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Anthony Burgess PDF

348 Pages·1985·0.95 MB·German
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ANTHONY BURGESS 1985 Roman Deutsche Erstveröffentlichung WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN HEYNE-BUCH Nr. 5981 im Wilhelm Heyne Verlag, München Titel der englischen Originalausgabe 1985 Deutsche Übersetzung von Walter Brumm Redaktion: Wolfgang Jeschke Copyright © 1978 by Anthony Burgess Copyright © 1982 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München Umschlagbild: Ulf Herholz, Berlin Umschlaggestaltung: Atelier Heinrichs & Schütz, München ISBN 3-453-01448-0 INHALT ERSTER TEIL 1984 EIN KRITISCHER ESSAY Katechismus Absichten 1948: Gespräch mit einem alten Mann Engsoz ins Auge gefaßt Kakotopia Staat und Superstaat: Ein Gespräch Bakunins Kinder Uhrwerk-Orangen Der Tod der Liebe ZWEITER TEIL 1985 EIN ROMAN 1. Das Julnachtsfeuer 2. Tucland das Prächtige 3. Du warst im Fernsehen 4. Aus 5. Kultur und Anarchie 6. Freie Briten 7. Ertappt 8. Das Gerichtsurteil 9. Eine Schau von Metall 10. Zwei Welten 11. Eine Aufwallung von Uneinigkeit 12. Die geballte Faust des Arbeiters 13. Ein Fehler im System 14. Mein Leben und mein Gut 15. Ein Bewunderer von Engländerinnen 16. Streiktagebuch 17. Seine Majestät 18. Auf Lebenszeit EPILOG Ein Interview 2 + 2 = 5 Eine während des ersten Fünf jahresplanes in Moskau ange- schlagene Notiz, welche die Möglichkeit andeutete, daß die Arbeit in vier Jahren getan werden könnte, wenn die Arbeiter sich ins Zeug legten. Die in diesem Buch aus George Orwells 1984 zitierten Passagen wurden der im Ullstein- Verlag erschienenen deutschen Übersetzung von Kurt Wagenseil entnommen. Für Liana ERSTER TEIL 1984 Ein kritischer Essay KATECHISMUS Wann begann der Alptraum des zwanzigsten Jahrhunderts? 1945, als er für viele Leute geendet zu haben schien. Wie begann er? Mit dem ersten Einsatz von Atombomben, die mit Dringlich- keit entwickelt worden waren, um rasch einen Krieg zu been- den, der zu lange gedauert hatte. Aber mit dem Ende des Konflikts zwischen den faschistischen Staaten und der freien Welt (deren Freiheit zu wünschen übrig ließ, weil ein großer Teil von ihr totalitär war) war die Bühne frei für die Inszenie- rung der entscheidenden Begegnung des Jahrhunderts. Die kommunistischen Mächte standen den kapitalistischen Mäch- ten gegenüber, und beide Seiten verfügten über einen nahezu unbegrenzten Vorrat an Nuklearwaffen. Und was folgte daraus? Was eingesetzt worden war, um einen Krieg zu beenden, wurde nun eingesetzt, um einen weiteren zu beginnen. Welches war der Ausgang des Großen Atomkrieges der fünf- ziger Jahre? Ungezählte Atombomben wurden auf die industriellen Zen- tren Westeuropas, Amerikas und der Sowjetunion abgeworfen. Die Verwüstung war so schrecklich, daß die herrschenden Eli- ten der Welt zu der Einsicht gelangten, daß die nukleare Krieg- führung, indem sie die organisierte Gesellschaft zerstörte, ihre eigene Fähigkeit zur Machterhaltung zerstörte. Und was folgte daraus? Das Atomzeitalter wurde in allseitiger Übereinstimmung be- endet. Künftige Kriege sollten wieder mit konventionellen Waffen von der Art, wie sie während des Zweiten Weltkrieges entwickelt wurden, ausgefochten werden. Daß es weiterhin zu Kriegen kommen würde, auch im Weltmaßstab, wurde als selbstverständlich vorausgesetzt. 