Ines Himmelsbach Altern zwischen Kompetenz und Defizit VS RESEARCH Schriftenreihe TELLL Herausgegeben von Christiane Hof,Technische Universität Flensburg Jochen Kade,Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main Harm Kuper,Freie Universität Berlin Sigrid Nolda,Technische Universität Dortmund Burkhard Schäffer,Universität der Bundeswehr München Wolfgang Seitter,Philipps-Universität Marburg Mit der Reihe verfolgen die Herausgeber das Ziel,theoretisch und empirisch gehalt- volle Beiträge zum Politik-,Praxis- und Forschungsfeld Lebenslanges Lernen zu veröffentlichen.Dabei liegt der Reihe ein umfassendes Verständnis des Lebens- langen Lernens zugrunde,das gleichermaßen die System- und Organisations- ebene,die Ebene der Profession sowie die Interaktions- und Biographieebene berücksichtigt.Sie fokussiert damit Dimensionen auf unterschiedlichen Aggrega- tionsniveaus und in ihren wechselseitigen Beziehungen zueinander.Schwerpunkt- mäßig wird die Reihe ein Publikationsforum für NachwuchswissenschaftlerInnen mit innovativen Themen und Forschungsansätzen bieten.Gleichzeitig ist sie offen für Monographien,Sammel- und Tagungsbände von WissenschaftlerInnen,die sich im Forschungsfeld des Lebenslangen Lernens bewegen.Zielgruppe der Reihe sind Studierende,WissenschaftlerInnen und Professionelle im Feld des Lebenslangen Lernens. Weitere Titel in Planung: Cornelia Maier-Gutheil Zwischen Beratung und Begutachtung Pädagogische Professionalität in der Existenzgründungsberatung Wolfgang Seitter (Hrsg.) Professionalitätsentwicklung in der Weiterbildung www.TELLL.de Ines Himmelsbach Altern zwischen Kompetenz und Defizit Der Umgang mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit Mit einem Geleitwort von Wolfgang Seitter VS RESEARCH Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Universität Frankfurt,2008 D 30 1.Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH,Wiesbaden 2009 Lektorat:Christina M.Brian /Britta Göhrisch-Radmacher VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-16442-7 Geleitwort Die Studie von Ines Himmelsbach verortet sich im Feld einer empirisch fundier- ten Alternsforschung, die den Umgang mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit im Alter aus einer erziehungswissenschaftlichen Perspektive in den Blick nimmt. Dabei untersucht sie sowohl aus einer institutionellen Experten- wie aus einer biographischen Betroffenensicht die unterschiedlichen Modi dieses Umgangs. Neben der phänomenologisch dichten Vermessung des Feldes ist aus erzie- hungswissenschaftlicher Perspektive besonders interessant, dass sich die Autorin für die pädagogische Formenvielfalt, die das institutionelle Feld und die biogra- phischen Aneignungsmuster strukturieren, interessiert. Genau in dieser Verbin- dung von empirisch dichter Beschreibung der sozialen Welt von Sehbehinderung und der Fokussierung auf die Formen des Pädagogischen liegt die originelle und produktive Leistung der Arbeit. Unter dem Gesichtspunkt einer erziehungswissenschaftlichen Theoriebil- dung, die den gesamten Lebenslauf von Menschen zum Gegenstand hat, liefert die Studie von Himmelsbach einen weiteren wichtigen Befund: die gleichzeitige und gleichwertige Betrachtung von Öffnung und Schließung, von Entwicklung und Entwicklungsbegrenzung, von Kompetenz und Defizit. Die Pädagogisierung des Umgangs mit altersbedingter Sehbehinderung erzeugt keine linearen Ab- laufmodelle der Bewältigung, sondern eröffnet komplexere Formen der Struktu- rierung, die sich zwischen den Polen eingeschränkter Handlungsfähigkeit und biographischer Entwicklungsoffenheit bewegen. Die Studie verweist damit auf die Notwendigkeit einer behutsamen, empirisch begründeten und relativierenden Sicht auf Lern- und Bewältigungsformen im Lebenslauf, die sich eindeutigen und vordergründigen Etikettierungen entziehen und stattdessen die (changieren- den) Übergänge, die Brüche und Schlaufen, die hybriden Verbindungen von Fortschritt und Fortsetzung angesichts biographischer Begrenzung in den Blick nehmen. Insofern stellt diese methodisch und sprachlich äußerst präzise gearbei- tete Untersuchung nicht nur einen wesentlichen Baustein einer gerontologisch informierten erziehungswissenschaftlichen Theorie der Altenbildung dar, son- dern auch einer lebensalterbezogenen Theorie der Bildung. Wolfgang Seitter Dank Eine derartige Arbeit ist ohne das eifrige Zutun vieler Personen nicht zu denken; diesen Menschen möchte ich an dieser Stelle aufs Herzlichste danken. Prof. Dr. Jochen Kade danke ich für sein stets offenes Ohr für inhaltliche wie persönliche Belange, er stellte einen Betreuer dar, den man sich konstrukti- ver nicht wünschen könnte. Prof. Dr. Hans-Werner Wahl und Dr. Kathrin Boer- ner danke ich für die intensive Begutachtung am Ende der Arbeit und die wert- vollen Anregungen zu Beginn. Großer Dank gebührt zudem den Teilnehmern der Interpretationswerkstatt. Ihre kritischen und wertvollen Anregungen haben die Arbeit immer wieder aufs Neue vorangetrieben. Prof. Dr. Dr. h.c. Gisela Zenz danke ich für steten Zuspruch und die wertvollen Anknüpfungspunkte am Forum Alterswissenschaften und Alterspolitik. Dr. Dörte Naumann, als treue Begleiterin der Arbeit, möchte ich für den permanenten Austausch und die sprachlichen Hinweise danken. Mirko Striewski danke ich für seinen