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Apuleius, Metamorphosen, 4.28ff PDF

37 Pages·2001·0.33 MB·English
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Apuleius, Metamorphosen, 4.28ff: Das Märchen von Amor und Psyche 4.28.1 Erant in quadam civitate rex et regina. Hi tres numero1 filias forma2 conspicuas habuere3. Sed maiores quidem natu4, quamvis gratissima specie5 erant, idonee6 tamen celebrari posse laudibus humanis credebantur.7 4.28.2 At vero 8 puellae iunioris tam praecipua, tam praeclara pulchritudo nec exprimi ac ne sufficienter quidem9 laudari sermonis humani penuria poterat. 4.28.3 Multi denique civium et advenae copiosi, quos eximii spectaculi rumor studiosa celebritate congregabat, - inaccessae10 formonsitatis admiratione stupidi et admoventes oribus11 suis dexteram primore digito in erectum pollicem residente - ut12 ipsam prorsus deam Venerem venerabantur religiosis adorationibus. 4.28.4 Iamque proximas civitates et attiguas regiones fama pervaserat deam, quam caerulum profundum pelagi peperit13 et ros spumantium fluctuum educavit, iam 1 numero = Ablativ der Beziehung auf die Frage "in welcher Hinsicht?" 2 forma_, wie Anm_. 1 3 habuere = habuerunt. Diese Parallelform für die 3.Pl.Ind.Präs.akt. taucht häufig auf und ist nicht mit einem Infinitiv zu verwechseln. 4 maior natu = der, die ältere 5 gratissima specie = Ablativus qualitatis auf die Frage "von welcher Eigenschaft" 6 Zur Bildung der Adverbien vgl. dringend BL § 52.1 7 Wenn die Verben, die im Aktiv einen A.c.I. nach sich ziehen, im persönlichen Passiv stehen, folgt statt des A.c.I. ein N.c.I, will heißen, ein Nominativ mit einem Infinitiv. Also: Aus Für die Übersetzungspraxis gilt folgendes: Man nehme das passive Prädikat und übersetze es mit "man", dann suche man den Nominativ und den Infinitiv und bilde daraus einen daß-Satz. Beispiel: Puella pulchra fuisse putatur. Man glaubt, daß das Mädchen schön gewesen sei. Vgl. weiter BL § 161, bes. 161.3 8 At vero: at heißt 'aber', vero heißt auch 'aber'; im Deutschen reicht einmal 'aber'. 9 nec ... ac ne ... quidem = nicht ... , geschweige denn 10 inaccessus = unerreichbar, unvergleichlich 11 os, oris n. = der Mund, die Mündung, Pl. das Gesicht, hier: die Lippen. 12 ut als Adv. = wie 13 Die Rede ist hier von der Schaumgeburt der Venus. Der Sage nach bildeten am Anfang der Welt Gaja (die Erde) und Uranos (der Himmel) ein Paar. Uranos befürchtete aber, daß die von ihm in den Liebesnächten mit der Erde gezeugten Kinder mächtiger werden würden als er selbst. So verhinderte er, daß seine Geliebte gebären konnte. Die wurde dadurch immer schwangerer und ächzte unter der Last so sehr, daß sie schließlich eine List ersann. Sie schuf in ihrem Inneren Adamant, eine Art von Stahl, und ihr ältester ungeborener Sohn, Kronos (später eine Allegorie der Zeit), fertigte daraus eine Sichel. Als Uranos aber das nächste Mal in die Erde eindrang, lauerte Kronos ihm auf,schnitt ihm das Glied ab und warf es nach hinten seinem Bruder Pontos (das Meer) zu. Das Meer schäumte auf, und aus den Samentropfen wurde die Liebesgöttin Aphrodite (die griechische Version der Venus) gezeugt, die die Wellen an Land führten.. Nachzulesen bei Hesiod, Theogonie (die Entstehung der Welt), Vers 154-200. 1 numinis14 sui passim tributa venia in mediis conversari populi coetibus, vel certe15 rursum novo caelestium stillarum germine non maria, sed terras Venerem aliam virginali flore praeditam pullulasse.16 4.29.1 Sic immensum17 procedit in dies18 opinio19, sic insulas iam proxumas20 et terrae plusculum21 provinciasque plurimas fama porrecta22 pervagatur. 4.29.2 Iam multi mortalium23 longis itineribus atque altissimi maris meatibus ad saeculi specimen gloriosum confluebant. 