8 Von welcher Art war die Lage der Nationen am Ende des Großen Atomkrieges? Das Ende jenes Krieges sah die Welt aufgeteilt in drei große Machtblöcke oder Superstaaten. Nationen existierten nicht mehr. Ozeanien bezeichnete das Reich, das die Vereinigten Staaten, Lateinamerika und das ehemalige Britische Common- wealth umfaßte. Der Mittelpunkt der Autorität war wahrschein- lich, aber nicht mit Gewißheit, Nordamerika, obgleich die Ideologie, welche die Territorien des Superstaates vereinte, von britischen Intellektuellen entwickelt und als Englischer Sozia- lismus oder Engsoz bekannt war. Die alten geographischen Benennungen hatten ihre einstige Bedeutung eingebüßt; tat- sächlich wurde ihre Verbindung mit kleineren nationalen Loya- litäten und traditionellen Kulturkreisen als schädlich für die neue Rechtgläubigkeit angesehen. Was wurde beispielsweise aus Großbritannien? Das wurde in Luftstützpunkt Eins umbenannt – eine neutrale Kennzeichnung, die keine Geringschätzung ausdrücken sollte. Und die anderen Machtblöcke? Die zwei anderen Superstaaten waren Eurasien und Ostasien. Eurasien war durch Eingliederung ganz Kontinentaleuropas in die Sowjetunion entstanden. Ostasien bestand aus China, Japan und dem südostasiatischen Festland, sowie aus Teilen der Mandschurei, der Mongolei und Tibets, die an die Territorien Eurasiens grenzten und je nach den Wechselfällen des Kriegs- geschehens in erzwungener Loyalität zwischen beiden Seiten schwankten. Des Kriegsgeschehens? Der Krieg zwischen den Superstaaten begann 1959 und ist seither im Gange. Also Krieg mit konventionellen Waffen? Richtig. Begrenzte Rüstung und Berufsheere. Die Armeen sind, gemessen an den Verhältnissen früherer moderner Kriege, 9 vergleichsweise klein. Die kämpfenden Parteien sind nicht im- stande, einander zu vernichten: Könnten sie es, wo würde der Krieg enden, und der Krieg darf nicht enden. Warum darf er nicht enden? Krieg bedeutet Frieden, womit gesagt sein soll, daß der Krieg eine Lebensweise des neuen Zeitalters ist, wie der Friede eine Lebensweise des alten war. Eine Lebensweise und ein Aspekt politischer Philosophie. Aber worum geht es in dem Krieg? Lassen Sie mich zuerst sagen, worum es in dem Krieg nicht geht. Es gibt keine materielle Ursache zu kämpfen. Es gibt kei- ne ideologische Unvereinbarkeit. Ozeanien, Eurasien und Ost- asien vertreten alle das gemeinsame Prinzip einer einzigen herrschenden Partei bei totaler Unterdrückung der individuel- len Freiheit. Der Krieg hat nichts zu schaffen mit gegensätzli- chen Weltanschauungen oder mit territorialem Expansionsdrang. Aber worum geht es in dem Krieg? Vorgeblicher Beweggrund zur Führung des Krieges ist die Herrschaft über ein ungefähr rechteckiges Territorium mit den Eckpunkten Tanger, Brazzaville, Darwin und Hongkong. In- nerhalb dieses Gebietes gibt es ein unerschöpfliches Reservoir an billigen Arbeitskräften, Hunderte von Millionen Männer und Frauen, die harte Arbeit und Hungerlöhne gewohnt sind. Der Kampf um diese Beute wird in Äquatorialafrika, dem Mitt- leren Osten, Südindien und dem Malaiischen Archipel geführt und verlagert sich kaum in Gebiete außerhalb des umstrittenen Bereichs. Es gibt auch Kämpfe im Randbereich der Arktis, wo man wertvolle Bodenschätze vermutet. Vorgeblich. Und das wahre Ziel? Um die Erzeugnisse des industriellen Apparats aufzubrau- chen, die Räder in Bewegung, den Lebensstandard aber niedrig zu halten. Denn der wohlgenährte, materiell zufriedene Bürger, 10

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