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Am Anfang war das Korn: Eine andere Geschichte der Menschheit PDF

333 Pages·2016·6.62 MB·German
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Hansjörg Küster Am Anfang war das Korn Eine andere Geschichte der Menschheit C.H.Beck Zum Buch Der bekannte Ökologe Hansjörg Küster lehrt uns in diesem bedeutenden Buch einen anderen Blick auf die Geschichte der Menschheit: Der Mensch ist, was er sät und erntet. Kultivierung ist der Akt der Menschwerdung schlechthin. Um Kulturpflanzen anzubauen, wurden Menschen sesshaft; sie wurden Bauern, die sich die Erde untertan machten, wie es in der Bibel heißt. Landwirtschaft und Kulturpflanzenanbau entwickelten sich an mehreren Orten der Erde etwa zur gleichen Zeit, aber unabhängig voneinander: in Vorderasien, in Südostasien, an verschiedenen Orten in Afrika, in Mittel-und Südamerika. Um den Anbau von Korn, Hülsenfrüchtlern und Ölpflanzen zu ermöglichen, musste die Umwelt teilweise stark verändert werden. An den großen Strömen des Orients brauchte man eine künstliche Bewässerung. Sie funktionierte nur, wenn eine weit entwickelte öffentliche Verwaltung vorhanden war. Man schuf staatliche Strukturen und die Schrift. Kulturpflanzen wie Weizen und Roggen, Erbse und Linse, Mais und Kartoffel sowie die vielen Gewürze sind aber auch Vorboten der Globalisierung. Schon vor Jahrtausenden wurden Kulturpflanzen und die Techniken ihres Anbaus zwischen den Zentren der kulturellen Entwicklung ausgetauscht. Heute ist nur noch ein kleiner Anteil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Vor allem in den Industrieländern bewirtschaften immer weniger Landwirte immer größere Flächen. Je größer die Vielfalt der angebotenen Waren in den letzten Jahren wurde, desto eintöniger wurde jede einzelne Landschaft. Für die Vielfalt im Warenangebot sorgt allein der billige Transport von Waren. Für die Vielfalt im Warenangebot sorgt allein der billige Transport von Waren. Keine Landwirtschaft entspricht der „Natur“; sie ist immer eine Form von Kultur, sogar die ursprünglichste Form von Kultur. Über den Autor Hansjörg Küster, geb. 1956, ist Professor für Pflanzenökologie am Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover. Bei C.H.Beck sind von ihm u.a. erschienen: Die Elbe. Landschaft und Geschichte (2007), Geschichte des Waldes. Von der Urzeit bis zur Gegenwart (42013), Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart (42010 sowie Jubiläumsedition 2013), Das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Landschaft und Geschichte (2010, zus. mit Ansgar Hoppe), Die Entdeckung der Landschaft. Einführung in eine neue Wissenschaft (2012). Inhalt 1 Wie Kulturpflanzen Menschheitsgeschichte schrieben 2 Einige biologische Grundlagen 3 Jäger und Sammler 4 Die ersten Ackerbauern 5 Entstehung von Kulturpflanzen und Landwirtschaft an anderen Orten der Welt 6 Landwirtschaft an den großen Strömen des Orients 7 Früher Ackerbau am Mittelmeer 8 Früher Ackerbau in Südost-und Mitteleuropa 9 Neue Kulturpflanzen und Ausweitung des Siedellandes in Europa 10 Zivilisationen und Barbaren: Zwei Landnutzungssysteme stoßen aufeinander 11 Ein neues Landnutzungssystem im Mittelalter 12 Sonderformen des mittelalterlichen Kulturpflanzenanbaus 13 Globalisierung der Kulturpflanzen 14 Die Vielfalt an Gemüse, Salat und Obst 15 Reform der Landnutzung und Aufschwung des Welthandels 16 Die moderne Landwirtschaft und der kritische Verbraucher 17 Der Regenwald und der Supermarkt Nachwort Literatur Bildnachweis Register der Pflanzennamen 1 Wie Kulturpflanzen Menschheitsgeschichte schrieben Ohne Kulturpflanzen wäre die Geschichte der Menschheit völlig anders verlaufen. Vielleicht hätte sie gar nicht stattgefunden: Menschen wären Jäger und Sammler geblieben, die sich die Erde nicht untertan gemacht hätten. Die Schrift wäre nicht erfunden worden, weil sie nicht gebraucht wurde, Menschen hätten keine Städte und Staaten gegründet, weil dazu keine Notwendigkeit bestand, hätten nie Industrieanlagen gebaut. Es war eine Weichenstellung besonderer Art, die die Menschen vor etwa zehntausend Jahren dazu brachte, Pflanzen oder Teile von ihnen nicht nur zu sammeln, sondern auch zu produzieren: durch Anbau von Kulturpflanzen auf einem Feld oder in einem Garten. Damals kultivierten Bauern nicht nur erstmals Pflanzen, sondern begannen zudem, Tiere