analytischen und kriti- schen Blick und Ursula König für die gelassene Unterstützung gerade in der Endphase. Sabine Bollig und Sandra Martini sei für Rat, Tat und Erheiterung gedankt. Danke sagen möchte ich aufs Herzlichste meinen Eltern und meiner Schwester für die liebevolle Begleitung und tatkräftige Unterstützung. Zu besonderem Dank bin ich Matthias Weismüller verpflichtet, der auch diese Etappe aufs Beste mit mir gemeistert hat und ohne dessen steten Zuspruch die Arbeit sicherlich nicht vorliegen würde. Weiterhin danken möchte ich all jenen, die hier nicht mehr einzeln aufge- führt werden können, insbesondere lieben Freunden, die durch stete Ermunte- rung, Aufheiterung und den Glauben an dieses Projekt unterstützend tätig waren. Schließlich möchte ich noch allen Studienteilnehmern danken, dass sie sich auf dieses Projekt mit mir eingelassen haben und mit stoischer Ruhe und großer Offenheit über ihr Leben und Arbeiten mit einer altersbedingten Sehbehinderung berichtet haben. Ines Himmelsbach Inhaltsverzeichnis Einleitung..........................................................................................................15 Teil I Theoretische Grundlagen, Untersuchungsgegenstand, Methode...................................................................................19 1 Theoretische Prämissen aus Gerontologie und Erziehungswissenschaft.............................................................................21 1.1 Problemaufriss – Zur Dichotomisierung der Altenbildung..........................22 1.2 Gerontologische Theoriebildung in Bezug auf Defizit und Kompetenz......27 1.3 Defizitbegriff aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive......................32 1.4 Diskussion des Defizitbegriffs mit Blick auf die Altenbildung...................34 1.5 Altern und pädagogische Institutionen (cid:2) Empirie der Altenbildung...........37 1.6 Altern als Balanceakt (cid:2) Biokulturelle Unfertigkeit.....................................39 2 Formen des Pädagogischen.......................................................................43 2.1 Ausgangspunkt zur Einnahme einer neuen Perspektive auf die Altenbildung (cid:2) Entgrenzungsthese..............................................................43 2.2 Strukturlogik des Pädagogischen (cid:2) Aneignung, Interaktion, Vermittlung..47 2.3 Prozessausschnitt im Fokus (cid:2) Formen pädagogischen Handelns................50 2.4 Pädagogische Felder I – Das Spannungsfeld Erwachsenenbildung/ Therapie/Beratung.......................................................................................52 2.5 Pädagogische Felder II (cid:2) Das Differential Bildung - Hilfe.........................56 2.6 Die soziale Welt – Beobachtungsperspektive zur Beschreibung der Integration von Vermittlung und Aneignung...............................................57 3 Sehbehinderung im Alter..........................................................................61 3.1 Die Besonderheit der altersbedingten Makuladegeneration........................61 3.2 Untersuchungsgegenstand (cid:2) Betreuung älterer Sehbehinderter..................62 3.3 Erkenntnisse der gerontologischen Sehbehindertenforschung.....................65 3.4 Folgen für eine erziehungswissenschaftliche Betrachtung..........................70 10 Inhaltsverzeichnis 4 Fragestellung und Akteure.......................................................................71 4.1 Auf dem Weg zu den Strukturen des Lernens Älterer.................................71 4.2 Akteure (cid:2) Auswahl der Institutionen und Teilnehmer.................................72 5 Methodisches Vorgehen............................................................................77 5.1 Grounded Theory als Forschungsmethode..................................................77 5.2 Die Charakteristik des Forschungsprozesses...............................................79 5.3 Methodische Umsetzung im eigenen Forschungsprozess............................80 Teil II Die Perspektive der Experten.................................................87 1 Differenzorientierter professioneller Umgang mit der Sehbehinderung.........................................................................................89 1.1 Kurzporträt Frau Jansen...............................................................................90 1.2 Analyse der Einstiegssequenz......................................................................91 1.3 Setting (cid:2) Positionierung und Ausdifferenzierung........................................99 1.4 Formen des Umgangs mit der Sehbehinderung im Kontext der Beratungsgruppe (cid:2) Vermittlungsaktivitäten..............................................105 1.5 Formen pädagogischen Wissens – Differenzierung und Typisierung.......112 1.6 Phasenhaftigkeit eines auf Dauer gestellten Beratungsangebots...............120 1.7 Synthese (cid:2) Die Beratungsgruppe als pädagogisches Arrangement...........127 2 Defizitorientierte Betrachtung der Älteren vor dem Hintergrund der eigenen Betroffenheit als Jüngere....................................................131 2.1 Kurzporträt Frau Meschke.........................................................................131 2.2 Analyse der Einstiegssequenz....................................................................132 