4.29.3 Paphon24 nemo, Cnidon nemo ac ne ipsa quidem Cythera ad conspectum deae Veneris navigabant25; sacra deseruntur, templa deformantur; pulvinaria26 proteruntur, caerimoniae negleguntur; incoronata simulacra, et arae viduae frigido cinere foedatae.27 4.29.4 Puellae supplicatur, et in humanis vultibus deae tantae numina28 placantur29, et in matutino progressu30 virginis victimis et epulis Veneris absentis 14 numen, inis n. hier: göttliche Gegenwart 15 certe = jedenfalls 16 pullulasse = pullulavisse. Bedeutung hier: wachsen lassen. 17 immensum ist Adverb 18 in dies = von Tag zu Tag 19 opinio, -onis f. hier: Glaube, Gerücht, sonst: Meinung, Ruf, Ruhm 20 proxumas = archaisierend, d.h. altlateinisch statt klassisch proximas 21 plusculum terrae = ein guter Teil des Festlandes 22 porrectus hier: aufgebläht 23 mortales, -ium m. = die Sterblichen, die Menschen (im Gegensatz zu den di immortales, den unsterblichen Göttern) 24 Paphon, Cnidon, Cythera: alles griechische Akkusative. In Paphos auf Zypern, Cnidos, einer Hafenstadt in Kleinasien, und auf d. griech. Insel Kythera gab es berühmte und vielbesuchte Heiligtümer der Venus, das wichtigste auf Kythera, denn dort soll die Göttin nach ihrer Schaumgeburt zuerst an Land gegangen sein. 25 Das Subjekt nemo ist Singular, navigabant aber Plural. Es handelt sich hierbei um eine Konstruktion nach dem Sinn (Constructio ad sensum), wobei hier ins Auge gefaßt ist, daß die sonst üblichen Massen nicht kommen. Vgl. die Beispiele BL § 104.3.1 26 pulvinarium, -i n. = Götterkissen. Bei den pulvinaria handelt es sich um Götterkissen, die man beim lectisternium, dem Göttermal auslegte. Auf sie bettete man bekränzte Götterbilder (vgl. incoronata simulacra), denen man Speisen vorsetzte. 27 WICHTIG: incoronata ... foedatae: In diesem Satz findet sich keine finite Verbform. Das hängt damit zusammen, daß man im Lateinischen die finiten Formen des Indikativs von esse weglassen kann. Man beachte also den Numerus des oder der Subjekte und setzte die entsprechende Zeitform ein. Dazu muß man natürlich wissen, wie die Formen von esse heißen. Wer's nicht weiß, schlägt nach bei BL § 93 und lernt's!!! 28 numina: übersetze mit Sg. = (göttlicher) Wille 29 Bei den Römern geht es immer darum, die gelegentlich ziemlich zornigen Götter zu besänftigen. Diese sind anthropomorph, also menschenähnlich zu denken, und wie bei den Menschen kann man den guten Willen oder den Unwillen der Gottheit am Minenspiel ablesen. Wie es aussieht, wenn eine echte Göttin zürnt, kann 4.29.5 nachlesen. 30 progressus, us m. hier: Ausgang, Spaziergang 2 nomen propitiatur, iamque per plateas commeantem populi frequentes floribus sertis et solutis adprecantur. 4.29.5 Haec honorum caelestium ad puellae mortalis cultum immodica translatio verae Veneris vehementer incendit animos, et impatiens indignationis capite quassanti fremens altius31 sic secum disseruit: 4.30.1 "En rerum naturae prisca parens32, en elementorum origo initialis, en orbis totius alma Venus, quae cum mortali puella partiario33 maiestatis honore tractor34, et nomen meum caelo conditum terrenis sordibus profanatur. 4.30.2 Nimirum communi nominis piamento35 vicariae venerationis incertum sustinebo36 et imaginem meam circumfert puella moritura37. 4.30.3 Frustra me pastor ille38, cuius iustitiam 31 Zur Übersetzung des Komparativs, wenn kein direkter Vergleich vorliegt, vgl. BL § 47.2 32 Venus als Göttin der Liebe und damit als die Liebe selbst wird hier als Urmutter der Natur und Anfang aller Elemente und damit allen Seins bezeichnet. Jeder Römer, der diese Passage las, hat sie als ein Zitat aus Lukrez' (ca 94-55 v. Chr.) Werk De rerum natura (Von der Natur der Dinge) erkannt. Es handelt sich dabei um ein in Hexametern verfaßtes Lehrgedicht über die Beschaffenheit der Welt. Der Tenor ist materialistisch und will den Menschen die Furcht vor den Göttern und dem Tod nehmen. Die philosophische Richtung ist epikureisch. Näheres vgl. bei KINDLER. In seinem Proömium (so nennt man den Anfang einer lateinischen oder griechischen Versdichtung) ruft er nicht, wie sonst üblich, die Musen an, sondern Venus an und bezeichnet sie als alma Venus (1.2) rerum genitalis origo (5.176). 