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Antisemitismus unter ,,muslimischen Jugendlichen": Empirische Perspektiven auf Antisemitismus im Zusammenhang mit Religiösem im Denken und Wahrnehmen Jugendlicher PDF

465 Pages·2020·4.984 MB·German
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Stefan E. Hößl Antisemitismus unter „muslimischen Jugendlichen” Empirische Perspektiven auf Antisemitismus im Zusammenhang mit Religiösem im Denken und Wahrnehmen Jugendlicher Antisemitismus unter „muslimischen Jugendlichen“ Stefan E. Hößl Antisemitismus unter „muslimischen Jugendlichen“ Empirische Perspektiven auf Antisemitismus im Zusammenhang mit Religiösem im Denken und Wahrnehmen Jugendlicher Stefan E. Hößl Hürtgenwald-Gey, Deutschland Diese Dissertation wurde von der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln im Februar 2019 angenommen. ISBN 978-3-658-27576-1 ISBN 978-3-658-27577-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-27577-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Das eigentlich zur Verwendung als Titelfoto angedachte Bild entstand in einem muslimischen Bildungszentrum in einer deutschen Großstadt. Bei der Führung durch das Zentrum, das ich während meiner Feldphase mehrfach besuchte, wurde ich darauf hingewiesen, dass unterschiedliche Gruppen von Kindern und Jugendlichen, die hier an Bildungsangeboten teilnehmen, zu den drei mono- theistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam gearbeitet und sich dabei mit Gemeinsamkeiten auseinandergesetzt haben. Als Produkt dieser thematischen Beschäftigung entwickelten die Kinder und Jugendlichen Schau- bilder, in denen sie die Ergebnisse festhielten. Diese wurden in einem Flur des Bildungszentrums in größerer Zahl angebracht und ausgestellt. Alle Bilder waren unversehrt, lediglich das eine, auf dem ein Davidstern zu sehen war, wurde beschädigt, indem der Davidstern mehrfach durchgestrichen wurde. Ich verstehe das Foto als Dokument für zweierlei: Einerseits für die breiten Bemühungen des Bildungszentrums, sich dem Judentum mit einem wert- schätzenden Blick zu nähern; gleichzeitig verstehe ich es aber auch als Doku- ment für Antisemitismus, wenn Einzelne, ggf. auch Mehrere als Einziges in einer größeren Ausstellung zu Verbindendem zwischen monotheistischen Religionen das zentrale Symbol für das Judentum mehrfach durchstreichen. Das Bild hat insofern für mich einen doppelten symbolischen Gehalt. Foto ‚Davidstern‘; © Stefan E. Hößl Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................................................................ 9 1.1 Thematische Hinführung und Entwicklung der Fragestellung ................... 9 1.2 Struktur der Arbeit ................................................................................... 21 2. Stand qualitativer Forschung – Antisemitismus unter ‚muslimischen Jugendlichen‘ .................................................................................................... 23 2.1 Barbara Schäuble und Albert Scherr – Antisemitismus und Differenz .... 24 2.2 Nikola Tietze – Über Zugehörigkeitskonstruktionen und Antisemitismus .............................................................................................. 33 2.3 Günther Jikeli – Antisemitische Argumentationsmuster bei ‚jungen Muslimen‘ ...................................................................................................... 39 2.4 Desiderate, offene Fragen und Konturierung des Forschungsprojekts ..... 50 3. Religiöses im Denken und Wahrnehmen Jugendlicher ............................. 57 3.1 Ergebnisse quantitativer Forschung ......................................................... 63 3.2 Ergebnisse qualitativer Forschung ........................................................... 78 3.3 ‚Offene Heuristik von Dimensionen des Religiösen‘ ............................... 98 4. Antisemitismus ............................................................................................ 103 4.1 Begriffsentstehung und Arbeitsdefinition ‚Antisemitismus‘ .................. 109 4.2 Erscheinungsformen der Judenfeindschaft ............................................. 113 4.2.1 Antijudaismus ................................................................................. 114 4.2.2 (Moderner) Antisemitismus ............................................................ 117 4.3 Die Sprache der Judenfeindschaft .......................................................... 131 4.4 Exkurs: Antisemitismus in der ‚islamischen Welt‘ ................................ 