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(Ambient) Assisted Living PDF

142 Pages·2009·2.58 MB·English
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Die Zukunft des (Ambient) Assisted Living Eine Bewertung von Konzepten hinsichtlich Alltags- und Markttauglichkeit Christian Ostermeier (720878) 18. November 2009 Universit(cid:228)t Potsdam Institut f(cid:252)r Informatik Diplomarbeit Lehrstuhl f(cid:252)r Didaktik der Informatik 1. Gutachter: Prof. Dr. Andreas Schwill 2. Gutachter: Prof. Dr. Torsten Schaub 2009 1 Inhaltsverzeichnis 1 Danksagung 4 2 Überblick 5 3 EinleitungundBegriffsklärung 7 4 AufbauundKomponenteneinesAAL-Systems 12 5 BreitederEinsatzmöglichkeitenundgesetzlicheVorgaben 13 6 DasLebenimAlter 15 6.1 Demographische Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 6.2 Art und Ort deutscher Altenp(cid:29)ege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 6.2.1 Verbleib in den eigenen vier W(cid:228)nden . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6.2.2 Betreuung au(cid:255)erhalb der Schlafst(cid:228)tte . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6.2.3 Dauerhafter Umzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6.3 Gr(cid:252)nde f(cid:252)r einen Umzug in ein Heim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 6.4 Einschr(cid:228)nkungen und Herausforderungen (cid:228)lterer Menschen . . . . . . . . . 26 6.4.1 Spezi(cid:28)sche Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 6.4.2 Eine erh(cid:246)hte Anf(cid:228)lligkeit bei Gefahren . . . . . . . . . . . . . . . . 27 6.4.3 Probleme im Umgang mit Krankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 6.4.4 Verringerung der Leistungs- und Wahrnehmungsf(cid:228)higkeit . . . . . 29 6.4.5 Ver(cid:228)nderte Lebensumst(cid:228)nde im Alter. . . . . . . . . . . . . . . . . 30 6.4.6 Eingeschr(cid:228)nkte Mobilit(cid:228)t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 6.4.7 Mangelnde Besch(cid:228)ftigungsm(cid:246)glichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . 31 6.4.8 Unzufriedenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 6.4.9 Dinge des t(cid:228)glichen Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 6.4.10 Eine Illustration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 7 AAL-SystemeimEinsatzundinderEntwicklung 35 7.1 RFID-Technik im Haushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 7.2 SmarterWohnen NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 7.3 Der wegweisende Rollator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 7.4 eShoe und sturzerkennende Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 7.5 Therapieroboter Paro aus Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 7.6 Der Roboter-Anzug HAL und andere Roboter . . . . . . . . . . . . . . . . 47 7.7 Der 1. Potsdamer Assisted Living Initiative Workshop . . . . . . . . . . . 49 7.7.1 Artos - Mobile Robotik erm(cid:246)glicht unabh(cid:228)ngiges Leben im Alter . 49 7.7.2 Aktuelle Entwicklungen und selbstbestimmtes Leben . . . . . . . . 51 7.7.3 Mobile Patient Diary - Monitoring und Vorsorge . . . . . . . . . . 52 7.8 Die F(cid:246)rderprojekte des Bundesministeriums f(cid:252)r Bildung und Forschung . 53 8 GliederungderKonzeptederBMBF-Förderprojekte 59 9 NotfallerkennungunddieMächtigkeitvonVitalsensoren 62 10 EineAAL-Konzeptklassifikation 70 10.1 S(cid:228)ule (cid:18)Notfall und Nachsorge(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 10.2 S(cid:228)ule (cid:18)Vorsorge(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 10.3 S(cid:228)ule (cid:18)Hilfe f(cid:252)r Helfer(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 10.4 S(cid:228)ule (cid:18)Alltag(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 2 11 DerAlltagalsFolgevonElementarhandlungen 76 11.1 Rolle der Informatik bei der K(cid:246)rperbeherrschung . . . . . . . . . . . . . . 