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Angewandte klinische Pharmakologie: Phase-I-Prüfungen PDF

153 Pages·1982·2.516 MB·German
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Heidelberger Taschenbiicher Band 214 Peter Wolfgang Lucker Angewandte klinische Pharmakologie Phase-I -Priifungen Mit Beitragen von W. Rindt und M. Eldon Mit 19 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1982 Professor Dr. med. PETER WOLFGANG LUCKER Institut flir klinische Pharmakologie Rebstockel13 6719 Bobenheim am Berg ISBN-13:978-3-540-11353-9 e-ISBN-13:978-3-642-68496-8 DOl: 10.1007/978-3-642-68496-8 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek LUcker, Peter Wolfgang: Angewandte klinische Pharmakologie : Phase I-Priifungen / Peter Wolfgang Liicker. Mit Beitr. von W. Rindt u. M. Eldon. - Berlin; Heidelberg; New York: Springer, 1982. (Heidelberger Taschenbiicher ; Bd. 214) ISBN- 13: 978-3-540-11353-9 NE:GT Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbeson dere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung vorbehalten. Die Vergiitungsanspriiche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die "Verwertungs gesellschaft Wort", Miinchen, wahrgenommen. © by Springer-Verlag Berlin'Heidelberg 1982 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1982 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annah me, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. 212713130-543210 Vorwort Unsere Arzneimittel werden immer differenzierter und spezifischer in ihrer Wirkung. Die griindliche, vertiefte Priifung neuer Substanzen vor der ersten therapeu tischen Anwendung ist ein dringendes Erfordernis, urn ScMden von spateren Patienten abzuwenden. Die relativ junge Disziplin "klinische Pharmakologie" hat sich dieser Aufgabe in verstarktem MaBe angenommen. Den Grundstein legte bereits Paul Martini im Jahre 1947 mit seiner "Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung". In der Einfuhrung ist zu lesen "Nur einer Therapieform, die einer zureichen den klinischen Priifung unterzogen worden ist, und die diese bestanden hat, kann zuerkannt werden, daB sie eine rationale und reale Therapie im engeren Sinne sei, d. h. daB sie in vo11em Umfang den Anforderungen entspricht, die die menschliche Vernunft und Ethik in Situationen ste11en miissen, in denen es urn Gesundheit und Lehre geht". Dieser Satz ist 35 Jahre alt und hat bis heute an Bedeutung nichts verloren. Seinen Niederschlag fand er in der Deklaration von Helsinki sowie schluBend lich im neuen Arzneimittelgesetz yom 24. August 1976. Weltweit wird die Arzneimittelpriifung in vier Phasen unterteilt. In der Phase I werden Untersuchungen an gesunden Versuchspersonen durchgefuhrt. In Phase II wird die Substanz sodann an ein kleines ausgewahltes Ko11ektiv von Kranken verabfolgt. Die Phase III umfaBt die eigentliche "klinische Priifung" an groBeren Ko11ektiven. In der Phase IV wird das Arzneimittel, welches aus der durch die Phasen I bis III durchgelaufenen Substanz geworden ist, nach der Freigabe zur breiten therapeutischen Anwendung mehrere Jahre weiter ver folgt, urn nunmehr am groBen statistischen Material Wirkungen und Nebenwir kungen sauber beurteilen zu konnen. Die Einteilung in Phasen ist heute weltweit verbreitet und geht auf zwei Publikationen der WHO zuriick. Das vorliegende Biichlein befaBt sich ausschlieBlich mit der Phase lund sol1 dem praktizierenden klinischen Pharmakologen Anregungen und Erfahrungen vermitteln. Mein Dank gehOrt meinen Freunden W. Rindt und M. Eldon, die jeder mit einem Kapitel zu diesem Buch beigetragen haben, sowie Frau R. Schneider und Frau M. Kohler fur die sorgfaltige Anlage des Manuskriptes. Bobenheim am Berg, Januar 1982 P. W. LDcKER v Geleitwort Die Proliferation von Arzneimittelinformationen der letzten Jahrzehnte folgt wahrscheinlich einer exponentiellen Kurve. Die zahlreichen Studien uber therapeutische Indikationen, Pharmakodynamik, Pharmakokinetik, Arznei mittelinteraktionen, Nebenwirkungen etc. haben zu weiteren Fachgebieten der medizinischen Wissenschaften und Hilfswissenschaften gefiihrt. Diese Flut von Informationen muB ausgewertet werden und solI schlieBlich die Grundlage fiir eine "rationale und optimale Arzneitherapie" bilden. Das Fachgebiet der klinischen Pharmakologie hat sich dieser Aufgabe angenommen. In zahlreichen Landem (namentlich