ebook img

„Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand“: Sprache im Nationalsozialismus. Versuch einer historischen Argumentationsanalyse PDF

262 Pages·1984·8.123 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview „Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand“: Sprache im Nationalsozialismus. Versuch einer historischen Argumentationsanalyse

Utz Maas . "Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand" Utz Maas "Als der Geist der Genteinschaft eine Sprache fand" Sprache im Nationalsozialismus Versuch einer historischen Argumentationsana!Jse Westdeutscher Verlag Für Konrad Asmus © 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Satz: Schreibbüro Lorenz, Nauheim Alle Rechte vorbehalten: Auch die fotomechanische Vervielfältigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-11661-7 ISBN 978-3-322-96994-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-96994-1 Inhalt Vorwort. .................. .. ................ ............ .. 7 1. Einleitung ............................................. 9 2. Zum methodischen Vorgehen .............................. 17 3. "Eure geringen Bemühungen sichern einen großen Erfolg" Texte aus dem hauswirtschaftlichen und bäuerlichen Bereich 21 4. "Sozialistischer Angriff' Nationalsozialistische Argumentation im Betrieb 39 5. "Sie sind alle nur Teil eines gesamten Größeren" Hitlers Rede auf dem Erntedankfest 1937 ..................... 55 6. "Dein Körper gehört Deiner Nation" Texte aus der Hitlerjugend ................................ 91 7. "Vor der Fahne der Jugend sind alle gleich" Eine Rede des Reichsjugendführers von Schirach 1938 121 (Anhang: Sakrale Konnotationen in der Sprache von Nationalsozialisten 140) 8. "Wir gliedern uns nicht ein" Rebellion - gegen die H} und mit ihr 145 9. Ergebnisse. Zusammenfassende Darstellung der Analysen nationalsozialistischer Texte ............................... 165 10. Theoretischer Versuch über die sprachlichen Verhältnisse im Faschismus .......................................... 193 Anhang Eine Bewährungsprobe für die Sprachwissenschaft: Sprache im Nationalsozialismus und ihre Analyse ............................ 208 1. Vorbemerkung zum methodischen Problem 208; 2. Philologie als Abwehr mechanismus: Viktor Klemperers LTI 209; 3. Sprachkritik in elitärer Distanz: Die Manipulationsthe.orie 220; 4. Die begrifflichen Vorgaben des Strukturalis mus: Sprach praxis und Konnotationsanalyse 228; s. Diskursanalyse 232; 6. Die Genese des faschistischen Diskurses als .. stummer Gast" der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen: Jean Pierre Faye 236; 7. Sprache als "Arena des Klassen- 6 Inhalt kampfes": Der theoretische Ansatz Valentin Volo~inovs 241; 8. Die "Absperrung des Universums der Rede": Herbert Marcuses "Eindimensionaler Mensch" 245; 9. Schlußbemerkung 251. Erwähnte Literatur .......................................... 252 Vorwort Anlaß für dieses Buch war der fünfzigste Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten in Deutschland: Entsprechend der medienweiten Beschäf tigung mit dem Nationalsozialismus veranstaltete ich im Sommersemester 1982 ein Seminar, das die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit den sprachlichen Verhältnissen im deutschen Faschismus bieten sollte. Die Zielsetzung dabei war doppelt: Einerseits sollte gerade in der Perspektive des Deutschunterrichts eine Zugangsweise zu diesem Problemfeld gefunden werden, die nicht nur ein schlägige Zitate zum Vorwand für die üblichen Sprachanalysen nimmt; ande rerseits galt es, das analytische Rüstzeug einer "Minimal-Sprachwissenschaft" gerade auch solchen Studenten verfügbar zu machen, die zwar an einem