85 11.2 Rolle der Informatik bei Aufgaben des Geistes . . . . . . . . . . . . . . . . 86 11.3 Rolle der Informatik bei der Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 11.4 Rolle der Informatik bei der Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 12 Marktbeobachtung 88 12.1 Was der Markt anbietet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 12.1.1 Pillendose mit Countdown . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 12.1.2 Alarm- und Notfall-W(cid:228)hlger(cid:228)t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 12.1.3 Seniorenhandys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 12.1.4 Diverses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 12.2 Was die Vermarktung erschwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 12.2.1 Hausnotruf in Einsatz und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . 95 12.2.2 Gr(cid:252)nde f(cid:252)r die geringe Verbreitung einfacher Hilfsmittel . . . . . . 97 12.2.3 Gesellschaftliche Akzeptanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 12.2.4 Technische H(cid:252)rden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 13 Ergebnissammlung:HerausforderungeninderEntwicklung 103 14 EineBewertungderMarkttauglichkeit 109 14.1 Grundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 14.2 Ein Bewertungsbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 14.3 Kriterium (cid:18)Vertrauen scha(cid:27)en(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 14.4 Kriterium (cid:18)Nutzwert(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 14.5 Kriterium (cid:18)Kosten(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 14.6 Kriterium (cid:18)Verf(cid:252)gbarkeit und Zuverl(cid:228)ssigkeit(cid:16) . . . . . . . . . . . . . . . . 118 14.7 Auf- und Abwertungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 15 Fazit 120 16 Quellen 124 3 1 Danksagung Ich m(cid:246)chte mich an dieser Stelle bei meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. Schwill bedanken, der mir die M(cid:246)glichkeit gegeben hat, das Thema frei zu erkunden und damit die ganze Bandbreite von (cid:18)Assisted Living(cid:16) zu erahnen. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Schaub f(cid:252)r seine Bereitschaft, die Arbeit ebenfalls zu bewerten. Mein Dank gilt weiter meinen Eltern und Gro(cid:255)eltern f(cid:252)r ihre Anregungen. Weiter danke ich den Mitarbeitern und Stu- denten des Lehrstuhls, die mir im Lehrstuhlkolloquium Tipps f(cid:252)r die Arbeit gegeben haben. Ebenfalls geb(cid:252)hrt den tapferen Senioren1 Dank, die sich als erste bereiterkl(cid:228)- ren, die bislang nur unter Laborbedingungen getesteten Systeme (und die betreuenden Forscher) in ihr Leben zu integrieren. 1Ich bitte zu verzeihen, dass ich auf die Bezeichnung (cid:18)Seniorinnen und Senioren(cid:16) zugunsten einer bes- serenLesbarkeitverzichteundstattdessendieGeschlechtervariabelverwende-nat(cid:252)rlichsinddiezu konstruierenden Systeme von Mann und Frau zu gebrauchen. 