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Anton Tikhomirov PDF

274 Pages·2005·4.63 MB·German
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Anton Tikhomirov DIALOG VOR GOTT Deutsche Kirchenlieder auf Russisch: theologische und sprachliche Wandlungen. Dissertation vorgelegt der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Erlangen 2005 Tag der mündlichen Prüfung: 28.06.2005 Dekan: Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke Erstgutachter: Prof. Dr. Hermann Brandt Zweitgutachter: Prof. Dr. Karl Christian Felmy 2 DANKSAGUNGEN Ganz herzlichen Dank an diejenigen, die mir bei der Arbeit an der Dissertation geholfen haben! Dies gilt vor allem für meinen Betreuer Prof. Dr. Hermann Brandt und meinen Zweitgutachter Prof. Dr. Karl Christian Felmy. Ich bedanke mich bei dem Stipendienkomitee des Lutherischen Weltbundes sowie DNK des LWB für die Unterstützung durch ein Stipendium, die meine Promotion erst ermöglicht hat. Eine tiefe Dankbarkeit für die vielfältige Hilfe empfinde ich gegenüber den Mitarbeitern und Mitarbeiterinen des Martin-Luther-Bundes (namentlich möchte ich vor allem Frau Sigrid Zeltner und Herrn Pfarrer Michael Hübner nennen). Einen besonderen Dank gilt meiner Frau Sofia für ihre Geduld und Unterstützung! 3 INHALT Einleitung 6 Zur Geschichte und Gegenwart des russischsprachigen evangelisch-lutherischen Gesangbuches 23 Abbildungen 44 I. Vom Himmel hoch 50 A. Bemerkungen zur Textgeschichte 50 B. Analyse der einzelnen Texte 51 1. „Bereite dir in mir das Bett“ 51 2. „Das Herz wird jubeln“ 57 3. „Damit ich dieser Botschaft glaube“ 60 4. „Jesus Christus schläft und ist voll mit Träumen“ 63 5. „Er nimmt die Last der irdischen Fesseln von uns ab“ 68 6. „Das Kind des Himmels, der goldene Äther“ 75 7. „Wen hat Gott auf die Erde gesandt?“ 79 C. Zusammenfassung 85 II. Stille Nacht 88 A. Bemerkungen zur Textgeschichte 88 B. Analyse der einzelnen Texte 89 1. „Auf der Erde, in Bethlehem ist der Heiland!“ 89 2. „Wunderbare Nacht!“ 93 3. „Aus der Höhe hat euch Gott besucht“ 97 4. „Glaube, Hoffnung, Liebe“ 100 5. „Die Nacht hat das Licht des Sternes angezündet“ 102 6. „Gott, lass alle zu Christus kommen“ 105 C. Zusammenfassung 110 III. So nimm denn meine Hände 112 A. Bemerkungen zur Testgeschichte 112 B. Analyse der einzelnen Texte 113 1. „Lass mich deine Stärke nehmen“ 113 2. „Durch die Dunkelheit in dein Licht“ 120 3. „Vertreibe den bösen Stolz meines Geistes“ 122 4. „Durch das Tal des Leidens“ 126 5. „Mit meinem ganzen Herzen warte ich auf dein Kommen“ 128 C. Zusammenfassung 131 IV. O Haupt voll Blut und Wunden 133 A. Bemerkungen zur Textgeschichte 133 B. Analyse der einzelnen Texte 134 1. „Der Samen meiner Taten und die Frucht meiner Sünden“ 134 2. „Gott ist für seine Schöpfung gestorben“ 141 3. „Meine erschütterte Vernunft schweigt“ 145 4. „Aus Qual siehst du keine Angesichter“ 148 5. „Und im Augenblick des Todes werde ich deine Sprache verstehen“ 152 4 6. „Das ist das Werk der höchsten Ehre, das ist die Gnade Gottes“ 157 C. Zusammenfassung 163 V. Ein’ feste Burg 165 A. Bemerkungen zur Textgeschichte 165 B. Analyse der einzelnen Texte 167 1. „Nein, Gottes Reich ist mit uns!“ 167 2. „Der Herr ist unser Schutz!