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Anwendungen der mathematischen Statistik auf Probleme der Massenfabrikation PDF

128 Pages·1930·6.052 MB·German
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Anwendungen der mathematischen Statistik auf Probleme der Massenfabrikation Von Dr. R. Becker Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin Dr. H. Plaut und Dr. I. Runge Mit 24 Abbildungen im Text Bcrichtigtol' Manuldruok Berlin Verlag von Julius Springer 1930 ISBN 978-3-642-49457-4 ISBN 978-3-642-49739-1 (eBook) DOl 10.1007/978-3-642-49739-1 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1927 by Julius Springer in Berlin. Vorwort. In der Technik beginnt man mehr und mehr, den statistischen Methoden seine Aufmerksamkeit zu widmen. Bereits haben leitende PersonIichkeiten in einzelnen Zweigen der Technik zu erkennen begonnen, daB ihr Fabrikationsgegenstand sich im mathematisohen Sinne als "Kollektivgegenstand" behandeln laBt, und daB man folgIich bei Schwankungen der Eigenschaften dieser Gegenstande die KollektivmaBlehre anwenden kann. Den ersten Versuch in groBerem MaBstabe hat Daeves auf dem Gebiet der Eisenindustrie gemacht, einen weiteren Czochralski auf dem Gebiet der Metallforschung, einen anderen Westman in Amerika in der keramischen Fabrikation. An den Universitaten, wo die Statistik schon lange in eigenen Instituten insbesondere in der Anwendung auf BevOlkerungslehre und NationalOkonomie ge pflegt wird, verfolgt man diese Entwicklung mit Interesse und sucht nach Ankniipfungen mit den sich neu erschlieBenden An wendungsgebieten. Die Durchdringung mit wissenschaftIicher Statistik ist fur die Technik von der groBten Bedeutung. Sie stellt einen weiteren Schritt auf dem Wege zur vollig bewuBten Beherrschung aller Bedingungen des Produktionsprozesses dar. Sie bedeutet ins besondere eine Soharfung des kritischen Urteils aller am Fabri kationsprozeB Beteiligten, vor aHem derjenigen, die mit dem Einzelgegenstand nicht mehr in Beriihrung kommen, also der leitenden Personlichkeiten. Das vorliegende Buch soIl nun ein Musterbeispiel fur die Durch dringung einer typischen Massenfabrikation - gewahlt ist die Gliihlampenherstellung - mit den Methoden der KollektivmaB lehre sein. Die Verfasser hielten es fur wichtig, ein solches vollig durchgearbeitetes Beispiel der Offentliehkeit zu iibergeben, da sie bemerkt haben, daB es nicht nur praktische Schwierigkeiten sind, die bisher haufig dem weiteren Eindringen der Statistik in die Technik Hindernisse bereitet haben, sondern vor aHem der IV Vorwort. Mangel an Vertrauen in die Zuverlassigkeit der statistischen Me thoden. Diese Bedenken konnen schwerlich durch theoretische Erwagungen, sondern sicher am besten durch den Hinweis auf den praktischen Erfolg zerstreut werden. Es wird daher in der vorliegenden Arbeit durchweg vom Beispiel ausgegangen, und die allgemeinen Gesetze werden erst zum SchluB zusammengestellt. Der Nichtmathematiker wird ja ohnehin seine Studien am besten mit dem Beispiel beginnen, und erst dann, wenn er dieses ver standen hat, die Verallgemeinerung vornehmen. Die Verfasser hoffen also, mit ihrem Buch eine Grundlage geschaffen zu haben, die den Ingenieur instandsetzt, die Methoden der KollektivmaBlehre auf sein spezielles Fabrikationsgebiet, moge es auch ganz anderer Art sein, als das, welches in diesem Buch als Beispiel gewahlt ist, anzuwenden. Berlin, Oktober 1927. Die Verfasser. Inhaltsverzeichnis. Seite A. Einleitung. . . 1 B. Praktischer Teil. . . . . . . . . . . . . . 6 I. Beurteilung einer Menge auf Grund einer Probe. 6 1. Mittelwert und Streuung • . • . . . . . • 6 2. Feststellung der Einheitliohkeit einer Menge 11 3. Verteilungskurven . . . • . . . . . . . • 18 a) Herstellung von Verteilungskurven 19 b) Die GauBsohe Verteilung . . . . . . .. . ...