33 partiarius, a, um = geteilt 34 Wichtig! Hier ist sie also, die erste Verbform,die keine 3. Person ist. Es handelt sich um eine 1.Sg.Ind.Präs.Pass. und tractare heißt hier 'behandeln'. Damit man an dieser und anderen Formen nicht immer wieder herumrätselt, lerne man am besten gleich zur nächsten Stunde den gesamten Indikativ des Präsens aller vier Konjugationen im Aktiv (B_L § 80) und_ im Passiv (BL § 81). Zur Übung übertrage man das Gelernte auf folgende Verben: tractare (1), habere (2), finire (4), legere (3), facere (3a). 35 communi nominis piamento: Eine wörtliche Übersetzung ist hier unmöglich. Gemeint ist:'da (immerhin) meinem Namen (wenn auch) zu teilende Opfer dargebracht werden,...' 36 Wichtig! sustinebo: 1.Sg.Ind.Fut.I.akt., man vgl. und lerne Futu_r I im Aktiv_ und im Passiv (BL §§ 80/81) Die Übertragung auf andere Verben hilft auch hier: tractare (1), habere (2), finire (4), legere (3), facere (3a). 37 moriturus, a, um = sterblich 38 pastor ille ist Paris. Er ist der Sohn des trojanischen Königs Priamos und seiner Frau Hekabe. Als diese mit ihm schwanger ging, träumte sie, sie werde eine brennende Fackel gebären, die die ganze Stadt niederbrennen würde. Nach seiner Geburt wird der Knabe deshalb auf dem Berge Ida ausgesetzt. Er überlebt und wächst friedlich bei Hirten auf. Dennoch wird sich die Prophezeihung bewahrheiten, und das kam so: Auf der Hochzeitsfeier der Meeresgöttin Theseus mit dem sterblichen Peleus, wirft Eris (Eris heißt auf griechisch 'Streit') einen Apfel (daher unser Zankapfel) mit der Aufschrift "der Schönsten" in die Menge. Darauf entspinnt sich zwischen Hera (der Gattin des Zeus, lat. Juno), Pallas Athene (seiner grauäugigen Tochter) und der Liebesgöttin Aphrodite, wer die Schönste sei. Diese Entscheidung zu fällen, wird dem einfachen Hirten Paris übertragen. Natürlich unternehmen die drei Göttinnen Bestechungsversuche. Hera verspricht ihm Macht, Athene militärischen Ruhm und Aphrodite die schönste Frau. Paris entscheidet sich für Aphrodite. Der Nachteil ist nur, daß die schönste Frau verheiratet ist, und zwar mit Menelaos, dem König von Sparta. Paris beteiligt sich nunmehr an Wettkämpfen in Troja und wird dort als Königssohn erkannt und aufgenommen. Mit einer Gesandtschaft nach Sparta betraut, trifft er auf Helena, die Gattin des Menelaos. Als dieser sein Weib nicht herausgeben will, hilft Aphrodite Paris, Helena zu entführen. Die beiden leben nun in Troja. Menelaos aber sammelt unter Führung seines Bruders Agamemnon ein Griechenheer, um Helena 3 fidemque39 magnus comprobavit Iuppiter, ob eximiam speciem tantis praetulit deabus40. Sed non adeo gaudens ista, quaecumque est, meos honores usurpaverit41: iam faxo42, eam huius etiam ipsius inlicitae formonsitatis paeniteat43." 4.30.4 Et vocat confestim puerum suum pinnatum illum44 et satis temerarium, qui malis suis moribus contempta disciplina publica, flammis et sagittis armatus per alienas domos nocte discurrens et omnium matrimonia corrumpens impune committit tanta flagitia et nihil prorsus boni facit. 4.30.5 Hunc, quanquam genuina licentia procax est45, verbis quoque insuper stimulat et perducit ad illam civitatem et Psychen46 - hoc enim nomine puella nuncupabatur47 - coram ostendit. 4.31.1 Et tota illa prolata de formonsitatis aemulatione fabula gemens ac fremens indigniatione "per48 ego te", inquit, " maternae caritatis foedera deprecor, per tuae sagittae dulcia vulnera, per flammae istius mellitas49 uredines50: 4.31.2/3 Vindictam tuae parenti51, sed52 plenam, tribue53 et in zurückzugewinnen. Es entspinnt sich ein zehn Jahre währender Krieg, der dank einer List des Odysseus (das trojanische Pferd) mit der Zerstörung Trojas endet. 