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Am Rande. Wo Wissenschaft auf Pseudowissenschaft trifft PDF

157 Pages·2022·2.951 MB·German
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Am Rande Michael D. Gordin AM RANDE Wo Wissenschaft auf Pseudowissenschaft trifft Aus dem Englischen übersetzt von Uwe Hebekus Konstanz University Press Gefördert aus Mitteln der DFG (Leibniz-Preis für Prof. Dr. Juliane Vogel) Bibliografische Information der Deutschen National bibliothek Die Deutsche National bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Titel der Originalausgabe: On the Fringe. Where Science Meets Pseudoscience. © 2021 Oxford University Press This translation is published by arrangement with Oxford University Press. Konstanz University Press is solely responsible for this translation from the original work and Oxford University Press shall have no liability for any errors, omissions or inaccuracies or ambiguities in such translation or for any losses caused by reliance thereon. © Konstanz University Press 2022 www.k-up.de | www.wallstein-verlag.de Konstanz University Press ist ein Imprint der Wallstein Verlag GmbH Vom Verlag gesetzt aus der Chaparral Pro Umschlaggestaltung: Eddy Decembrino isbn (Print) 978-3-8353-9150-5 isbn (E-Book, pdf) 978-3-8353-9747-7 Inhalt Vorwort 7 1 Das Abgrenzungsproblem 11 Karl Popper und die Falsifizierbarkeit 12 Den Falsifikationismus falsifizieren 17 Popper vor Gericht 21 Abgrenzung nach Popper 25 2 Rudimentäre Wissenschaften 31 Astrologie 33 Alchemie 39 Die Allgegenwart des Ausgrenzens 47 3 Hyperpolitisierte Wissenschaften 49 Arische Physik 51 Lyssenkoismus 56 Eugenik 61 4 Gegen die ›etablierte‹ Wissenschaft kämpfen 65 Phrenologie 68 Kreationismus 72 Kryptozoologie 78 Kosmischer Katastrophismus 80 Aliens, gegenwärtige und vergangene 83 Flache Erde 86 5 Geist über Materie 91 Mesmerismus 93 Spiritismus 98 Universitäre Parapsychologie 101 Entlarver 107 6 Kontroversen sind unvermeidlich 113 Polywasser 117 Wassergedächtnis 120 Kalte Fusion 123 Der Betrug und die Replikationskrise 128 7 Die russischen Fragen 133 Wer hat Schuld? 135 Denialismus 138 Was tun? 147 Anmerkungen 151 Weiterführende Literatur 152 Vorwort Pseudowissenschaft ist nichts Reales. Der Begriff ist eine abwertende Kategorie, die ausnahmslos auf Überzeugun- gen anderer angewendet wird und nicht dazu dient, Ansich- ten zu charakterisieren, die man selbst vertritt. Menschen, die randständigen Ideen anhängen, verstehen sich nicht im Geringsten als ›Pseudowissenschaftler‹; sie denken, dass sie der wahren wissenschaftlichen Lehre folgen, auch wenn diese Lehre nicht dem Mainstream entspricht. In diesem Sinne gibt es so etwas wie Pseudowissenschaft nicht, son- dern allein Meinungsverschiedenheiten darüber, was als echte Wissenschaft zu gelten hat. Dies ist ein allgemein be- kanntes Phänomen. Keine Gläubige denkt jemals, dass sie eine ›Ketzerin‹ ist, kein Künstler, dass er ›schlechte Kunst‹ schafft. Das sind stets Invektiven der Widersacher. Aber Pseudowissenschaft ist dennoch real. Das Schmäh- wort wird ziemlich häufig eingesetzt, gelegentlich sogar in Bezug auf Ideen, die dem Kernbereich des wissenschaftli- chen Mainstreams zugehören – und diese Etikettierungen haben Konsequenzen. Wenn sich der Ruf, eine ›Pseudowis- senschaft‹ zu sein, um eine