“ 171 3. „Wenn die Menge uns von unseren Freunden nimmt“ 175 4. „Er schützt die Seele vor Unglück und vor bösen Leidenschaften“ 182 5. „Der Herr kommt zu uns mit dem Trost“ 187 6. „Und Gott ist in seinem Wort unwandelbar“ 192 7. „Der Herr Jesus Christus. Er war, er ist und er kommt“ 195 8. „Der Böse ist wütend. Sein Zorn brennt“ 200 9. „Wir kennen ein Wort“ 203 10. „An wen aber soll man glauben?“ 207 11. „Die Stadt Gottes“ 211 C. Zusammenfassung 215 VI. Von guten Mächten 217 A. Bemerkungen zur Textgeschichte 217 B. Analyse der einzelnen Texte 219 1. „Ziehe uns die Kleider Christi an“ 219 2. „Mögen Glocken hell singen“ 224 3. „Indem wir leben, werden wir uns mit der Vergangenheit aussöhnen können“ 230 4. „Die Freude des Lebens und die Seligkeit sind in dir“ 234 5. „Du gießt das Licht auf Glasmalerei“ 238 6. „Unser ganzes Leben ist von nun an dein, Herr“ 243 7. „Bis auf die Qualen des Todes“ 247 C. Zusammenfassung 251 Zum Schluss 253 Anhang I Die Übersetzungen im theologiegeschichtlichen Kontext 256 Anhang II Persönliche Begegnungen mit den Texten: Eigene Übersetzungen und Bearbeitungen 261 Literatur 269 Lebenslauf 274 5 EINLEITUNG „Das Lied, der Hymnus, wurde die allein angemessene Ausdrucks- und Kommunikationsform des neuen Aeon, der mit der Ankunft des Herrn in den alten Aeon hereingebrochen war“. Diese gewagten Worte Oskar Söhngens über den Gottesdienst der Urgemeinde1, äußern in einer gewiss zugespitzten Form eine wichtige Wahrheit. Das Evangelium kann man nur in der poetischen und musikalischen Form richtig erfassen, da jede rein dogmatische Deutung immer zu einseitig, zu unbeweglich und geschlossen ist. Daher hat das Singen von Anfang an das Leben der Kirche begleitet und dabei nicht selten eine Protestrolle gespielt. Und nicht zufällig hat die Reformation, die man auch als Hereinbrechen des Neuen in die Kirchengeschichte beschreiben kann, einen wichtigen Schub zur Entwicklung des gottesdienstlichen Singens gegeben. Das Singen der Gemeinde wurde zu einem der wichtigsten Elemente, ja zum entscheidenden Merkmal des lutherischen Gottesdienstes, erst recht dann, wenn lutherische Gemeinden sich in einer fremden Umgebung befanden, wie es in Russland immer der Fall war und noch ist. Wie der große Dichter des 19. Jh.s Tjutčev von den „kahlen Wänden“ einer lutherischen Kirche beeindruckt war2, ist ein anderer russischer Poet Nikolaj Gumiljov gerade vom Singen der Gemeinde fasziniert: А снизу шум взносился многий: То пела за скамьей скамья, И был пред ними некто строгий, Читавший книгу Бытия3. Gerade dieser vom Singen erfüllte Gottesdienst verhilft dem Dichter, die Welt auf eine neue Weise betrachten zu können, ihre geistliche, ewige Dimension, man könnte sogar mit O. Söhngen sagen – das Hereinbrechen des neuen Äons, für sich zu entdecken. И в тот же самый миг безмерность 1 Söhngen, O., Theologie der Musik, Kassel, 1967, S. 12. 2 Streng lutherisch will mir gefallen, der Dienst am Höchsten, hehr und schlicht. Ja, ich versteh der nackten Hallen Und kahlen Wände hohen Unterrricht. Die deutsche Übersetzung aus dem Buch Hinhören und Hinsehen. Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland, 2003. 