141 5. Methoden und Sample ................................................................................ 165 5.1 Erhebungsmethoden und Dokumentation der Interviews ...................... 165 5.1.1 Das narrative Interview.................................................................. 170 5.1.2 Das Leitfaden-Interview ................................................................. 172 5.1.3 Kurzfragebogen, Prä- und Postskripts ........................................... 181 5.1.4 Transkription .................................................................................. 183 5.2 Skizze zur Feldphase und zu den interviewten Jugendlichen................. 184 5.3 Interpretative Auswertung mit der Dokumentarischen Methode ........... 188 6. Untersuchungsergebnisse ........................................................................... 197 6.1 Ergebnisdarstellung Teil I ...................................................................... 198 6.1.1 Kadir .............................................................................................. 198 6.1.2 Lina ................................................................................................ 228 6.1.3 Dawud ............................................................................................ 255 6.2 Ergebnisdarstellung Teil II ..................................................................... 283 6.2.1 Bilal ................................................................................................ 283 6.2.2 Ahmet.............................................................................................. 315 6.2.3 Shirin .............................................................................................. 346 7. Zentrale Untersuchungsergebnisse und Reflexion ................................... 373 7.1 Positive Zusammenhänge zwischen Aspekten des Religiösen im Denken und Wahrnehmen der Interviewten und Antisemitismus ................ 375 7.1.1 Widerstrebende Wissensbestände, religionsbezogene Gemeinschaftsbilder und Antisemitismus ................................................ 375 7.1.2 Zur Struktur des antisemitismusrelevanten Gemeinschaftsbildes bei Kadir, Lina und Dawud ..................................................................... 384 7.1.3 Antisemitismustheoretische Perspektiven auf ‚Gemeinschaft‘ ....... 390 7.1.4 Reflexionen zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit .............. 398 7.2 Negative Zusammenhänge zwischen Aspekten des Religiösen im Denken und Wahrnehmen der Interviewten und Antisemitismus ................ 411 7.2.1 Antisemitismusrelevante Gemeinschaftsvorstellungen kontaminierende bzw. diesen entgegengesetzte Orientierungen an religiös-Universalistischem ..................................................................... 412 7.2.2 Wissen über das Judentum vs. pauschalisierende (Negativ-) Konzeptualisierungen ‚der Juden‘!? ....................................................... 421 7.2.3 Chancen einer offen-explorativen Forschungsperspektive im Themenfeld ‚Antisemitismus unter ‚muslimischen Jugendlichen‘‘ .......... 424 8. Konzeptualisierungen ‚der Muslime‘ im dynamischen Spannungsfeld zwischen Dramatisierungen religiöser Identifizierungen, Gruppismus, antimuslimischem Rassismus und muslimischen Selbstverortungen. Ein Ausblick ........................................................................................................... 429 Quellen- und Literaturverzeichnis ................................................................ 437 Anhang ............................................................................................................. 473 1. Einleitung 1.1 Thematische Hinführung und Entwicklung der Fragestellung Viel wurde in den letzten beiden Jahrzehnten über ‚MuslimInnen‘1 und insbe- sondere ‚muslimische Jugendliche‘ sowie islambezogene Thematiken diskutiert und geforscht.2 Menschen die sich entweder selbst als MuslimInnen identifizie- ren oder die von anderen als solche adressiert werden, sind Gegenstand einer mittlerweile großen Anzahl von Forschungsprojekten.3 Seit etwa dem Jahr- tausendwechsel werden in der Bundesrepublik Deutschland dabei zum Teil sehr vehemente Auseinandersetzungen in Forschung, Medien und Politik mit dem Thema ‚Antisemitismus in muslimischen Kontexten‘, und hierbei insbesondere dem Thema ‚Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen‘, geführt (vgl. Schäuble/Radvan 2016: 