Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Selbstbildnis, 1929 (unvollendet) Wanderweg-Stationen Tourismusverband Maishofen „Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer“ & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at Gewinner Zipfer Tourismuspreis 2010 des Salzburger Landes Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Zur Bedeutung des Malers Anton Faistauer Die Wertschätzung, die Faistauers Kunst schon zu seinen Lebzeiten entgegenge- bracht wurde, hält bis heute an und spiegelt sich sowohl am Kunstmarkt wider als auch im Umgang mit seinem Werk. Besonders in den letzten Jahren hat sich viel getan: seit 2001 zeigt das Wiener Leopold Museum im so genannten „Faistauer-Saal“ eine eindrucksvolle Auswahl an Meisterwerken; 2005 wurde der Maler mit einer umfassenden Retrospektive im Salzburg Museum gewürdigt und die Forschung in einem 400 Seiten starken Katalog auf den neuesten Stand gebracht; 2006 war die aufwändige Restaurierung der Fresken im Salzburger Festspielhaus – Faistauers Hauptwerk – abgeschlossen. In seinem Heimatort Maishofen wurde 2004 das Anton Faistauer Forum gegründet, das bisher drei Publikationen zu Spezialthemen herausgegeben hat. Seit Sommer 2010 kann nun Maishofen mit einem Informationsweg aufwarten, der Faistauers Bedeu- tung für den Ort – und umgekehrt – besonders anschaulich macht. Sein Anspruch an sich selbst und andere, sein Können und Erfolg zeigten sich bereits in den Wiener Studienjahren. 1910 verließen einige Studenten unter der Führung von Egon Schiele und Anton Faistauer die Akademie und formier- ten sich zur „Neukunstgruppe“. Die erste Schau der Dissidenten in der Galerie Pisko am Schwarzenbergplatz wurde ein beachtlicher Erfolg. Ausstellungen der Neukunstgruppe in Prag, Wien und Budapest mit Oskar Kokoschka, Albert Paris Gütersloh, Franz Wiegele und Anton Kolig kündigten den Durchbruch an, gute Bildverkäufe bestätigten die rasch zunehmende Wert- schätzung. Es folgten Ausstellungen in München, Köln, Dresden und Rom. Auch seine künstlerische Ausdrucksform hatte Faistauer in wenigen Jahren prinzipiell gefunden. Sommeraufenthalte in Oberitalien lenkten seine Aufmerksamkeit von der fi gurativen Malerei zur Naturbeobachtung und zur Landschafts- malerei. Die klare Ablehnung der dekorativen Kunst der Wiener Werkstätte, die Abkehr von Sezessionismus und der Klimtgruppe und die Orientierung an den Franzosen, besonders Paul Cezanne, prägten den künftigen Weg. Die in der Kriegszeit entstandenen Zeichnungen, Porträts, Stillleben und Landschaften wurden in der Wiener Sezession und im Kunstverein Salzburg gezeigt, für seine 13 Ölbilder umfassende Salzburger Kollektion erhielt Faistauer 1918 die Goldene Staatsmedaille. Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 2 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer In den 1920er Jahren entstanden Werke, die zu den vorzüglichsten Malereien zählen. Seine angegriff ene Gesundheit zwang Faistauer jedoch immer wieder, sich zu schonen. Nach Aufenthalten in Bozen, am Gardasee und in San Remo war er soweit hergestellt, dass er 1925 die Frühjahrsausstellung im Wiener Künstlerhaus beschicken konnte, zudem beteiligte er sich an der Ausstellung „Sonderbund österreichischer Künstler“ mit Alfred Kubin, Peter Behrens und Clemens Holzmeister in der Salzburger Aula und errang beachtliche Erfolge in Zürich und London. Porträtaufträge in München, wo er Bildnisse von Kronprinz Rupprecht schuf, in Wien, wo neben anderen Gesellschafts- porträts das berühmte Bildnis von Kammersänger Richard Mayr als Ochs von Lerchenau entstand, in Salzburg oder in Köln, Ausstellungen in München, Leipzig, Prag und Berlin, in Paris, Stockholm und Den Haag, Amsterdam und Pittsburgh etc. zeigen den arrivierten Künstler anerkannt und umworben. Der Professoren-Titel, 1926 vom Bundesprä- sidenten verliehen, ehrte ihn besonders; eine Berufung an die Wiener Akademie der Bildenden Künste sowie Angebote der Akademien in Stuttgart und München lehnte er jedoch ab. Eine solche Aufl istung von Erfolgen, Preisen und Würdigungen lässt außer Acht, mit welchen Opfern sie verbunden waren – begleitet von gesundheitlichen Problemen seit der Kindheit, von existentiellem Leid während des Krieges und danach, von seelischem Leid durch den frühen Tod seiner geliebten ersten Frau Ida und dem oft zermürbenden Ringen um die Kunst. Sie lässt auch außer Acht, dass es durchaus kritische Stimmen gab und gibt, die dem Klassiker der Moderne vorhalten, mehr klassisch als modern zu sein. In einer diff erenzierten Betrach- tung wird man Faistauer aber seine besondere Stellung in der österreichischen Kunstgeschichte nicht absprechen können. Anstoß und Material zu einer solchen Betrachtung möchte der Maishofner Wanderweg liefern, wo man anhand zahlreicher Selbstzeugnisse erfahren kann, worum es dem Maler und Menschen Anton Faistauer tatsächlich ging. Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 3 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer (1887 - 1930) Projektabwicklung Projektleitung: Helmut Fersterer, Obmann Tourismusverband Maishofen Gestalterische Konzeption | Projektabwicklung: Thomas Weissbacher, Geschäftsführer Tourismusverband Maishofen Inhaltliche Konzeption: Dr. Anne-Katrin Rossberg, Anton Faistauer Forum Bilder: Foto Faistauer, Anton Faistauer Forum, Tourismusverband Maishofen, Privat Besonderer Dank Arbeitsgruppe „Maishofen - Heimatgemeinde des Malers Anton Faistauer“: KR Josef Faistauer, Josef Struber, Karl Portenkirchner, Hermann Mayerhofer, Walter Nill Land Salzburg: SIR Salzburger Institut für Raumordung & Wohnen Landeshauptmann Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer Gemeinde Maishofen Bürgermeister Ing. Franz Eder und Mitarbeiter Salzburger Land Tourismus GmbH Leo Bauernberger, Geschäftsführer SalzburgerLand Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 4 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer (1887 - 1930) Bild von der Projekt Präsentation am 10.4.2010 bei Mercedes Pappas in Maishofen Bild von rechts n. links: Ing. Franz Eder (Bgm. Maishofen); Dr. Wilfried Haslauer (Landes- hauptmannstellvertreter, Land Salzburg); Dr. Anne-Katrin Rossberg (Anton Faistauer Forum); Helmut Fersterer, Obmann (Tourismusverband Maishofen); Thomas Weissbacher, GF (Tourismusverband Maishofen); KR Josef Faistauer (Anton Faistauer Forum); Hermann Mayerhofer (Kustos); Leo Bauernberger (Salzburger Land Tourismus GmbH) Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 5 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Wanderweg-Stationen „Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer“ Unter diesem Motto wurde im Juli 2010 ein Wanderweg eröff net, der über 10 Stationen die Beziehung des Künstlers zu Maishofen veranschaulicht. Großformatige Tafeln informieren über biografi sche Details, über das Verhältnis zu seinen Landsleuten und darüber, wie wichtig Faistauer die künstlerische Auseinandersetzung mit der heimatlichen Landschaft war. Die einzelnen Stationen führen vom Ortszentrum nach Prielau, Mayrhofen und Schloss Kammer, über den Saalachuferweg an den Fuß der Sausteige (Weg zur Stablbergka- pelle) und wieder zurück ins Zentrum. Man kann sie zusammenhängend abgehen oder begegnet ihnen beim Spaziergang, d.h. es gibt keine zwingende Abfolge der Stationen. Der Weg entstand auf Initiative des Maishofner Tourismusverbandes und des Anton Faistauer Forums, das sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Werkes widmet. Er erstreckt sich über ca. 8 km Länge und ist ohne Höhenunterschiede zu bewältigen (will man die Stablberg-Fresken im Original sehen, schaff t man ca. 280 Höhenmeter in einer knappen Stunde). Mit diesem Projekt wurde im April 2010 der Zipfer Tourismus Jurypreis des Salzburger Landes gewonnen, auf den wir sehr stolz sind. Bild von der Präsentation am 10.4.2010 bei Mercedes Pappas in Maishofen Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 6 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Das Material Die Platte aus Faserbeton der Fa. Rieder Smart Elements, fi breC - ein innovativer Betrieb aus Maishofen Die Stahlkonstruktion und Edelstahlverkleidung wurde ebenfalls von einer Maishofner Firma errichtet Firma Schlosserei Faistauer Der Aufdruck der Bilder und Texte wurde gefertigt von der Fa. Furchti & Friends aus Lofer Auch das FIFA WM Station in Südafrika wurde mit den gleichen Platten eingekleidet Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 7 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer (1887 - 1930) Gasthof Post: Heimathaus (Vorderseite) „...und ich könnte Ihnen mehr erzählen als ich Ihnen zu schreiben vermag: von meiner Mutter, die eine schöne, hoch- herzige Frau war und die, sowohl sie eine Bauersfrau war, mich zur Malerei geleitet hat, von dem Vater, einem erfi n- derischen, umsichtigen Kopf, einem zähen, ehrgeizigen, fortschrittlichen Gebirgsbauern, der mich auslachte und mir die Malerei aus dem Kopf treiben wollte. Er selbst war ältester Sohn einer 16köpfi gen Familie von einer Mutter, die aus Hofgastein stammte, und dem Josef Faistauer Grubhofer in St. Martin bei Lofer im Pinzgau. Der Grubhof ist ein alter Ansitz, ein prächtiges Gut gewesen, in dem ich auf die Welt kam, das mein Vater vom Großvater ererbt, später einem deutschen Großindustriellen verkaufte, der nun den einstmaligen bayrischen Jagdhof zu einem veritablen Schloß verschandelte. Mein Vater zog mit uns Kindern und der Mutter vom Hof ins mittlere Pinzgau, nach Maishofen, wo er eine Brauerei und ein Gasthaus erwarb, auf dem er seither lebt.