3 Гумилев, Н., Стихи. Письма о русской поэзии, М. 1990, S. 322. Meines Wissens gibt es bisher keine deutsche Übersetzung des Gedichtes „Evangelische Kirche“, dem diese Zeilen entnommen sind. Ich würde sie ungefähr so ins Deutsche übertragen: Und von unten hat sich großes Brausen erhoben: Es sang eine Bank nach der anderen. Und es stand eine strenge Gestalt vor ihnen, die das Buch der Genesis (auf russisch – „das Buch des Seins“) las. 6 Мне в грудь плеснула, как волна, И понял я, что достоверность Теперь навек обретена. Когда я вышел, увидали Мои глаза, что мир стал нем. Предметы мира убегали, Их будто не было совсем. И только на заре слепящей, Где небом кончилась земля, Призывно реял уходящий Флаг неземного корабля4. Wenn schon für einen Fremden und Andersgläubigen das liturgische Singen so beeindruckend war, dann war es umso mehr für die evangelischen Gläubigen, die das Gesangbuch zu ihren wichtigsten Büchern zählten und für die das gottesdienstliche Singen zum wichtigsten Element ihrer Identität geworden ist. Der köstliche Schatz oder Geistlicher Liederschatz, - dies sind typische Titel der Liedersammlungen, die in den lutherischen Gemeinden Russlands benutzt wurden. Ganz neu aber klangen solche Namen in der Zeit der Verfolgung5, als ein erhaltenes, nicht weggenommenes oder von Hand abgeschriebenes Gesangbuch wirklich zu einem Schatz seines Besitzers oder der Gemeinde geworden war6. In dieser Zeit haben die Lutheraner in Russland, wie viele Christen vor ihnen, die eschatologische Dimension des geistlichen Singens neu entdeckt7. Und das nicht nur, weil viele, sehr viele der Lieder, die in den 4 Und in demselben Augenblick die Unermesslichkeit ist wie eine Welle mir in die Brust hineingeflossen. Und ich verstand, dass die Echtheit Ist mir jetzt für ewig gegeben. Als ich wieder hinaustrat, haben meine Augen bemerkt, dass die Welt stumm geworden ist. Die Gegenstände der Welt flüchteten sich, als ob es sie überhaupt nicht gäbe. Und nur in der blendenden (Morgen- oder Abend)röte, wo die Erde als der Himmel endete, rufend flatterte die Fahne eines nicht irdischen Schiffes. 5 Besonders eindrücklich und ausführlich werden die antikirchlichen Maßnahmen des sowjetischen Staates von O. Lizenberger beschrieben (Лиценбергер О.А., Евангелическо-лютеранская Церковь и советское государство, М., 1999). 6 Es wurden sogar Konkordanzen und nicht nur Bibeln und Gesangbücher von Hand abgeschrieben. Siehe Rathke, H., Kirche unterwegs in: Evangelisch-lutherische Kirche in Russland, der Ukraine, Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS), S. 74. 7 Die Verfolgungen waren nicht unbedingt religiös begründet. Die Deportation des Jahres 1941 wurde vor allem aus politischen Gründen durchgeführt – dazu siehe z. B. Kretschmar, G., Rechenschaftsbericht über Jahre 1988 bis 1994 in: ELKRAS, S. 8. Aber im Bewusstsein vieler Gläubigen wird das religiöse Element immer 7 Brüdergemeinden gesungen wurden, traditionsgemäß von der Sehnsucht nach der himmlischen, ewigen Heimat durchdrungen sind, sondern durch die schlichte Erkenntnis aus der Schrift und auch aus eigener Erfahrung, dass gerade das Lobsingen zu dem wird, von dem die Ewigkeit erfüllt wird, dass das gemeinsame Singen schon jetzt den Gläubigen einen Vorgeschmack der Ewigkeit geben kann. „So gehe denn hin, liebes Gesangbuch, tue deinen segensvollen, dir aufgetragenen Dienst im Hause Gottes, in christlichen Familien (...) bis auch dich dereinst ablösen wird das Lied des Lammes vor Gottes Thron, das erschallen wird aus allen Völkern, Nationen und Zungen. Das walte Gott!