in den USA) wurden und werden nicht nur Wahl- und Spezialvorlesungen dariiber abgehalten, sondem Abteilungen und Lehrkanzeln errichtet. In den letzten 20 Jahren wurden in den meisten Uindem strikte Richtlinien zur Arzneimittelpriifung von den GesundheitsbehOrden der einzelnen Lander erlassen, die vielfach den Richtlinien der amerikanischen FDA angepaBt sind. Damit hat aber die klinische Pharmakologie als Fachgebiet eine neue Aufgabe, namlich die der Arzneimittelpriifung, erhalten. Es ist dies die erste Verabrei chung eines neuen Medikamentes am Menschen und dient der ersten Absiche rung, ehe ein neues Arzneimittel in die breitere klinische Priifung geht. Mit der Entwicklung der Pharmakokinetik und den kolossalen Fortschritten auf dem Gebiet der Arzneistoffanalytik (HPLC, RIA, EMIT etc.) bot sich die Moglichkeit an, durch "drug monitoring" eine wesentliche Verbesserung in der Rationalisierung und Optimierung der Arzneitherapie zu erzielen. In den USA gibt es heute zumindest an jedem groBeren Medical Center ein klinisch pharmakokinetisches Service, welches mit der klinischen Pharmakologie eng stens zusammenarbeitet. Diese drei Arbeitsgebiete umfassen Forschung, Lehre und Praxis (Service). Das vorliegende Buch stellt einen wertvollen Beitrag zur Literatur auf dem Gebiet der klinischen Pharmakologie dar, indem es sich vor allem an jenen Kreis wendet, der mit der Arzneimittelpriifung befaBt ist. Das Buch basiert im wesentlichen auf der Vorlesungstatigkeit von Herm Prof. Dr. Lucker am University of Cincinnati Medical Center. Die dargestellten Beispiele demon strieren die zunehmende Bedeutung von nichtinvasiven Methoden in der Arzn,~imittelforschung. W. A. RrrSCHEL Professor of Pharmacokinetics and Biopharmaceutics, College of Pharmacy Professor of Pharmacology and Cell Biophysics, College of Medicine Co· Director of Clinical Pharmacokinetics Service, University of Cincinnati Medical Center VI I Inhaltsverzeichnis AUgemeinerTeil. . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Standortbestimmung .............. 3 Aufgabenstellung der klinischen Pharmakologie . 7 Rechtliche Grundlagen 11 Ethische Komitees. . 13 Ethische Grenzen . . 17 Versuchsoptimierung 20 Modellcharakter. . . 24 Randbedingungen . . 26 Voraussetzungen fUr eine Priifung in Phase I . 28 Berichterstattung . . . . . . . . . 31 Die Priifung nach GLP-Richtlinien 35 SpezieUerTeil . . . . . . . . . . . 37 Die "dose tolerance"-Studie . . . . 38 Modell zur Priifung einer Substanz mit p-adrenolytischer Wirkung . 43 Modell zur Priifung von Antacida, HrBlockem sowie Substanzen mit schieimhautprotektiver Wirkung .................... 48 Modell zur Priifung von Arzneimitteln mit Wirkung an der glatten Muskulatur (Pupillometrie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Die psychometrische Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56 Modell zur Priifung eines Arzneimittels mit antiphlogistischer Wirkung. 64 Die Priifung von Substanzen, die auf das Endokrinium wirken (W. Rindt) 67 Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 73 Die Planung einer pharmakokinetischen Studie . . . . . . . . . . . .. 86 1. Versuch zur Aufklarung des pharmakokinetischen Modells einer neuen Substanz sowie deren BioverfUgbarkeit . . . . . . . . . . . 88 2. Versuch zur Aufklarung des Kumulationsverhaltens einer Substanz 89 Pharmakokinetik aus Urin. . . . . 92 Pharmakokinetische Nomenklatur . 95 Statistik (M. Eldon) . . . . . . . . 97 IX Anbang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115 1 "intensive care unit" einer Probandenstation fiir Phase-I-Untersu- chungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 116 2 Einverstiindniserkliirung fiir die Teilnahme an klinischen Priifungen und Protokoll zur Probandenaufkliirung (Muster) 117 3 GroBer und kleiner Laborstatus . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119 4 Checkliste (Muster) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 120 5 Gesetz iiber den Verkehr mit Arzneimitteln sowie 4. Richtlinie iiber die Priifung von Arzneimitteln . . . . . . . 122 6 Deklaration von Helsinki vom 30. Juli 1976 . 125 7 Aufbau eines Priifplans (Muster) . 126 8 Probandenvertrag (Muster) . . . . . . . . 129 9 Kinetikdatentriiger (Muster). . . . . . . . 130 10 American College of Clinical Pharmacology 131 Weiterfiihrende Literatnr 141 Sachverzeichnis . . . . . 