4 2 Überblick Zu Beginn wird die Arbeit beispielhaft motiviert. Weiter wird gekl(cid:228)rt, was (cid:18)(Ambient) Assisted Living(cid:16) (AAL) bedeuten kann und in welcher Beziehung AAL zu (cid:228)hnlichen Begri(cid:31)ichkeitensteht.InsbesonderewirdinFormeinereigenenDe(cid:28)nitionherausgestellt, wie AAL in dieser Arbeit verstanden wird. Mit der Zielvorstellung vor Augen, hilfs- bzw. p(cid:29)egebed(cid:252)rftigen Senioren einen m(cid:246)g- lichst langen Verbleib in den eigenen vier W(cid:228)nden zu erm(cid:246)glichen, werden im n(cid:228)chsten Kapitel die demographischen Entwicklungen in Deutschland aufgezeigt. Es wird unter- sucht, wo und von wem die (cid:228)lteren Semester gep(cid:29)egt werden und was ausschlaggebende Gr(cid:252)nde f(cid:252)r einen dauerhaften Umzug in ein Alten- oder P(cid:29)egeheim sein k(cid:246)nnen. Schlie(cid:255)lich wird versucht, die Probleme, die eine Hilfs- bzw. P(cid:29)egebed(cid:252)rftigkeit aus- machen oder schlicht den Alltag betagter Personen und der Personen in ihrem Umfeld erschweren, n(cid:228)her zu beschreiben und sinnvoll zu gliedern. Daraufhin werden AAL-Systeme aus der Praxis und in Entwicklung im Rahmen ei- ner Bestandsaufnahme vorgestellt und untersucht, in welcher Beziehung sie (cid:18)intelligent(cid:16) sind. Da die Erkennung der aktuellen Situation, in der sich der Senior be(cid:28)ndet, Grund- voraussetzung f(cid:252)r eine automatische Hilfe ist, werden die (cid:18)Activities of Daily Living(cid:16) (ADLs) n(cid:228)her untersucht. Um die Bandbreite m(cid:246)glicher Entwicklungen etwas aufzufan- gen, wird ein besonderes Augenmerk auf die aktuellsten F(cid:246)rderprojekte des deutschen Bundesministeriums f(cid:252)r Bildung und Forschung (BMBF) gelegt. Da dort sogenannte (cid:18)Vitalsensoren(cid:16) fast durchweg Verwendung (cid:28)nden, wird genauer untersucht,wasdamitgemessenwerdenkannundinwelchenKontextensiedamitsinnvoll zu verwenden sind. Insbesondere wird herausgestellt, inwiefern der Nutzen von Vitalsen- soren bei konkreten Einschr(cid:228)nkungen nachgewiesen wurde. Anhand von bestehenden Klassi(cid:28)kationsschemata und unter Ber(cid:252)cksichtigung der Er- kenntnisse zu den Problemen im Alter wird untersucht, inwieweit inhaltliche Anforde- rungen durch das Spektrum von AAL-Systemen abgedeckt werden. Da es bislang keine ausreichend umfassende Gliederung f(cid:252)r Konzepte des AAL gibt, wird eine solche entwor- fen.ImHinblickaufeineBewertungderAlltagstauglichkeitvonbisherigenKonzeptendes AAL werden die immer wiederkehrenden Abl(cid:228)ufe im Alltag zusammengetragen. Schlie(cid:255)- lich muss das Ziel, ein l(cid:228)ngeres Leben in der gewohnten Umgebung zu erlauben, immer im Blickpunkt bleiben. Durch die Einteilung der menschlichen T(cid:228)tigkeiten, die zu einem m(cid:246)glichst (cid:18)gesunden(cid:16) Leben n(cid:246)tig sind, in Abfolgen von Elementarhandlungen soll aufgezeigt werden, wie und wo die Informatik (teilweise als Erg(cid:228)nzung zu schlichten Hilfsmitteln ohne Intelligenz) helfen kann. Es wird untersucht, welche Systeme des (cid:18)Assisted Living(cid:16) sich mit welchem Erfolg im h(cid:228)uslichen Einsatz bei Senioren wieder(cid:28)nden. Gleichzeitig wird versucht zu ergr(cid:252)nden, warum der Einsatz technischer und nicht-technischer Hilfsmittel bislang zur(cid:252)ckhaltend 5 Abbildung 1: Karikatur (cid:18)Pieces of Technology(cid:16) (aus [1]) statt(cid:28)ndet. Hier soll herausgefunden werden, welche Voraussetzungen noch gescha(cid:27)en werdenm(cid:252)ssen,umdenEntwicklungendesAALzumDurchbruchamMarktzuverhelfen. Woranesliegt,dasssichdieHilfeimAlltagteilweisenurunzureichendindenEntwick- lungsideen wieder(cid:28)ndet, soll im n(cid:228)chsten Kapitel anhand eines vermeintlich einfachen