“ – mit diesen Worten begleitete Harald Kalnins, damals noch Superintendent der evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Sowjetunion, das von ihm am Anfang der Wende 1987 herausgegebene Gesangbuch8. Einige Jahre später, nach der Wende, wurden diese Worte von Peter Schellenberg in sein Vorwort zu dem „violetten“ Gesangbuch, das zum offiziellen Gesangbuch der ELKRAS geworden ist, aufgenommen. Aus der heutigen Erfahrung kann man Söhngen wieder aufs Neue zustimmen. Die Jahre der Wende sind für die Lutheraner in Russland nicht nur zu einem politischen Geschehen, sondern zum Hereinbrechen einer neuen Epoche, eines neuen Äons, zum Ereignis, dem eine fast heilsgeschichtliche Bedeutung zukommt9, geworden. Nicht selten findet man das Wort „Wunder“ in verschiedenen Publikationen über die neuere Geschichte der evangelisch- lutherischen Gemeinden10. Das freie und öffentliche Singen der Kirchenlieder hat die Ankunft dieser Zeit am lautesten verkündigt. So sind die alten aus der Tradition stammenden Lieder zu den Boten des neuen Anfangs geworden11. Zu den wichtigsten Merkmalen dieser neuen hervorgehoben. So z. B. in einem Artikel, der einen Überblick über die Geschichte der Deportation gibt, werden zwar ihre nicht religiösen Gründe am Anfang betont, aber schon am Ende des Artikels werden die ethnischen und religiösen Momente wieder verschmolzen, siehe Arkadina, N., 28. VIII. 1941 in: Der Bote, № 3, 2000, S. 16. Manchmal wird das Verschmelzen der beiden Elemente - der ethnisch-politischen und der religiösen - bei der Betrachtung der neuen Situation der Kirche (besonders gleich nach der Wende) noch deutlicher: Vgl. Сурво, А., И они оживут in: Церковь Ингрии (das offizielle Kirchenblatt der ingermanländischen Kirche) № 1, 1991, S. 2. 8 Vgl. mit den Worten P. Brunners: „Bei aller Tiefe der Kluft zwischen dem Einst und dem Jetzt besteht doch eine sachliche Entsprechung zwischen dem, was die Kirche jetzt tut, wenn sie auf Erden den Hymnus singt, und dem, was sie einst zusammen mit allen Engeln und Erzengeln tun wird vor Gottes Thron“ (Brunner, P., Zur Lehre vom Gottesdienst, Hannover, 1993, S. 323) 9 Vgl. mit den Worten des ehemaligen Bischofs der Eparchie Ural, Sibirien und Ferner Osten E. Schacht: „Überwältigend war für mich zu sehen, wie Gott wirkt und seine Geschichte mit uns treibt“, (Der Bote № 3, 1998, S. 32). 10 Um nur einige Beispiele zu nennen, siehe: Der Bote Spezial, № 2, 2002, S.1 im Material über das zehnjährige Jubiläum in Vladivostok; Ebd. S. 2, im Material über die Gemeinde in Polessk. Also zweimal in einem Heft hintereinander! Oder: Willems, J., Wiederauferstehung der Gemeinde in Duschanbe, in: Der Bote, № 3, 2000, S. 38. Oder Kretschmar, G.,Rechenschaftsbericht über Jahre 1988 bis 1994, S. 16. 