39 iustitiam fidemque ist nur ironisch zu verstehen. Aphrodite/Venus hat es teuer bezahlt, daß sie Paris zu Helena verhalf, hatte sie doch mit dem sterblichen Trojaner Anchises einen Sohn, Aeneas, um dessen Leben sie während des Krieges natürlich fürchten mußte. 40 deabus: unregelmäßige Bildung des Dat. u. Abl. Pl. von dea, ae f. 41 WICHTIG: usurpaverit hier nicht Konjunktiv Perfekt, sonder Futur II. Vgl. u. lerne § 82 42 faxo = fecero; faxo ist formelhaft im Sinne von 'ich werde schon dafür sorgen'. Bei dem folgenden Objektsatz ist das ut für gewöhnlich weggelassen; man kann es sich hinter dem Komma einsetzen, doch läßt auch das Deutsche verkappte daß-Sätze zu. Vgl. die beiden Sätze: „Er sagte, daß er käme“ und „Er sagte, er käme.“ 43 WICHTIG: Zur Konstruktion von paenitet vgl. § 132.2 mit Anm.1. So selten sind die dort angegebenen Verben nicht und es gibt einen Merkvers: me (Akk.Sg. von ego) piget, pudet, paenitet, taedet atque miseret aclicuius rei 44 puerum suum pinnatum illum: Gemeint ist der geflügelte Liebesgott Amor oder Cupido. Ille verweist gelegentlich auf etwas Berühmtes: Übersetze: ihren allbekannten (oder auch berühmt-berüchtigten) geflügelten Sohn. 45 Originaltext geändert. Apuleius schreibt: quamquam genuina licentia procacem. 46 Psyche, Gen. Psyches, Akk. Psychen; πσυχη (psyche) bedeutet griech. Seele 47 nuncupare: hier nennen 48 per m. Akk. = bei zur Einleitung von Beschwörungsformeln. Man ordne: Ego te per maternae caritatis foedera, per tuae sagittae dulcia vulnera, per flammae istius mellitas uredines deprecor, ... 49 mellitus, a, um = honigsüß 50 uredo, inis f. = das Brennen 51 parens, -ntis m./f. = Vater, Mutter; Pl. Eltern 52 sed hier: aber bitte. Worauf bezieht sich plenam? 4 pulchritudinem contumacem severiter vindica54 idque unum et pro omnibus55 unicum volens56 effice57, ut58 virgo ista amore flagrantissimo teneatur hominis59 extremi60, quem et dignitatis61 et patrimonii simul et incolumitatis ipsius Fortuna62 damnavit, tamque infimi63, ut per totum orbem non inveniat miseriae suae comparem64.” 4.31.4/5 Sic effata65 et osculis hiantibus66 filium diu ac pressule67 saviata68 proximas oras69 reflui70 litoris petit; plantisque roseis vibrantium fluctuum summo rore71 calcato ecce iam profundum maris sudo resedit vertice72, et statim, quasi pridem praeceperit id, quod incipit dea velle,73 non moratur marinum obsequium.74 4.31.6 Adsunt Nerei75 filiae chorum canentes et Portunus76 caerulis barbis hispidus et gravis piscoso sinu Salacia77 et auriga parvulus delphini 53 WICHTIG! tribue = Imperativ I an die 2.Sg.Praes._ Zu den For_men des Imperativ I im Sg. u. Pl. vgl. § 80 und übertrage das Gelernte auf die Verben tractare (1), habere (2), finire (4), legere (3), facere (3a). Hinweis: In dieser Rede finden sich noch mehr Imperative, das Unternehmen lohnt sich also. 54 vindicare in aliquid (Akk. d. Richt.) = etwas bestrafen 55 pro omnibus = vor allem anderen, ohne dich um etwas anderes zu kümmern 56 WICHTIG: volens:P.P.A. von velle = wollen. Zum außerordentlich unregelmäßigen Paradigma von velle, nolle und malle vgl. § 95 und lerne zunächst den Indikativ Präsens. 57 Lernen: facere und efficere, ut + Konjunktiv = bewirken, daß 58 Text geändert, bei Apuleius fehlt das ut. 59 WICHTIG: Genitivus objectivus abhg. von amore, vgl. § 126.2 60 extremus, a, um: eigtl. der äußerste, der letzte, hier: der niedrigste. Im Grunde ist extremus hier so gebraucht, wie wenn man im Deutschen sagt: Das ist ja das Letzte! 61 WICHTIG: Genitiv bei Verben des gerichtlichen Verfahrens § 133,2, besonders die Wendung: capitis damnare = zum Tode verurteilen; caput, capitis n. bedeutet das Haupt, die Wendung bedeutet also eigentlich: zum Verlust des Hauptes verurteilen, was bei den meisten Menschen zum Tode führen dürfte. Man übersetze also entsprechend mit zum Verlust seiner Würde (dignitatis), seines Erbes (patrimonii) und selbst seiner Gesundheit(incolumitatis ipsius). 