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Alltag und Gesellschaft PDF

196 Pages·2017·2.281 MB·German
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Alltag und Gesellschaft Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig PERSPEKTIVEN DEUTSCH-JÜDISCHER GESCHICHTE herausgegeben von Rainer Liedtke und Stefanie Schüler Perspektiven deutsch-jüdischer Geschichte vermittelt in sieben Bänden einen um- fassenden, thematisch organisierten Überblick über die historische Erfahrung der Juden im deutschen Sprachraum vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Jeder der chronologisch aufgebauten Teilbände ist in sich abgeschlossen und befasst sich mit einem grundlegenden Aspekt der deutsch-jüdischen Ge- schichte, die immer als integraler Bestandteil der allgemeinen Geschichte betrachtet wird. Die Reihe richtet sich an ein breites, historisch interessiertes Lesepublikum, reflektiert den aktuellen Stand der wissenschaftlichen For- schung, setzt jedoch keine Spezialkenntnisse zur jüdischen Geschichte vo- raus. Initiiert und gefördert wurde das von den Herausgebern und Autorinnen und Autoren in enger Kooperation entwickelte Gesamtprojekt von der Wis- senschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts. Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig Miriam Rürup Alltag und Gesellschaft Ferdinand Schöningh Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig Die Autorin: Miriam Rürup, Dr. phil., geb. 1973, ist Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2017 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland) Internet: www.schoeningh.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind ur- heberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zuge- lassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München ISBN 978-3-506-77175-9 Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig Inhaltsverzeichnis 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2. Rechtliche und soziale Rahmung: Fortschritte und Rückschläge der Emanzipation. . . . . . . . 15 a) Emanzipation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 b) Antisemitismus und Rücknahme der Emanzipation . . 20 c) Verbürgerlichung, Assimilation und innerjüdische Ausdifferenzierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Assimilation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Innerjüdische Ausdifferenzierung. . . . . . . . . . . . . . . . . 34 d) Demographische Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 »Ostjuden«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Neue Zuwanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3. Aufwachsen und Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Kindererziehung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Heiraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Ernährung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4. Lernen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Schulwesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Universitäten und Studium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 5. Arbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Erwerbszweige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Staatsdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Weibliche Erwerbstätigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Zwischen Beharrung und Wandel: neue Berufszweige in der Weimarer Republik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Berufsumschichtung und Ende der Berufsvielfalt: Nationalsozialismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Neuanfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Militär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig 6 Inhaltsverzeichnis 6. Wohnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 a) Urbanisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 b) Wohnviertel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 c) Wanderungsbewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Einwanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Auswanderung und Flucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Gen Zion: Auswanderung nach Palästina/Israel . . . . . 118 7. Sich Engagieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 a) Politische Beteiligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 b) Jüdisches Vereinswesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Centralverein der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Zionistische Organisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Frauenvereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Wohlfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 c) Gemeinde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 8. Gesellig sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Gemeinsam lesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Sport treiben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Jugend. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 9. Forschen und Darstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Wissenschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Wissenschaftliche Institutionalisierung . . . . . . . . . . . . . . 167 Kultur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 10. Schlussbemerkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Literaturvorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig 1. Vorbemerkungen Wann fängt die neuere Geschichte der deutschen Juden an? Und wie lässt sich der Raum begrenzen, in dem diejenigen lebten, die als deutsche Juden bezeichnet werden und in deren Geschichte hier eingeführt werden soll? Diese Fragen berühren die Grund- problematik, die mit einer Einführung verbunden ist: der Kürze und Klarheit zuliebe gilt es zu vereinheitlichen, wobei lebenswelt- liche, regionale, soziale, ökonomische und demographische Dif- ferenzen möglicherweise nicht immer genügend herausgestellt werden. Dieses Problem, soviel sei vorweg genommen, wird hier nicht behoben werden können. Die politische genauso wie die gesellschaftliche und kulturelle deutsche sowie deutsch-jüdische Lebenswelt war viel zu vielschichtig und unterlag unterschied- lichsten sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen. So lebte bei- spielsweise die Mehrheit der preußischen Juden in den Städten, während in den deutschen Kleinstaaten die Juden eher ländlich siedelten – ihre jeweiligen Rechtsansprüche variierten dabei regional und konnten sich von Dorf zu Dorf fundamental unter- scheiden. Diese Unterschiedlichkeiten setzten sich auch im 19. Jahrhundert fort, selbst nach der Reichseinigung laufen ver- allgemeinernde Aussagen zur Geschichte der deutschen Juden Gefahr, Unterschiede zu nivellieren. Die historische Skizze dieses Einführungsbandes beginnt mit dem ausgehenden 18. Jahrhun- dert, setzt mithin die Epoche der beginnenden Emanzipationszeit an den Anfang der Darstellung und betrachtet die moderne Ge- schichte der deutschen jüdischen Minderheit. Wo möglich, wer- den Gesetzmäßigkeiten herausgearbeitet sowie deutliche struktu- relle Unterschiede in der Lebenswelt der deutschen Juden vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert und verallgemeinerbare Leit- linien aufgezeigt. Die Epoche der modernen Geschichte begann für die deutschen Juden in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts und be- stand für sie vor allem darin, die religiösen Traditionen neu zu definieren oder teilweise gar aufzugeben und sich zugleich den Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig 8 1. Vorbemerkungen Bedingungen der bürgerlichen Gleichstellung anzupassen. Ge- sellschaftliche Veränderungen wie beispielsweise die Entkonfes- sionalisierung oder neue Formen von Staatsverständnis schufen die Voraussetzungen für die nun einsetzende Entwicklung. Ge- meinhin wird davon ausgegangen, dass der tiefgreifende Wandel, den die jüdische und nichtjüdische Gesellschaft seit Mitte des 18. Jahrhunderts zu durchlaufen begann, sich vor allem an einer 1781 publizierten Schrift des preußischen Staatsbeamten Christi- an Wilhelm Dohm (1751-1820) ablesen lässt. Mit dem program- matischen Titel »Über die bürgerliche Verbesserung der Juden« war gleichsam die Losung schlechthin formuliert, mit der sich der nun zögerlich beginnende gesellschaftliche Gleichstellungspro- zess beschreiben lässt. Kaum ein anderes Motto drückte das Vor- haben der Integration der jüdischen Minderheit in die – letztlich ebenfalls noch im Entstehen begriffene – »deutsche« bürgerliche Gesellschaft präziser aus. Denn die deutschen Juden ließen sich in erheblichem Maße vom Motiv der »Verbesserung« leiten. Die- ser Begriff zielte auf die aktive Arbeit der Jüdinnen und Juden daran, vollwertige und damit anerkennungsfähige Mitglieder der Gesellschaft zu werden – mithin, sich der Gleichstellung würdig zu erweisen. Ein wesentlicher Aspekt dieser Selbst-Verbesserung mündete schließlich in der bemerkenswerten Verbürgerlichung der deutschen Juden, auf die noch zu sprechen kommen sein wird. Es ist auffällig, dass sich zu jener Zeit in verschiedenen Regio- nen Europas ähnliche Entwicklungen vollzogen: Bereits im Jahr 1781 hatte der österreichische Kaiser Joseph II einige gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen, die auf eine »Verbesserung der Juden« zielten. Acht Jahre später sollte die Französische Revolu- tion erstmals in einem europäischen Land die völlige rechtliche Gleichstellung der jüdischen Minderheit herbeiführen. Hier wur- den Juden im Eilverfahren zu Staatsbürgern, die sephardischen Juden in der Gegend von Bordeaux im Jahr 1790, die aschkenasi- schen Juden in Elsass-Lothringen ein Jahr später. Der Rahmen für die als »Emanzipation« bezeichnete, schritt- weise Gleichstellung der jüdischen Minderheit war dabei klar Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig 1. Vorbemerkungen 9 vorgegeben: Eine kollektive Anerkennung etwa als »Volk« oder »nationale Minderheit« war nicht vorgesehen, eine Akzeptanz als Subjekte und Untertanen aber durchaus erstrebt. Ähnlich drück- te es im Dezember 1789 der Politiker Comte de Clermont-Ton- nerre (1747-1792) in der Französischen Nationalversammlung aus, als er gewissermaßen das Leitmotiv der Bewegung für eine rechtliche Gleichstellung der jüdischen Minderheit formulierte: »Man muss den Juden als Nation alles verweigern, den Juden als In- dividuen jedoch alles gewähren.