11 Ein Beispiel, wie die Geschichte einer Gemeinde (ihr Ursprung, die Zeit der Verfolgung und die heutige Zeit) gerade durch eine Liedzeile beschrieben werden kann: „’Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn’ – singt man auch heute in Sarepta. Wer in Sarepta gebürtig ist, weiß: dieses Lied hat hier einen besonderen Klang. Stehend auf den Lastkähnen haben es die Wolgadeutschen gesungen, als sie am 2. September 1941 unter scharfer Bewachung 8 Epoche sollte man auch zählen, dass die Lieder von Anfang an nicht nur auf Deutsch, sondern auch - und immer mehr - auf Russisch gesungen wurden. Auch in den gesungenen Texten selber finden wir Spuren dieser Situation. Sogar in die Übersetzungen der traditionellen deutschen Kirchenlieder schleicht sich das neue Verständnis hinein. Dies geschieht u. a., wenn die Übersetzer die theologischen Inhalte ihrer Texte in die Zukunft „projizieren“ (wenn z. B. in einem Weihnachtslied von der Geburt Christi in der Zukunftsform geredet wird12, oder die Worte „von diesen Tagen an“ in einer Übersetzung von „Allein Gott in der Höh“ stehen). Diese Projizierung bedeutet einerseits, dass die Gläubigen sich als mitten in der im Lied beschriebenen Situation verstehen. Für sie handelt es sich um das aktuelle Geschehen, nicht bloß um die Erinnerungen. Diese Situation hat dazu eine „offene“ Zukunft. Andererseits fehlt den Gläubigen oft die passende Sprache, um dieses Geschehen beschreiben und interpretieren zu können, seine Bedeutung wird noch nicht ganz begriffen. Man ist nicht nur begeistert und ermutigt, sondern auch rat- und orientierungslos. Für einen Außenstehenden ist es kaum vorstellbar, wie „untrainiert“ sogar gut gebildete und kirchlich engagierte Menschen in der kirchlichen Sprache und im theologischen Denken sein können. Offensichtliche Fehler bei der Wiedergabe biblischer Geschichten und sonstige verschiedenartige Verwirrungen sind in den Übersetzungen gar nicht selten13. Man sehnt sich dabei nach eigener Sprache, in manchen Texten kommt diese Sehnsucht sogar explizit zutage14. Wenn man an solche Fehler und Mängel bei dieser Suche und dieser Sehnsucht denkt, ist es äußerst wichtig zu berücksichtigen, dass fast alle russischen Lieder, die in evangelischen Gemeinden heute gesungen werden, entweder aus der russischen freikirchlichen Tradition übernommen oder aber Übersetzungen sind. Durch das Singen der traditionellen Lieder versucht man die Brücken zu der eigenen einst verlorenen Tradition zu schlagen, sich in ihr zu festigen. Eigene Texte zu schreiben, - dem fühlt man sich nach den Jahren der Zerstörung der Kirche oft „noch nicht gewachsen“. Um selber eigenen Glauben gestalten und äußern zu können, muss man zunächst von den Vorfahren im Glauben, von den Christen der eigenen Tradition im Ausland und von freikirchlichen Mitchristen, die auch in sowjetischer Zeit öffentlich präsent waren, lernen. ihre Heimat verlassen mussten“. Es handelt sich um die ehemalige Brüdergemeine, jetzt lutherische Gemeinde in Sarepta, Wolgograd, siehe Chudenko, M., Auf dass die Kerzen ewig brennen in: Der Bote, № 3, 2000, S. 34-35. 12 Siehe S. 78f, Vgl. S. 83f, 104f, 107. 13 Siehe z. B. S. 76f, 124f, 150f, 154f, 162, 206f. Um hier nur ein Beispiel explizit zu nennen: In keinem der Texte, die in dieser Arbeit betrachtet werden, kommt dieser Fall vor, aber er ist sehr typisch: Sogar die wirklich guten Autoren benutzen manchmal das Wort «Боже» (Vokativ zu «Бог» - Gott) als Nominativ. So z. B. schreibt E. Urie in ihrer Übersetzung des Liedes „Nun lob, mein Seel, den Herren“ («Благослови, душа моя»): «Но щедр Господь наш в милости,/ И долготерпит Боже сил» (Handschrift). 