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Alltagstheorien von Beratung PDF

227 Pages·1984·4.133 MB·German
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Jochen Gerstenmaier/Frank Nestmann Alltagstheorien von Beratung Beitrage zur psychologischen Forschung Band 1 Westdeutscher Verlag Jochen Gerstenmaier/Frank Nestmann Alltagstheorien von Beratung Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Gerstenmaier, Jochen: Alltagstheorien von Beratung / Jochen Gersten maier; Frank Nestmann. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1984. (Beitrage zur psychologischen Forschung: Bd. 1) ISBN 978-3-531-11681-5 ISBN 978-3-322-88870-9 (eBook) DOl 10.1007/978-3-322-88870-9 NE: Nestmann, Frank; GT ~ 1984 Westdeutscher Verlag, Opladen Umschlaggestaltung: Hanswerner Klein, Opladen Aile Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfaltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zu stimmung des Verlaqes. Inhaltsverzeichnis Einleitung 7 1. Psychosoziale und sozialpadagogische Beratung 11 2. Die Bedeutung von Alltagstheorien 34 3. Die Methode der Untersuchung 44 4. Elemente von Alltagstheorien 56 4.1. Berufliche Selbstdefinitionen 56 4.1.1. Beratungsziele 56 4.1.2. Beratungsmethoden 64 4.1.3. Annahmen tiber die Entstehungsgrtinde von Verhaltensstorungen 80 4.1.4. Sem~stbilder 85 4.2. Definitionen von Beratungssituationen 93 4.2.1. Therapie und Beratung 94 4.2.2. Selektion des Klienteis 107 4.2.3. Stereotype tiber die Klienten 118 4.2.4. Die Beziehung zwischen Berater und Klient 122 4.3. Handlungszusammenhange und Perspektiven von Alltagstheorien tiber Beratung 146 4.3.1. Die Totalisierung der Berufsrolle 147 4.3.2. Funktionen ~sychosozialer Beratung 158 5. Rahmenbedingungen von Alltagstheorien 167 5.1. Ausbildung und Qualifikation 167 5.2. Institutionelle Bedingungen 184 6. Die Alltagswelt des Beraters - ein Restimee 200 Literaturverzeichnis 212 Anhang 224 7 Einleitung Therapie und Beratung sind heute ein Hauptge.biet psycho 10- gischer Tatigkeit, ein bedeutsames Arbeitsfeld psychologischer Praktiker. Weniger als bisher diagnostisch selegierend, sondern eher therapeutisch-beraterisch modifizierend, Uber nimmt der psychosoziale Berater vielfaltige quantitativ gewachsene und qualitativ veranderte Aufgaben der Soziali sation und Resozialisation. Wachsender Beratungs- und Thera piebedarf, die Diskussion urn die psychosoziale Versorgung und ihre Alternativen und ein insgesamt zurnindestens fUr Sozial arbeiter und Psychologen zunehmend enger werdender Arbeits markt fUhrten ebenso zu einer Ausweitung des Berufsfeldes Beratung und Therapie wie eine Uberwaltigende Aus- und Fort bildungsnachfrage. So sah sich Martin Irle, der damalige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft fUr Psychologie bereits 1978 in Mannheim genBtigt, "energisch" zu "bestreiten", "daB das Studiurn der Psychologie identisch und nur identisch -,1st mit einer Berufsausbildung zu klinischen Psychologen als Psychotherapeuten" (Irle 1979), um gleichzeitig andere Psychologiedirnensionen wieder starker in Erinnerung zu rufen. Dieser Aufruf scheint jedoch nur geringen Erfolg gezei-tigt zu haben. Die therapeutisch-klinische Debatte beherrscht weiterhin in graBen Teilen die Fachaufmerksamkeit, und Psychologiestudenten strBmen bevorzugt in entsprechende Veranstaltungen dieses Ausbildungsganges, da vermehrt schon die. universitare Psychologenausbildung therapeutische Grundausbildung roBglich macht. Zusatzlich zu dieser Bedeu tungszunahme ist eine tagliche Zunahme von theoretischen und empirischen Auseinandersetzungen mit psychologischer Therapie und Beratung festzustellen. Die aktive