Amici – socii – clientes? abhängige herrschaft im imperium romanum Ernst Baltrusch Julia Wilker (eds.) BERLIN STUDIES OF THE ANCIENT WORLD das imperium romanum war kein ‚Staat‘ im moder- nen Sinne, sondern ein diff uses Gebilde mit unter- schiedlichen Substrukturen. Dazu zählten auch die amici et socii: Könige, Fürsten, Städte, nationes, gentes, die mit Rom engere oder weitere Bindungen ein gingen. Diese ‚Klientelstaaten‘ werden aus römischer wie regio naler Perspektive anhand von Fallbeispielen, aber auch anhand von inhaltlichen Aspekten in den Blick genommen. Es geht dabei nicht um eine abschließende Beantwortung moderner Fragestellungen, sondern um die Förderung eines Dialoges unterschiedlicher Ansätze und Blickwinkel zum Thema ‚Klientelkönigtum‘. Zentrale Themen sind die generelle Tragfähigkeit des Klientel-Konzepts, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Osten und Westen des Imperiums und deren Auswirkungen auf die lokalen Reiche und Gemeinden. So werden individuelle Entwicklungen ebenso wie die Bandbreite des Instruments der ab- hängigen Herrschaft und seiner modernen Deutung herausgearbeitet. 31berlin studies of the ancient world berlin studies of the ancient world · 31 edited by topoi excellence cluster Amici – socii – clientes? Abhängige Herrschat im Imperium Romanum herausgegeben von Ernst Baltrusch Julia Wilker BibliographischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationin derDeutschenNationalbibliographie;detailliertebibliographische DatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrubar. ©2015EditionTopoi/ExzellenzclusterTopoiderFreienUniversität BerlinundderHumboldt-UniversitätzuBerlin AbbildungUmschlag:GoldmünzeTrajansmitderDarstellungeiner EinsetzungorientalischerKlientelkönigeimPartherkrieg(Aureus, Rom,114–117n.Chr.).RICII269,Nr.367. ©Münzkabinett,StaatlicheMuseenzuBerlin(Objektnummer 18200610).Foto:Lutz-JürgenLübke. TypographischesKonzeptundEinbandgestaltung:StephanFiedler Printedanddistributedby PROBUSINESSdigitalprintingDeutschlandGmbH,Berlin ISBN978-3-9816751-1-5 URNurn:nbn:de:kobv:188-fudocsdocument000000022361-4 Firstpublished2015 PublishedunderCreativeCommonsLicenceCCBY-NC3.0DE. https://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de Imageswithattachedcopyrightnoticesmarkthirdpartycontentand arenotavailableforuseundertheCClicenseterms. www.edition-topoi.de INHALT ernstbaltrusch,juliawilker Amici–socii–clientes?AbhängigeHerrschatimImperiumRomanum —7 christianwendt Moreclientium.RomsPerspektiveaufbefreundeteFürsten —19 raimundschulz HelferaufAbruf?FremdeKönigeimKontextderrömischen ProvinzialverwaltunginderZeitderspätenRepublik —37 hendrikusvanwijlick AttitudesofEasternKingsandPrincestowardsRomeintheAgeofCivil War,49–31BC —51 ernstbaltrusch Wissen.Macht.Reich.KönigHerodes,dieJudenKleinasiensund Rom —67 juliawilker DerPreisdesReiches.AuswärtigeEuergesienabhängigerHerrscherzur ZeitdesfrühenPrinzipats —91 davidbraund Kingsbeyondtheclaustra.Nero’sNubianNile,Indiaandtherubrummare (Tacitus,Annals2.61) —123 altaycoşkun DieTetrarchiealshellenistisch-römischesHerrschatsinstrument.Mit einerUntersuchungderTitulaturderDynastenvonIturäa —161 borisdreyer KöniglicheHerrschatundrömischePräsenz.Römische ImperiumsträgeralsNachfolgerattalidischerAdministration —199 klaus-peterjohne Klienten,KlientelstaatenundKlientelkönigebeidenGermanen —225 claudiatiersch ZwischenResistenzundIntegration.LokaleClanchefsimrömischen Nordafrika —243 andreasluther DasKönigreichAdiabenezwischenParthernundRömern —275 udohartmann HerrschermitgeteiltenLoyalitäten.Vasallenherrscherund KlientelkönigezwischenRomundParthien —301 ErnstBaltrusch,JuliaWilker Amici – socii – clientes? Abhängige Herrschat im Imperium Romanum Zusammenfassung DasImperiumRomanumwarkein‚Staat‘immodernenSinne,sonderneindiffusesGebil- demitunterschiedlichenSubstrukturen.Dazuzähltenauchdieamicietsocii:Könige,Fürs- ten,Städte,nationes,gentes,diemitRomengereoderweitereBindungeneingingen.Diese ‚Klientelstaaten‘werdenausrömischerwieregionalerPerspektiveanhandvonFallbeispie- len,aberauchanhandvoninhaltlichenAspektenindenBlickgenommen.Esgehtdabei nichtumeineabschließendeBeantwortungmodernerFragestellungen,sondernumdie