62 Fortuna ist die Göttin des Schicksals 63 tamque infimi: Das -que verbindet extremi und infimi. 64 compar, comparis = gleich (m. Dat.) 65 effatus, a, um = P.P.P. zu effari, effor, effatus sum = sprechen, sagen 66 hians, hiantis (P.P.A zu hiare = klaffen, offenstehen) hier: gierig 67 pressule (Adv.) = eng aneinandergeschmiegt 68 saviari = küssen 69 ora, ae f. = Rand, Saum, Küste, hfg. Pl. für Sg. 70 refluus = wellenumspült 71 ros, roris m. = Tau, Flüssigkeit, Wasser; Zum Gebrauch von summus vgl. die Wendung summus mons. Wer sich daran sträflicherweise nicht erinnert, schlägt § 105.2 nach. 72 sudo vertice: in heiterem Kräuseln 73 Text geändert: vertice, et ipsum quod incipit velle, set statim, quasi pridem praeceperit ... 74 Die bunte Schar von göttlichen und halbgöttlichen Meeresbewohnern, die Venus auf ihren Fahrten zu begleiten pflegt, wird im folgenden beschrieben. 75 Nereus, i m., ein Meergreis mit 50 Töchtern, den Nereiden. 76 Portunus, i. m., der Hafengott 77 Salacia, ae f., eine Meeresgöttin 5 Palaemon; iam passim maria persultantes Tritonum78 cateruae; 4.31.7 hic concha sonaci leniter bucinat, ille serico79 tegmine flagrantiae solis obsistit inimici, alius sub oculis dominae speculum progerit, curru biiuges alii subnatant. Talis ad Oceanum pergentem Venerem comitatur exercitus. 4.32.1 Interea Psyche cum80 sua sibi81 perspicua pulchritudine nullum decoris sui fructum percipit. Spectatur ab omnibus, laudatur ab omnibus, nec quisquam, non rex non regius nec de plebe saltem82 cupiens eam83 nuptiarum petitor accedit. 4.32.2 Mirantur quidem divinam speciem, sed ut simulacrum fabre politum mirantur omnes. 4.32.3 Olim duae maiores sorores, quarum temperatam formonsitatem nulli diffamarant84 populi, procis regibus desponsae iam beatas nuptias adeptae85; 4.32.4 sed Psyche virgo vidua domi residens deflet desertam suam solitudinem aegra corpore86, animo saucia, et quamuis gentibus totis complacitam87 odit in se suam formonsitatem. 4.32.5 Sic infortunatissimae filiae miserrimus pater suspectatis caelestibus odiis et iram88 superum89 metuens dei Milesii90 vetustissimum percontatur oraculum, et <a> tanto numine precibus 78 Tritones, um m. = die Tritonen, in Schwärmen auftretende, fischleibige Meeresdämonen. 79 serico tegmine = mit einem Seidenschleier 80 cum m. Abl. = ‘mit’ bedeutet bisweilen ‘trotz’; vgl. im Deutschen Bemerkungen wie: ”Du mit all deiner Intelligenz kannst diesen Satz nicht übersetzen?” 81 sua sibi pulchritudine: umgangsprachlich, etwa ‘ihre ureigenste, ihre besondere Schönheit’. Der Dativ des reflexiven Personalpronomens betont hier nach Art einer indeklinablen Partikel das Possessivpronomen. 82 nec ... saltem = nec... quidem. 83 eam: Text geändert, Apuleius hat eius 84 Wer mit der Form nicht klarkommt, vgl. Anm. 16 und merke sich das Prinzip endgültig. 85 In diesem Satz fehlt wieder eine finite Verbform. Vgl. dazu Anm. 37 und den dazugehörigen Satz. 86 aegra corpore, animo saucia: Text geändert, Apuleius hat aegra corporis, animi saucia. Man beachte die chiastische (also Kreuz-) Stellung: 87 WICHTIG: Ergänzung zum Participium coniunctum (P.C.): Ein P.C. kann temporal (nachdem (nur P.P.P), als, während (nur P.P.A), kausal (weil, da), konsekutiv (obwohl, obgleich) oder modal (indem, wobei, dadurch, daß) gemeint sein. Um den jeweils gemeinten Sinn deutlich zu machen, wird dem Partizip in der silbernen Latinität häufig eine Konjunktion beigegeben, mit der man bei der Übersetzung den deutschen Nebensatz einleiten muß. Dabei bedeuten: häufig eine Konjunktion beigegeben, mit der man bei der Übersetzung den deutschen Nebensatz einleiten muß. Dabei bedeuten: ut = weil, als ob, wie wenn quasi = als ob, wie wenn quamquam = obwohl, obgleich quamvis = obwohl, obgleich. 