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Amerikanische Firmen in Deutschland: Beobachtungen über Kontakte und Kontraste zwischen Industriegesellschaften PDF

230 Pages·1963·6.606 MB·German
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HEINZ HARTMANN AMERIKANISCHE FIRMEN IN DEUTSCHLAND DORTMUNDER SCHRIFTEN ZUR SOZIALFORSCHUNG Herausgegeben 'Von der Sozial/ors,chungsstelle an der Uni'Versitiit Munster - Sitz Dortmund Band 23 Heinz Hartmann Amerikanische Firmen in Deutschland Beobachtungen tiber Kontakte und Kontraste zwischen Industriegesellschaften SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH ISBN 978-3-663-00391-5 ISBN 978-3-663-02304-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02304-3 Verlags-Nr. 043 923 Alle Redlte vorbehalten © 1963 by Springer Fachmedien Wiesbaden Urspriinglich erschienen bei Westdeutsmer Verlag, Koln und Opladen 1963 Gesamtherstellung: Peter-Presse Christoph Kreickenbaum KG Darmstadt VORWORT Diese Studie verdankt ihr Zustandekommen der Initiative einiger ameri kanischer Unternehmen mit ausHindischen Niederlassungen. Die Unterhal tung solcher Tochtergesellschaften im Ausland hatte die Muttergesellschaften im Laufe der Zeit vor Fragen gestellt, die bei inneramerikanischen Nieder lassungen nicht auftraten. Insbesondere ergaben sich Schwierigkeiten bei der Oberfiihrung von amerikanischem Personal und Organisationsformen, von amerikanischen Methoden und Maximen. Mehrere Muttergesellschaften wandten sich daher an das Institut fur Industrial Relations an der Universi tat Princeton (USA) mit der Bitte um eine wissenschaftliche Durchleuchtung ihrer Probleme. Da das Institut, dem ich bis 1961 angehorte, vor all em vergleichende Un tersuchungen uber Industrial Relations pflegt, wurde diese Anregung bereit willig aufgegriffen. Auf Grund gemeinsamer Beratungen mit Wirtschafts praktikern wurden zunachst die Schwerpunkte der Untersuchung fixiert. Da zu gehorten einmal Beobachtungen uber Inhalt, Richtung und Umfang dieser "Exporte", zweitens dann eine Inventur der Unterschiede zwischen am erika nischem Geschaftsbetrieb und den jeweiligen einheimischen Gepflogenheiten, und schlieBlich eine Bestandsaufnahme der auslandischen Reaktionen auf diese Oberfuhrung von Amerikanern und Amerikanismen. In jedem dieser Bereiche sollte nach moglichen Erklarungen fur die besagten Probleme ge sucht werden. Die Untersuchung erstreckte sich allein auf amerikanische Unternehmen mit mehreren Niederlassungen in verschiedenen Landern. Dieser Auswahl lag die Absicht zu Grunde, den gleichen Exportreiz in verschiedenen sozio kulturellen Situation en zu beobachten und dann an Hand der jeweiligen Re aktionen zu prufen, ob der Unterschied zwischen dem Stimulus und den ent sprechenden auslandischen Methoden und Maximen mit dem Unterschied der Reaktionen in den verschiedenen Landern korreliert oder gar ursachlich zu sammenhangt. Um moglichst verschiedene Exportsituationen zu erfassen, wurden schlieBlich nur Muttergesellschaften mit Niederlassungen in Landern verschiedener industrieller Entwicklungsstufe in das Projekt einbezogen. Als "Gastlander" kamen in Betracht: Liberien, Mexiko, Brasilien, Sudafrika, Ja- 6 Vorwort *. pan, Deutschland Dieser Ansatz bot denkbar glinstige Bedingungen flir de taillierte vergleichende Fallstudien. Er verhinderte jedoch die Anwendung mathematisch-statistischer Methoden in der Bestimmung der Stich probe und der Beurteilung des Materials. Denn die Kriterien der gesuchten Firmen wa ren derart, daB die Auswahl sich unweigerlich