Beispielproblems, der (cid:220)berwachung einer ausreichenden Fl(cid:252)ssigkeitszufuhr, er(cid:246)rtert wer- den. Dass Hemmnisse nicht nur technologischer Natur sein k(cid:246)nnen, wird deutlich, wenn auch prinzipiell einsatzf(cid:228)hige Systeme noch auf ihren Einsatz warten m(cid:252)ssen. Die vor- hergehenden Abschnitte bilden die Grundlage f(cid:252)r eine Bewertung der Markttauglichkeit. Dazu wird ein gewichteter Einsch(cid:228)tzungsbogen entwickelt, der erlaubt abzusch(cid:228)tzen, inwieweit ein (projektiertes oder bereits fertiggestelltes) System den (h(cid:228)u(cid:28)gsten) Anfor- derungen (cid:228)lterer Menschen als Zielgruppe und der Gesellschaft gerecht werden kann. IneinemFazitwerdendanndieErgebnissederArbeitzusammengefasst.Dabeiwerden die Konzepte hervorgehoben, die bislang die Forschungsarbeit des AAL pr(cid:228)gen. Gleich- zeitigwirdzusammengestellt,welcheProblemstellungenundL(cid:246)sungsbestandteilebislang stiefm(cid:252)tterlich behandelt wurden, obwohl sie einen entscheidenden Teil dazu beitragen k(cid:246)nnten, ein l(cid:228)ngeres selbstst(cid:228)ndiges Leben zu erlauben. Dabei muss auch herausgestellt werden, wo aktuell und zuk(cid:252)nftig die Grenzen der Unterst(cid:252)tzung durch Technik (siehe dazu Abbildung 1) liegen, dass insbesondere also die Technik nur einen Teil zur Optimierung des Lebens im Alter beitragen kann. 6 Abbildung 2: Im Gespr(cid:228)ch mit dem P(cid:29)egeroboter (Screenshot aus [30]) 3 Einleitung und Begriffsklärung AlsMotivationseihiereineFolgederFernsehreihe(cid:18)EsmussnichtimmerSushisein(cid:16) ([30]) genannt, in der Kuriosit(cid:228)ten des asiatischen Raumes unterhaltsam pr(cid:228)sentiert werden. In einer Episode aus dem Jahr 2001 wird unter anderem eine greise, alleinstehende Ja- panerin besucht, der das Sozialamt einen neu entwickelten (cid:18)P(cid:29)egeroboter(cid:16) (neben einem Computer, der nur der Anbindung des Roboters an das Internet dient) an die Seite gestellt hat, um ihrer Einsamkeit entgegenzuwirken. Mit dem kann sie kommunizieren, wenn sie sich an die (cid:18)verst(cid:228)ndlichen(cid:16) Worte h(cid:228)lt, die sie auf einer Liste nachlesen kann. Im Bericht wird auch deutlich, wo noch sichtbarer Verbesserungsbedarf besteht: Wenn der Teddyb(cid:228)r das immergleiche Lied mit einer kindlichen Stimme singt, muss sich die Seniorin vorkommen, als w(cid:252)rde sie nicht mehr als erwachsener, unabh(cid:228)ngiger Mensch ernstgenommen. Neben der Pr(cid:228)sentation als Teddyb(cid:228)r ist interessant, dass ein Mitarbeiter im japani- schen Sozialamt die Gespr(cid:228)che der Frau mit dem Roboter mith(cid:246)ren und so R(cid:252)ckschl(cid:252)sse auf ihren Gesundheitszustand ziehen kann. Au(cid:255)erdem alarmiert der Roboter Hilfe, wenn er (ebenfalls vorde(cid:28)nierte) W(cid:246)rter des Unwohlseins vernimmt - so sollen Notsituationen auch dann erkannt werden k(cid:246)nnen, wenn gerade keiner mith(cid:246)rt. Unter (cid:18)Assisted Living(cid:16) (betreutes, unterst(cid:252)tztes Leben und Wohnen) kann man sich also viel vorstellen: Das moderne Leben wird an allen Ecken und Enden vereinfacht. Sei es durch diverse Maschinen, die einem allzu gro(cid:255)e Anstrengungen abnehmen, oder durch die Unterst(cid:252)tzung eines Computers bei der Rechtschreibpr(cid:252)fung. Denkt man an den intelligenten K(cid:252)hlschrank, der selbstst(cid:228)ndig Lebensmittel bestellt, wenn diese zur Neige gehen, als Aush(cid:228)ngeschild einer futuristischen Zukunft, die heute schon Alltag sein kann, ist man schon ziemlich nah dran an der Bedeutung, die (cid:18)Assisted Living(cid:16) in dieser 7 Arbeit hat. Auf der Suche nach einer De(cid:28)nition tri(cid:27)t man auf verschiedene verwandte Begri(cid:27)e: Einfache (cid:18)manuelle(cid:16) Hilfsmittel ohne stromverbrauchende Technik wie Sensoren o.