2.3 Setting (cid:2) Positionierung in einem mangelhaften Versorgungsnetz...........141 2.4 Formen des Umgangs mit der Sehbehinderung.........................................145 2.5 Formen pädagogischen Wissens (cid:2) Probleme und Routinen......................155 2.6 Betrachtung von Phasen bei weitgehender Phasenlosigkeit......................159 2.7 Zusammenfassung - Unerreichbarkeit im Vordergrund............................163 3 Fallvergleich (cid:2) Professionell betreute versus selbstinitiierte Selbsthilfe.................................................................................................165 3.1 Settings (cid:2) Ähnliche Konzepte, unterschiedliche Wirkung........................165 3.2 Pädagogisches Wissen – Zielgruppenorientierung vs. Eigeninteresse.......167 Inhaltsverzeichnis 11 4 Integration der weiteren Experten (cid:2) Spektrum der Sehbehindertenhilfe.................................................................................173 4.1 Strukturierung der Settings der Sehbehindertenhilfe.................................174 4.2 Formen des Umgangs in der Sehbehindertenhilfe.....................................178 4.3 Systematik pädagogischen Wissens...........................................................185 4.4 Überblick über Ausgestaltung von Phasen in den Angeboten...................188 Teil III Die Perspektive der Betroffenen..........................................195 1 Integration in die Sehbehindertenwelt als Ort des Ankommens nach der Verrentung...............................................................................197 1.1 Leben mit Sehbehinderung von Geburt an................................................197 1.2 Deutungskontext (cid:2) Sehbehinderung als biographische Kontinuität..........199 1.3 Handlungskontext (cid:2) Umgangsformen mit der Sehbehinderung im Alter..210 1.4 Relevanz von Institutionen im Umgang mit der Sehbehinderung.............213 1.5 Relevanz pädagogischer Formen im Umgang mit der Sehbehinderung....222 1.6 Synthese (cid:2) Sehbehinderung im Alter als Glücksfall der Vergesellschaftung....................................................................................223 2 Hoffnung auf Heilung als biographisch geleitetes Aneignungsmuster...................................................................................227 2.1 Die Sehbehinderung als eine von vielen Erkrankungen............................227 2.2 Auftauchen der Sehbehinderung im Interview – Ambivalenz von Kontinuität und Diskontinuität..................................................................228 2.3 Deutungskontext (cid:2) Ambivalenz zwischen überwundenen Krankheiten, beruflicher Kompetenz und Unsicherheit der Zukunft..............................235 2.4 Handlungskontext – Umgang mit der Sehbehinderung im Alltag.............238 2.5 Relevanz von Institutionen im Umgang mit der Sehbehinderung.............241 2.6 Relevanz pädagogischer Formen im Umgang mit der Sehbehinderung....246 2.7 Synthese (cid:2) Suche nach Heilung zwischen Kontinuität und Diskontinuität............................................................................................247 3 Fallvergleich (cid:2)Formen des Umgangs und ihr Bezug zu selbst- und fremdbestimmten Defizit- und Kompetenzzuschreibungen.................249 3.1 Verläufe von Defiziten und Kompetenzen................................................249 3.2 Umgangsformen mit der Sehbehinderung.................................................251 3.3 Relevanz von Institutionen im Setting von Defiziten und Kompetenzen..251 3.4 Differenz pädagogischer Formen – Information versus Aneignung..........252 3.5 Sehbehindertenwelt vs. Welt des Sehens...................................................253 12 Inhaltsverzeichnis 4 Einordnung weiterer Teilnehmer...........................................................255 4.1 Deutungskontexte einer altersbedingten Erkrankung................................255 4.2 Handlungskontexte....................................................................................269 4.3 Relevanz von Aneignung und Vermittlung...............................................278 4.4 Zusammenfassung mit Blick auf Kompetenz- und Defizitzuschreibung...281 Teil IV Die soziale Welt der Sehbehinderung und ihre pädagogischen Formen.........................................................283 1 Die soziale Welt der Sehbehinderung....................................................285 1.1 Das institutionelle Arrangement aus Sicht der Akteursperspektiven.........288 1.2 Strukturen der sozialen Welt der Sehbehinderung.....................................293 2 Pädagogische Formen..............................................................................301 2.1 Relationierung pädagogischer Formen der Akteure der Sozialen Welt.....301 2.2 Bezug auf Sinnwelten neben den pädagogischen Formen.........................303 3 Das Netzwerk der sozialen Welt der Sehbehinderung..........................305 Teil V Altenbildung in sozialen Welten – Empirische und theoretische Perspektiven ....................................................307 Literatur ..........................................................................................................315
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