sol chen Thema, nicht aber eigentlich an der Sprachwissenschaft interessiert sind. Das Ergebnis hat mich ermutigt, das vorliegende Manuskript auszuarbeiten, und auch einem allgemeinen Publikum vorzustellen. Die Beschäftigung mit dem Gegenstand ist allerdings nicht an den aktuel len Kontext gebunden: Wahrscheinlich ist sie bei allen meiner Generation kon stitutiver Bestandteil der eigenen Biographie. Als Frage "Was habt Ihr damals gemacht?" bestimmte und blockierte sie die Auseinandersetzung mit der El terngeneration und formte so die Entwicklung einer eigenen Identität, seit diese Frage auftauchte. Die Erfahrung der Unmöglichkeit, auf diese Frage eine befriedigende Antwort zu bekommen oder auch nur ein Gespräch zu führen, war für mich zugleich die Entdeckung des Gegenstandes Sprache - und sicherlich eine wichtige Motivation, aus diesem Gegenstand dann eine Berufsaufgabe zu machen. Biographisch trat das Thema Nationalsozialismus allerdings bald in den Hintergrund: Wo Antworten gesucht wurden, in der Lektüre, die uns Gymna siasten am Ende der 50er Jahre zugänglich war, fand sich nur Unverdaulich Monströses; und vor allem: von den Konzentrationslagern auf der einen Seite (etwa Eugen Kogons "SS-Staat"), dämonisierender Personalisierung (etwa Allan Bullocks Hitler-Biographie) auf der anderen, führte keine Brücke zur Antwort auf die Fragen, die an unsere Eltern gestellt waren. Ergebnis war der Verdrängungsprozeß der "Ohne-mich"-Attitüde, auf den dann zwar im Kon text der Studentenbewegung die Entdeckung der Analysen der vom Faschis mus exilierten Intelligenz folgte (nicht nur Herbert Marcuse sondern vor allem Franz Neumanns "Behemoth", später auch Ernst Fränkels "Doppelstaat" u. a.); diese Lektüre verhalf dazu, aus dem Wort "Faschismus" etwas anderes als einen Denunziationsbegriff zu machen - aber der Gegenstand selbst blieb weiter fremd, wurde wie diese Arbeiten selbst nur analytisch präsent. . Der Nachdruck der "Deutschland-Berichte" der Exil-SPD kam daher ei ner Entdeckung gleich: Im Sommer 1980 lagen die Bände in dem Bücherpaket, das mit in den Urlaub fuhr; die Lektüre begann mit einem Blättern darin auf der Fährüberfahrt nach Norwegen - und auf der Fähre zurück saß ich immer noch daran: Das war gewissermaßen der Blick hinter die elterlich verschlossene 8 Vorwort Tür ... Die Banalität des Faschismus wurde sichtbar, die Analyse derartiger banaler Texte wurde für den Sprachwissenschaftler zur Herausforderung. Bei Versuchen in diese Richtung sah ich mich bestätigt durch die inzwischen reich lich zugänglichen neueren Arbeiten der Sozialgeschichtsschreibung, die die na tionalsozialistische Epoche als Austragung von gesellschaftlichen Konflikten analysieren, an der die Mehrheit der Bevölkerung beteiligt war. Uberlegungen zu einer entsprechenden Sprachanalyse habe ich dann in dem Arbeitskreis "Kulturanalytische Sprachwissenschaft" an der Universität Osnabrück vorgetragen, wo wir u. a. ausführlich die Arbeit von J ean Pierre Faye "Totalitäre Sprachen" und mit Jean Pierre Faye selbst diskutiert haben: Den Teilnehmern, vor allem Michael Bommes, Franz Januschek, Barbara Lange, Judith McAlister-Hermann und Horst Walter, verdankt diese Arbeit viel - vor allem auch eine Kritik an einer vorhergehenden Fassung des Manuskripts. Schließlich haben die Teilnehmer des Seminars im Sommersemester 1982 mit ihren eigenen Recherchen, nicht zuletzt auch durch Nachfragen bei ihren ei genen Eltern und Großeltern, vieles des hier Vorgelegten angeregt. Eine erste Fassung des Manuskripts konnte durch detaillierte Kritik verbessert werden, die ich außer von den schon Genannten vor allem von Karen Ellwanger, Rüdi ger Griepenburg, Peter Hartmann und