(cid:228). werden unter (cid:18)Assistive Devices(cid:16) zusammengefasst. In diese Kategorie fallen z.B. Bade- wannensitz und Schnabeltasse. Eine Au(cid:29)istung derartiger Hilfsmittel wird in [31] von Judy Bray und Ernest H. Rosenbaum vorgestellt. In [2], einem Dokument des europaweiten Gro(cid:255)projektes SOPRANO (Service oriented programmable smart environments for older Europeans), das Begri(cid:27)e kl(cid:228)rt und beste- hendeTechnologienvorstellt,wirdauch(cid:18)AssistiveTechnology(cid:16) (AT)n(cid:228)hererl(cid:228)utert.Ziel sei es, Menschen mit Einschr(cid:228)nkungen eine gr(cid:246)(cid:255)ere Unabh(cid:228)ngigkeit2 zu gew(cid:228)hrleisten, indem sie Aufgaben ausf(cid:252)hren k(cid:246)nnen, die sie ohne Hilfe nicht oder nur unter gro(cid:255)en Schwierigkeiten l(cid:246)sen k(cid:246)nnten (S. 42 (cid:27).). Schwerpunkt der heutigen Forschung sei da- bei die (Verbesserung der) Interaktion mit der Technik, haupts(cid:228)chlich in der Form von Spracherkennung. Assistive Technology beinhaltet insbesondere preiswerte, kleine Hilfen ((cid:18)low-level tech- nology(cid:16)). Beispiele dazu werden im Abschnitt 12.1.4 vorgestellt. F(cid:252)r mich soll es hier um (cid:18)Assisted Living(cid:16) f(cid:252)r eine (cid:228)ltere Generation, die den Alltag ohne Unterst(cid:252)tzung nicht mehr problemlos meistern kann, gehen.3 Viele Ans(cid:228)tze las- sen sich aber nat(cid:252)rlich auch auf moderne Komfortfunktionen f(cid:252)r alle Lebenslagen und -stufen (cid:252)bertragen. Entwicklungen, die mithilfe intelligenter Computersysteme die Kin- dererziehung bzw. oftmals -aufsicht erleichtern sollen, k(cid:246)nnten verwendet werden, um orientierungslose Senioren (cid:18)im (virtuellen) Zaun zu halten(cid:16). Damit sind wir schon im Rahmen der Informatik: Die westlichen Gesellschaften altern rasant, w(cid:228)hrend noch (bezahlbare) Konzepte fehlen, wie die n(cid:246)tige P(cid:29)ege umfassend und zur Zufriedenheit des Gep(cid:29)egten realisiert werden kann. Da liegt es nahe, dass Mit- tel gesucht werden, die es Senioren erm(cid:246)glichen, so lange wie m(cid:246)glich in ihrer gewohnten h(cid:228)uslichen Umgebung zu verbleiben. Obschon viele Hilfsmittel wie Rollator oder Trep- penliftbereitstehen,umdieAuswirkungenk(cid:246)rperlicherGebrechengeringzuhalten,fehlt es noch an Systemen, die einerseits im Notfall selbstst(cid:228)ndig Hilfe rufen k(cid:246)nnen und an- dererseits nach M(cid:246)glichkeit geistige De(cid:28)zite ausgleichen k(cid:246)nnen. Damit sind m(cid:246)gliche Anwendungsszenarien aber noch nicht ersch(cid:246)pft: Technische Systeme k(cid:246)nnten auch hel- fen, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten oder neue Freu(n)de zu (cid:28)nden, sei es durch zuverl(cid:228)ssige Navigation, die ein Verlassen des Hauses erm(cid:246)glicht, oder durch vom Wetter abh(cid:228)ngige Vorschl(cid:228)ge, was jeweils unternommen werden k(cid:246)nnte. 1999wurdenunvonderISTAG(InformationSocietyTechnologyAdvisoryGroup,[32]) 2Dass neben dem Ziel des (cid:18)Independent Living(cid:16) (IL) auch die Erm(cid:246)glichung eines selbstbestimmten Lebens im Vordergrund zu stehen hat, wird im Abschnitt 7.7.2 aufgegri(cid:27)en. 3DasdeutscheBundesministeriumf(cid:252)rBildungundForschung(BMBF)sprichtz.B.von(cid:16)altersgerechten Assistenzsystemen(cid:16),dieeinselbstbestimmtesLebenzuhauseerm(cid:246)glichenunddieKommunikationmit dem sozialen Umfeld verbessern sollen. 