88 iram: Text geändert, Apuleius hat irae 89 superum: archaisierender Gen.Pl. von superi, orum m. = die Götter (eigtl. ‘die Oberen’) 90 dei Milesii = des Gottes von Milet. Gemeint ist Phoebos Apollon, der in Didyma in der Nähe von Milet ein berühmtes Orakel hatte. Bei den Römern wie bei den Griechen wendete man sich bei 6 et victimis ingratae virgini petit nuptias et maritum. 4.32.6 Sed Apollo, quamquam91 Graecus et Ionicus92, propter Milesiae conditorem93 sic Latina sorte respondit: "Montis in excelsi scopulo, rex, siste puellam Auf den Gipfel eines hohen Berges, König, bringe das ornatam mundo funerei thalami. Mädchen, rituell gereinigt und geschmückt für eine Nec speres generum mortali stirpe creatum, Begräbnis-Hochzeit. Und du darfst nicht auf einen sed saevum atque ferum uipereumque malum, menschengeborenen Schwiegersohn hoffen, sondern auf ein quod pinnis volitans super aethera cuncta fatigat wildes, grausames, schlangengleiches Ungeheuer, das flammaque et ferro singula debilitat, geflügelt durch die Lüfte eilt, alle Welt quält und mit Feuer quod tremit ipse Iouis, quo numina terrificantur, und Eisen lähmt, vor dem selbst Juppiter zittert, den doch alle fluminaque horrescunt et Stygiae tenebrae." Götter fürchten, vor dem Flüsse zurückweichen und selbst 4.33.1/2 noch die Finsternis des Unterwelt.94 Schwierigkeiten in allen Lebenslagen, auch bei Ehe- oder Kinderlosigkeit an ein Orakel. Leider erhielt man dort oft nur eine Auskunft mit dunklem Sinn bzw. doppeldeutigem Sinn. Zwei Beispiele, eines aus der realen, das andere aus der Welt des Mythos. Der griechische König Pyrrhus, der 281 von der griechischen Kolonie Tarent gegen die Römer, die damals ihre Herrschaft in Italien noch nicht gesichert hatten, zur Hilfe gerufen wurde, leistete der Bitte Folge und setzte mit 25.000 Soldaten nach Italien über, nicht ohne vorher ein Orakel zu befragen. Die Antwort lautete: Aío te, Aéacidá, , Romános víncere pósse. (Enn.ann.179) (griech..Vokativ) Der Spruch läßt zwei gegensensätzliche Deutungen zu: daß du die Römer besiegen kannst.” ”Ich sage dir, Aeacussproß, daß die Römer dich besiegen können.” Offenbar verließ sich Pyrrhus darauf, daß die erste Variante gemeint sei. Zum Ausgang der Geschichte: 280/279 besiegte der Grieche die Römer bei Herakleia und Asculum, allerdings unter so hohen Verlusten, daß er erklärt haben soll: ”Noch so ein Sieg, und wir sind geschlagen.” (Vgl. Plut.mor.184c, Diod.22.6.2) Daher stammt das geflügelte Wort vom ‘Pyrrhussieg’, das allerdings in der Antike nicht nachweisbar ist. Am Ende wurde Pyrrhus 276 bei Benevent vernichtend geschlagen. Das zweite Beispiel entstammt der griechischen Version des Sintflutmythos, nämlich dem von Deukalion und Pyrrha. ”Als Zeus (die griechische Version von Juppiter) das Menschengeschlecht durch eine Sintflut vernichten will, baut Deukalion auf den Rat seines Vaters Prometheus einen großen Kasten aus Holz, den er mit dem Lebensnotwendigen belädt. Zusammen mit Pyrrha wird er neun Tage und Nächte lang von den Fluten hin- und hergetrieben, bis er am Parnassos in Boiotien landet.” (H. Hunger, Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Reinbek bei Hamburg 1981, s.v. Deukalion) In Ovids Metamorphosen geht die Geschichte so weiter: Als sich die Fluten senken, ist die Erde kahl und leer, und Deukalion und Pyrrha fühlen sich einsam. Auf ihren Wanderungen kommen sie zum verödeten Tempel der Göttin Themis, und bitten sie, ihnen zu sagen, wie sie neue Menschen erschaffen können. Die Antwort der Göttin lautet: discedite templo Verlaßt den Tempel et velate caput cinctasque resolvite vestes und verhüllt euer Haupt und löst eure gegürteten Kleider ossaque post tergum magnae iactate parentis. und werft die Knochen der großen Mutter hinter (Ov.met.1.381-3) euren Rücken. Nach einigem Rätselraten, wer denn die ‘große Mutter’ sei und wie man deren Knochen habhaft werden könne und dürfe, löst das Pärchen das Rätsel. Die große Mutter ist die Erde, und ihre Knochen sind die Steine. Die beiden tun mit diesen, wie geheißen, und so entsteht das Menschengeschlecht aufs Neue. 91 quanquam: Text geändert, Apuleius hat quamquam. 