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Analytische Psychotherapie zwischen 18 und 25: Besonderheiten in der Behandlung von Spätadoleszenten PDF

208 Pages·2017·11.043 MB·German
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Psychotherapie: Praxis Die Reihe Psychotherapie: Praxis unterstützt Sie in Ihrer täglichen Arbeit – praxisorientiert, gut lesbar, mit klarem Konzept und auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Mehr Informationen zu dieser Reihe auf http://www.springer.com/series/13540 Holger Salge Analytische Psycho- therapie zwischen 18 und 25 Besonderheiten in der Behandlung von Spätadoleszenten 2., vollständig überarbeitete Auflage Holger Salge Sonnenberg-Klinik Stuttgart Deutschland Psychotherapie: Praxis ISBN 978-3-662-53570-7 ISBN 978-3-662-53571-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-53571-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be- rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Abbildungen: (c) Niklas Krönke, (c) Heinz Kurz Umschlaggestaltung: deblik Berlin Fotonachweis Umschlag: © twohearts/fotolia Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH Deutschland Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany V Motto Leonce: […] Aber ich weiß besser was du willst, wir lassen alle Uhren zerschlagen, alle Kalender verbieten und zählen Stunden und Monden nur nach der Blumenuhr, nur nach Blüte und Frucht. Und dann umstellen wir das Ländchen mit Brennspiegel, dass es keinen Winter mehr gibt und wir uns im Sommer bis Ischia und Capri hinauf destillieren, und [wir] das ganze Jahr zwischen Rosen und Veilchen, zwischen Orangen und Lorbeer stecken. Valerio: Und ich werde Staatsminister und es wird ein Dekret erlassen, dass wer sich Schwielen in die Hände schafft unter Kuratel gestellt wird, dass wer sich krank arbeitet kriminalistisch strafbar ist, dass jeder, der sich rühmt sein Brot im Schweiße seines Angesichts zu essen, für verrückt und der menschlichen Gesellschaft gefährlich erklärt wird und dann legen wir uns in den Schatten und bitten Gott um Makkaroni, Melonen und Feigen, um musikalische Kehlen, klassische Leiber und eine kommode Religion! Schlussdialog aus dem Lustspiel „Leonce und Lena“ von Georg Büchner Geleitwort Warum nur gilt die Zeit der späten Adoleszenz bei Psychotherapeuten, Psychoanalytikern, Kin- derpsychiatern und Kinderanalytikern und ihren Institutionen so wenig? Sollte denn nicht dem Übergang von der Jugendzeit zum Erwachsenenalter all unser Interesse gelten – einer Zeit, von der der Fortschritt unserer Gesellschaft so abhängig ist, eine Zeit der Bildung und Ausbildung, Partnerfindung, Hoffnung und Zukunft? Holger Salge gibt in seinem Buch viele Antworten für diese Verleugnung, so schreibt er von der Furcht der Erwachsenengeneration vor dem Altern, von der Furcht vor der Unberechenbarkeit und Aggressivität der Spätadoleszenten, vom Neid auf die Möglichkeiten der Jugend und über vieles mehr. Dieser Gleichgültigkeit und Verleugnung versucht der Autor zu begegnen, er versucht auf vielfältige Weise, Theorien, vor allem psycho- analytische, zu beschreiben, neue Theorievorstellungen vorzuschlagen und sie vor allem in vielen gelungenen Falldarstellungen und Vignetten mit dem praktischen Handeln zu verbinden. Die Bedeutung der Kultur für das Überwinden spätadoleszenter Konflikte und das Erreichen einer Identität, die sich im Lauf des Lebens immer wieder zu wandeln vermag, drückt sich auch in den einfühlsamen Zitaten unterschiedlicher Dichtungen aus, die als Motto jedem Kapitel vorangestellt sind, gleichsam, als ob sie den Inhalt mit einem tieferen, eben kulturellen Ver- ständnis verknüpfen. In so vielem, was Holger Salge über spätadoleszente Patienten schreibt, habe ich mich wieder- gefunden und verstanden gefühlt, auch in seiner Kritik an einer der Gegenwart allzu angepassten Psychoanalyse und dem Verlust ihres kritischen Geistes, vor allem in ihren in der Pädagogik verhafteten Ausbildungsinstitutionen, die, so schreibt der Autor, Psychoanalytiker so schwer erwachsen werden und die Spätadoleszenz überwinden lassen. Das Buch ist einfühlsam und hilfreich geschrieben, dann und wann mit Zweifeln und die Sub- jektivität betonend, was es dem Leser erleichtert, es von Anfang bis Ende mutig zu lesen. Aber es ist auch ein Handbuch, in dem sich nachschlagen und nachlesen lässt und so umfassend zu seinem Thema, wie ich kein anderes kenne. Dem Buch