Gefördert von: Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen, Angebote, Kontexte Joelle Coutinho Claudia Krell Unter Mitarbeit von Monika Bradna Joelle Coutinho Claudia Krell Unter Mitarbeit von Monika Bradna Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen, Angebote, Kontexte © 2011 Deutsches Jugendinstitut e. V. Projekt „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland – Fallzahlen, Angebote, Kontexte“ Internet: http://www.dji.de Nockherstraße 2, 81541 München Telefon: +49 (0)89 62306-0 Fax: +49 (0)89 62306-162 ISBN 978-3-86379-054-7 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Zusammenfassung der Studie 10 1 Einleitung 22 2 Relevanz des Themas 24 2.1 Begriffsbestimmungen 24 2.1.1 Anonyme Geburt 24 2.1.2 Babyklappe 26 2.1.3 Anonyme Übergabe 27 2.2 Einführung der Angebote in Deutschland 27 2.3 Adoption 28 3 Stand der Forschung 34 3.1 Anonyme Geburt und Babyklappen 34 3.2 Neonatizid 39 3.3 Donogene Insemination 46 3.4 Bindungsentwicklung 52 4 Forschungsdesign des Projektes 56 4.1 Zielsetzung und Fragestellungen 56 4.2 Erfassung der gängigen Praxis von Jugendämtern und Trägern: Methodisches Vorgehen 59 4.3 Interviews mit Nutzerinnen eines Angebots zur anonymen Kindesabgabe: Methodisches Vorgehen 63 4.4 Auswertung des empirischen Materials 66 5 Angebots- und Trägerlandschaft der anonymen Kindesabgabe, Inanspruchnahme und Kontexte: Empirische Ergebnisse 69 5.1 Übersicht über die Angebote 70 5.1.1 Anzahl der Angebote und ihre regionale Verteilung 73 5.1.2 Übersicht über die Trägerlandschaft und fachliche Verortung der Angebote 88 5.1.3 Entstehung der Angebote und Motive zur Gründung 93 5.1.4 Kooperationsstrukturen 100 5.1.5 Finanzierung 113 5.1.6 Öffentlichkeitsarbeit 116 5.1.7 Beratungssetting und Qualifizierung der Mitarbeiter/innen 124 5.1.8 Zwischenfazit 133 5.2 Nutzerinnen der Angebote 137 5 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ 5.2.1 Betroffene Frauen und ihre Motive 137 5.2.2 Rolle der Väter 146 5.2.3 Kontaktaufnahme und Häufigkeit der Beratungen vor der Geburt bzw. der Ablage des Kindes 148 5.2.4 Ablauf der anonymen Geburt und medizinische Versorgung der Mutter 154 5.2.5 Kontaktaufnahme nach Ablage/Geburt und Aufgabe der Anonymität 156 5.2.6 Zwischenfazit 165 5.3 Angaben über Kinder 168 5.3.1 Anzahl der Kinder 168 5.3.2 Meldung des Kindes an das Jugendamt und weitere Behörden 171 5.3.3 Unterbringung der Kinder 176 5.3.4 Vorgehen bei Rücknahme und Verbleib der Kinder 183 5.3.5 Alter und Gesundheitszustand der Kinder 198 5.3.6 Besondere Fälle anonymer Kindesabgabe 202 5.3.7 Hinterlassenschaften für die Kinder 204 5.3.8 Netzwerke für Adoptivfamilien 205 5.3.9 Zwischenfazit 207 5.4 Bedeutung juristischer Aspekte 211 5.4.1 Bewertung juristischer Aspekte 211 5.4.2 Staatsangehörigkeit 214 5.4.3 Vormundschaften 215 5.4.4 Einwilligung zur Adoption 222 5.4.5 Kritische Betrachtung und Unzulänglichkeiten der Angebote der anonymen Kindesabgabe 222 5.4.6 Einschätzung vorhandener und Darstellung fehlender Angebote aus Sicht der Mitarbeiter/innen von Trägern und Jugendämtern 225 5.4.7 Zwischenfazit 231 5.5 Aspekte von Good Practice 233 6 Nutzerinnen eines Angebotes zur anonymen Kindesabgabe: Ergebnisse der qualitativen Befragung 235 6.1 Schwangerschaft und Motive zur Nutzung eines Angebotes 236 6.1.1 Feststellung der Schwangerschaft 236 6.1.2 Verhütung 237 6.1.3 Wahrnehmung der Schwangerschaft 237 6.1.4 Eigene Reaktion auf Schwangerschaft 239 6.1.5 Verdrängung der Schwangerschaft 240 6.1.6 Gründe für die Verheimlichung der Schwangerschaft 241 6.2 Informationsstrategien 242 6.2.1 Sammlung von Informationen über mögliche Hilfsangebote 242 6.2.2 Alternativen zum gewählten Angebot 243 6.3 Ängste, Befürchtungen und Scham 246 6.4 Strategien der Geheimhaltung 248 6.5 Vorbereitung auf die Geburt und Geburtsablauf 252 6.5.1 Kontaktaufnahme vor der Geburt 252 6 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ 6.5.2 Geburtsvorbereitungen 253 6.5.3 Anonyme Geburten im Krankenhaus 254 6.5.4 Hausgeburten 255 6.6 Abgabe des Kindes 258 6.6.1 Abgabe des Kindes nach Durchführung einer anonymer Geburt 258 6.6.2 Abgabe des Kindes nach Nutzung der Babyklappe 258 6.7 Aufgabe der Anonymität 261 6.8 Situation nach Aufgabe der Anonymität 268 6.9 Beziehung zum Kind 274 6.10 Bilanzierende Einschätzung der Frauen 278 6.11 Zwischenfazit 283 7 Fazit 288 7.1 Handlungsbedarfe 