92 Was fehlt hier, und wie löst man das Problem? 93 propter Milesiae conditorem: ‘Mit Rücksicht auf den Erzähler dieser Fabel. [Zu Milesia als Terminus technicus für fabula vgl. Kenney ad loc.] 94 Wer nicht weiß, welches Ungeheuer Apoll hier meint, muß seine Übersetzung nochmal durchlesen und sehen, auf wen diese Beschreibung paßt. 7 4.33.3 Rex olim beatus affatu sanctae vaticinationis accepto piger95 tristisque retro domum pergit suaeque coniugi praecepta sortis enodat infaustae. Maeretur, fletur, lamentatur diebus plusculis. 4.33.4 Sed dirae sortis iam urget taeter effectus. Iam feralium nuptiarum miserrimae uirgini choragium struitur96, iam taedae97 lumen atrae fuliginis cinere marcescit, et sonus tibiae zygiae mutatur in querulum Ludii modum98 cantusque laetus hymenaei lugubri finitur ululatu et puella nuptura99 deterget lacrimas ipso suo flammeo. 4.33.5 Sic adfectae100 domus triste fatum cuncta etiam ciuitas congemebat luctuique101 publico confestim congruens edicitur iustitium102. 4.34.1 Sed monitis caelestibus parendi103 necessitas misellam Psychen ad destinatam poenam efflagitabat. Perfectis igitur feralis thalami cum summo maerore sollemnibus toto prosequente populo vivum producitur funus104, et lacrimosa Psyche comitatur non nuptias, sed exequias suas. 4.31.2 Ac dum maesti parentes et tanto malo perciti nefarium facinus perficere cunctantur, ipsa illa filia talibus eos adhortatur vocibus: 4.34.3 "Quid105 infelicem senectam fletu diutino cruciatis? Quid spiritum vestrum106 crebris eiulatibus fatigatis? Quid lacrimis inefficacibus ora mihi veneranda foedatis? Quid laceratis in vestris 95 [Text nach Kenney geändert; die Computerausgabe hat pigens.] 96 choragium struere: choragium (Ausrüstung, Ausstattung) ist eigentlich ein Ausdruck, der sich auf das Theater und die Bühnenausstattung bezieht. Hier ist freilich die Ausstattung für den merkwürdige Mischung aus Trauer- und Hochzeitszug ins Auge gefaßt; Übersetzung: die Ausstattung vorbereiten, zusammenstellen. 97 taeda, ae f. = Fackel; zu jeder Hochzeit gehörten in Rom Hochzeitsfackeln. 98 querulus Ludii modus = eine lydische Klageweise 99 nuptura: Part.Fut.akt. als P.C., konzessive Bedeutung. 100 affectus, a, um hier: bekümmert, mitgenommen 101 [Text geändert, Apuleius hat luctuque.] 102 iustitium edicere: römischer Terminus technikus, die Amtsgeschäfte aussetzen. 103 necessitas parendi: parendi ist ein Gerundium. Zur Formenbildung , Syntax und Übersetzung vgl. das beigefügte Handout. 104 funus, funeris n. hier: Leichnam 105 quid = ”was?” im Nominativ und Akkusativ Sg. n. wird wie das deutsche ”was?” häufig im Sinne von ”warum?” oder ”wie?” gebraucht; vgl. z.B. ”Was gehst Du auch jeden Abend so spät ins Bett?” Allerdings hat dieser Gebrauch im Deutschen wesend 106 Text geändert: Apuleius vestrum, qui magis meus est. 8 oculis mea lumina107? Quid canitiem scinditis? Quid pectora, quid ubera sancta tunditis? 4.34.4 Haec erunt vobis egregiae formonsitatis meae praeclara praemia. Invidiae nefariae letali plaga percussi sero sentitis108. 4.34.5 Cum gentes et populi celebrarent nos divinis honoribus, cum novam me Venerem ore consono nuncuparent, tunc dolere, tunc flere, tunc me iam quasi peremptam lugere debuistis. Iam sentio, iam video solo me nomine Veneris perisse. 4.34.6 Ducite me et in eo, cui sors addixit, scopulo sistite. Festino felices istas nuptias obire, festino generosum illum maritum meum videre. Quid differo, quid detrecto venientem, qui totius orbis exitio natus est?" 4.35.1 Sic profata virgo conticuit ingressuque iam valido pompae populi prosequentis sese miscuit. 