38; auch: Brumlik 2016: 183; BMI 2017: 201, 280). Oftmals und seit Jahren wiederkehrend wird dabei auf pädagogische Praktiker- Innen Bezug genommen, die – wenn es um Antisemitismus geht – insbesondere auf „formal muslimische, männliche Jugendliche mit ‚Migrationshintergrund‘“ 1 Grundlegend stellt sich mir die Frage, wer als ‚MuslimIn‘ identifiziert wird und ob eine Passung zwischen Selbst- und Fremdidentifizierungen zu verzeichnen ist. Häufig ist auch unklar, inwie- fern die Identifizierung als ‚MuslimIn‘ auf Dimensionen des Religiösen verweist. Mit Julia Franz (2013: 81) ist zu betonen, dass eine solche Selbst- oder Fremdidentifizierung nicht unmittelbar damit einhergeht, dass die Erfahrungen der jeweils sich-selbst-so-Bezeichnenden bzw. so Be- zeichneten „durch religiöse Zugehörigkeit bestimmt sind“. Anführungsstriche dienen mir dazu, auf beides aufmerksam zu machen. 2 Medial wie politisch häufig in den Mittelpunkt von Auseinandersetzungen gerückt, spiegelte sich im Kontext von Debatten über MuslimInnen sowie die Religion des Islam häufig ein Zusam- menhang mit wahrgenommenen Bedrohungsszenarien (wie Islamismus, islamistische Radikali- sierung sowie eine imaginierte Islamisierung europäischer Gesellschaften) und damit verbunde- nen (politischen) Konflikten wider (vgl. u. a. Blaschke-Nacak/Hößl 2016; Çakir 2014; Uslucan 2014; Franz 2013; Gründer/Scherr 2012: 73f.; Foroutan 2012a; Uslucan/Yalçın 2012: 18f.; Berghahn/Rostock 2009; Halm 2008; Bielefeldt 2008; Amir-Moazami 2007). 3 Vgl. exemplarisch den Überblick zur Forschungslage in von Wensierski/Lübcke (2012) sowie mit Fokus auf Religiosität das dritte Kapitel der vorliegenden Dissertationsschrift. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 S. E. Hößl, Antisemitismus unter „muslimischen Jugendlichen“, https://doi.org/10.1007/978-3-658-27577-8_1 10 1. Einleitung (Möller/Schuhmacher 2015: 7) verweisen.4 Trotz der Präsenz dieser Thematik ist die Anzahl an wissenschaftlichen Studien, vor allem mit einem qualitativ- explorativen Forschungsansatz, jedoch noch äußerst gering.5 Zum Teil mag dies an den heftigen Auseinandersetzungen liegen, die mit diesem Thema verbunden waren und sind. Es ist ohne Übertreibung mit Thomas Schmidinger (2008: 103) festzustellen, dass sich die diesbezügliche Forschung in einem politischen Mi- nenfeld bewegt. Bassam Tibi (2012: 83) merkt an, dass dieses Thema vor allem im wissenschaftlichen Kontext weitgehend als „a taboo subject“ gelte.6 In den anhaltenden Diskussionen und Auseinandersetzungen über diese Thematik wird weitgehend auf den Einbezug diesbezüglich vorhandener empiri- scher Ergebnisse verzichtet. Zu verzeichnen ist, dass sich derartige Diskussionen (‚über‘) zwischen zwei Polen verorten lassen, die ich als Dramatisierung und Essentialisierung sowie tendenzielle De-Thematisierung und Tabuisierung erfasse. Positionen, die sich dem ersten Pol zuordnen lassen, sind jene, in denen eine genuine Verknüpfung zwischen ‚dem Islam‘ bzw. ‚den MuslimInnen‘ und Anti- semitismus behauptet wird. In den letzten Jahren fanden sich derartige Positio- nierungen häufig als Topos einer auch in der Bundesrepublik Deutschland zu- nehmenden Islam- bzw. MuslimInnenfeindlichkeit (vgl. Widmann 2008: 63; Senfft 2008: 8; Cheema 2017: 63).7,8,9 Problematisch sind hier insbesondere die 4 In den letzten Jahren finden sich derartige Hinweise zuhauf. Vgl. hierzu als aktuelle, exemplari- sche Beispiele a) Manuel Glittenberg (Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt am Main) in einem Interview mit dem Beratungsnetzwerk Hessen (2016b: 17) sowie b) eine Dokumentation, in de- ren Rahmen 27 Berliner LehrerInnen im Auftrag des American Jewish Committee nach ihren Er- fahrungen im Schulalltag befragt wurden (vgl. AJC 2017). Andernorts finden sich allgemeinere Verweise auf bspw. „Anfragen durch Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen“ (Beratungsnetz- werk Hessen 2016a: 4), in denen betont wird, dass vor allem bei „Jugendlichen mit Migrations- hintergrund […] antisemitische Stereotype und Verschwörungstheorien verbreitet [seien]“ (ebd.). 5 Vgl. El-Mafaalani/Toprak (2017: 105) sowie die Darstellung aktuell vorliegender Studien im zweiten Kapitel. 