bestimmte Lehre herum verfes- tigt, ist es für diese überaus schwierig, den schlechten Ruf wieder loszuwerden. Das Ergebnis ist viel Hohn und Spott und mangelnde Legitimität (oder Finanzierung), die Stich- haltigkeit der eigenen Hypothesen zu prüfen. In dieser Hin- sicht teilt ›Pseudowissenschaft‹ das Schicksal der ›Ketzerei‹: Bleibt das Etikett haften, ist Verfolgung die Konsequenz. Diese Art von Auseinandersetzungen zu klären, gehörte traditionell in den Zuständigkeitsbereich der Philosophie. Was die Religion betrifft, verwenden wir die Theologie, um den wahren vom falschen Glauben abzugrenzen (auch Vorwort 7 wenn dies nicht bedeutet, dass man sich über die richtige Methode, theologisch zu argumentieren, einig ist). Für die Kunst gibt es die Ästhetik, und auch hier grassiert die Uneinigkeit. Für die wissenschaftliche Erkenntnis ist der einschlägige philosophische Bereich die Erkenntnistheorie, die Philosophie des Wissens. Die Erkenntnistheorie stößt auf ähnliche Hindernisse, wenn es darum geht, Wissen- schaft von Pseudowissenschaft zu trennen. Dieses Buch erkundet diese Schwierigkeiten und eröffnet einige alter- native, nicht-philosophische Verfahren, über die entspre- chenden Streitfragen nachzudenken. Dabei ist der Ansatz vor allem ein historischer: Es werden die Debatten der letzten Jahrhunderte darüber, worin Pseudowissenschaft besteht, untersucht, um zu erfahren, was Argumente, die auf die Abgrenzung akzeptablen Wissens gezielt haben oder zielen, uns über den Wissenschaftsbetrieb als Gan- zes sagen können. Dieses Buch behandelt Debatten innerhalb der Naturwis- senschaften, nicht die Auseinandersetzungen über die Geis- tes- und Sozialwissenschaften. Nur selten kommt die Medi- zin zur Sprache, und in diesen Fällen gilt das Interesse der Überschneidung medizinischen Wissens mit den Praktiken wissenschaftlicher Forschung. Es ist schwierig, Phänomene wie die Alternativmedizin vollständig auszuklammern, in begrifflicher Hinsicht ist es jedoch wichtig, sie abzugrenzen. Zwar ist das Problem der ›Quacksalberei‹ in der Medizin mit dem der ›Pseudowissenschaft‹ vergleichbar, jedoch können manchmal auch ›falsche‹ Behandlungen zum Ergebnis ha- ben, dass sich der Patient besser fühlt. In der Medizin lie- fert die Wirksamkeit einen nicht-erkenntnistheoretischen Maßstab, der sich in dieser Weise für Wissenschaft kaum in Anschlag bringen lässt. Wenn wir Pseudowissenschaft für sich behandeln, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Frage, was als Wahrheit gilt. In einigen ihrer Behauptungen befasst sich die Medizin direkt mit dieser Frage, in vielen anderen jedoch nicht. 8 Vorwort Zu verstehen, wie Pseudowissenschaft funktioniert, ist wichtig. Die Frage nach verlässlichem Wissen ist recht allge- mein und erstreckt sich über einen Bereich, der von medizi- nischen Behandlungen über ›Fake News‹ bis hin zu Gerüch- ten reicht, die im eigenen Freundeskreis kursieren. Wenn man über Lehren nachdenkt, die als ›Pseudowissenschaft‹ bezeichnet worden sind – Kreationismus, Parapsychologie, UFOlogie, Nazi-Eugenik oder kalte Fusion –, hebt das die Dilemmata besonders deutlich hervor. Was Sie auf den fol- genden Seiten finden, kann sich als allgemein anwendbar erweisen, auch wenn Sie sich nicht für Bigfoot interessieren.

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