professionelle Beschaftigung mit diesen Problemfeldern geht spatestens seit "Psycho-", "Therapie-" und "Beratungs-"Booms Uber die Gruppe klinischer Psychologen und Psychotherapeuten hinaus. Neben einer starken Therapeutisierung weiterer studentischer und akademischer Gruppen tiber Selbsterfahrungs- und Therapie- 8 gruppen unterschiedlichster Qualitaten, neben einer Offen legung beratender Aktivitaten in unterschiedlichen Helfer und Erzieherberufen, neben dem Mangel sowie scheinbaren Bedarf an Techniken und Instrurnenten zur Bewaltigung hel ferisch-erzieherischer Aufgaben und entsprechender Be grUndung fUr bisherige Effekt- und Hilflosigkeit, lassen sichvor allem Hoffnungen auf Arbeitsplatze bei Sozialarbei tern, Sozialpadagogen, Padagogen, Erziehern und Lehrer aus machen. So finden bereits erste Verteilungskampfe urn Psychomarkte und urn Klienten unter den verschiedenen Berufsgruppen statt, immer neue und teils immer absonderliche Therapien und Be ratungsformen schieBen aus dem Boden und lassen eine breite Spur von mehr oder weniger fragwUrdigen Schulen, Ausbildungs institutionen, Zertifikaten, Absolventen und Anhangern, Literatur zu Theorien und Methoden - und auch oft davon Ge schadigte - hinter sich. Diese Therapie- und Beratungsquantitat steht in einem auf falligen Gegensatz zu den wenigen Untersuchungen der kon kreten Therapie- und Beratungspraxis in den inzwischen in den meisten Stadten existierenden psychologischen und psycho sozialen Be~atungsinstitutionen und in einer deutlichen Dis krepanz zu den wenigen ~uBerungen und Praxisberichten von Beratungspraktikern selbst. Sie, die Therapie- und Beratungs ansatze und Methoden in der institutionellen Praxis urnsetzen, kommen in den Darstellungen und Reflexionen von psychosozialer Praxis nur selten zu Wort. Abgestempelt zu "hilflosen Helfern" (Schmidtbauer 1977), zu "Heilern" (Frank 1981), zu "ent zauberten Magiern" (Se1vini-Palazzoli 1976) oder "Beicht vatern des 20. Jahrhunderts" (Balmos 1972) stehen sie 1m Mittelpunkt theoretischer und akademischer Diskussionen und Zweifel. Man diskutiert Uber sie im Zusammenhang mit der Neu organisierung der Gesundheits~g, der Entprofessionalisie rung oder der Laien- und Se1bsthilfe. Sie werden bezUglich Qualitat und inhaltlicher Gestaltung ihrer Ausbildung, 9 ihrer F~higkeiten und Qualifikationen von psychologischer, p~dagogischer und soziologischer Seite in ihrem Tun und in ihrer Funktion problematisiert und kritisiert. Zwar orien tiert sich die Diskussion nicht mehr lediglich an den theo retischen Konzepten und Modellvorstellungen oder an labor artigen Bedingungskonstellationen ihrer Anwendungen, die allt~gliche Beratungspraxis selbst allerdings bleibt hier bislang wenig empirisch untersucht. Die Einsch~tzungen und Kritiken der Zust~ndigen und der Betroffenen bleiben bis auf wenige Ausnahmen (Breuer 1979; Sommerfeld 1980; Cramer 1981) ungekl~rt oder unbehandelt. Die Praktiker schweigen in einschl~gigen Fachpublikationsorganen und auf den Fachkon gressen, und auch "alternative" Einrichtungen, die gerade Praxis als prim~re Erkenntnisquelle und als prim~res Ver ~nderungsziel auffassen, stehen vor ~hnlichen Problemen (vgl. hierzu Psychologie und Gesellschaftskritik 1981). Dies wird in der Einsch~tzung von Sommerfeld (1980, S. 144) deutlich, deren Bilanz darin besteht, "daB die Praktiker von der Theorie kaum mehr ftir sich selbst und letztlich fUr die von der Er ziehung und Beratung Betroffenen eine hilfreiche solidarische Kritik erwarten ••• , daB die Praktiker die Kritiker einfach nicht mehr anhBren". Eine theorieferne Praxis und eine praxis ferne Theorie der Beratung und Therapie sind