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Alternativen zur Erwerbsarbeit?: Entwicklungstendenzen informeller und alternativer Ökonomie PDF

360 Pages·1988·24.309 MB·German
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Volker Teichert (Hrsg.) Alternativen zur Erwerbsarbeit? Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung Band 111 Westdeutscher Verlag Volker Teichert (Hrsg.) Alternativen zur Erwerbsarbeit? Entwicklungstendenzen informeller und alternativer Ökonomie Westdeutscher Verlag CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Altemativen zur Erwerbsarbeit?: Entwicklungs tendenzen informeller u. alternativer ökonomie/ Volker Teichert (Hrsg.). - Opladen: Westdt. Verl. 1988 (Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung; Bd.1U) NE: Teichert, Volker (Hrsg.\; GT Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann. Alle Rechte vorbehalten © 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Obersetzungen, Mikrover fiJmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Hanswerner Klein, Opladen ISSN 0175-615-X ISBN 978-3-531-11921-2 ISBN 978-3-322-87451-1 (eBook) 00110.1007/978-3-322-87451-1 INHALT Vorwort 7 I. Die theoretische Einordnung der informellen ökonomie und ihre praktische Bedeutung Die informelle und alternative ökonomie in Vergangen- heit. Gegenwart und Zukunft (Volker Teichert) 17 Informelle ökonomie als klassifikatorischer Begriff (Peter W. Heller) 65 Ende des Wirtschaftens oder Wirtschaften ohne Ende? Mikroökonomische Bedingungen und makroökonomische Wirkungen der Selbsthilfeökonomie (Klaus Gretschmannl Frank Schulz) 81 11. Verschiedene Ausprägungen der informellen bKonomie und ihre zeitliche Gestaltung Renaissance der Eigenarbeit? Zu den sozialen Folgen von Technik im Haushalt (Ute Kerber/Karin Prinz) 99 Eigenarbeit in privaten Haushalten (Ilona Ostner) 113 Ist die Eigenarbeit in privaten Haushalten zugunsten von Marktdienstleistungen einschränkbar? (Ronald Schettkat) 131 Wie "alternativ" ist "unbezahlte" Arbeit? (Christoph Badelt) 143 "Kosten" und Nutzen von Selbsthilfegruppen (Edith Halves/Alf Trojan/Hans-Wilhelm Wetendorfl 159 Neue Arbeitszeitformen - Bindeglied zwischen formeller und informeller ökonomie (Michael Weidinger) 177 5 111. Genossenschaftsentwicklung und alternative ökonomie in Deutschland Die überlebensfähigkeit von Produktivgenossenschaften (Hans G. Nutzinger) 205 Arbeitsorganisationsstrukturen in selbstverwalteten Betrieben: Beispiel einer Demokratisierung von Arbeit? (Christian Personn) 231 Zwischenbilanz des Alternativsektors. Längsschnitt untersuchungen alternativer Projekte in den Regionen Hannover und Nürberg (Gerhard Fröhlich) 243 IV. Internationale Aspekte alternativer und informeller oxonomie Worker Co-operatives in Großbritannien (Michael Wiedemeyer) 269 Economie sociale - ökonomische und politische Perspektiven der Alternativwirtschaft in Frankreich (Henrik Uterwedde) 295 Informelle ökonomie in Großbritannien (John Newson) 311 V. Anhang Gesamtliteraturverzeichnis 333 Sachregister 365 Zu den Autorinnen und Autoren 373 6 VORWORT Alternativen zur Erwerbsarbeit? Dieser Titel klingt auf den ersten Blick für den einen oder anderen Leser sicherlich sehr provokatorisch. Ist doch unser herrschendes Wirtschaftssystem fast ausschließlich auf Erwerbsarbeit aufgebaut, die im all gemeinen das Leben der meisten Menschen in erheblichem Maße beeinflußt. Die Erwerbsarbeit bestimmt über die zur Verfügung stehende Freizeit, die Dauer der Urlaubszeit und die Möglich keiten, in der informellen ökonomie aktiv zu werden. Auf ei nen kurzen Nenner gebracht: Sie gibt die Rahmenbedingungen vor, an denen sich alles andere