8 derBegri(cid:27)(cid:18)AmbientIntelligence(cid:16) (AmI)gepr(cid:228)gt,beidemComputer-undNetzwerktech- nologie in der allt(cid:228)glichen Umgebung (also z.B. im h(cid:228)uslichen Umfeld) eingesetzt wird. Mandenkez.B.anPilotprojekteinnerst(cid:228)dtischerVerkehrsbetriebe,wokeineFahrscheine mehr gel(cid:246)st werden mussten und stattdessen lediglich eine Chipkarte in der Hosentasche mitgef(cid:252)hrt wurde. Bei Ein- und Ausstieg haben Sensoren im Bus oder der Bahn die Karte drahtlos eindeutig identi(cid:28)ziert und die gewonnenen Daten zum Zweck der Fahr- preisberechnung an einen Zentralrechner (cid:252)bermittelt (siehe [33]). Intelligent ist nun also einerseits das Erkennen von Zusammenh(cid:228)ngen (Ein- und Ausstieg) und andererseits das Finden einer m(cid:246)glichst optimalen Probleml(cid:246)sung, in diesem Fall also die Berechnung des f(cid:252)r den Nutzer des (cid:246)(cid:27)entlichen Nahverkehrs idealen Fahrscheins (z.B. Einzelfahrschein, Tageskarte bei mehreren Fahrten an einem Tag o.(cid:228).). Die Umgebungsintelligenz (cid:18)AmI(cid:16) ist dabei eng mit (cid:228)hnlichen Ans(cid:228)tzen wie Ubiqui- tious Monitoring, Pervasive Computing, Wearable Computing oder Organic Computing verbunden (Wikipedia, [34]). Aber auch AmI wird vielfach verschieden de(cid:28)niert. Ist allen Beschreibungen die um- fassende Vernetzung gemein, so unterscheiden sie sich z.B. in den Zielvorstellungen. Die Wikipedia-Beschreibung betont die Verbesserung des Alltags und die Vision, dass die Nutzung von Computerleistung nicht mehr Aufmerksamkeit als z.B. das Lesen erfordern wird. F(cid:252)r mich wird insbesondere der Eindruck erweckt, dass die Nutzung von Compu- terleistung als selbstverst(cid:228)ndliche, allt(cid:228)gliche T(cid:228)tigkeit dem Gehen oder Essen gleichge- stellt wird. Beispiel f(cid:252)r AmI ist hier das intelligente Haus. Das Forschungsgebiet (cid:18)Smart Home(cid:16) bedarf im Kontext dieser Arbeit nicht explizit einer De(cid:28)nition, hervorzuheben ist aber, dass der Anspruch z.B. nach [2] lauten sollte, einen Bewohner bei einer T(cid:228)tigkeit zu unterst(cid:252)tzen, ihm zu helfen, ihn anzuregen, nicht aber ihn bei m(cid:246)glichst allem zu ersetzen (S. 52). In selbiger Quelle wird als aktuelle Herausforderung der Wandel von Mensch-Computer-Interaktion zu Mensch-Computer-Kooperation beschrieben. Nach dieser Quelle lassen sich die angebotenen Services des intelligenten Hauses in die nicht-disjunkten Kategorien Komfort, Energiemanagement, Multimedia und Entertain- ment, Healthcare, Sicherheit und Kommunikation einteilen. Da L(cid:246)sungen f(cid:252)r bestehende H(cid:228)user und Wohnungen noch wenig entwickelt wurden, k(cid:246)nnen diese Smart Homes dem Wunsch nach einem l(cid:228)ngeren Leben in der gewohnten Umgebung nicht unmittelbar ge- recht werden. F(cid:252)r die verantwortliche Forschungsgruppe der TU Kaiserslautern ist eine Umgebung intelligent, wenn sie auf die Anwesenheit von Menschen und Objekten reagiert und viel- f(cid:228)ltige Dienste leistet ([36]). Damit ist diese Beschreibung etwas genauer, sie betont auch den Anspruch, dass die rechnenden Einheiten nahezu unsichtbar sein sollen. Als AmI-Kerngebiete werden dort Software Engineering, Kommunikation, Sensorik und Aktuatorik, Mensch/Maschine-Schnittstelle, Automatisierungstechnik, Hardwarear- chitekturen und