• 23 0) Vergleioh wirklioher Verteilungskurven mit der GauBsohen 28 d) GauBsohe Verteilung bei Serienmitteln . . . • • . . . . 35 4. Praktisohe Durohfiihrung • . . . . . . . . . • . . . . 37 n. Vergleioh zweier Mengen auf Grund zweier Proben 45 1. Allgemeine Behandlung . . . . . . . 45 2. ZahienmiWige Anwendung der Formel 50 3. Begriff der Sioherheit. . . . . . . . 52 4. Praktisohe Durohfiihrung . . . . . . 54 m. ZusammenhangzweierEigensohaften oder Korrelation 56 IV. Abnahmebedingungen und Risiko 60 1. Bedingungen fiir Serienmittel . . . . . 62 2. Bedingungen fiir Einzelexemplare . . . 65 3. Bedingungen fiber zwei Eigensohaften . 67 4. Zusammengesetzte Abnahmebedingungen 70 5. Abnahmebedingung mit Wiederholung . . . . . . . . . . 71 6. Zusammenstellung der Formeln und Durohfiihrung von Bei- spielen ......••.• ..•..••• . . . . 71 C. Mathematischer Ten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 I. Allgemeine Eigensohaften von Kollektivgegenstan den. Das quadratisohe StreuungsmaB . . • . . • . . 75 1. Mittelwert und Streuung . . • . . . • . . . . . 75 2. Streuung von Serienmitteln (fn-Gesetz). . . . . . 76 3. Streuung innerhalb einer Serie. . • . . . • . . • 80 4. Serieneinteilung mit systematisohen Untersohieden . 81 VI Inhaltsverzeichnis. Seite II. Eigenschaften von Kollektivgegenstanden mit GauB- scher VerteiIung . . . . . . . . . . . • . . 84 1. Ableitung der GauBschen Verteilung . . . . 84 2. Streuung der Streuung . . . . . . • . . . 89 3. "Sicherheitsbreite" bei Mittelwertbestimmung 96 III. Vergleich zweier Kollektivgegenstande • • 101 1. WahrscheinIichkeit eines gegebenen Unterschiedes einzelner Werte ........•................ 101 2. WahrscheinIichkeit eines gegebenen Unterschiedes der Mittel- werte ....•.......•.••......... 104 3. Wahrscheinlichkeit positiver Untersohiede. . . . . • . . . 107 IV. VerteiIung der Serienmittel bei beliebig verteilten Kollektivgegenstanden ............... 109 1. Erstes Beispiel . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . 109 2. Behandlung mittels Poincares oharakteristisoher Funktion. . 113 3. Zweites Beispiel • . • . 115 Anhang: Tabelle fiir <P ( ~ ) • 118 f28 Literaturverzeichnis . . . . 119 A. Einleitnng. Es Jiegt im Wesen des Fabrikbetriebes, daB seine Erzeug nisse in groBer Menge und moglichst gleichartig hergestellt werden. Auch das bei jeder Fabrikation notwendige Kon trollieren des Produktes gestaltet sich damit zu einer vielfach wiederholten Massenaufgabe, moge es nun im Messen oder Wagen, in ohemischer Analyse oder Beobaohtung der Leistung bestehen. Die Ergebnisse aller dieser Priifungen bilden, sofern sie ge sammelt werden, mit der Zeit ein fast unermeBliches Material, dessen weitere Ausnutzung oft schon aHein seines Umfangs wegen gar nicht so einfach ist, jedenfalls Obersicht und geeig nete Methoden erfordert. In vielen Fallen liegt es auch nahe, die Kontrolle der Beschaffenheit der gesamten Produktion auf die Untersuchung von Stichproben zu beschranken, da man hoffen kann, daB diese, wenn sie richtig geleitet wird, fUr die zutreffende Beurteilung des Ganzen ausreichen diirfte, und da die Priifung der gesamten Fabrikation zeitraubend und ent sprechend kostspieIig sein wiirde. Bei manchen Industrien ist man ohnehin zu einer Beschrankung auf Stichproben genotigt, wenn namlich die Priifung mit der Unbrauchbarmaohung des betreffenden gepriiften Gegenstandes verkniipft ist, man denke z. B. an die Feststellung der LichtempfindIichkeit einer photo graphischen Platte oder der Lebensdauer einer Gliihlampe. Unter solchen Umstanden bleibt gar nichts anderes iibrig, als aus dem Verhalten der untersuchten Proben auf die Beschaffen heit des iibrigen ungepriiften Fabrikates zu schlieBen. Nun liegt es auf der Hand, daB die Berechtigung dieses letzteren Verfahrens in hohem MaBe von den besonderen Be dingungen des Falles abhangt. Wenn ein Betriebschemiker aus dem groBen Bottich einer FarblOsung seine Proben zur Analyse entnimmt, so wird wohl niemand daran zweifeln, daB er bei richtiger Durchmischung danach den Gehalt des Ganzen zu treffend beurteilen kann. Schon anders liegt die Sache, wenn Becker.Plaut-Runge, Massenfabrikation. 