FörderungeinesDialogesunterschiedlicherAnsätzeundBlickwinkelzumThema‚Klien- telkönigtum‘.DervorliegendeBandversammeltBeiträge,diediegenerelleTragfähigkeitdes Klientel-Konzepts,UnterschiedeundGemeinsamkeitenzwischendemOstenundWesten desImperiumsundihreAuswirkungenaufdielokalenReicheundGemeindendiskutieren unddamitdieEntwicklungenebensowiedieBandbreitedesInstrumentsderabhängigen HerrschatundihrermodernenDeutungdeutlichmachen. Keywords:ImperiumRomanum;Klientelkönigtum;clientela;amicitia;Kontroversen. TheImperiumRomanumwasnota‘state’inthemodernsenseoftheterm,beingadiffuse formationwithvaryingsubstructures.Thisalsoincludedtheamicietsocii:kings,princes, cities,nationes,gentes,whoenteredintolinkswithRomeofdifferentdegreesofcloseness. These‘clientstates’areexaminedbothfromtheRomanandtheregionalperspectiveon thebasisofcasestudiesfromallpartsoftheEmpire,butalsobycoveringdifferentkinds ofcontent.Whatisimportanthereistoencourageadialoginvolvingdifferingapproaches andanglesonthesubjectof‘clientkings,’notadefinitiveanswertomodernquestions.The currentvolumecollectscontributionswhichdiscussthegeneralviabilityoftheconceptof clienthood,differencesandsimilaritiesbetweentheEastandWestoftheEmpireandtheir repercussionsforthelocalempiresandcommunities,therebyclarifyingthedevelopments inandscopeoftheinstrumentofdependentruleanditsmoderninterpretation. Keywords:ImperiumRomanum;clientkingship;clientela;amicitia;controversies. ErnstBaltrusch,JuliaWilker(Hrsg.)|Amici–socii–clientes?AbhängigeHerrschatim ImperiumRomanum|BerlinStudiesoftheAncientWorld31(ISBN978-3-9816751-1-5; URNurn:nbn:de:kobv:188-fudocsdocument000000022361-4)|www.edition-topoi.de 7 ernstbaltrusch,juliawilker DervorliegendeBandversammeltdieBeiträgezueinerinternationalenTagung,dieim Februar 2011 unter dem Titel ,Client Kings between Empire and Periphery‘ im Rah- mendesBerlinerExzellenzclustersTopoiveranstaltetwurde.ZielderTagungwares,das ,Klientelkönigtum‘alsInstrumentindirekterrömischerHerrschatsowohlausregiona- leralsauchauszentralerundmachtpolitischerPerspektiveinseinenFormen,Konzep- ten und Auswirkungen näher zu betrachten. Dafür wurden Experten sowohl für ein- zelneRegionenalsauchfürdieimperialerömischePolitikinRepublikundKaiserzeit eingeladen.DiezentraleFragestellungvonTopoiistdienachdemZusammenhangvon Raum und Wissen in den Gesellschaten des Altertums, und diesem Zusammenhang nachzugehen, erweist sich gerade für die Untersuchung der Herrschatsstrategien des ImperiumRomanumalsbesondersergiebig:RegionaleElitenundFürstenspieltenaus römischerPerspektiveeinewichtigeRolleinderAusübungderHerrschat,weilsiene- benmateriellenLeistungenauchdenFaktor,Kompetenz‘einbringenmussten,unddas zeigendieBeiträgeindemvorliegendenBuchüberdeutlich. DasImperiumRomanumderPrinzipatszeitwarbekanntlichkeinStaatimmoder- nenSinnemiteinerklarenterritorialenGrenzziehung,einheitlichenpolitischenStruk- turundEingliederungineine,Staatengemeinschat‘.Eshandeltesichvielmehrumein diffusesGebildemitunterschiedlichenSubstrukturen,imOstendesReichsandereals im Westen. Dazu zählten auch die (in der römischen Diktion) reges amici et socii. Bei Sueton(Aug.48)heißteszudiesen: DieKönigreiche,inderenBesitzAugustusaufGrunddesKriegsrechtsgelangt war, gab er mit wenigen Ausnahmen ihren früheren Besitzern, denen er sie genommen, zurück oder teilte sie Herrschern anderer fremder Nationen zu. VerbündeteKönigesuchteerdurchgegenseitigeVerschwägerunganeinander zuketten.ErzeigtesichdabeialsstetsbereitwilligerMittlerundFördererjedes Verwandtschats-undFreundschatsverhältnisses.ErhegtesieallewieGlieder und Teile des Reiches (nec aliter universos quam membra partisque imperii curae habuit). Beidiesen,VerbündetenundFreunden‘(sociietamici)handelteessichumKönige,Fürs- ten,Städte,nationesundgentes,diemitRomengereoderweitere,völkerrechtlichfixierte oderformloseBeziehungeneingingen.DieKontrolleundindirekteHerrschat,dieRom durchdieseVerbindungenüberihreTerritorienausübte,bildeteeinwesentlichesEle- mentderrömisch-imperialenPolitik.DabeilagderErfolgdiesesInstrumentsrömischer HerrschatspolitikgeradeindenvielfältigenFormenbegründet,mitdenenAbhängig- keit,OberherrschatundKontrollejuristischundpolitischgefasstundinterpretiertwer- denkonnten,botsichsodochdieMöglichkeit,dasVerhältniszumjeweiligensociuset amicusdenjeweiligenlokalenGegebenheitenundregionalenInteressenRomsebenso 8