6 Nach meinem Wissensstand sind aktuell fast alle Ergebnisse aus Studien zu diesem Thema veröffentlicht (siehe erstes und zweites Kapitel). Aus der Studie des beim Liberal-Islamischen Bund angesiedelten Projekts ‚Extreme Out. Empowerment statt Antisemitismus‘ sind bisher le- diglich erste Ergebnisse in einer Broschüre zur Dokumentation der Auftaktveranstaltung publi- ziert worden (vgl. Fußnote 29). Daneben lässt auch das Projekt ‚Israelkritik und Judenfeind- schaft‘ interessante Ergebnisse erwarten. Dieses wird im Zeitraum von 2015 bis 2019 unter Lei- tung von Peter Krumpholz an der Universität Duisburg-Essen durchgeführt. Für eine ausführli- che Projektbeschreibung vgl. http://www.risp-duisburg.de/index.php?article_id=140&clang= 0&prj_id=96 (Zugegriffen: 20. September 2018). 7 Exemplarisch hierfür: Sindyan Qasem (2014) weist in seinem journalistischen Beitrag mit dem Titel ‚Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus in der aktuellen Antisemitismus- Debatte‘ auf einen Artikel des rechtspopulistischen und islamfeindlichen Forums ‚PI-News‘ hin, 1.1 Thematische Hinführung und Entwicklung der Fragestellung 11 Positionen jener, „die behaupten, es gebe eine im Islam eingeschriebene Feind- schaft gegenüber Jüdinnen und Juden, die sich als Kontinuum durch die islami- sche Geschichte ziehe“ (Schmidinger 2008: 103).10 Als exemplarisches Beispiel ist die Buchpublikation ‚Allah und die Juden‘ von Hans-Peter Raddatz (2007) anzuführen, in der der Autor betont, es gäbe „einen angeblich dem Islam immer schon immanenten Antisemitismus“ (Schmidinger 2008: 104)11 – eine Position, die vor dem Hintergrund des aktuellen Stands der Forschung nicht haltbar ist (vgl. Kapitel 4.4).12 In dieser Hinsicht sowie mit Verweis auf ihre antidemokrati- schen Implikationen sind derartige Positionen zurückzuweisen und zu problema- tisieren (vgl. Hößl 2013: 243). Als grundlegend vom ersten Pol zu unterscheiden sind jene Positionierungen, die ich als tendenzielle Tabuisierung und De-Thematisierung verstehe. Nun ist freilich, gerade vor dem Hintergrund der Positionierungen, die dem ersten Pol untergeordnet wurden, klar, dass die Thematisierung von ‚Antisemitismus in das 2014 einen Artikel mit dem Titel ‚Der neue Antisemitismus kommt einzig und allein von Einwanderern aus islamischen Ländern‘ veröffentlichte. Vgl. hierzu auch Wetzel (2014: 5). 8 In Forschungszusammenhängen werden diesbezüglich unterschiedliche Begrifflichkeiten disku- tiert und kritisiert. Die Rede ist mitunter von Muslim- oder Islamfeindlichkeit, Islamophobie, antimuslimischem Rassismus oder Antimuslimismus. Eine ausführliche Auseinandersetzung darüber, ob und inwiefern die jeweilige Begrifflichkeit sinnvoll ist oder nicht, kann im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit nicht in dem dafür notwendigen Rahmen diskutiert werden. Ein Überblick über Quellen zur Auseinandersetzung mit den verschiedenen Begriffen findet sich in Biskamp (2016: 25). 9 Islam- und muslimInnenfeindliche bzw. rassistische Haltungen gegenüber MuslimInnen sind in der bundesrepublikanischen Gesellschaft aktuell weit verbreitet (vgl. Decker et al. 2016; Ha- fez/Schmidt 2015; Hößl 2016; Çakir 2014; Decker et al. 2012a; Zick et al. 2011; Pollack 2010; Peucker 2010; Bielefeldt 2008; Noelle/Petersen 2006). 10 Götz Nordbruch (2004: 250) weist ferner darauf hin, dass sowohl die Vorstellung „einer ‚conge- nitally and relentlessly persecutory‘-Geschichte des Islam“ gegenüber Jüdinnen und Juden wie auch eine, der nach die islamisch-jüdische Geschichte beständig harmonisch war, Mythen dar- stellen, die sich nicht aufrecht erhalten lassen (vgl. hierzu auch die Ausführungen im Kapitel 4.4). 11 In einem Beitrag von Peter Widmann findet sich eine diesbezüglich beachtenswerte Analyse der Publikationen von Raddatz – u. a. auch des Buches ‚Allah und die Juden‘, in der Raddatz neben oben Angeführtem „[k]aum verhüllt […] für radikalere Maßnahmen“ (Widmann 2008: 58) ge- gen MuslimInnen (wie deren Vertreibung) plädiert. 12 Diese Position vertritt auch Andrew G. Bostom (2008a) in dem von ihm herausgegebenen Band ‚The Legacy of Islamic Antisemitism. From Sacred Texts to Solemn History‘. Er spricht von einem „enduring phenomenon of Muslim Jew hatred, which dates back to the origins of Islam” (Bostom 2008b: 33). Auf dem Klappentext zum Buch, in dem auch ein Beitrag von Hans-Peter Raddatz (2008) aufgenommen wurde, finden sich die Worte: ‚Islamic Antisemitism is as old as Islam itself’ (vgl. hierzu auch Tibi 2010: 7 und 2012: 56). Esther Webman bezeichnet Bostom als militanten Vertreter alarmistischer Positionen, der „Muslim Jew hatred […] back to the ori- gins of Islam“ (Webman 2010: 678) datiert, und seine Publikation als „essentially polemical“ (ebd.: 691).

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