gelingt es, zu ermutigen, spätadoleszente Patienten zu behandeln, und das ist ein großer Verdienst. Ich wünsche ihm eine weite Verbreitung und viel Erfolg. Prof. Dr. Jörg Wiesse Nürnberg, im Frühjahr 2013 VII Vorwort zur 2. Auflage Es freut mich, dass der Springer-Verlag sich entschlossen hat, dem Buch eine 2. Auflage zu ermöglichen. Damit war für mich die Möglichkeit gegeben, einige meiner Überlegungen etwas genauer zu fassen oder auch etwas ausführlicher darzustellen. Insbesondere die Kapitel zur Spätadoleszenz in der postmodernen Gesellschaft, zur Rolle des Computers und der Welt der neuen Medien und zur Sexualität habe ich erweitert. Ein Kapitel zu „Sucht und süchtigem Agieren“ habe ich hinzugefügt. In das Kapitel zu den behandlungstechnischen Gesichtspunkten sind einige neue Aspekte eingearbeitet. Seit dem ersten Erscheinen des Buches sind an vielen Stellen Behandlungseinheiten für die Psychotherapie junger Erwachsener entstanden, was auf die zunehmende Akzeptanz der be- sonderen Herausforderungen, die die Psychotherapie von spätadoleszenten Patienten mit sich bringen, innerhalb des Fachgebietes schließen lässt. Insbesondere viele der größeren psycho- somatisch-psychotherapeutischen Fachkrankenhäuser mit psychodynamischer Ausrichtung verfügen inzwischen, aufgrund ihrer Möglichkeiten differenzierte Therapieangebote für unter- schiedliche Patientengruppen zu entwickeln, über entsprechend spezialisierte Behandlungs- angebote. Wenn das Buch die notwendige Diskussion um die besonderen Aspekte in der psychotherapeu- tischen Behandlung von jungen Patienten im Übergang ins Erwachsenenalter zu bereichern vermag, wäre dies Anerkennung genug. Holger Salge Stuttgart, im September 2016 Vorwort zu 1. Auflage Daran erkenn ich den gelehrten Herrn! Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern. Was ihr nicht fasst, das fehlt euch ganz und gar. Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr. Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht. Was ihr nicht münzt, meint ihr, gelte nicht. Johann Wolfgang von Goethe Mit diesem Buch möchte ich versuchen, einige der Besonderheiten, mit denen Therapeuten und therapeutische Teams in der psychotherapeutischen Behandlung Spätadoleszenter und junger Erwachsener konfrontiert sind, in den Mittelpunkt zu rücken. Mit Spätadoleszenten und jungen Erwachsenen sind jene Menschen gemeint, die sich an der Schwelle zum Erwach- senenalter befinden, die im Alter zwischen 18 und Mitte 20 vor der Notwendigkeit stehen, in Eigenverantwortung einen eigenen Lebensentwurf zu entwickeln und zu verfolgen. Insofern differenziere ich Patienten dieser Altersgruppe auch von Jugendlichen, eine Unterscheidung, die in dieser Form im psychotherapeutischen Kontext so regelmäßig nicht getroffen wird, aus meiner Sicht aber sinnvoll und notwendig erscheint. Diese Abgrenzung lässt sich sowohl mit den Unterschieden in der inneren Entwicklung als auch den divergierenden Erwartungen der Umwelt begründen. In dieser Lebensphase kommt es regelmäßig zu einer spezifischen Bezug- nahme der äußeren Lebenssituation auf die inneren Entwicklungsprozesse. Prüfungen wie das Abitur oder die Führerscheinprüfung stellen oft Kristallisationspunkte der Ablösung und Verselbstständigung dar. Der Umgang mit diesen Anforderungen gibt häufig Auskunft darüber, wie das Zusammentreffen innerer und äußerer Reifungsanforderungen- und Reifungsschritte bewältigt wird, ob die symbolischen Schwellen eher ängstlich-defensiv, neugierig-offensiv oder gar nicht überschritten werden. In der Ankündigung einer Tagung zum Thema Psychotherapie in der (Spät-)Adoleszenz in Münsterlingen / Schweiz im Mai 2011 wurde die psychotherapeutische Versorgung von (Spät-) Adoleszenten und jungen Erwachsenen als ein sich langsam etablierender, selbstständiger Ver- sorgungsbereich beschrieben. Auch wenn diese Einschätzung zum damaligen Zeitpunkt noch recht optimistisch, fast visionär klang, deutet die Zunahme von spezialisierten Behandlungs- einheiten, sowohl im psychiatrischen und besonders im psychotherapeutischen Versorgungs- bereich, in den letzten Jahren auf die Richtigkeit dieser Einschätzung. Eine intensive Auseinan- dersetzung mit den entwicklungspsychologischen Besonderheiten und den damit verbundenen behandlungstechnischen Herausforderungen von Patienten dieser Altersgruppe bereichert aber auch die Behandlung älterer Patienten. Viele der in diesem Buch thematisierten Aspekte