auf die wenigen Muttergesell schaften rich tete, die in moglichst vielen der genannten Lander Niederlassun gen unterhielten. Inzwischen sind einige allgemeine Ergebnisse der Untersu chung und spezielle Beobachtungen liber die personellen und administrativen Probleme amerikanischer Firmen in Brasilien, Mexiko und Slidafrika ver **. offentlicht worden Eine zusammenfassende Darstellung und Deutung des Materials steht noch aus. Da sich der AbschluB dieser Arbeit noch hinziehen wird und die Ergebnisse der Untersuchung amerikanischer Firmen in Deutsch land auch selbstandig Bedeutung annehmen, habe ich mich mit Billigung aller Beteiligten und Betroffenen entschlossen, die deutsche Studie jetzt zu ver offentlichen. Entsprechend ihrer Entstehungsgeschichte wendet sich die Arbeit in erster Linie an den wissenschafl:lich interessierten Wirtschafl:spraktiker, der liber EinzelfaIle hinaus nach Zusammenhangen und Regeln sucht. An allgemeinen Folgerungen interessiert, aber liberwaltigt von der "Flille der Bilder" hatten die Initiatoren der Untersuchung zunachst vermutet, daB sich diesem Thema keine Verallgemeinerungen abgewinnen lassen wlirden. Der folgende Text, vor all em aber die beiden SchluBkapitel werden zeigen, daB diese Beflirch tung sich nicht bestatigt hat. Damit wird die Studie wahrscheinlich nicht nur flir den genannten Personenkreis, sondern auch flir jene Experten interessant, sich mit Themen wie Wirtschafl:liche Zusammenarbeit, Entwicklungshilfe, Kultureller Austausch beschaftigen. DaB ich diese Ergebnisse jetzt vorlegen kann, verdanke ich Unter anderem der freundlichen Hilfeleistung einer groBen Zahl von Helfern. Dazu rechne ich in erster Linie die Befragten in den amerikanischen Unternehmen und den deutschen Niederlassungen, die ihre Beobachtungen und ihr Urteil in * 1m folgcnden Text bezieht sid! "Deutsd!land", auGer in besonders vermerkten Aus nahmen, auf die Bundesrepublik und Westberlin. **John S. Shearer, High-Level Manpower in Overseas Subsidiaries ("Industrial Re lations Section Reports", Nr. 98), Princeton, N. J.: Industrial Relations Section, Princeton University, 1960; John S. Shearer, "Overseas American Managers - Necessities or Luxuries?" in Manage ment in the Industrial World: An International Analysis. Princeton, N. J.: Princeton Uni versity Conference, 1960, S. 16-24; Heinz Hartmann, "The Transfer of Managerial Know-How Between Advanced Econo mies", in ibid., S.25-32; Heinz Hartmann, Enterprise and Politics in South Africa ("Industrial Relations Section Reports", Nr.102), Princeton, N. J.: Industrial Relations Section, Princeton University, 1962, S. 73-78. Vorwort 7 die Studie einflieBen lieBen. Dank schul de ich auch den Leitern zweier sozial wissenschaftlicher Institute: Herrn Professor F. Harbison, Direktor der Indu strial Relations Section an der Universit1it Princeton, der die Untersuchung finanzierte, forderte und zur Veroffentlichung freigab; Herrn Professor H. Schelsky, Direktor der Sozialforschungsstelle an der Universit1it MUnster, der die Ubersetzung des Originalmanuskripts und die Fertigstellung des druckfertigen Textes ermoglichte. Weiterhin mochte ich die Beitrage der Her ren Dr. Hetzler und Dr. Knebel (beide Sozialforschungsstelle) anerkennen, die das Manuskript kritisch lasen und kommentierten. Mein Dank gilt auch Frau Tamara Trabert, die das Manuskript vom Technischen her betreut hat. Dortmund, im Juni 1962 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort .... 5 I. Der Export von Wirtschaftskultur . 