auszurichten hat. Selbst die Arbeitslosen leiden auf ihre Weise unter dem Aus schluß von der Erwerbsarbeit: Sie reagieren oft mit psychoso matischen und psychischen Krankheitsbildern sowie mit Apathie auf ihre Erwerbslosigkeit. Da mag es für viele Leser geradezu zynisch klingen, wenn hier von Alternativen zum Erwerbssystem gesprochen wird. Diese Alternativen gibt es aber in der Tat, sie dürfen jedoch nicht so verstanden werden, als würde neben dem Erwerbssystem noch etwas bestehen, mit dem die Menschen ihren Lebensunter halt allein finanzieren könnten. Worauf aber mit diesem Band hingewiesen werden soll, sind die Bereiche, die jenseits von Markt und Staat existieren, und die in aller Regel von der herrschenden ökonomie nicht als wertschaffend und wohlstands fördernd angesehen werden. Sie haben für das kapitalistische Wirtschaftssystem aber durchaus ihre Bedeutung, indem sie Wohlstand und Wohlfahrt dieser Industriegesellschaft verbes sern helfen. Viele der informell geleisteten Arbeiten sind zwar für die formelle ökonomie von erheblicher Bedeutung, werden aber bei der Diskussion über die formelle Erwerbsarbeit zumeist nicht berücksichtigt. Die formelle ökonomie wäre ohne informelle Wirtschaftstätigkeiten überhaupt nicht denkbar. Genauso sind jedoch Einkommen notwendig, die durch die Erwerbsarbeit auf dem formellen Arbeitsmarkt erzielt werden, um den informellen Sektor zu bewirtschaften. Somit besteht eine gegenseitige Abhängigkeit der beiden Bereiche, wobei jedoch der formelle Bereich wegen des Geldeinkommens den informellen stärker determinieren kann. Da wir auch in Zukunft nicht ohne Einkom men aus Erwerbsarbeit auskommen werden, wird sich an diesem Verhältnis langfristig kaum etwas ändern lassen. 7 Was die alternative ökonomie angeht, so kann hier am ehesten von einer Alternative zur herrschenden Erwerbsarbeit ausge gangen werden, weil trotz aller Probleme, die die in diesem Bereich Tätigen zu bewältigen haben, sie von ihrem Anspruch her versuchen, anders zu arbeiten und zu wirtschaften. Der vorliegende Sammelband unterteilt sich insgesamt in vier Komplexe: Zuerst wird der Begriff der informellen und alter nativen ökonomie zu verorten versucht, ergänzt um eine einge hende Betrachtung und Diskussion der Einzelfelder informeller ökonomie. Dem folgt eine historische und vergleichende Analy se von Produktivgenossenschaften und Selbstverwaltungswirt schaft sowie eine Bestandsaufnahme der in jüngster Zeit neu gegründeten selbstverwalteten Betriebe. Zum Schluß wird noch die Entwicklung der informellen und alternativen ökonomie in Frankreich und Großbritannien untersucht. Nun zu den Inhalten der einzelnen Beiträge: Einführend wird von Volker Teichert der Begriff der informellen sowie alter nativen ökonomie in seiner Vielgestaltigkeit analysiert und eingeordnet. Auf Grundlage einer Dreiteilung der informellen ökonomie in Haushaltswirtschaft, Selbstversorgungswirtschaft und Selbsthilfeökonomie wird deren Größe und sozioökonomische Bedeutung für die bundesdeutsche Volkswirtschaft beschrieben. Dabei wird erkennbar, daß der Zeitaufwand für die informelle Haushaltswirtschaft schon größer ist als der für die formelle Erwerbsarbeit. Was das Größenvolumen der Haushaltswirtschaft angeht, so wird es in allen Untersuchungen auf fast ein Drit tel des Bruttosozialprodukts geschätzt. Abschließend plädiert Teichert für eine Aufwertung der unbezahlten Arbeiten in der Haushalts- und Bedarfswirtschaft. Neben einer Aufwertung müß te die informelle ökonomie auch von der Fremdversorgung über Markt und Staat teilweise abgeschottet werden. Peter Heller, der anfangs auch eine begriffliche Eingrenzung vornimmt, überträgt