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An den christlichen Adel deutscher Nation und andere Schriften PDF

180 Pages·1986·27.42 MB·German
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Martin Luther An den Adel christlichen deutscher Nation Von der Freiheit eines Christenmenschen Sendbrief vom Dolmetschen Reclam MARTIN LUTHER An den christlichen Adel deutscher Nation Von der Freiheit eines Christenmenschen Sendbrief vom Dolmetschen MITEINERKURZENBIOGRAPHIE UND EINEMNACHWORT HERAUSGEGEBENVON ERNSTKAHLER PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART Universal-BibliothekNr. 1578 AlleRechtevorbehalten © 1962 Philipp Reclamjun. GmbH& Co.,Stuttgart Gesamtherstellung: Reclam,Ditzingen. Printed inGermany 1996 RECLAMund UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sindeingetrageneMarken derPhilipp Reclamjun.GmbH & Co.,Stuttgart ISBN3-15-001578-2 MARTIN LUTHER Am 10. November 1483 In Eisleben geboren — am gleichen Ort am 18. Februar 1546 gestorben — zwisdien diesen beldefi Daten liegt das Leben und Werk des Mannes besdilossen, der wie keine andere Einzelgestalt je wieder das Gesicht Deutsdilands, wie des Abendlandes überhaupt, geprägt hat: auch die katholisch gebliebene Welt ist als eine andere aus dem Kampf mit ihm und seinem Werk hervorgegangen, als sie vorher war. Er war zu echt und zu tief der ihre, als daß es hätte anders sein können. Er entstammte einem thüringisch-fränkischen Bauern- geschledit; sein V^ter arbeitete sich dann vom schlich- ten Bergmann herauf zum mittleren Bergwerksunter- nehmer in Mansfeld. Es ist darum begreiflidi, daß er bestrebt war, seinem zweiten Sohne mit Hilfe der ge- lehrten Bildung den weiteren Aufstieg zu ermöglichen. Den Schulen in Mansfeld, Magdeburg und Eisenadi folgt ab 1501 das damals allgemein üblidie Grundstu- dium in der sogenannten artistischen Fakultät in Er- furt, nach dessen Abschluß 1505 er dem Willen des Va- ters entsprechend Jura studieren sollte. Dodi bevor er damit nodi recht begonnen hatte, löste ihn das Gelübde, das ihm der Blitzschlag von Stotternheim am 2. Juli 1505 entriß: „Hilf, St. Anna, idi will ein Mönch wer- den", aus diesem, ihm kaumvoll zusagendenLebensplan: vierzehn Tage später tritt er in das Augustiner-Ere- miten-Kloster in Erfurt ein. Die Stufen, die ihn dann zu dem führen, was er zeit seines Lebens als Beruf ausgeübt hat, zur biblischen Professur an der Universität Witten- berg, der jungen Gründung des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gehen über die 1507 erfolgte Priesterweihe, das daran sich ansdiließende Studium der Theologie in Er- fürt und Wittenberg, vorübergehende Lehrtätigkeit so- wohl in der artistisdien wie der theologischen Fakultät, hier als Sententiar (vgl. S. 94 Anm. 158), zum theo- logischen Doktorat (1512) in Wittenberg. Dort wird ihm dann die Lehrtätigkeit seines Ordensoberen und väter- lidien Freundes Johann v. Staupitz übertragen. Dem akademischen Aufstieg parallel laufen sich ständig er- weiternde Aufgaben in der Leitung seines Ordens, in dessen Auftrag er 1510/11 auch in Rom weilt. Über der Erfüllung seiner Berufsaufgabe, eben dem Studium und der Auslegung der Heiligen Schrift, ist er zur Lösung der entscheidenden inneren Frage seines Lebens gekom- men, der Frage, was der sündige Mensch letztlidi von dem heiligen Gott und seiner Gerechtigkeit zu erwarten habe: Erbarmen oder Verwerfung. Als ihm hier an Rom. 1, 17 die Antwort aufging, daß Gott dievom Men- schen geforderte Gereditigkeit ihm in Christus sdienke, ohne daß er etwas anderes dazu tun könne oder braudie, als es glaubend anzunehmen, war die entsdiei- dende Entdeckung seines Lebens gesdiehen: von ihr aus las er die Bibel neu, von hier aus gestaltete sich seine Ansdiauung vonTheologie und Kirdie um. DieseGrund- legung vollzog sich bei Luther bereits seit etwa drei oder vierJahren, alsdie Auswüdise desAblaßhandelsihn da- zu zwangen, seine Erkenntnisse der Wirklichkeit der KircheseinerZeitgegenüberzustellen:am31.0ktober1517 