nach dieser Auf fassung Resultat dieser Konstellation. Was also fehlt, ist (bis auf wenige Ausnahmen) eine Be schreibung der Definition von Beratung von den Praktikern selbst, eine Beschreibung, die wir hier als "naive Theo- rien" tiber den eigenen Beruf, als Alltagstheorien von Be ratung bezeichnen mBchten. Solche naive Theorien des beruf lichen Jedermann sind die Wegweiser, der KompaB der beruflichen Orientierung. Berger und Luckmann (1970, S. 46) bezeichnen dieses Alltagswissen als "ein Instrument, mit dem ich mir einen pfad durch den Urwald schneide. Er wirft einen schmalen Lichtkegel auf das, was gerade vor mir liegt und mich un mittelbar umgibt. Uberall sonst herrscht weiter Dunkelheit. 10 Das Bild entspricht fast noch mehr all den anderen Wirklich keiten, in welche die Alltagswelt immerfort Ubergeht. Was damit gemeint ist, laBt sich wohl am besten poetisch um schreiben: Die Wolken liegen fiber der Alltagswelt, die Halb schatten unserer TralUlle". Die Phanomenologie dieser Alltagswelt, wie sie in den XuBe rungen der praktizierenden Berater auftaucht, und ihre Theorien, die sie Uber ihre Umwelt und fiber ihren Beruf ha ben, sind das Thema dieser Untersuchung. Wir hoffen, einen AufschluB darUber geben zu k6nnen, was praktizierende Be rater in ihrem Alltag als die fUr sie relevanten Wissensbe stande angeben, in welchen Zusammenhangen sie diese inter pretieren und wie sie selbst Beratung definieren. Sollte und das zumindestens in den Ansatzen gelungen sein, so haben wir dies vor allem auch den Beratern zu danken, die die Geduld und Bereitwilligkeit aufbrachten, sich auf die zum Teil stundenlang dauernden Interviews einzulassen. Vor allem ihnen sei an dieser Stelle gedankt. 11 1. Psychosoziale und sozialpadagogische Beratung Beratung ist in den letzten zehn Jahren zu einem Schlussel begriff der psychosozialen Versorgung der Bev6lkerung ge worden. Parallel zu der Verbreitung des Beratungsbegriffs in unterschiedlichsten alltaglichen Lebensbereichen, in denen dern Menschen der 70er und BOer Jahre unter dem label 'Beratung' vorgeblich oder wirklich eine Orientierungshilfe in fur den einzelnen irnrner unuberschaubareren und komplexeren Entscheidungs- und Handlungssituationen angeboten wird (Steuer-, Bau-, Mieter-, Energie-, Garten-, Figur-, Ver braucherberatung etc.), entsteht in den akademischen und angewandten Hurnan- und Sozialwissenschaften aus wenigen frliheren theoretischen Auseinandersetzungen (Mollenhauer 196B, Bauerle 1969, Mollenhauer/Muller 1965, Hornstein 1966 etc.) und aus vereinzelten praktischen Beratungsangeboten und -institutionen (Erziehungsberatung, Berufsberatung, Rechts-, Eheberatung etc.) eine "Beratungsflut,,1) (Schwer punktheft: Beratung, b:e, 2, 1976; Honig 1976). Lag das Schwergewicht des padagogischen und psychologischen Be ratungsbooms im Zusarnrnenhang mit Schulreforrnversuchen anfanglich und fUr langere Zeit irn Bereich der Bildungs beratung (Aurin, Gaude, Zimmermann 1973; Heller 1975; Martin 1974 etc.) und der Beratung in der Schule (Aurin, Stark, Stobberg 1977; Benz, Caroli 1977 etc.), so verschob sich das fachliche und 6ffentliche Interesse an Beratung mit dern Verwassern und Scheitern vieler dieser Veranderungs versuche und den Enttauschungen der auch in Beratung und Beratungssysteme gesetzten Hoffnungen auf Abbau von Bildungs barrieren, Bildungsungerechtigkeit, Erziehungskonflikten 1) In den USA wird das Gebiet 'counseling' bereits in den 60er Jahren verstarkt thernatisiert und zur Kenntnis genornrnen (u.a. Patterson 1969, Strong 196B, Vance & Volsky 1972, Stefflere 1965, Bordin 196B etc.).

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