« 1 Eine Besonderheit des rechtlichen Gleichstellungsprozesses in Deutschland war die Emanzipation »von oben« – es handelte sich durchweg um staatlicherseits angeregte Veränderungen und nicht, wie etwa in Frankreich, um bürgerschaftlich initiierte Re- formen im Zuge von gesellschaftlichen Umwälzungen. Dies führ- te zu dem grundsätzlichen Unterschied, dass die deutschen Juden als Gruppe emanzipiert wurden, die entsprechend auch gewissen pauschalen Erwartungen an zu erbringende Emanzipationsleis- tungen unterworfen war. Es war nicht der individuelle Jude, der sich für oder gegen eine »Emanzipation« entschied, sondern die jüdische Minderheit als Gesamtheit musste sich – ob jüdischer Universitätsabsolvent oder jüdischer Hausierer – an den gleichen Kriterien des bürgerlichen Lebensstils und Wertehorizontes mes- sen lassen. Diese obrigkeitlich angeregten frühen Emanzipations- bestrebungen der jüdischen Minderheit folgten staatlichen Neu- ordnungen, die mit der Entstehungsgeschichte moderner Nationalstaaten einhergehend auch die auf dem jeweiligen Staats- gebiet lebenden Minderheiten einbeziehen bzw. ihre Stellung neu regeln wollten. Die Autonomie der jüdischen Gemeinde, die spä- testens seit Beginn des ıı. Jahrhunderts durch Privilegien mani- festiert war, sollte gänzlich aufgehoben werden. Indem sich also der moderne Staat formierte, sollte alles, was heute womöglich als 1 »Il faut tout refuser aux Juifs comme nation, il faut tout leur accorder comme indi- vidus«, Opinions de M. le Cte Stanislas de Clermont-Tonnerre, député de Paris, Le 23 Decembre 1789, S. 13, in: La révolution française et l’emancipation des Juifs, VII, L’Assemblée Nationale Constituante. Motions, discours et Rapports. La Législation nouvelle, 1789-1791. Paris [Edhis] 1968. Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig 10 1. Vorbemerkungen »Parallelgesellschaft« bezeichnet würde, und den Anschein eines »Staates im Staate« hatte, auf dem Wege der Integration aufgelöst werden. Die Emanzipationsbewegungen waren also nicht primär auf Respekt und Anerkennung der jüdischen Minderheit aufge- baut, sondern auf die Verbesserung der bürgerlichen Gesellschaft ausgerichtet und darauf, alle seine Mitglieder darin einzupassen. An die Integration war also ein Erziehungsauftrag gekoppelt. Um aus jüdischen Untertanen jüdische Staatsbürger zu machen, sollten sie zunächst »verbessert« werden – und sich selbst verbes- sern. Dies bedeutete, dass die Juden ihre als abgesondert wahrge- nommenen Merkmale ablegen sollten – ihre Religion sollten sie zwar als Konfession, als innere Einstellung und familiäre Praxis im Privaten beibehalten können (ähnlich wie die Anhänger der beiden christlichen Konfessionen), gleichwohl sollten sie sich öf- fentlich und in ihrem bürgerlichen Alltag der deutschen Kultur anpassen. Konkret bedeutete dies beispielsweise, dass sie die deut- sche Sprache verwenden, ihre charakteristische Beschränkung und Verteilung auf bestimmte Berufe verändern, kurz: jegliche sichtbare Sonderstellung aufgeben sollten. Dieser Verbürgerlichungsimperativ war die theoretische und aus obrigkeitlicher Perspektive vorgegebene Leitlinie der Eman- zipation. Die große Mehrheit der deutschen Juden griff die Ver- sprechungen der frühen Emanzipationszeit begeistert auf und trug das Ihre dazu bei, ein neues Selbstverständnis als jüdische Minderheit in einem deutschen, bürgerlichen Gemeinwesen auf- zubauen. Der beginnende Emanzipationsprozess fand zunächst räumlich begrenzt statt und ergriff nicht alle deutsche Juden glei- chermaßen. In der Tat lebten sie lange nicht alle in den Siedlungs- zentren der Macht und des Obrigkeitsstaates. Vielmehr war noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein der Groß- teil der deutschen Juden in ländlichen Regionen ansässig, die Verstädterung setzte erst viel später ein, war dann aber bei den Juden stark ausgeprägt. Im Zuge der 1848er Revolution machte sich ein bedeutsamer demographischer Wandel in der deutschen Bevölkerung bemerk- bar, der bei der jüdischen Minderheit noch wesentlich ausgepräg- Miriam Rürup - 978-3-657-77175-2 Heruntergeladen von Schoeningh.de03/17/2021 07:54:15PM via Universitat Leipzig

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