288 7.2 Hinweise für frauen- und familienbezogene Unterstützungsmaßnahmen 293 Anhang 298 8 Literaturverzeichnis 298 9 Glossar zu gesetzlichen Grundlagen 302 10 Abbildungsverzeichnis 311 11 Tabellenverzeichnis 315 12 Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates 317 13 Mitglieder des Träger- und Praxisforums 318 14 Fragebögen der standardisierten Erhebungen 319 14.1 Jugendämter 320 14.2 Anonyme Geburt 326 14.3 Babyklappe 337 14.4 Anonyme Übergabe 349 15 Leitfäden 352 15.1 Qualitative Interviews mit Mitarbeiter/innen der Jugendämter 352 15.2 Qualitative Interviews mit Mitarbeiter/innen der Anbieter 353 15.3 Qualitative Interviews mit betroffenen Frauen 354 7 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ 16 MAXQDA-Codebäume 355 16.1 Auswertung der qualitativen Interviews mit Mitarbeiter/innen der Jugendämter 355 16.2 Auswertung der qualitativen Interviews mit Mitarbeiter/innen der Träger 357 16.3 Auswertung der qualitativen Interviews mit betroffenen Frauen 359 16.4 Übersicht über die biographischen Daten der Interview- partnerinnen 360 8 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ Vorwort Wir möchten an dieser Stelle dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Förderung dieser Studie und die gute Zusam- menarbeit danken. Zudem danken wir allen Beteiligten, die in unterschiedli- cher Weise zum Zustandekommen dieser Studie beigetragen haben. In ers- ter Linie sind dies die Frauen, die sich als Interviewpartnerinnen zur Verfü- gung gestellt haben. Darüber hinaus danken wir allen Mitarbeiter/innen der Jugendämter und Träger, die die Studie durch das Ausfüllen der Fragebögen oder durch ein persönliches Gespräch unterstützt haben. Unser Dank gilt weiterhin den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beira- tes sowie des Träger- und Praxisforums, die das Projekt inhaltlich und me- thodisch konstruktiv begleitet haben. Am Deutschen Jugendinstitut wurde das Projekt von Elisabeth Helming und Dr. Heinz Kindler in der Abteilung Familie und Familienpolitik vorbe- reitet sowie von Dr. Karin Jurczyk, Elisabeth Helming und Monika Bradna methodisch und inhaltlich begleitet. Als Sachbearbeiterin unterstützte Mar- gitta Deuke die Projektmitarbeiterinnen in vielfältiger Weise. Auch ihnen gilt unser Dank. 9 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ Zusammenfassung der Studie Das erste Angebot zur anonymen Kindesabgabe in Deutschland wurde 1999 initiiert. Mit der Zielsetzung, Kindstötung und Aussetzung zu verhin- dern sowie Schwangere und Mütter in problembelasteten Lebenssituationen zu unterstützen, wurden in den Folgejahren weitere Babyklappen und Mög- lichkeiten der anonymen Geburt bzw. der anonymen Übergabe geschaffen. Bei diesen drei Angeboten der anonymen Kindesabgabe handelt es sich um verschiedene Typen, die aufgrund ihrer konzeptionellen Basis unterschie- den werden können. So gewährleisten Angebote der anonymen Geburt eine medizinische Versorgung von Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt. Bei der Nutzung von Babyklappen findet kein persönlicher Kon- takt zwischen der abgebenden Person und den Mitarbeiter/innen des An- gebotes statt und auch eine medizinische Versorgung oder Beratung ist nur dann möglich, wenn sich die Mutter vor oder nach der Abgabe des Kindes beim Träger meldet. Im Falle einer anonymen Übergabe übergibt die abge- bende Person ihr Kind bei einem persönlichen Treffen, nachdem sie zuvor telefonisch Ort und Zeitpunkt mit dem Anbieter vereinbart hat. Bisher gab es keine gesicherten Erkenntnisse über die Anzahl der Angebote und ihre Nutzung. Zudem regen sich seit ihrer Einführung ethische und rechtliche Bedenken gegenüber diesen Angeboten. Die vorliegende Studie, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wurde, führte eine bundesweite Erhebung zu den An- geboten der anonymen Kindesabgabe und deren Inanspruchnahme durch. Anlage der Studie Das Projekt „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland – Fallzah- len, Angebote, Kontexte“ wurde zwischen Juli 2009 und Oktober 2011 durchgeführt und bestand aus zwei Modulen. Im ersten Modul wurden die Träger der Angebote zur anonymen Kindesabgabe sowie sämtliche Jugend- ämter schriftlich befragt. Ziel dieser Befragung war die Erhebung von Fall- zahlen über bestehende Angebote, Kooperationsstrukturen und Beratungs- angebote für betroffene