Peter von Polenz bekam. Schließlich machte die Heinrich-Heine-Stiftung für Philosophie und kritische Wissenschaft (Freiburg) es mir im Rahmen eines einjährigen Forschungsstipendiums mög lich, das Manuskript als Teil eines längerfristigen Vorhabens zur Entwicklung der sprachlichen Verhältnisse in der bürgerlichen Gesellschaft auszuarbeiten. Das Buch ist meinem Sohn gewidmet - in der Hoffnung, daß seine späte re Auseinandersetzung mit den eigenen Eltern nicht durch die Frage "Was habt Ihr damals gemacht?" belastet sein wird. Osnabrück, im Dezember 1983 UtzMaas Teile des Manuskriptes sind als Vorabdruck erschienen: Die Abschnitte 3.1.-3.2.;4.;6.1.- 6.3. in Diskussion Deutsch 73 (1983); der Abschnitt 7 im Jahrbuch für Rhetorik 4 (1984). 1. Einleitung Der Untertitel "Sprache im Nationalsozialismus" markiert eine Abgrenzung gegenüber der germanistischen Tradition der Beschäftigung mit der "Sprache des Nationalsozialismus". Diese Frontstellung ist keineswegs originell: In den letzten 20 Jahren, vor allem im Gefolge der Studentenbewegung, ist in der Auseinandersetzung mit dem "hilflosen Antifaschismus" (s. vor allem Haug 1968) die restaurative Funktion der ausgrenzenden Thematisierung des Na tionalsozialismus aus der deutschen Geschichte bzw. der "normalen" gesell schaftlichen Entwicklung in Deutschland herausgestellt worden. Diese Thema tisierung ließ den Faschismus im sprachlichen Bereich wie auch auf den ande ren Feldern der Politik als ein Einbruch von Fremdem erscheinen, begrenzt auf den Zeitraum von 1933 bis 1945, ohne Kontinuität zur gesellschaftlichen Entwicklung vorher wie nachher. An diese inner(sozial)wissenschaftliche Dis kussion schließt dieses Buch an im Anhang findet sich eine Auseinanderset j zung mit den entsprechenden (germanistischen u. a.) Diskussionen. Was so aber innerhalb der wissenschaftlichen Diskussion ein Gemeinplatz zu sein scheint, braucht es deswegen in der außerwissenschaftlichen öffent lichkeit noch längst nicht zu sein - die Gedenkveranstaltungen zum fünfzigsten Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten haben das sinnfällig gemacht, die nicht von ungefähr in der Regel immer noch als "Machtergrei fung" apostrophiert wurde (bei der die Bevölkerung eine Zuschauer- oder Opferrolle gespielt haben soll). Wenn aus diesem Anlaß der Osnabrücker Ober bürgermeister bei der Eröffnung einer lokalen Veranstaltung zum Gedenken an die Bücherverbrennung als Leitfrage für die Beschäftigung mit der Vergangen heit formuliert: "Wie war es möglich, daß eine kleine Gruppe verbrecherischer Menschen die Macht an sich reißen konnte?"', dann geschah das sicher in zahl losen entsprechenden Veranstaltungen anderswo im gleichen Tenor. Außerhalb des engeren sprachwissenschaftlichen Diskussionszusammen hangs scheint es so zu sein, daß die Beschäftigung gerade mit den sprachlichen Verhältnissen im Nationalsozialismus eine solche Verschiebung der Fragestel lung zwangsläufig macht. Dafür steht eine der frühesten, in der Betroffenheit eines Verfolgten geschriebene Arbeit als Kronzeuge: Das "philologische" Tage buch des amtsenthobenen jüdischen Romanisten Viktor Klemperer (1946), bei dem die Sprachkritik immer wieder über die philologische Attitüde des Autors stolpert. Die gleiche Schwierigkeit prägt die einschlägigen Bemühungen des Deutschunterrichts, dessen Richtlinien die Behandlung des Gegenstandes im Kursbereich "Reflexion über Sprache", etwa unter einer überschrift "Spra che als Mittel der Beeinflussung", vorsehen. Selbst da, wo in den Materialien für den Unterricht die neuere germanistische Diskussion rezipiert wird, stellt 1 S. den Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 10.5.83. Dort heißt es: "Ober bürgermeister Möller betonte, daß die Erinnerung an 1933 wichtig sei, um aus dieser Zeit zu lernen und die Frage beantworten zu können: "Wie war es möglich ... ?". 