenfassenden Vorträge des Institutsdirektors in Mülheim und Frankfurt sind verschieden aufgebaut. Der zweite enthält manches aus den zusätzlichen Mülheimer Vorträgen, der erste geht dafür mehr auf das historische Werden der neuen Erkenntnisse ein. Wegen dieser Verschiedenheit sind in diesem Bericht daher die beiden Fassungen wie dergegeben, und zwar als Nr. 2 die Frankfurter Fassung gemäß dem in der Zeitschrift für angewandte Chemie publizierten Text. Anschließend folgt dann als Aufsatz Nr. 3 die Mülheimer Fassung gemäß dem in der "Brennstoffchemie" publizierten Text. Anschließend kommen (Aufsätze 4 - 8) die weiteren Vorträge. Die Zuschüsse des Wirtschaftsministeriums wurden für sog. "wirtschafte- Seite 6 Forschungsberichte des Wirtschafte- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen nahe" Forschung gegeben, für die auch noch damit weitgehend synonyme Begriffe wie "angewandte Forschung" und "Zweckforschung" gebräuchlich sind. Die Entwicklung der Arbeiten des M.P.I. für Kohlenforschung liefern auch einen Beitrag, der in seinem Gewicht kaum zu bagatellisieren ist, zur Beurteilung der Frage, ob derartige Unterscheidungen zweckmäßig oder ob sie nicht vielleicht höchst gefährlich sind. In dem Zusammenhang ist der Aufsatz Nr. ~ (Brennstoff-Chemie) lehrreich, in dem Ausführungen des Institutsdirektors wörtlich festgehalten worden sind, die er in seinem Mülheimer Vortrag gemacht hat. (Vgl. besonders s. 46, 47, 64 und 65). Die Frage "Grundlagen-" oder "Zweckforachung" spielt auch bei der Wür digung der hinten folgenden restlichen Mülheimer Vorträge (Vorträge Gal lert, lartin, Zosel, Sauer und Hoffmann) eine Rolle und obwohl der Ver fasser mit guten Gründen der Auffassung ist, daß diese Unterscheidung keinen Sinn hat, so will er doch in seinen nachfolgenden Ausführungen zu den Aufsätzen 4 - 8 den Verauch machen, sich primitivem laienmäßi gem Denken anzupassen. Aufsatz Nr. 4 (Vortrag Gallert) Uber die Herstellung der Katalysatoren zur Olefin-Umwandlung Nachdem einmal für die Aluminiumalkyle eine neuartige katalytische Wirksamkeit erkannt war, dürfte es einleuchtend erscheinen, daß man bestrebt sein mußte, auch die Verfahren zur Herstellung der neuen Ka talysatoren zu bearbeiten. Leider war über die Herstellungsverfahren sehr wenig bekannt und ohne umfangreichere Forschungen der Grundlagen der Herstellungsverfahren war es aussichtslos, hier weiterzukommen. Es war hiernach der folgende bemerkenswerte Fall gegebena Vielseitige Verwendbarkeit und technische Aussichten der Aluminiumalkyle als Ka talysatoren lagen ganz offen zu Tage, und diese Anwendungen waren auch offenbar unmittelbar technisch verwendbar. Die Herstellung der Kata lysatoren in den nötigen Mengen erforderte zunächst Vorarbeiten, die für den Laien oder nur partiell chemisch Sachverständigen sehr leicht den Stempel der "Grundlagenforschung" tragen mußten, für die die .Mittel des Wirtschaftsministeriums nicht bestimmt waren. Also bei wörtlicher Seite 7 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Auslegung der "Haushaltsvorschriften" Blockierung einer aussichtsreichen Sache dadurch, daß in einer Reihe von voneinander abhängenden aufeinan derfolgenden Schritten A, B, C B und C früher unmittelbare wirtschaft liche Aspekte boten als A, über A aber eigentlich nicht gearbeitet werden durfte, denn das hätte ja nur zu leicht als "Grundlagenforschung" aufge faSt werden können. Natürlich hat der Institutsdirektor gewußt, wie er sich diesem Dilemma gegenüber zu verhalten hatte. Das Ergebnis ist der Aufsatz Nr. 4. Die Aufsätze 5 und 6. 