1 2 EinIeitung. z. B. aus einer Lieferung von 100 Verstarkerrohren laut Ab machung 6 herausgegriffene Exemplare gepriUt werden sollen. Rier wird man durchaus im Zweifel sein konnen, ob die Prii fung einen hinreichend sicheren SchluB auf das nicht Gepriifte erlaubt, obwohl der Prozentsatz des gepriiften Materials hier vielleicht erheblich hOher ist als im FaIle der Farblosung. Eine nahere Uberlegung laBt das Wesen dieses Unterschiedes leicht erkennen. Bei der Farb16sung ware es auBerordentlich unwahr scheinlich, daB sich die Farbstoffmolekiile in der herausge schopft en Probe zufallig zu einer merklich anderen Konzen tration zusammengedrangt haben sollten als in der iibrigen Fliissigkeit, wogegen es schlieBlich ganz leicht eintreffen kOnnte, daB sich vielleicht von 3 im ganzen vorkommenden fehlerhaften Exemplaren durch Zufall 2 unter den 6 herausgegrifIenen be finden. Der Unterschied liegt in dem sehr groBen Zahlenwert fUr die Anzahl der Molekiile, die in dem ersten Beispiel die Wahrscheinlichkeit bestimmen; sie sind etwa von der GroBen ordnung 1020, Zahlen, gegen die die des zweiten Beispiels, namlich 6 und 100, beide noch verschwindend klein sind. Soviel steht jedenfalls fest, daB es Wahrscheinlichkeitsfragen sind, auf Grund deren zu entscheiden ist, ob ein gegebenes Verfahren in einem speziellen Fall eine ausreichende Beurtei lung erlaubt. Die Gesetze der Wahrscheinlichkeit sind iiberall da anwendbar, wo es sich um groBe Mengen gleichartiger Gegenstande oder um sehr vielfache Wiederholungen gleichartiger Ereigirisse handelt: In solchen Fallen erlauben sie Aussagen iiber die im Durchschnitt zu erwartenden Ergebnisse zu machen, obwohl die Ursachen, die den Ausfall der einzelnen Beobachtung bestimmen, vollkommen unbekannt bleiben. Gerade solche Aussagen sind es aber, die man bei der Produktionskontrolle wiinscht, denn hier kommt es nicht auf das einzelne Exemplar und seine Beschaflenheit an, die ja gegeniiber dem Ganzen eine verschwindende Rolle spielt, sondem auf die Beurteilung und Kennzeichnung einer Gesamtheit von vielen Exemplaren oder in der Sprache der Statistik eines Kollektivgegenstandes. Es ist daher fiir jeden Techniker, der sich mit Aufgaben der Fabrikationskontrolle beschaftigt, von Bedeutung, die Gesetze der Statistik zu kennen und sie zweckentprechend auf seine Probleme anwenden zu konnen. Man braucht nicht zu fiirchten, Einleitung. 3 daB Aussagen, die sich nur auf WahrscheinIichkeit griinden, zu unsicher waren, um wichtige Entscheidungen daran zu kniipfen. Laplace, einer der Begriinder der Wahrscheinlichkeitstheorie, macht die Bemerkung, daB fast unser gesamtes Wissen sich im letzten Grunde auf Wahrscheinlichkeit aufbaut. Es fragt sich nur, wie groB in einem gegebenen FaIle die Wahrscheinlichkeit ist, und ob demnach die zu ziehenden Schliisse eine geniigende Sicherheit enthalten. Gerade darauf gibt aber die Wahrschein lichkeitslehre Antwort. Denn freilich wird man sich ebensosehr vor dem Fehler hiiten miissen, zu glauben, daB die Tatsache, daB ein Ergebnis auf Grund mathematisch abgeleiteter Regeln gewonnen ist, diesem Ergebnis schon die Sicherheit mathema tischer Wahrheiten verleihen konnte. Das ware ebenso falsch, wie wenn man aus der Vorziiglichkeit einer Werkzeugmaschine auf die Giite des mit ihrer Hilfe bearbeiteten Werkstoffes schlieBen wollte. Aber