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Androgynie: Möglichkeiten und Grenzen der Geschlechterrollen PDF

233 Pages·1989·6.468 MB·German
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Dorothee Bierhoff-Alfermann . Androgynie Dorothee Bierhoff-Alfennann And rogynie Moglichkeiten und Grenzen der GeschlechterroOen Westdeutscher Verlag Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann. Aile Rechte vorbehalten © 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. J ede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuHissig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielf1iltigungen, Ubersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt lSBN-13: 978-3-531-11861-1 e-lSBN-13: 978-3-322-84026-4 DOl: 10.1007/ 978-3-322-84026-4 Fi.ir meine Eltern, Wilhelm und Marianne Alfermann, die meine ersten wichtigen Geschlechtsrollenmodelle waren. Vorwort Androgynie, eine Wortkombination aus der altgriechischen Sprache, bedeu tet wortlich iibersetzt Mann-Frau. Es wird urspriinglich Platon zugeschrie ben und spiegelt die alte Sehnsucht des Menschen nach Vollkommenheit wider: Die verloren geglaubte andere (physische) Halfte sollte auf die Weise zusammen mit der eigenen Halfte wieder zu einem physisch ganzen, autar ken Wesen werden. Nun, Vollkommenheit meint Androgynie im hier vorgelegten Buch nicht, sehr wohl aber das Zusammenfiigen psychischer maskuliner und femi niner Komponenten in einer Person. Nicht also die Physis, die biologische Androgynie, sondern die psychische Androgynie ist gemeint. Dabei wird davon ausgegangen, daB das Konzept der Androgynie keineswegs vollkom men ist, sondern verbesserungs- und veranderungswiirdig. Es erscheint mir aber als ein wichtiger Fort- und Zwischenschritt in der Geschlechtsrollende batte. Diese ist in der Weiterentwicklung begriffen und standig erscheinen neue Studien zur Androgynie. In einer solchen Situation zu einer ab schlieBenden Stellungnahme zu kommen, ist nicht moglich. Das vorliegende Buch wurde schwerpunktmaBig in den lahren 1986/87 geschrieben. Es verdankt sein Erscheinen der Tatsache, daB das Thema "Geschlechtsrollen/Geschlechterunterschiede" mich wissenschaftlich seit meinem Studium, also seit etwa 1970, beschiiftigt, im Sinne personlicher Betroffenheit natiirlich schon erheblich langer. So gesehen ist es ein Thema, das mich sicher auch weiterhin begleiten wird, und, davon gehe ich jedenfalls aus, bewuBt oder unbewuBt jede(n) von uns beeinfluBt und pragt. Mir ist daher bewuBt, daB ein Thema wie das vorliegende nicht vollig distanziert und wertneutral behandelt wird, auch nicht von mir. Den Leserinnen und Lesern wird auffallen, daB im vorliegenden Buch zwischen fortlaufendem Text und sog. Boxen unterschieden wurde. Letztere sollen zusatzliche und ausfiihrlichere Informationen liefern, die iiber den fortlaufenden Text hinausgehen, ihn also erganzen, ohne daB damit der rote Faden verlorenginge. GieBen, im Friihjahr 1988 Dorothee Bierhoff-Alfermann 7 Inhalt 1. Das Konzept der Androgynie 11 1.1. Geschlechtsrollenentwicklung 11 1.2. Was ist das Charakteristische am Androgynickonzept? 17 2. Methodische Zugange: Wie erfaJ3t man das Konstrukt Androgynie? 25 2.1. Traditioncllc Ansatzc zur Erfassung von Maskulinitat/ Femininitat 25 2.2. Ne.uere Ansatzc zur Erfassung von Maskulinitat/Femininitat: Methodischc Zugangc zur Androgynie 28 3. Korrelate von Androgynie: Hat das Konstrukt Leben? 71 3.1. 'Auswirkungen' von Androgynie 71 3.1.1. Psychische Gesundheit 71 3.1.2. Soziale Interaktion 79 3.1.3. Soziale Kompetenzcn und Fahigkeiten 91 3.1.4. Interpersonelle Beziehungen 98 3.1.5. Kognitive Fahigkeiten, Leistungsmotivation und Interessen 104 3.1.6. Flexibilitat 126 3.2. Entwicklung und Sozialisations'bedingungen' von Androgynie 128 3.2.1. Sozialisations'bedingungen' 129 3.2.2. Identitatsentwicklung und Androgynie 138 3.2.3. Geschlechtsrollenorientierung iiber die Lebensspanne 145 9 3.3. 'Antezedenzen' und 'Konsequenzen' von Androgynie: Eine Untersuchung an deutschcn Jugcndlichen 152 3.3.1. Variablen und Untcrsuchungsplan 154 3.3.2. Stichprobe 156 3.3.3. Ergebnisse 160 3.3.4. Zusammenfasscnde Diskussion 168 4. Kritik am Androgynickonzept: Argumente und Gegcnargumcnte 177 5. Anwendungsbcispicle des Androgyniekonzepts 195 6. Resiimcc und Ausblick 207 Literatur 213 Pcrsonenregister 228 Sachregistcr 232 10 1. DAS KONZEPTDERANDROGYNIE 1.1. Geschlechtsrollenentwicklung Geschlechtsrollenentwicklung bezieht sich auf die Frage, auf welche Weise von welchem Geschlecht welche Charakteristika erworben werden, die auf grund sozialer Defmition als fur das eine oder das andere Geschlecht ange messen gelten. Diese Charakteristika konnen auf kognitiver, affektiver