zu halten. Doch allein der Anbau von Pflanzen war die Voraussetzung dafür, dass Menschen sesshaft wurden und trotzdem jeden Tag Nahrung bekommen konnten: das tägliche Brot. Wenn sie allein Tiere gehalten hätten, wären keine festen Wohnungen notwendig gewesen. Die Menschen hätten als Nomaden oder Hirten auf ähnliche Weise durch die Lande ziehen können wie zu den Zeiten, als sie lediglich durch die Jagd und das Sammeln von Pflanzen oder Pflanzenteilen ihre Nahrung erworben haben. Sie hätten keine Häuser gebaut und keinen Besitz in ihnen angesammelt. Durch den Anbau von Kulturpflanzen änderte sich die menschliche Lebensweise von Grund auf. Ackerbauern waren die ersten Menschen, die sesshaft an einem bestimmten Ort lebten. Später führte der Anbau von Kulturpflanzen zur Herausbildung von geordneten Staatswesen, von Zivilisationen, und es entstanden immer weiter ausgreifende, schließlich globale Handelsnetze. Wo man Kulturpflanzen auf den Feldern zog, setzte ein enormes Bevölkerungswachstum ein, dazu eine Verbesserung der Lebensbedingungen und ein Wachstum des Wohlstandes. Unter dem Einfluss des Ackerbaus und später durch eine systematische Züchtung nahmen Kulturpflanzen Eigenschaften an, die ein dauerhaftes Überleben dieser Gewächse ohne den Menschen, seine Kultur und seine Pflege unmöglich machten. Kulturpflanzen wachsen zwar ebenso wie andere Pflanzen; ihr Wachstum folgt einem natürlichen Prinzip. Aber in der freien Natur gedeihen Wildpflanzen besser; sie überwuchern die Kulturpflanzen und verdrängen sie. Viele Eigenschaften von Kulturpflanzen haben sich erst unter dem Einfluss des Menschen herausgebildet; Kulturpflanzen können daher als Erzeugnisse von Kultur verstanden werden. Ebenso verhält es sich mit den Tieren, die die Menschen zu halten begannen und die sie später züchteten. Auch Haustiere können ohne den Menschen nicht existieren, der ihnen Futter gibt, sie pflegt und ihre Krankheiten behandelt. Der Anbau von Kulturpflanzen und das Halten von Tieren führten zur Herausbildung charakteristischer Landschaften: Wälder wurden gerodet oder aufgelichtet, so dass Offenland mit Äckern, Viehweiden und später Wiesen entstand. Trockenes Land wurde durch Bewässerung fruchtbar, feuchtes Land dagegen wurde trockengelegt, damit man es nutzen konnte, und an steilen Hängen schuf man Terrassen. Damit ermöglichte man einen Anbau auf ebenen Hängen schuf man Terrassen. Damit ermöglichte man einen Anbau auf ebenen oder nur leicht geneigten Anbauflächen, die in der vollen Sonne lagen. Zugleich verhinderte man, dass zu viel Boden von den Hängen abgetragen wurde. Die ganze Welt sähe ohne den Anbau von Kulturpflanzen anders aus. Die Menschen würden ein anderes Leben führen, ihre Geschichte wäre anders verlaufen, es gäbe keinen Ackerbau, das ganze Land wäre anders gestaltet. Kurzum: Die Einführung des Anbaus von Kulturpflanzen mit allen ihren Begleiterscheinungen kann als eine, wenn nicht die entscheidende Innovation der Menschheit angesehen werden, die das menschliche Leben und die Umwelt des Menschen in den letzten Jahrtausenden auf neue Weise prägte. Dennoch befasste sich die Wissenschaft erst spät mit den kulturgeschichtlichen Phänomenen, die von der Entwicklung von Kulturpflanzen ausgingen. In kaum einer allgemeinen Darstellung der Geschichte der Welt oder der Geschichte eines kleineren Gebietes geht es um Kulturpflanzen. Man liest dort Vieles über bestimmte Menschen, von denen in Urkunden die Rede ist; es wird auf Bauten oder archäologische Funde aus Stein oder edlen Metallen eingegangen, doch nicht auf die Überreste von Pflanzen. Dennoch lassen sie sich bei Ausgrabungen finden; die meisten Hinweise auf die Verwendung von Pflanzen sind allerdings so klein, dass man sie mit bloßem Auge zwischen anderen Bodenbestandteilen nicht erkennt. Zu den ersten Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Kulturpflanzen befassten, gehörte der Schweizer Naturforscher Oswald Heer (1809–1883), der sowohl in der Biologie als auch in der Geologie zu den führenden Wissenschaftlern seiner Zeit gehörte. Er untersuchte Pflanzenteile, die bei Ausgrabungen von Pfahlbausiedlungen am Zürichsee gefunden wurden. Seine Ergebnisse publizierte er 1865 als «Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich für das Jahr 1866». Dem Text wurden sehr schöne Tafeln

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