kognitive Ressourcen genannt, die durch ein hohes Ma(cid:255) an Interdiszipli- 9 narit(cid:228)t verbunden werden. Nach Bick et altera ([154]) sind ambiente Systeme vernetzt, kontextspezi(cid:28)sch, pers(cid:246)n- lich (sie sollen sich an individuellen Nutzerbed(cid:252)rfnissen orientieren, d.h. sich an die phy- siologischenundkognitivenVoraussetzungenanpassen),adaptiv(gemeintisteine(cid:29)exible Anpassung der verf(cid:252)gbaren Ger(cid:228)te), antizipativ, d.h. sie sollen schlie(cid:255)lich selbstst(cid:228)ndig die Bed(cid:252)rfnisse des Unterst(cid:252)tzten erkennen. (cid:18)Assisted Living(cid:16) kann nun mit (cid:18)Ambient Intelligence(cid:16) angereichert werden, heraus kommt (cid:18)Ambient Assisted Living(cid:16) (AAL), zu deutsch etwa umgebungs-unterst(cid:252)tztes Le- ben (siehe [3]). Der Begri(cid:27) wurde gepr(cid:228)gt durch VDI/VDE (Verein Deutscher Ingenieure e.V. und Verband der Elektrotechnik) und meint, dass (cid:228)lteren (oder behinderten) Men- schendurchdiemoderneTechnikeinl(cid:228)ngeresLebenzuHauseerm(cid:246)glichtwird.VDI/VDE Innovation+TechnikistauchAnsprechpartnerf(cid:252)rdasProjekt(cid:18)AmbientAssistedLiving Deutschland(cid:16), welches vom deutschen Bundesministerium f(cid:252)r Bildung und Forschung ge- tragen wird ([37]). Assistenzsysteme sind dabei so (cid:18)intelligent(cid:16), selbstst(cid:228)ndig wahrzunehmen, wo sich der Senior be(cid:28)ndet und was er gerade macht. Bei diesem Punkt kommt besonders auch der technische Aspekt zum Tragen, wenn vernetzte Sensoren und/oder Kameras o.(cid:228). in der Wohnung daf(cid:252)r sorgen, den (cid:18)(cid:220)berblick zu behalten(cid:16). DieTechnikbasiertalsoaufInformations-undKommunikationstechnologie(IKT)und wird oftmals in Verbindung mit innovativen Dienstleistungen (man denke z.B. an das Servicecenter, das einen abgesetzten Notruf bearbeitet) in AAL-Anwendungen benutzt ([5], S. 23). Vergleichend kann der Bremsassistent in modernen Autos herangezogen werden. Der Fahrer merkt praktisch nicht, dass es ihn gibt, im Notfall kann der Assistent aber helfen, eine nicht ausreichend beherzt getretene Bremsung zu einer Vollbremsung zu machen. Dazu muss das System bemerken, dass der Fahrer vermutlich eine Vollbremsung beab- sichtigt, sich aber wegen Unwissenheit nicht ganz (cid:18)in die Pedale zu steigen(cid:16) traut. Der elektrischeFensterheberhingegenassistiertzweifelsohne,befreiterdochvonderNotwen- digkeit, selbst zu kurbeln. Intelligent ist er aber (bis auf Ausnahmen, wenn er es nicht zul(cid:228)sst, eine Hand o.(cid:228). einzuklemmen) nicht. Intelligent sind also die Systeme, die eine (kritische)SituationselbsterkennenundohneEingri(cid:27)desFahrersgeeignett(cid:228)tigwerden. F(cid:252)r einen Senior, der vergessen hat, wo er ist, werden nicht-intelligente Systeme, die auf eine Eingabe des Seniors warten, vermutlich nicht (ausschlie(cid:255)lich) sinnvoll sein, hat er doch vielleicht vergessen, wo er dr(cid:252)cken muss, um nach Hause geleitet zu werden. Die erste gro(cid:255)e H(cid:252)rde f(cid:252)r ein intelligentes Assistenzsystem ist es demnach, richtig einzusch(cid:228)tzen, in welcher Situation sich der Senior be(cid:28)ndet, ob er z.B. noch schl(cid:228)ft, sich gerade anzieht oder sich schon auf dem Weg zum Supermarkt be(cid:28)ndet. Auch AAL wird vielerorts unterschiedlich de(cid:28)niert. In [2] (S. 14) beschr(cid:228)nkt sich der NutzenvonAALaufdaseigeneZuhause,jedenfallswirddieUnterst(cid:252)tzungvonMobilit(cid:228)t 10

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