die statistische Behandlung bearbeitet nicht nur das Material, sondern sie vermag auch zu entscheiden, ob das Material fiir eine lohnende Bearbeitung tauglich ist. Sollen z. B. zwei auf verschiedene Art hergestellte Posten von Gliihlampen verglichen werden, und hat man festgestellt, daB die mittlere Lebensdauer des ersten Postens die des zweiten Postens iibertrlfft, so kann der SchluB, daB der erste besser ist als der zweite, trotzdem unberechtigt sein, weil es moglich ist, daB der festgestellte Unterschied noch innerhalb der Grenzen der fiir einen solchen Posten zufallig zu erwartenden Schwan kungen liegt. Ob das der Fall ist, dariiber gibt eine weiter gehende mathematische Betrachtung AufschluB; sie lehrt zu gleich, urn wieviel das untersuchte Material vermehrt werden muB, um die Frage wirklich zu entscheiden, eine Feststellung, die fast ebenso wichtig ist wie die Entscheidung der Frage selbst. Eine solohe erweiterte Betraohtung ist ganz unentbehr lich, wenn die Ergebnisse irgendwie verwertet werden sollen. Erst mit ihrer Hilfe gewinnen die Berechnungen Bedeutung, dann aber sind sie auch geeignet, eine ganze Reihe praktisch wichtiger Fragen zu beantworten. In der vorliegenden Arbeit solI die Anwendung der statisti schen Gesetze auf eine Anzahl solcher praktischer Fragen ge zeigt werden. Die hier bearbeiteten Fragestellungen und Lo sungsmethoden sind speziell in der Gliihlampenfabrikation ent- 1* 4 Einleitung. standen und weiter entwickelt worden. Aus Grunden der An schaulichkeit wird daher meist am Beispiel der Gluhlampe festgehalten. Das Buch wendet sich aber uber den Kreis der Gluhlampenerzeuger hinaus an jeden Techniker, der fur die mathematisch-statistische Auswertung der Fabrikationskontrolle Interesse hat. In dem vorangestellten praktischen Teil lerot er die Art der Fragen kennen, auf die die Statistik eine Ant wort geben kann, und die graphischen und rechnerischen Ver fahren, mit denen die Losung durchzufiihren ist. Die zugrunde liegenden statistischen Gesetze werden dabei meist ohne Beweis mitgeteilt, so daB mathematische Schwierigkeiten in diesem Ab schnitt nicht auftreten. DaB dabei als Beispiel im wesentlichen von Gluhlampen die Rede ist, wird den Fachmann aus einem anderen Gebiet nicht stOren. Die spezielle Form der Frage stellung sowie die technische Anordnung der Rechnung kann ja doch nur im engen AnschluB an die Betriebspraxis aufge stellt werden, sie muB daher den einzelnen Fachleuten selbst uberlassen bleiben. Die von den Verfassern herangezogenen Beispiele aus anderen Gebieten sind somit nur als Anregungen und Vorschlage aufzufassen, wahrend die Beispiele aus der Gluhlampenindustrie ein ausgefuhrtes Bild von der Leistungs fahigkeit der statistischen Methoden geben, wie sie sich in der Praxis bewahrt habenl. Dem praktischen Teil folgt ein theoretischer, in dem die mathematische Ableitung der im ersten Teil benutzten Gesetze im Zusammenhang gegeben wird. Dieser Teil ist naturgemaB ganz allgemein gehalten und kann also ohne weiteres als Grund lage fUr andere Spezialisierungen dienen. Die im ersten Teil behandelten Probleme sind dreierlei Art. Zuniichst handelt es sich darum, die laufende Fabrikation zu kontrollieren. Hier ergibt sich die Frage, wie das Verhalten einer groBeren Menge durch Untersuchung einer Probe beurteilt werden kann. Zweitens mussen bei jeder Fabrikation fortlaufend Verbesserungen ausprobiert und deren Vorteile und Nachteile gegen die des bisherigen Verfahrens abgewogen werden. Hier 1 DaB dieselben Methoden auch in ganz anderen Gebieten der Technik Anwendung finden, ersieht man z. B. aus E. A. Westman, Statistical Me thods in Keramic Research, Journal of the American Keramic Society 10, Nr. 3, 133. 1927.

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