11 1. Soziologische und anthropologische Aspekte. 12 2. Einfuhr, Ausfuhr, Austausch. . . . . • 19 3. Verkehrswege fiir die Obermittlung amerikanischer Wirt schaftskultur. . . . . . . . . . • . . . . . 26 4. Die amerikanischen Niederlassungen in der Bundesrepublik und Westberlin . . . . • . . . . . . . . . . 35 II. Amerikanische Kapitalanlagen in Deutschland. . . .. 42 1. Zur Geschichte der amerikanischen Investitionen . .. 42 2. Die Zusammensetzung der amerikanischen Kapitalanlagen 50 3. Allgemeine Einfliisse auf die amerikanischen Kapitalinvesti- tionen . • . . • . . . . . . . . . . . . • 58 4. Deutsche Stimmen zur Investition amerikanischen Kapitals . 63 III. Amerikaner und Amerikanismen . . . . . . . . • . 73 1. Die Nationalitat der Geschaftsleitung in den amerikanischen Niederlassungen. . . . • . . . . . . 73 2. Die Einfuhr und Bedeutung von Amerikanismen . . 81 IV. Kontrolle und Gestaltung der deutschen Zweigbetriebe . 90 1. Kontroll- und Funktionsbeziehungen. . . . 90 2. Die Struktur der allgemeinen Geschaftsleitung . 97 3. Die Stellung des Kontrollers. . . . 102 4. Positionen des Marketing. . . . . • • 107 5. Die Organisation des Personalwesens . 113 v. Die Obermittlung von Techniken . . 119 1. Der Export von Wissen und Konnen • 119 2. Die Ausfuhr von Fertigungstechnik • • 121 10 Inhaltsverzeichnis 3. Methoden im Rechnungswesen . 126 4. Techniken der Fiihrung und Leitung 132 5. Werbung und Public Relations. 139 VI. Die Obermittlung unternehmerischen Denkens . 146 1. Prinzipien der Geschafl:sleitung . 146 2. Managerialismus. 149 3. Professionalismus 153 4. Institutionalismus 158 5. Funktionalismus . 163 6. Human Relations 168 VII. Eigenschaften und Einfiihrung amerikanischer Neuerungen . 174 1. Symbolische Eigenschaften 174 2. Innovative Eigenschaften . 182 3. Wertung und Widerstand . 192 VIII. Zwang und Freiheit im Wirtschafl:sstil. 202 1. Technische und geographische Bedingungen . 203 2. Die Vorbedingungen jeder Industriegesellschafl: 209 3. Lokale Alternativen und Abwandlungen . 219 I. DER EXPORT VON WIRTSCHAFTSKULTUR Man ist sich in den Sozialwissenschaften Hingst dariiber einig, daB sich Ge sellschaften weitgehend durch Kontakt und Austausch miteinander entwik keln. Doch findet sich iiberraschend wenig Material iiber eine der wichtigsten dieser Beziehungen: die Gestaltung und Unterhaltung von au sHin disch en Niederlassungen durch ein Wirtschaftsunternehmen. Die ungewohnliche Be deutung dieser Form eines Briickenschlages, der im Zeichen wachsender inter nationaler Verflechtung nur haufiger werden kann, ist leicht beschrieben; die ser Kontakt ist fast immer speziell und vielgestaltig, dauerhaft und leistungs fahig. Yom Sonderfall der militarischen Besetzung abgesehen gibt es wohl keine andere Verbindung, durch die gewisse Besonderheiten einer Gesellschaft gleich schnell undwirksam auf bestimmte Bereiche einer anderen iibertragen werden konnten. Der Export von soziokulturellen Errungenschaften hat verstandlicher weise immer eine gewisse Beachtung gefunden. Die vorhandenen Veroffent lichungen befassen sich jedoch vorwiegend mit Themen, die hier nur am Rande interessieren. So ist beispielsweise in den letzten Jahren eine Spezial literatur iiber Technische Hilfe entstanden. Diese Beschaftigung mit der plan vollen und weitlaufigen Ausfuhr technischen Wissens und Konnens bildet sicher eine heilsame Abkehr von den herkommlichen Schwerpunkten des In teresses, das sich vor nicht allzu langer Zeit noch stark auf das Wirken von Missionaren, Handlern und kolonialen Verwaltern rich