in seinem Beitrag das von A.O. Hirschman (1970) entwickelte Modell von Abwanderung und Widerspruch auf die Beziehung von formeller und informeller ökonomie. Massen arbeitslosigkeit und Arbeitsmarktsegmentation bilden dabei zentrale Erklärungsmuster für die Interaktion zwischen beiden Sektoren. Heller weist nun darauf hin, daß das Phänomen der strukturellen Arbeitslosigkeit auf dem formellen Arbeitsmarkt bis in den informellen Bereich hineinreicht. Oftmals verfügen nämlich die erwerbslosen Arbeitskräfte auch nicht über solche Qualifikationen, die sie zu Leistungsanbietern im informellen Sektor machen könnten. Aber nicht allein die Arbeitslosigkeit ist eine Triebkraft des informellen Sektors, es sind auch Leistungsdefizite der formellen Leistungserstellung durch private Unternehmen oder durch öffentliche Institutionen und Organisationen. Heller greift zur Erklärung dieses Prozesses auf den von Scherhorn (1983) geprägten Begriff der "ungetanen Arbeit" zurück. 8 Die Wirkungen der Eigen- und Freiwilligenarbeit auf die tra ditionellen Leistungssysteme erörtern Klaus Gretscbmann und Frank Schulz. Sie unterscheiden in ihrer Makroanalyse, deren mikroanalytischer Unterbau auf der Theorie der Zeitallokation gründet, dabei substitutive, additive, komplementäre, kumula tive und korrektive Wirkungen, die hier zwar aufgeschlüsselt werden, letztlich aber noch empirisch getestet werden müssen .. Mit ihrer Makrobetrachtung wollen Gretschmann/Schulz mögliche Wohlfahrtsverluste durch informelle Produktion in der formel len ökonomie feststellen. Im zweiten Teil dieses Bandes widmen sich die Autoren einzel nen Feldern der informellen ökonomie und den zeitlichen Ge staltungsmöglichkeiten von Erwerbs- und Bedarfswirtschaft. Die Technisierung der privaten Haushalte ist nach Ansicht von Ute Kerber und Karin Prinz durchaus leistungssteigernd. aber nicht in allen Fällen zeitsparend. Die Haushaltstechnisierung ermöglicht infolge der größeren Unabhängigkeit von der markt lichen Versorgung eine Differenzierung der Bedürfnisse. Nicht zuletzt könnte der zunehmende Einsatz technischer Geräte die Lebensstile in der Form verändern, daß die geschlechtsspezi fische Arbeitsteilung gemildert oder verstärkt wird. Hierüber können die Autorinnen noch keine eindeutige Aussage machen. Ilona Ostner erkennt drei Gründe für das gewachsene Interesse am privaten Haushalt: Die Krise des "Normalarbeitsverhältnis ses", d.h. mit steigender Zahl von Arbeitslosen und geringer werdenden Perspektiven im Erwerbssystem wird bei den privaten Haushalten nach Möglichkeiten des Ersatzes oder der Ergänzung von Erwerbseinkommen durch Haus- und Eigenarbeit gesucht. Als zweites Merkmal der wachsenden Bedeutung privater Haushalte sieht Ostner die "Krise des Sozialstaates", der als Folge der rückläufigen Steuereinnahmen versucht, soziale Dienste in den Eigenarbeitsbereich der privaten Haushalte zu verlagern. Hin zu kommt als drittes Problem die Hilfsbedürftigkeit, die sich unter gegebenen Bedingungen zukünftig neu zu orientieren hat. Von der Autorin werden dann Untersuchungen zur Eigenarbeit im privaten Haushalt vorgestellt, aus denen sie die SchlußfOlge rung zieht, daß die bisherigen Analysen zum Haushalt weitge hend inputorientiert seien. Eine outputorientierte Diskussion fehle bislang und sei deshalb überfällig. Ein weiteres Argument für die gestiegene Eigenarbeit sind die zu hohen Kosten privater Dienstleistungen. Ronald Schettkat untersucht daher, ob der Trend zu mehr Eigenleistungen durch eine Senkung des Lohnniveaus oder eine Veränderung der Lohn struktur umkehrbar ist. Er kommt schließlich zu dem Ergebnis, daß eine formelle Einbindung informeller