Analytische Methoden zum Nachweis der Reinheit von Enantiomeren und Diastereomeren : • durch Polarimetrie • durch NMR-Spektroskopie - NMR-Spektroskopie mit chiralen shift-Reagenzien - NMR-Spektroskopie diastereomerer Derivate • durch Gaschromatographie (GC) - GC an chiralen Phasen - GC diastereomerer Derivate • durch Hochdruckflüssigchromatographie - HPLC an chiralen Phasen - HPLC diastereomerer Derivate • durch Kapillarelektrophorese (CE) 299 E. Urban Enantiomerenüberschuß: Die Reinheit chiraler Verbindungen und die Selektivität asymmetrischer Synthesen wird durch die Angabe des Enantiomerneüberschuß (% ee) charakterisiert. [E - E ] 1 2 % ee = x 100 [E + E ] 1 2 % ee = Enantiomerenüberschuß in % E > E 1 2 E = Enantiomer 1 1 E = Enantiomer 2 2 % ee = 0% Racemat % ee = 100% reines Enantiomer E1 300 E. Urban Nachweis der Enantiomerenreinheit durch Polarimetrie Definition: Polarimetrie nennt man die Messung der Drehung der Polarisationsebene des linear polarisierten Lichts durch optisch aktive Substanzen. Unter optischer Aktivität versteht man die Eigenschaft verschiedener Stoffe, bei Durchstrahlung mit linear polarisiertes Licht, dessen Ebene um einen gewissen Winkel α zu drehen. circular polarisiertes Licht linear polarisiertes Licht 301 E. Urban Herstellung von polarisiertem Licht: Zur Herstellung von polarisiertem Licht wird ein Nicol‘sche Prisma verwendet. Das Nicol‘sche Prisma kann aber ebenso als Analysator zur Untersuchung von polarisiertem Licht verwendet werden, da es nur Licht einer bestimmten Polarisations- richtung durchläßt. Nicol'sches Prisma Calciumcarbonat (= Kalkspat) 68° circular linear polarisiertes polarisiertes Licht Licht Canada-Balsam 302 E. Urban Aufbau eines Polarimeters: 303 E. Urban Meßergebnis: Auf diese Weise kann man nicht nur ermitteln, daß eine Substanz optisch aktiv ist und in welche Richtung die Drehung erfolgt, sondern man kann auch den Drehwinkel messen. Diese entspricht einfach der Gradzahl um den man den Analysator drehen muß, damit er wieder mit der Schwingungsebene korreliert. α Drehwert von Flüssigkeiten 20 [α] = . D (d = Dichte in g/ml) l d α Drehwert von Lösungen 20 [α] = . D (c Konzentration in g/ml) l c 304 E. Urban Anwendung der Polarimetrie: • zur Gehaltsbestimmung von Verbindungen mit bekannter spezifischer Drehung • zur Identitäts und Reinheitsprüfung • zur Bestimmung der optischen Reinheit eines Enantiomerengemisches • zur Bestimmung der Absolutkonfiguration (Vorzeichen des Drehwertes) Nachteile der Methode: • hoher Probenbedarf • spezifische Drehung (= Drehwert) mancher chiraler Stoffe sehr gering • Meßgenauigkeit hängt von vielen Faktoren an (Temperatur, Lösungsmittel, pH, Verunreinigungen,... ) 305 E. Urban Enantiomerenüberschußbestimmung durch Polarimetrie: Bei enantiomer angereicherten Proben wird der Drehwinkel vom Enantiomerenüberschuß bestimmt und zum Drehwinkel einer enenatiomerenreinen Probe in Beziehung gesetzt . [α] % ee = x 100 [α] max % ee = Enantiomerenüberschuß in % Beispiel: 99% ee bedeutet 99.0% (R) + 1.0% (R+S) = 99,5% (R) + 0,5% (S) 306 E. Urban Präzision von polarimetrischen Messungen: Die Einfachheit der Messung täuscht eine hohe Präzision vor (" man kann da doch nichts falsch machen") Beispiel: 1-Phenyl-ethan-1,2-diol 20 [α] = -52,2 (c=0,77 in MeOH) D • Ablesung am Polarimeter: α = 0.407 (∆α = 0.005) • Zelllänge: l = 1 dm (∆l = 0.001 dm) • Einwaage: m = 0,0770 g (∆m = 0.0001 g) • Volumen des Lösungsmittels: V = 10.00 ml (∆V = 0.10 ml) 20 Fehler: [α] = -52,2 ± 0,84 (c= 0.77 in MeOH) D Fehler: 1.6% ! daher ee-Angaben aufgrund der Drehwertmesung in diesem Beispiel nur bis Maximal 97% ee sinnvoll ! 307 E. Urban Einfluß desWassergehalt des Lösungsmittels: 308 E. Urban
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