“ (Aus einem Brief Faistauers an seinen Mäzen Dr. Walter Minnich vom 17. Mai 1922) Anton Faistauer wurde am Valentinstag 1887 geboren, drei Jahre später übersiedelte die Familie nach Maishofen. Im Alter von zehn Jahren wurde er zum Schulbesuch nach Tirol geschickt – von da an kehrte er bis zu seinem Lebens- ende immer wieder, auch für längere Zeit, an seinen Heimatort zurück. Von Salzburg, Wien oder einem der zahlrei- chen Auslandsaufenthalte kommend, entstanden hier einige seiner besten künstlerischen Arbeiten, angeregt durch die Ausstrahlung der Landschaft und die Menschen, die ihn umgaben. Der Gasthof Post ist nach wie vor in Familienbesitz. Mutter Anna Faistauer, Großmutter Anna Faistauer, Vater Josef Faistauer geb. Dick (1859 - 1911) (1831 - 1919), um 1914 / 15 (1857 - 1940), 1929 1929 (posthum gemalt) Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 8 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer (1887 - 1930) Gasthof Post: Heimathaus (Rückseite) Anton Faistauer war der Drittgeborene von zehn Geschwistern: Bruno (1884-1957) übernahm von seinem Vater den Gasthof Post; Josef (1885-1965) wurde Grüner-Baum-Wirt in Zell am See; Anna (1888-?) war verheiratet mit Dr. Georg Sonnberger, Ökonom und Schlossverwalter in der Steiermark; Alois (1889-1983) wurde Oberhaus-Bauer; Johannes (1892-1957) unterhielt eine Farm in Paraguay und galt in der Familie als „Lebenskünstler“; Cornel (1893-1969) wurde Ellmau-Bauer; Klara (1896-1933) war in Berlin mit Universitätsprofessor Heilpern verheiratet und Markus (1897-1963) wurde Metzger; weitere zwei Geschwister verstarben im Kindesalter. Klara und Johannes sowie seine Lieblingsschwester Anna wurden von Faistauer mehrfach porträtiert. „Vielleicht weiß ich dir mündlich Schöneres von meinen Leuten zu erzählen. Meine kleine Schwester Clara ist wirklich schön u. schlank, hat große sanfte Augen wie ein voller Sommerhimmel sieht sich dahinein u. ein so makelloses Gesicht wie weiße und Rosablüten. Zu meinen Zeichnungen sagt sie sehr freundliche Dinge u. Du weißt dass ich derart bestech- lich bin.“ (Aus einem Brief Faistauers an seine spätere Frau Ida Andersen vom 29. Mai 1909) Faistauers Bruder Johannes, Ausschnitt eines Briefes von Anton Faistauer, verfasst auf 1924 Briefpapier des Gasthofs Post Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 9 Maishofen - Heimatgemeinde 1887 - 1930 des Malers Anton Faistauer Auf den Spuren des Malers Anton Faistauer (1887 - 1930) Dorfplatz: Anton-Faistauer-Platz Anton Faistauer besuchte die Maishofner Volkschule (das Gebäude hinter der Kirche) von 1893 bis 1897. Die Zeugnisse lassen auf einen lebhaften Durchschnittsschüler schließen; erst im letzten Schuljahr bekam er im Zeichnen sehr gute Noten. Aufgrund seiner anfälligen Gesundheit wurde er für den Beruf eines Geistlichen vorgesehen und auf das Franzis- kanergymnasium in Hall in Tirol geschickt. Nach zwei Jahren am Borromäum in Salzburg kehrte er zurück in den klima- tisch günstigeren Süden und besuchte von 1901-1904 das Franziskanergymnasium in Bozen. Mit seinem Mitschüler Albert Kiehtreiber- den späteren Künstler Albert Paris Gütersloh-frequentierte Faistauer einen Lesezirkel im Bozener Café Central. Beide regten sich zu malerischen und dichterischen Versuchen an, wobei Faistauer eher zur Schriftstellerei neigte. Die Entscheidung für die bildende Kunst fi el 1903 angesichts der Impressionisten-Ausstellung in der Wiener Secession. Im selben Jahr lernte er den Wiener Maler Hans Temple kennen, der als Sommergast in Maishofen einquar- tiert war und Faistauers Ambitionen unterstützte. Die Landschaft um Maishofen wurde wenig später ebenso leidenschaftlich abgebildet wie schriftlich beschworen: „Liebstes! Ich möchte Dir vergönnen diese Landschaft zu sehen, die Berge die tief in den Himmel schauen, ernstgemän- telt. Draußen stehen sie andenkens tiefer Ereignisse schwarz-weißgefl eckte Fellurdinge.“ (Aus einem Brief Faistauers an seine spätere Frau Ida Andersen vom 25. Dezember 1909) Steinernes Meer, 1910 Giebelhaus (Kaufhaus Dick), um 1912 Tourismusverband Maishofen & Anton Faistauer Forum www.anton-faistauer.at 10
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