tete. Aber selbst im Rahmen der Technischen Hilfe kommt es doch nicht zu der nachhaltigen Dbermittlung sehr unterschiedlicher Kulturgiiter, die sich haufig zwischen Muttergesellschaft und auslandischer Tochtergesellschaft beobachten laBt. Zweitens befaBt sich die gegenwartig greifbare Literatur relativ einseitig mit den Beziehungen zwischen den industriell hoch- und industriell unterent wickelten Gesellschaften. Der Export bestimmter Teile einer Wirtschaftskul tur, also etwa von Methoden oder Betriebsformen, bewegt sich jedoch nicht nur auf den allgemein beobachteten Verkehrswegen hin zu den Entwicklungs landern, sondern auch auf den weniger auffalligen Verbindungslinien zwi schen den industriell entwickelten Gesellschaften. Gerade die letzteren Kon takte sollen in der vorliegenden Studie besprochen werden; wir entfernen 12 Der Export von Wirtsmaftskultur uns dabei sogar insofern extrem yom iiblichen Beispiel, als sowohl die Ver einigten Staaten wie die Bundesrepublik zu den industriell hochentwickelten Landern zahlen. SchlieBlich stellen wir fest, daB sich die Aufmerksamkeit anderer Beobach ter zum groBen Teil auf die freiwillige Obertragung von Wirtschaftskultur richtet. So beschaftigt sich eine wachsende Zahl von Veroffentlichungen mit den meinungs- und verhaltensandernden Einfliissen der sogenannten Aus tauschprogramme, also den Besuchen ausHindischer Studenten, Praktikanten, Spezialisten in industriell hochentwickelten Landern. 1m Gegensatz dazu be faBt sich die folgende Untersuchung mit einem ObermittlungsprozeB, der durch auBere Kontrollen und - bis zu einem gewissen Grad - zwangsweise Indoktrinierung unterstiitzt wird. Jede Muttergesellschaft besitzt hinreichen de Kontrollmittel, um ihre Niederlassung auch gegen den Widerstand der Be schaftigten im Ausland weitgehend nach ihrem Bilde formen zu konnen. Auch diese Beriicksichtigung moglicher Zwangsanwendung wird die nun fol gende Untersuchung von der Mehrheit verwandter Studien unterscheiden. 1. Soziologische und anthropologische Aspekte 1 Die Griindung einer auslandischen Tochtergesellschaft durch den selbstan digen Aufbau oder durch den Aufkauf eines auslandischen Betriebs bedeutet fUr das verantwortliche Unternehmen in erster Linie eine Investition von· Kapital. Dieser finanzielle Aspekt und die sich daraus ergebenden Rentabili tatsiiberlegungen beschaftigen den Wirtschaftspraktiker in der Regel starker als aIle damit verwandten Fragen. Diese mehr oder weniger exklusive Be trachtung des gesamten Fragenkomplexes unter dem Gesichtspunkt der Inve stition mag gelegentlich zugunsten anderer Perspektiven geschwacht werden. Schwierigkeiten mit auslandischen Behorden und Beschaftigten oder mit dem Einbau der neuen Niederlassung in die nation ale oder internationale Orga nisation der iibrigen Betriebe fUhren haufig zur starkeren Beachtung neuer Gesichtspunkte. Aber es liegt doch in der Tradition des wirtschaftlichen Den kens und Handelns, daB ihre Vertreter vielfach auch personelle und politi sche, organisatorische und ideologische Probleme unter dem Gesichtspunkt des Kapitalnutzens betrachten. Dieses Interesse teilen wir nur bedingt. Das folgende Kapitel gibt beispiels weise eine Inventur amerikanischer Kapitalanlagen in Deutschland, in der 1 Mit Anthropologie ist regelmaBig Kulturanthropologie gemeint. Dieser Zweig der all gemeinen Anthropologie ist vor all em in den Vereinigten Staaten weit entwickelt und stehr der Ethnologie nahe, ohne mit ihr identism zu sein.

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