sowie auf der Verhaltensebene erworben werden. Der ProzeB der Geschlechtsrol lenentwicklung wird auch als Geschlechtstypisierung bezeichnet. Dabei ist hervorzuheben, daB sich die Geschlechtstypisierung auf verschiedene Inhalte bezieht, niimlich mindestens fUnf (vgl. Tab. 1.1), die aber nicht notwendiger weise miteinander zusammenhiingen mussen. So kann ein Junge zwar die fur Jungen typischen Interessen entwickeln, ohne gleichzeitig aber die fUr Jungen typischen Pers.onlichkeitseigenschaften zu ubernehmen. Geschlechtsrollen entwicklung verliiuft somit nicht eindimensional, sondern mehrdimensional. Auf der Basis bisheriger Theorien und Forschungsergebnisse lassen sich zwei grundlegende Unterscheidungen treffen, niimlich die nach Inhalten der Entwicklung, anders ausgedruckt, nach Dimensionen der Geschlechtsrolle, und die nach den dabei angesprochenen Konstrukten, die von Wissens bestiinden bzw. subjektiven Uberzeugungen bis hin zur AusfUhrung von als geschlechtstypisch geltenden Verhaltensweisen reichen. In Tab. 1.1 sind diese beiden Gesichtspunkte in der Form einer Matrix dargestellt. Die funf Inhalte betreffen zum einen eine biologische Dimension, zum anderen vier eher psychologische Dimensionen, fur die es zwar typische soziale Erwartungen gegenuber dem einen oder anderen Geschlecht gibt, deren konforme Uber nahme aber nicht als notwendig fur eine 'gesunde' Geschlechtsrollenent wicklung anzusehen ist. Wir muss en somit unterscheiden zwischen dem bio logischen Geschlecht zum einen und den daran gekniipften geschlechtstypi schen Erwartungen und Charakteristika zum anderen. Bei den Konstrukten wiederum ist zu unterscheiden zwischen Wissens bestiinden und geiiuBerten Annahmen uber Geschlechterrollen zum einen und der Ubernahme dieser als soziale Erwartungen erlebten Wissensbestan de zum anderen. Diese Ubernahme kann sich auf drei Weisen auBern: In Form der Selbstwahrnehmung und Identitat, in Form von Praferenzen und Werten, und schlieBlich in Form von Verhaltensweisen. Wiihrend Wissensbe stande, Selbstbild und Priiferenzen typischerweise uber Fragebogen, Ratings und abgegebene Wahlen (z.B. von bevorzugtem Spielzeug) erfaBt werden, 11 D Verhalten Dl korperliche Attribute ei nes Geschlechts (z.B. KJei- dung, Haartracht) D2 Ausgeftihrte Spiele, Akti vitaten, Berufe, usw., die ge schlechtstypisch sind D3 Ausfiihrung entsprechen der geschlechtstypischer Charakteristika (wie Aggres- Abhangigkeit) sian, n (QueUen: Huston 1983) C Priiferenzen, Einstellungen, Werte CWunsch mannlich od. weib-1 Iich zu sein oder Bevorzugung eines Geschlechts CBevoIZugung von Spielzeug, 2 SpieleD, Aktivitaten, Leistungs- bereichen; GeschlechtsroIIen- einstellungen Bevorzugung von Person-C3 lichkeitsmerkmalen oder Verhaltensweisen; sozialen Einstellungen zu denen ander- er n Konstrulden der Geschlechtsrollenentwicklung mit Beispielex B Identitat A Konzepte Annahmen SeJbstwahrnehmung Bl Geschlechteridentitat als AI Geschlechterkonstanz inneres Gefuhl von mann- lich/weiblich Kenntnisse uber Ge-B2 Selbstwahrnehmung von ~ sChlechter-Stereotype oder Interessen, Fahigkeiten .konzepte (zu Aktivita- ten/Interessen) A3 Konzepte uber Ge-B3 Wahrnehmung der eigenen schlechterstereotype oder PersonIichkeit (Geschlechtsrol- lenselbstbild) geschlechtsangemessenes Sozialverhalten (zu per sonal·sozialen Attributen) e TabeJle 1.1. Matrix "on Inhalt Inhalte I) Biologisches Geschlecht und Inter-2) Aktivitaten essen (Spieizeug, Spiele, Berufe, familiale RoIlen, Aufga ben, Leistungsbereiche) 3) Personal·soziale Attri bute (personlichkeitsei genschaften, soziales Ver- halten) ,..... tv D Verhalten D4 Soziale oder .. xuelle Aktivitaten mit anderen auf der Basis des Geschlechts (z.B. gleichgeschlechtliche Freunde) Ausfiihrung geschlechts DS typischen nonverbalen Ver- haltens, Fantasieprodukte, kiinstlerische Stile C Priiferenzen, Einstellungen, Werte CBevorzugung mannlicher 4 oder weiblicher Freunde, Spielpartner, BezugspeI>onen s Bevorzugung von stilisti-C schen oder symbolischen Ob- jekten; Einstellung zu nonver- balen Mustem anderer B Identitiit Selbstwahmehmung B4 Selbstwahmehmung der ei- genen Muster sozialer Kon- takte, Beziehungen usw. Selbstwahmehmung von BS (5) A Konzepte Annahmen A4 Konzepte iiber Ge- schlechtstypische Normen fur soziale Beziehungen auf der Basis des Geschlechts Kenntnisse iiber ge-AS schlechtstypische Stile oder Symbole Inhalte 4) Soziale Beziehungen auf der Basis des Geschlechts (Geschlecht von Freunden, des bevorzugten Eltem leils, von Spielkameraden usw.) Stilistische und symboli 5) sche Inhalte (Gesten, non verbales Verhalten,Sprach muster, Lautstarke, Tonfall usw.) w

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