schlug er 95 Thesen „über die Kraft des Ablasses" an der Tür der Schloßkirdie in Wittenberg an. Als Grundlage gelehrter Disputation einer freilich bedrängenden Frage gemeint, wurden sie das Signal für die große religiöse und politische Bewegung, die wir Reformation nennen. Das wohlausgewogene katholisch-mittelalterlidie System des Verhältnisses von Gottes Gnade und mensdilicher Bereitung zu ihrem Empfang, das System der hierardii- schen Verwaltung der Gnade durch die Kirche fing an zu wanken; der Versudi einer Neuordnung des Lebens der Christenheit in der unmittelbaren Begegnung mit der Heiligen Schrift begann Gestalt zu gewinnen. Die Bemühungen des Vatikans, Luther durdi einen Ketzerprozeß zum Schweigen zu bringen, scheiterten ebenso wie das abgemilderte Verfahren, ihn im Herbst 1518 in Augsburg durch ein Verhör, mit dem der Kar- dinallegat Cajetan beauftragt war, zum Widerruf zu be- wegen: er appellierte an ein allgemeines Konzil, das die reformfreundlichen Kreise der Kirdie immer noch als eine der Kurie wirklich überlegene Instanz ansahen. Nadidem audi die Vermittlungsversuche Karl von Mil- titz' (s. S. 118 bei Anm. 21) gescheitert waren, trat der Kampf in seine entscheidende Phase: die Leipziger Disputation des Mittsommers 1519 zwisdien dem Ingol- städter Theologieprofessor Johann Eck und den Witten- bergern Karlstadt und Luther zeigte zweierlei: daß die Frage nadi der Freiheit des Willens im Blick auf das ewige Heil zwischen beiden Parteien das Grundproblem darstelle, dann aber und vor allem, daß der päpstlidie Primat nidit göttlidien Rechtes sei und die Konzilien nidit als irrtumslos gelten könnten. Letzteres bradite Luther in die Nähe der in Konstanz verurteilten Lehre des Johannes Huß (s. S. 117 bei Anm. 18). Nun begrüßten die humanistisdien Reformer der Wissensdiaften und die national deutschen, ständisch ge- sinnten Gegner des Papsttums, vor allem die südwest- deutsche Ritterschaft, in Luther einen Bundesgenossen. Niederschlag dieservorübergehenden Kampfgemeinschaft vor allem mit den letzteren ist die erste der drei großen Sdiriften des Jahres 1520: „An den christlichen AdeV\ deren Stoff vielfadi humanistisdier und antirömischer Polemik anderer entstammt. Wieviel tiefer jedoch als bei seinen Bundesgenossen der Widerspruch und die ge- forderte Neuordnung des geistlichen und politischen Le- bens bei Luther begründet war, zeigt nidit nur die Ge- staltung dieser Schrift, sondern audi und vor allem der nur wenige Monate später entstandene Traktat „Von der Freiheit eines Christenmenschen". Ein geistlich waches Papsttum wäre weder an dem „Sendhrief an Leo X." in seiner treuherzigen Lauterkeit noch an der ihm beigegebenen Schrift selber vorübergegangen, selbst angesidits der Erschütterung der fast ausschließlich zur Sakramentsverwalterin gewordenen Kirche durdi die kurz zuvor erschienene dritte große Schrift des Jahres y»Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"^ in der Luther von den sieben Sakramenten nur noch drei, Taufe, Abendmahl und Buße, als solche gelten läßt. Stattdessen drohte Rom Luther den Bann an und be- fahl die Verbrennung seiner Schriften. Er antwortete mit der Verbrennung der Bannandrohungsbulle und der Grundlage der päpstlichen Herrschaft in der Kirdie, der Dekretalensammlungen, am 10. Dezember 1520 vor dem Elstertor in Wittenberg. Auf dem Wormser Reichstag fügte der junge Kaiser Karl V., nadidem Luther in der Sitzung vom 18. April 1521 erneut den Widerruf abge- lehnt hatte, dem inzwischen ausgesprochenen päpstlidien Bann die kaiserliche Adit hinzu. Luthers Landesherr, Friedrich der Weise, verhinderte aber die Vollstreckung, indem er den Möndi für fast ein Jahr in ritterlidiem Ge- wände auf der Wartburg verbarg. Hier entstand die — Übersetzung des Neuen Testaments mit der 1534 vollendeten des Alten Testaments zusammen Luthers bleibendstes Werk. Inzwisdien brachen jedoch Unterströmungen der Re- formbewegung hervor, die Luthers Grundthese, daß die Freiheit des Christen