sind selbstverständlich nicht spezifisch für Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter, verdienen in der psychotherapeutischen Be- handlung von Spätadoleszenten und jungen Erwachsenen aufgrund der Häufigkeit und Intensi- tät ihres Auftretens aber doch eine besondere Beachtung. In der Organisation der psychotherapeutischen Versorgungslandschaft in Deutschland befinden sich die Patienten, mit denen sich dieses Buch befasst, gewissermaßen zwischen den Fronten. IIXX Vorwort zu 1. Auflage Zu alt für die Behandlung bei Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mobilisieren sie bei Erwachsenentherapeuten in der Regel oft uneingestandene, zumindest aber unausgesprochene und erhebliche Vorbehalte, Ängste und auch Widerstände. Die von der psychotherapeutischen Behandlung junger Menschen ausgehende, auch immer wieder benannte Faszination tritt leider oft hinter die intuitiven Ausweichbewegungen der Psychotherapeuten zurück. Die Gründe für diese problematische Position junger Erwachsener in der psychotherapeutischen Versorgungs- landschaft sind mit Sicherheit vielfältig. In der Konsequenz haben es junge Erwachsene in der Regel ausgesprochen schwer, ein passendes ambulantes Behandlungsangebot zu finden. Im Zusammentreffen mit den spezifischen Ängsten der jungen Patienten führt dies häufig zu Ver- zögerungen in der Behandlungsaufnahme und kann erhebliche psychosoziale Folgen nach sich ziehen: Die Entwicklungsstörungen werden – im Sinne eines Circulus vitiosus –akzentuiert und münden nicht selten in chronische Krankheitsverläufe. Nach meiner Einschätzung sind weder die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten noch die Psychotherapeuten für Erwachsene a priori besonders gut auf die spezifischen Anforderungen, die dieses Klientel an die Behandler heranträgt, eingestellt und vorbereitet. Verschiedene Autoren haben wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass die durchschnitt- lichen psychischen Verfassungen und Verhaltensweisen von Jugendlichen und Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter Ähnlichkeiten mit schweren psychischen Störungen aufwei- sen können. Aus klinischer Perspektive entsteht daher bei Auffälligkeiten von jungen Menschen in dieser Lebensphase die schwer und meist nur in der Verlaufsbeobachtung zu klärende Frage, ob es sich im Einzelfall um eine besonders auffällig oder lärmend verlaufende persönliche Variante des benötigten „psychosozialen Moratoriums“ (Erikson 1968), um den Beginn einer klinisch relevanten Problematik oder sogar um eine gestört verlaufende Persönlichkeitsent- wicklung handelt. Unter behandlungstechnischen Aspekten lautet mein Credo, nicht (nur) die spezifische Stö- rung und Symptomatik des jungen Menschen im Behandlungsprozess zu fokussieren, sondern vielmehr gleichzeitig den „eingefrorenen“ Entwicklungsprozess in den Mittelpunkt der Auf- merksamkeit und der Interventionsstrategien zu stellen. Insofern ist dieses Buch möglicher- weise nicht „modern“, nimmt keine explizit störungsorientierte Perspektive ein und verzichtet demzufolge auch auf die Forderung nach einer störungsspezifischen Behandlungsstrategie. Allerdings kann ich mir vor dem Hintergrund meiner langjährigen klinischen Erfahrung mit Patienten dieser Altersgruppe eine andere therapeutische Vorgehensweise als die, die sich an dem komplizierten und gleichzeitig hoch ambivalent erlebten Entwicklungsgeschehen orien- tiert nicht vorstellen. Die dargestellten Gedanken und Perspektiven sind aus der langjährigen klinischen Arbeit mit Patienten im Alter zwischen 18 und 25 sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting hervorgegangen. Als nicht sehr erfahrener Psychotherapeut habe ich vor 13 Jahren begonnen, von den jungen Patienten die Notwendigkeit eines spezifischen Zugangs zu ihren Schwierig- keiten zu lernen. Die Vorgehensweisen und konzeptionellen Überlegungen sind zunächst und in erster Linie aus dem klinischen Alltag heraus entwickelt und weniger im Rückgriff auf theoreti- sche Konzepte entstanden – oder gar auf empirisch „gesicherte“ Behandlungsstrategien gestützt. Die Möglichkeit, sich auf kohärente, im klinischen Alltag überzeugende Theoreme stützen zu können, hat sich im weiteren Verlauf der konzeptionellen Arbeit aber als ausgesprochen hilf- reich erwiesen. Diese an den klinischen Phänomenen orientierte Position einzunehmen und

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