14 Siehe z. B. S. 105 oder 146f. 9 Russische baptistische und adventistische Lieder, Übersetzungen aus dem Englischen, Finnischen und Schwedischen kann man in unseren Gottesdiensten oft hören. Die besondere Rolle spielen aber – und das ist durch die Geschichte unserer Kirche bedingt – die Übersetzungen deutscher Kirchenlieder. Wann die ersten Übersetzungen entstanden, ist nicht bekannt. Es wird aber berichtet, dass sie schon zur Zeit Peter des Großen existierten15. Die Wichtigkeit der aus der deutschen Tradition überlieferten Texte kann die Tatsache bezeugen, dass auch heute einige der Gesangbücher (vor allem das „violette“ Gesangbuch) ausschließlich aus Übersetzungen aus dem Deutschen bestehen. Zur Zeit sind deutlich mehr als 200 russische Übersetzungen deutscher Kirchenlieder bekannt. Die unten abgedruckte Tabelle gibt eine nicht vollständige Vorstellung über ihre Zahl und Verbreitung. Bei ihrer Betrachtung muss man Folgendes berücksichtigen: a. Diese Tabelle ist in einer gekürzten Form dargestellt. Ich habe zunächst darauf verzichtet, hier jede einzelne russischsprachige Quelle anzuführen, sonst würde die Tabelle zu umfangreich, um sie in einer übersichtlichen Form drucken zu können. Außerdem habe ich hier vor allem nur die Lieder erwähnt, die man im EG bzw. EKG finden kann. Sonst sind nur die Lieder genannt, deren Ursprung aus dem deutschen Sprachraum (wobei es sich auch um die deutschsprachigen Kirchenlieder, die in Russland entstanden sind, handeln kann) ich mit ziemlicher Sicherheit feststellen konnte, weil ich mich wirklich nur auf deutsche Kirchenlieder begrenzen wollte. Deutsche Übertragungen aus dem Englischen, Schwedischen, Lateinischen usw. (außer klassischen Kirchenliedern, seit der Reformation) werden daher nicht erwähnt, auch wenn das jeweilige Lied ins Russische und zwar durch deutsche Vermittlung übersetzt ist16. Der große Teil des erwecklichen Liedgutes bleibt ebenfalls unberücksichtigt. Dies hängt damit zusammen, dass bei vielen solchen Liedern der Ursprung nicht genau ermittelbar ist: Ob es sich wirklich um ein deutsches Lied, oder z. B. um eine Übertragung aus dem Englischen handelt, ist nicht immer leicht festzustellen. Ferner muss man beachten, dass in den meisten freikirchlichen Gesangbüchern, in denen solches Liedgut vor allem erhalten geblieben ist, die Informationen über die Quellen und Originaltexte, falls überhaupt vorhanden, sehr dürftig sind; man kann daher oft nicht feststellen, ob ein Lied aus deutscher, englischer oder der eigenen Tradition kommt. Aus diesen Gründen wäre jede Darstellung des 15 So wird vermutet, dass der Zar das Lied „Jesu meine Freude“ ins Russische hat übersetzen lassen, - siehe Handbuch zum evangelischen Kirchengesangbuch. Lebensbilder der Liederdichter und Melodisten, Göttingen, 1957, S. 161. 16 Es gibt z. B. drei russische Übersetzungen von „Korn, das in die Erde“ (EG 98) oder zwei von „Gott, Zuflucht der Vergangenheit“, usw. 10

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102. 324. 28. Ich singe dir mit Herz und. Mund. 3. HC1872-43, W-51, M-49. Ein sehr verbreitetes und oft bearbeitetes Lied in den russischen Gesangbüchern. 103. 374. 129. 69. Ich steh an deiner Krippen hier 2. HC1915-41, JW-25. 104. 357. 383. 490 Ich weiß woran ich glaube. 1. HC1872-44. 105. 400.
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