Haushaltstätigkeiten weniger ein Fortschritt als vielmehr ein Rückschritt in tra dierte Gesellschaftsmuster bedeutet. Seine Position begründet er damit, daß eine mögliche Ausweitung der Dienstleistungs beschäftigung mit einer relativen Verarmung der unteren Ein kommensschichten verbunden wäre. 9 Die Selbsthilfeökonomie tritt in verschiedenen Mustern auf; grundlegend ist allerdings, daß die Arbeit in diesem Bereich in aller Regel unentgeltlich geleistet wird. Christoph Badelt stellt deshalb die berechtigte Frage: "Wie' alternativ' ist 'unbezahlte' Arbeit (UBA)?" Gewöhnlich wird UBA im Haushalt oder außerhalb desselben erbracht. Im ersten Fall spricht der Autor von Haushaltsproduktion, im zweiten von Freiwilligenar beit. Als Erklärung für UBA dient ihm der Altruismus, die Ei genwertorientierung und das Tauschsubstitut. Die empirischen Analysen vom Volumen der Haushaltsproduktion und der Freiwil ligenarbeit in österreich unterstreichen deren Bedeutung. sagen aber noch nichts über deren Wünschbarkeit aus. Unter emanzipatorischen und ökologischen Aspekten erweisen sie sich aber als positiv. Was ihre Effizienz angeht. so ist eine Ant wort hier weniger eindeutig. Obwohl gewisse Beschäftigungs probleme nicht zu leugnen sind, sollte - so Badelt - die UBA von politischer Seite höher eingeordnet werden als die geld lich entlohnte Erwerbsarbeit. Nachdem eine Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen, die an Einkommensgrößen orientiert ist, für Selbsthilfegruppen nicht angeraten ist, versuchen Edith Halves u.a. eine qualitative Nutzwertanalyse vorzunehmen. Anhand von fünf Handlungsfeldern wie Selbsterhaltung, gegenseitige Hilfe, Fremdhilfe, Interes senvertretung sowie Geselligkeit ergibt eine Aufrechnung von Nutzen und Kosten. daß der Nutzen von Selbsthilfegruppen für die Mitglieder und das professionelle Sozialsystem erheblich ist. Selbsthilfegruppen, die sich innerhalb der Gruppe gegen seitig helfen, kommen eigentlich ohne große äußere Unterstüt zung aus. Nur die Gruppen, die Fremdhilfe leisten, sind auf finanzielle Förderung angewiesen, die allerdings mit keiner inhaltlichen Auflage verbunden sein sollte, um Probleme inno vativ lösen zu können. Denn eine Förderung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen ist dann am wirksamsten, wenn sie au tonom agieren können und die etablierten Versorgungseinrich tungen sowie Behörden die qualitativ andersartige Arbeit der Gruppen anerkennen. Zwischen der formellen und informellen ökonomie bestehen eine Reihe zeitlicher Restriktionen. die teils aus der Erwerbsar beit und teils aus den Zeitvorgaben und Zwängen der informel len Aktivitäten (wie öffnungszeiten privater und öffentlicher Einrichtungen) resultieren. Michael Weidinger erkennt derzeit bei den Arbeitszeiten gewisse Veränderungstendenzen: So haben sich beispielsweise die Betriebszeiten bei nahezu konstanten Arbeitszeiten verlängert, zugleich wird die flexible Arbeits zeit ausgeweitet und schließlich werden auch die Arbeitszeit wünsche der Beschäftigten zusehends differenzierter. Parallel zu den veränderten Arbeitszeiten verschieben sich auch die Regelungskompetenzen: Stärker als bisher werden in Zukunft die Betriebsräte "vor Ort" die Arbeitszeiten für die Beschäf tigten regeln. Angesichts dieser Änderungen beschäftigt sich Weidinger im weiteren damit. wie eine "dualwirtschaftliche" Arbeitszeitpolitik aussehen könnte. die eine bessere Verein barkeit von formellem und informellem Arbeiten zuläßt, und wie sie in das bestehende Regelungssystem integriert werden kann. Im einzelnen diskutiert er Maßnahmen und Regelungen der 10

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