Frauen. Zudem wurden Informationen über die Nutzerinnen und die Häufigkeit der Inanspruchnahme ermittelt. Um aus- gewählte Aspekte vertiefend zu untersuchen, wurden ergänzend zu der schriftlichen, teilstandardisierten Befragung Expert/inneninterviews mit Mitarbeiter/innen der Jugendämter und der Träger der Angebote durchge- führt. Das zweite Modul der Untersuchung fokussierte Frauen, die ein An- gebot zur anonymen Kindesabgabe genutzt hatten. Die Frauen wurden mit- tels Interviewleitfäden zu ihren Motiven befragt, die zur Nutzung eines An- gebotes der anonymen Kindesabgabe geführt haben sowie zu ihrer Lebens- situation vor, während und nach der Schwangerschaft. Expertisen zum Forschungsstand Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden zwei Expertisen vergeben, die dem Forschungsgegenstand thematisch nahestehen. Die Expertise zum Neonatizid gibt Auskunft über die Lebenssituation der Täterinnen und die Verdrängung der Schwangerschaft. Insbesondere bei der Verdrängung der 10 Abschlussbericht „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland“ Schwangerschaft fallen die Gemeinsamkeiten im Verhalten zwischen den Frauen, die einen Neonatizid begangen haben und den Frauen, die ein An- gebot zur anonymen Geburt bzw. eine Babyklappe genutzt haben, auf. Trotz dieser Gemeinsamkeiten kommt es bei den Frauen im Anschluss an die Geburt zu unterschiedlichem Verhalten. Die Expertise zur donogenen Insemination untersucht die Bedeutung der Information über die biologi- schen Eltern für die Entwicklung einer kohärenten Identität der donogen gezeugten Kinder. Sie kommt zu dem Schluss, dass das Wissen um die bio- logische Herkunft und die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu den biolo- gischen Eltern sowie eine frühe Aufklärung der Kinder von großer Bedeu- tung sind. Obwohl donogen gezeugte und anonym geborene Kinder zahl- reiche Gemeinsamkeiten aufweisen, findet bei anonym geborenen Kindern eine öffentliche Diskussion über das Recht des Wissens auf ihre Herkunft statt, während diese bei Kindern, die mittels Samenspende gezeugt wurden, aussteht. Stichprobe und Rücklauf der Jugendamtsbefragung und der Träger- befragung In der ersten Fragebogenerhebung wurden im Januar 2010 591 Jugendämter angeschrieben. 466 dieser kontaktierten Jugendämter beteiligten sich an der Befragung, so dass die Rücklaufquote bei 78,8 % lag. Die Befragung der Jugendämter hatte zum Ziel, Informationen zur Anzahl der Angebote der anonymen Kindesabgabe zu erfassen, zu Kooperationen mit den Jugendäm- tern, zur Anzahl der den Jugendämtern gemeldeten anonym abgegebenen Kindern und zu den Verfahren im Falle einer Rücknahme durch die leibli- che/n Mutter/Eltern, nachdem die Anonymität aufgegeben worden war. Die Träger der Angebote von Babyklappen, anonymer Geburt und anony- mer Übergabe wurden in einer zweiten Fragebogenerhebung befragt. Ziel dieser Befragung war es, Aufschluss über die Anzahl der anonym abgegeben Kinder zu erhalten, aber auch über bestehende Kooperationen, vorgehalte- ne Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für die Mütter, über Hand- lungsabläufe sowie über die Finanzierung der Angebote und die Öffentlich- keitsarbeit der Träger. Auf Basis der Daten aus der Jugendamtsbefragung und einer projektinternen Internetrecherche wurde hierfür zunächst eine Projektdatenbank der Träger von Angeboten anonymer Kindesabgabe er- stellt. Alle erfassten Anbieter wurden angeschrieben und um Teilnahme an der Befragung gebeten. Von den 344 angeschriebenen Trägern beteiligten sich 272 an der Befragung, was einem Rücklauf von 79,1 % entspricht. Im Rahmen der Trägerbefragung gaben 60 Träger eine Babyklappe, 77 ein An- gebot zur anonymen Geburt sowie elf Träger ein Angebot der anonymen Übergabe an. Inanspruchnahme der Angebote – Trägerbefragung Bei den Trägern der Angebote wurden alle anonym geborenen, in eine Ba- byklappe gelegten oder anonym übergebenen Kinder erfragt. Diese Daten wurden unabhängig davon, ob die Mutter zu einem späteren Zeitpunkt die Anonymität aufgab und das Kind zurücknahm oder zur Adoption freigab, erhoben. Somit konnte die Gesamtzahl der Inanspruchnahmen erfasst wer- den (Stichtag: 31. Mai 2010). Insgesamt nannten die Anbieter 973 Kinder, die anonym geboren oder übergeben bzw. in eine Babyklappe gelegt wur- 11
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