5.) Vortrag H. Martini Zwischenprodukte und Teilreaktionen der neu artigen Katalyse 6.) Vortrag K. Zasel 1 Die Konstitution einiger dimerer Olefine Das soeben Gesagte gilt in etwas anderem Sinn auch für die Aufsätze 5 und 6. Dem Laien sind sie unverständlich, und ihr Inhalt ist auch nicht gemeinverständlich darstellbar. Dem chemisch nur partiell Sachverstän digen werden sie als vielleicht nicht uninteressante, aber tatsächlich rein wissenschaftlich ausgerichtete Abhandlungen erscheinen. Trotzdem sind sie in höchstem Ausmaße "wirtschaftsnahe". Das Referat Kartin steht 1.) in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Problem der praktischen Herstellung der Aluminiumalkyle und ohne die Martin'schen Arbeiten hätte Dr. Gellart die im Augenblick aussichts reichsten Verfahren zur Herstellung der neuen Katalysatoren nicht finden können. 2.) hat Herr Kartin im Verein mit Herrn Zasel die Gesetzmäßigkeiten ent hüllt, die den molekularen Feinbau der Produkte der neuen katalytischen Reaktion bestimmen. Wie außerordentlich wichtig dieser Feinbau aber ist, ergibt sich aus der folgenden ttberlegungs Im Aufsatz 7 (H. Sauers p-Xylol aus Buten bzw. Äthylen) wird gezeigt, daß es für die neu entwi~kelte para-Xylol-Synthese, das im Augenblick wahrscheinlich interessanteste Teilstück der vielseitigen Anwendungs möglichkeiten, entscheidend ist, das Kohl&nstoffgerüst des '-Methyl- heptans 7 6 5 4 ' 2 1 C-C-C-C-C-C-C Cx Seite 8 Forschungsbariahte des Wirtschafts- und Vsrkahrsministariums Nordrhein-Westfalen zu synthetisieren. Die technische Bedeutung das Prozesses hängt hier daran, ob das x C-Atom in der Kette oben gerade am C-Atom 3 und nicht auch nur eine einzige Stelle demgegenüber nach rechts oder links ver achoben steht. Die Stellungen 2 oder 4 würden bedeuten, daS bei der Weiterverarbeitung nur meta-Iylol erhalten würde, ein Produkt, das als Ausgangsstoff für synthetische Fasern unbrauchbar ist und sich über dies in Riesenmengen im Steinkohlenteer findet. Das soll heißen, daß, je spezieller die Eigenschaften und damit je höher die erzielbaren Preise synthetischer Kohlenstoffverbindungen sind, desto höhere Anfor derungen hinsichtlich der Einheitlichkeit und des ganz bestimmten mo lekularen Feinbaus gestellt werden. Diese Dinge zu beherrschen, ist von größter wirtschaftlicher Bedeutung, zugleich ~ber auch eine Sache der subtilsten und dem Laien immer undurchsichtigen rein wissenschaft lichen Forschung. Wo liegen die Grenzen ? Aufsatz Nr. 7 (Vortrag Sauer)• para-Xylol aus Buten bzw. Äthylen Der diesen Bericht verfassende bzw. zusammenstellende Institutsdirektor hofft, daß das Referat Sauer auch im primitivsten Sinne des Wortes ohne weiteres als "wirtschaftsnahe Zweckforschung" anerkannt werden möchte. Es handelt sich dabei um die tlberprüfung vorhandener Literaturangaben betr. Herstellung von c8-Aromaten, insbesondere para-Xylol aus dem "dimeren Buten" und um die Festlegung eines bequemen Verfahrens zur Herausarbeitung des p-Xylols. Die damit eröffnete aussichtsreiche Mög lichkeit, die "Terylen"-Faser auf eine neue Rohstoffbasis zu stellen, hat vielseitige Beachtung im In- und insbesondere auch Ausland gefunden. Aufsatz Nr. 8 (Vortrag Hoffmann): Erste Anwendungen des Infrarotspektraphotometers in der Laboratoriums praxis des Instituts Dieser Aufsatz trägt einen völlig anderen Charakter als die vorangegan genen Referate. Dr. Hoffmann beschreibt eine Reihe von aktuellen Einzel problemen, die im Rahmen der Institutsarbeit auftraten, und die er mit Hilfe des Infrarotspektraphotometers erfolgreich bearbeiten konnte. Der Aufsatz gibt eine Vorstellung von dem ungeheuren Wert der neuen Methode für den organischen Chemiker, der in erster Linie in der Schnelligkeit liegt, mit der Resultate, von denen der weitere Gang der Arbeit abhängt, Seite 9 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen erhalten werden können. Obwohl ein Instrument der rein wissenschaft lichen Forschung hat das Infrarotspektrophotometer höchste Bedeutung für die Beschleunigung der wirtschaftsnahen Forschung. Der Unterzeichnete läßt nunaehr die einzelnen Referate für sich sprechen. KARL ZIEGLER Seite 1o
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