als von Gott geschenkt angesehen werden müsseund nidit mit einer Menschen abgetrotzten Freiheit verwechselt werden dürfe, entscheidend gefähr- deten: in Wittenberg sdiritt man unter starkem Einfluß Karlstadts zu gewaltsamen Reformen, ja, es kam zum Bildersturm. Luther verließ, ohne Rücksicht auf die Be- sorgnisse des Kurfürsten für seine Sicherheit, sein Ver- steck, und es gelang ihm, lediglidi durdi die Macht seiner Predigt, die Wittenberger Bewegung in geordnete Bahnen zu lenken. Ähnlich wie dieses Einschreiten und seine inneren Voraussetzungen muß auch seine Stellung zum Bauern- kriege von 1525 gesehen werden: gewaltsame Durdb- setzung auch berechtigter Ansprüdie im Namen Christi verstand er als Vcrsudi Satans, Evangelium und politi- sche Ordnung zugleich zu stürzen. Der Bauernkrieg be- deutet das Ende des deutschen Bauerntums als politischer Größe, nicht aber der Reformation als Volksbewegung. — Im gleichen Jahre brach er durdi seine große theolo- gische Schrift gegen Erasmus „Vom unfreien Willen" endgültig die Brücken zum Humanismus ab. Nicht minder entscheidend war seine Eheschließung im Juni des Jahres gewesen; in seiner Verbindung mit der ehe- maligen Nonne des Klosters Nimbsdien, Katharina von Bora, tat er nodi einmal das Unwiderrufliche seiner Lö- sung von allen „selbstgewählten Werken der Heiligkeit" kund. Von diesem Jahre an sind die entsdieidenden Vor- gänge der Reformationsgesdiichte nidit mehr so an Luther gebunden wie bisher: sie wird zu einer Sadie einerseits der Staatsmänner, andererseits einer ganzen Gruppe von Theologen, unter denen vor allem Philipp Melanchthon hervorragt. Im Streit um das rechte Ver- ständnis der Einsetzungsworte des Abendmahls vor allem mit dem Führer der SchweizerReformation, Huld- rydi Zwingli, kämpft Luther freilich noch einmal weit- hin siditbar, und einsam wie nur je, um die unbedingte, durdi keine Vernunftbedenken eingeschränkte Autorität der Heiligen Schrift. Seine Hauptwirksamkeit jedodi entfaltete er nun im inneren Aufbau des Kirchenwesens der der lutherisdien Reformation zugefallenen Lande, vor allem Kursadisens. Bibelübersetzung, Ordnung des Gottesdienstes, Schaffung neuer Kirchenlieder, Kirchen- Visitationen, Anregungen zur Neugestaltung des Schul- wesens, der Kleine und der Große Katechismus, sdiließ- lich und hauptsächlich die Ausbildung der Theologen an der Wittenberger Universität und eine ausgedehnte Pre- — digttätigkeit das sind die großen Erträgnisse der zweiten Hälfte seiner Mannesjahre. An der Festlegung des Bekenntnisses der der Refor- mation anhangenden Territorien und Fürsten auf dem Augsburger Reichstag von 1530 hat er keinen unmittel- baren Anteil: die Reichsacht hinderte, daß er das Gebiet seines Landesherrn, seit 1525 Johann der Beständige, verließ: so blieb er als dessen Berater auf der Veste Co- burg, dem Augsburg am nächsten gelegenen sädisisch- thüringischen Besitz. Die folgenden Jahre sind ein beständig wechselndes Spiel der Kräfte zwischen den katholischen Reichsstän- den und dem Kaiser einerseits und den evangelischen Reichsständen andererseits. Die Versuche, der Kirchen- spaltung durch Lehrverhandlungen zu wehren, scheiter- ten ebenso wie die Hoffnung auf ein allgemeines Konzil. Durch die Ablehnung der Protestanten, auf dem Konzil von Trient zu erscheinen, sah sich der Kaiser genötigt, seine Macht mit bewaft^neter Hand wiederherzustellen. Kurz vor dem Ausbruch des nach dem Ort, an dem sich die protestantischen Stände verbündet hatten, so ge- nannten Schmalkaldischen Krieges starb Luther. Seine letzte Tat war die Schlichtung eines Streites unter den Grafen von Mansfeld. Seine Gebeine ruhen in der Schloßkirche zu Wittenberg, dem Platz, von dem aus sein Werk begonnen hatte, das bestimmt gewesen war, eine Welt zu wandeln.

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An den christlichen Adel deutscher Nation / Von der Freiheit eines Christenmenschen / Sendbrief vom Dolmetschen
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