10 1. Einleitung sich die ausklammernde Rede von "der Nazi-Sprache" o.ä. gewissermaßen zwangsläufig ein (vgl. etwa Kinne (1981), z.B. S. 9). Letztlich bleibt aber nicht nur für die außerwissenschaftlichen Kontexte eine Um orientierung im Zugang zu den sprachlichen Verhältnissen im National sozialismus noch zu leisten, die nachvollzieht, was in der Sozialgeschichte in der Erforschung des damaligen gesellschaftlichen Konfliktfeldes geleistet wird, in dem sich widersprüchliche Interessen und Erfahrungen al/er Bevölkerungs gruppen Ausdruck verschafften.2 Für den spezifischen pädagogischen Kontext (in Schule und Erwachsenenbildung) kommt zu dieser Schwierigkeit hinzu, daß hier nicht nur ein begrifflicher Zugang zum Thema gefordert ist, sondern vor allem ein didaktisch brauchbares Instrumentarium, um zeitgenössische Materialien zu bearbeiten - sonst setzt sich "hinter dem Rücken" der Lehren den doch wieder die machbare philologische Bestandsaufnahme des "Braun welsch" durch. In gleicher Weise didaktisch brauchbar (weil eingeschliffenen pädagogi schen Mustern folgend) wie funktional für die spezifische bundesrepublika nische Vergangenheitsbewältigung ist dabei die leitende Vorstellung von Mani pulation und Propaganda, die sich geradezu zwangs haft bei dem Reizwort "Nationalsozialismus" einzustellen scheint. Das gilt auch bei Veröffentlichun gen für einen großen Adressatenkreis, die scheinbar die neuere sozialgeschicht liche Forschung rezipieren.3 über die gesellschaftliche Verortung dieser Vor stellung ist im Anhang mehr gesagt; ohne hier den wichtigen Gegenstand der NS-Propaganda ignorieren zu wollen, ist aber zunächst einmal als Vorausset zung auch für dessen Analyse die Exploration des sozialen Feldes festzuhalten, auf das die Propaganda kalibriert war - und in dem sie wirken konnte (oder nicht). An dieser Aufgabe scheitert aber die trotz aller literaturwissenschaft lichen "Rezeptionsästhetik" immer noch landläufige Interpretationsweise ei nes Textes unter der Frage "Was will der Autor hier sagen?". Der notwendige Zugang zu derartigen Materialien kann nicht durch die Bestimmung eines ein deutigen Inhaltes der untersuchten Texte gefunden werden, wie eine Vorüber legung an einem Beispielzitat zeigen kann: In einer öffentlichen Ansprache des Reichsjugendführers Baldur von Schirach 1938 an die "deutsche(n) Eltern, (die) deutsche Jugend" heißt es: "Das Erbe der Einigkeit, das der Jugend in diesen Jahren der Führung durch Adolf Hitler geschaffen wird, darf auch von ihr nicht als etwas Selbst verständliches hingenommen werden, und an Euch, meine Jungen und Mädel, ist es, diese Einigkeit immer aufs neue zu erwerben, um sie dereinst in Wahr heit besitzen zu können." (Schirach 1938: 44). Hier wird der Elan der angesprochenen Jugendlichen aufgenommen: Ihre Opferbereitschaft, ihr Engagement in der HJ - und über die "Wehrertüchti gung" in die Vorbereitung des Weltkrieges überführt. Aber das ist nur eine "Stimme" dieses Textes, zu dessen Bedeutung auch die Drohung gegen alle 2 S. etwa das große Regionalprojekt von Broszat u.a. 1979-1981. 3 Vgl. etwa Focke/Reimer (1979: 9): "Wir zeigen, wie die Nazis die Jugendlichen in ihre Organisationen preßten, ihre Freizeit praktisch abschafften und sie mit ihrer Ideologie vollstopften. Um die Indoktrination komplett zu machen, wurden die Schulen umge krempelt ... " (Hervorhebung von U.M.). Das Bändchen erschien immerhin nach andert halb Jahren im Dezember 1980 bereits in der 5. Auflage in 53.000 Exemplaren. 