145 x AUgemeiner Tell Standortbestimmung Die ldinische Pharmakologie ist eine interdisziplinare Wissenschaft, die von Arzten betrieben wird und betrieben werden muS, welche jedoch im ldassischen Sinne des latros bei Betrachtung zumindest einiger Tatigkeitsmerkmale keine Arzte sind. 1m Gesamtkomplex Medizin ist die ldinische Pharmakologie nur mittelbar anzusiedeln, da alles Trachten und Wirken in der medizini schen Diagnostik und Therapie auf das Heilen im weitesten Sinne ausgerichtet ist, unmittelbar deshalb, da die klinische Pharmakologie sich die Aufgabe gestellt hat, den Effekt von Substanzen im auSerst komplexen Organsystem des Menschen besser zu verstehen und somit dem therapeutisch tatigen Arzt eine rationale Urteilsbildung bei der Behandlung mit Arzneimitteln zu ermoglichen. Die klinische Pharmakologie ist im eigentlichen Sinne keine Thera pieforschung, auch wenn sie damit haufig verwechselt wird. Die Zielsetzung ist wesentlich enger gesteckt, denn zur Therapiefor schung geMrt die Erprobung aller denkbaren physikalischen und physikochemischen Verfahren, wohingegen sich die klinische Pharma kologie streng an die.Erforschung der Pharmakodynamik und Pharma kokinetik von Substanzen halt, also das am Menschen nachvollzieht, was der Tierpharmakologe im Tierexperiment erarbeitet hat. Die klinische Pharmakologie ist im besten Sinne Pharmakologie am Menschen, Humanpharmakologie. So laBt sich die klinische Pharmakologie unschwer als Bindeglied zwischen das pharmakologische Tierexperiment und die eigentliche Therapie einordnen, denn wissenschaftlich fundierte Arzneimittelthe rapie ist erst dann moglich, wenn alle gewiinschten und unerwiinschten Eigenschaften einer Substanz im klinisch-pharmakologischen Experi ment erarbeitet worden sind. Die Ubertragbarkeit tierexperimenteller Daten ist nur in sehr eingeschranktem MaBe moglich, da die fast immer von Spezies zu Spezies genetisch fixierten Variationen der Antwort auf die Inkorpora- 3 tion einer Substanz zu vollig anderen pharmakodynamischen Effekten oder anderer pharmakokinetischer Phanomenologie fiihren, als man sie auf der Basis intelligenter Oberlegungen erwartet, so daB schluBendlich das Experiment am Menschen unvermeidlich bleibt. Dem Experiment am Menschen sind enge ethische Grenzen gesetzt. Auch hier gilt das "nil nocere" , und zwar in verstarktem MaBe. Dies urn so mehr, wenn es sich urn Untersuchungen an freiwilligen, gesunden Versuchspersonen handelt. Der Patient, der sich dem Arzt seines Vertrauens fiir eine klinisch pharmakologische Untersuchung zur Verfugung stellt, hat zumindest die Hoffnung, eine verbesserte Therapie im Vergleich zu den bisher vorhandenen zu bekommen. Der Proband hingegen muB die Mentalitat eines Testpiloten mitbringen. AuBer einem materiellen Ausgleich, der in keinem Falle risikodeckend sein kann, erbalt er nichts und geht zudem im allgemeinen das hahere Risiko ein, da beim ersten Versuch am Patienten die Substanz bereits am gesunden Probanden erprobt worden ist. Die engen, dem Fachgebiet auferlegten Grenzen machen einen hohen Einsatz von physikalischen, physikochemischen, chemischen und mathematischen Mitteln notwendig. Das Tierexperiment laBt sich in den meisten Fallen am Menschen nicht nachvollziehen, so daB SchluB folgerungen baufig oder fast immer aus indirekt gewonnenen Daten gezogen werden miissen. Eine Tatsache, die, als Herausforderung von der klinischen Pharmakologie angenommen, in den letzten drei Jahr zehnten zu bis dahin unvorstellbaren Moglichkeiten des Messens gefiihrt hat, nicht zuletzt auch durch die Nutzbarmachung von in der Raumfahrt gewonnenen Methoden. Unter Beachtung des "nil nocere", d. h. ohne Gefahrdung, ja sogar, wenn moglich, ohne subjektive Belastigung, kann heute sehr vieles am Menschen gemessen werden. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang nur auf die telemetrische Erfassung ganzer Datenpakete zur Messung des physischen sowie emotionellen Stresses bei Testpiloten, welche schnelle Kampfflugzeuge fiihren. Die klinische Pharmakologie ist ein interdisziplinares Arbeitsgebiet, welches seine Aufgaben nur im Team mit Arzten, Psychologen, Physi kern, Chemikern und nicht zuletzt Elektronikern zu losen vermag, wobei arztliche Erfahrung und Intuition immer die entscheidende Rolle zu spielen haben. 4

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