4.35.2 Itur ad constitutum scopulum montis ardui; cuius in summo cacumine statutam puellam cuncti deserunt, taedasque nuptiales, quibus praeluxerant, ibidem lacrimis suis extinctas relinquentes deiectis capitibus domuitionem parant. 4.35.3 Et miseri quidem parentes eius tanta clade defessi, clausae domus abstrusi tenebris, perpetuae nocti sese dedidere.109 4.35.4 Psychen autem paventem ac trepidam et in ipso scopuli vertice deflentem mitis aura molliter spirantis Zephyri vibratis hinc inde laciniis110 et reflato sinu111 sensim levatam suo tranquillo spiritu vehens paulatim per devexa rupis excelsae vallis subditae florentis caespitis gremio leniter delapsam reclinat. 5.1.1 Psyche teneris et herbosis locis in ipso toro roscidi graminis suaue recubans, tanta mentis perturbatione sedata, dulce conquieuit. Iamque sufficienti recreata somno placido resurgit animo. 5.1.2 -7: Beim Aufwachen bemerkt Psyche, daß sie sich in einem Palastgarten befindet. Jeder der den Palast sieht, kann auf den ersten Blick bemerken, daß er nicht von Menschenhand erbaut, sondern ein Götterdomizil ist, so sehr blinkt alles von massivem, Edelsteinen und kostbaren Hölzern. 107 Als Zeichen der Trauer zerkratzte man sich die Augen, zerraufte sich das Haar und streute Asche darauf und schlug sich an die Brust. 108 Hier fehlt das Objekt. Man ergänze sich ein id. 109 Diese Form ist kein Infinitiv, sondern ?!? 110 nämlich ihres Gewandes 111 Es dreht sich immer noch um Psyches Kleider. Was passiert mit denen? 9 5.2.1 Invitata Psyche talium locorum oblectatione propius accessit et paulo fidentior intra limen sese facit; mox prolectante studio pulcherrimae visionis rimatur singula et altrinsecus aedium horrea sublimi fabrica perfecta magnisque congesta gazis conspicit. 5.2.2 Nec est quicquam, quod ibi non est. Sed praeter ceteram tantarum divitiarum admirationem hoc erat praecipue mirificum, quod nullo vinculo, nullo claustro, nullo custode totius orbis thesaurus ille muniebatur. 5.2.3 Haec ei summa cum voluptate visenti offert sese uox quaedam corporis sui nuda et: "Quid," inquit "domina, tantis obstupescis opibus? Tua sunt haec omnia. Prohinc cubiculo te refer et lectulo lassitudinem refove et ex arbitrio lavacrum pete. Nos, quarum voces accipis, tuae famulae sedulo tibi praeministrabimus nec corporis curatae tibi regales epulae morabuntur." 5.3.1 Sensit Psyche divinae providentiae beatitudinem, monitusque uocis informis audiens et prius somno et mox lauacro fatigationem112 diluit; 5.3.2 visoque statim proximo semirotundo suggestu, propter instrumentum cenatorium rata113 refectui suo commodum esse libens accumbit. 5.3.3. Et ilico vini nectarei eduliumque variorum fercula copiosa nullo serviente, sed tantum spiritu quodam impulsa subministrantur. 5.3.4 Nec quemquam tamen illa uidere poterat, sed verba tantum audiebat excidentia et solas voces famulas habebat. 5.3.5 Post opimas dapes quidam introcessit et cantavit invisus et alius citharam pulsavit, quae uidebatur nec114 ipsa. Tunc modulatae multitudinis conserta uox ad 115aures eius affertur, ut, quamvis hominum nemo pareret, chorus tamen esse pateret. 5.4.1 Finitis voluptatibus vespera suadente concedit Psyche cubitum116. Iamque provecta nocte clemens quidam sonus aures eius accedit. 5.4.2 Tunc virginitati suae pro tanta solitudine metuens et pavet et horrescit et plus quovis malo timet 112 Text geändert: Apuleius hat sui. 113 reri, reor, ratus sum = glauben, meinen 114 nec hier: auch nicht 115 ad: Text geändert, ad hinzugefügt. 116 Wichtig: cubitum ist Supinum I. Vgl. § 169.1 10

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numen, inis n. hier: göttliche Gegenwart. 15 certe = jedenfalls. 16 .. nullo vinculo, nullo claustro, nullo custode totius orbis thesaurus ille muniebatur.
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