1. Einleitung 11 die gehört, die sich der hier apostrophierten "Einigkeit" (bzw. Eingliederung) verweigern, die ihr die Suche nach Autonomie und sogar Widerstand entgegen setzen. Die gesellschaftliche Situation des Jahres 1938 macht den Hintergrund dieser anderen "Stimme" im Text deutlich: Berichte über die desolate Moral in den HJ-Gliederungen, über Dienstverweigerungen und die zunehmend krimina lisierten (und dem Wirkungsbereich der Gestapo überstellten) "autonomen" Jugendgruppen, sind an der Tagesordnung.4 Die Textanalyse muß hier durchlässig sein für die gesellschaftlichen Wider sprüche, die in der (Sprach)Praxis ausgetragen werden, die in den Texten in skribiert ist. Dafür steht bei den folgenden Analysen wie auch schon in diesem Beispiel das Bild der Polyphonie eines Textes, das die Aufgabe der zu ent wickelnden Lesweisen anzeigen soll: Zu zeigen, wie die widersprüchliche Praxis in diesen Texten resonniert. Bewußt beschränke ich mich hier und auch bei anderen analytischen Schritten auf die Etikettierung mit derartigen metapho rischen Ausdrücken: Eine begrifflich schärfere Terminologie setzt die Er schließung eines noch weitgehend unexplorierten theoretischen Terrains vor aus, das hier nicht als Zugangshindernis zu den konkreten Analysen aufge baut werden soll (für weiterführende Hinweise s. den Anhang, der aus diesem Grund auch als solcher erscheint: seine Lektüre ist keine Voraussetzung für die des Buches). Die Sprachanalyse ordnet sich so ein in das Bemühen, die gesellschaftliche Entwicklung im Nationalsozialismus nicht auf das Schema von Oben-Unten zu reduzieren, das allen Manipulationsvorstellungen zugrunde liegt, sondern sie als spezifische "Lösung" von gesellschaftlichen Widersprüchen zu verstehen, die sich am Ausgang der Weimarer Republik stellten. s Der im engeren Sinne analysierte sprachliche Diskurs fungiert dabei als Fähre (eine weitere Metapher!), die die Menschen von ihren konkreten Er fahrungen, ihren Hoffnungen und Ängsten, aber auch ihrem opferbereiten Elan in die integrativen Organisationsformen des Machtapparates transpor tierte - und auf der anderen Seite, im gleichen Diskurs, den Terror inszenierte, der alle die traf, die sich der Integration verweigerten. 6 Markiert die Faschismusanalyse auch den Horizont der Arbeit, so ist die se doch ein sprachwissenschaftlicher Analyseversuch an einem konkreten histo rischen Gegenstand. Die Analyse der realen gesellschaftlichen Prozesse, in de nen die thematisierte Sprachpraxis eingebettet ist, hat daher hier keinen Eigen wert. Für einen Nichthistoriker (und erst recht für jemanden, dessen Arbeits- 4 S. Kap. 5.6. für eine ausführliche Analyse der gesamten Rede. aus der dieses Zitat stammt. 5 Diese Sichtweise ist in der Sozialgeschichtsforschung inzwischen etabliert. s. Schoenbaum 1966. Sie trägt auch der in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit immer noch weit gehend verdrängten Tatsache Rechnung. daß die überwindung des Faschismus keine Leistung des deutschen Volkes sondern der Alliierten war. 6 Es sei angemerkt. daß der damit abgesteckte Rahmen der Untersuchung schon in den hellsichtigen frühen Faschismusanalysen der Kritiker aufgezeigt worden ist. die sich mit ihrem Denken der Subsumption unter partei politische Strategien verweigerten. Das gilt so - trotz seines damals politisch orthodoxen Standpunktes - vor allem für Ernst Bloch. der in seiner Faschismusanalyse von 1935 die gesellschaftliche ["atio. den von den be stehenden Verhältnissen nicht befriedigten Willen zu einem anderen Leben. als das vom Faschismus erfolgreich instrumentalisierte Moment betonte. das ihm die Massenloyalitit verschaffte.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.