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Allgemeine Volkswirtschaftslehre PDF

306 Pages·1948·52.052 MB·German
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ENZYKLOPAOIE OER RECHTS- UNO STAATSWlSSENSCHAfT HERAUSGEOEBEN VON E. KOHLRAUSCH t . H. PETERS ABTEILUNO STAATSWISSENSCHAFT ------- XXXIII ------- ALLGEMEINE VO LKSWIRTSCHAFTSLEHRE VON OTTO v. ZWlfOINfCK-SOOfNHORST ZWEITE NEU BEARBEITETE AUFLAOE BERLIN. OCTTINGEN . HEIDELBERO SPRINGER-VERLAG 1948 ono v. ZWIEDINECK-SODENHORST G~AZo 24. FEBRUAR 1811 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER OBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN. ISBN-13: 978-3-540-01326-6 e-ISBN-13: 978-3-642-85554-2 DOl: 10.1007/978-3-642-85554-2 COPYRIGHT 1948 BY SPRINGER-VERLAG IN BERLIN. Softcover reprint of the hardcover 2nd edition 1948 us -" - 1093. - DEZEMBER 48. - 3000 EXEMPLARE DEM ANDENKEN MEINER LEHRER RICHARD HILDEBRAND UND KARL BOCHER Vorwort. Auch heute wie zur Zeit des Erscheinens der ersten Auflage ist es fraglich, ob es zu rechtfertigen ist, wenn eine Darstellung der Volks\Virtschaft die Wertunge~ und EntschlieBungen der Einzelnen als Grundlage der geseUschaftlichen Wirtschaft immer noch nicM preisgibt. Es konnte scheinen, als ob die solcher Darstellung zu grunde liegende Auffassung grundsatzlich die auf Verkelirsfreiheit sicl1 aufbau~nde Oesel/schajtswirtschajt bejaht. 1st nicht aber dlurch die Erfahrung der jiingsten Zeit eine solche Auffassung widerlegt? Fur eine ganze Reihe von Volkswirtschaften muSte in den letzten Jahren eine vorher unvorstellbare chaotische Desorganlsation der Volkswirtschaften erlebt werden und drei Jahre nach AbschluB der Kriegshandlun gen voUzieht sich inuner noch uber cinem Morast von Rechtsunsicherheit das Miihen urn die dringendste Bedarfsdeckung von Millionen Menschen, ohne daB das not wendige Gleichgewicht zwischen Bedarf und Deckung mit den in der Volkswirt schaft verfugbaren Mitteln auch nur annahernd erreicht werden konnte. ~ein Einsichtiger kann leugnen, daB gegeniiber solcher Zerrissenheit def urspriinglich organisch gewachsenen und jetzt namentlich ihres Fundamentes in der Orundstoffbeschaffung so weitgehend, ja vollig beraubten VolkswirtSchaft das Planen und Wirken der Einzelnen auf der Basis des Erwerbsstrebcms sieh auBerstand gezeigt haben wiirde, des Mangels in fast allen Giiterbereichen Herr zu werden und keiner kanlll behaupten, daB in dem Nachkriegszustand gro8er Teile Europaa und namentlich Deutschlands ohne eine gewisse Konzentrierung des wirtschaftlichen Planens und Wollens eine auch nur annlihernd entsrprechende ausreichende Versor gung der BevOlkerung hatte erreieht werden konnen. So wie aber darin keine Prll misse fUr den Beweis der Notwendigkeit die individuaIistische Gesellsehaftswirtscbaft iiberhaupt preiszugeben gesehen werden kann, so Iielert anderseits der Erfahrung~ komplex iiber die Kollektivwirtschaft eine entscheidende Erkenntnis gegen diese, wenn wir den Mut haben, uns zu dem in strengster Wissensehaftlichkeit vielleicbt als Werturteil zu -kategorisierenden Satz zu bekennen, daB der lelzie Zweck allts Wirtschaflens der Mensch ist und nicht ein soziales Gebilde oder eine Ideologie, wie es im Oebiet der bolschewistischen Diktatur seit fast einem Menschenalter immer verlaBlicher offenkundig wird. Eine in dem oben angedeuteten Sinn anthropozentrische Grundauffassung der Wirtschaft kann nur jene Wirtschaftsordnung als adaquat anerkennen, in der die personliehen Zwecke der Einzelnen, wenn auch nicht ausschlieBlich, dOth in def Hauptsache die Richtung bestimmen, in der die Giiterproduktion vor sich geht, dutch die aber aHerdings auch mit Hilfe des Prinzips der wirtschaftlichen Selbstverantwor tung jeder Einzelne veranlaBt wird, seine Fahigkeiten und Krafte in den Dienst der Wirtschaftsgesellschaft zu stellen, wei! er nur dadurch 'am Sozialprodukt Anteil gewinnt, daB er fur den Bedarf Anderer, d. h. fUr den Markt etwas leistel Ein zweites ist es, was die ErkUirung der Wirtschaftsbewegung von den Wirt schaftspIanen der Einzelnen her inuner noch rechtfertigf: sie entspricht fUr den groBten Teil der Oikumene auch heute nooh der Wirklichkeit. Weder die Erweiterung des Betlitigungsfeldes der Gebietskorperschaften (Staat, Provinz, Konunune) al8 PlOduzenten von Sachgiitern und Leistungen _d es Massenbedarfs, noch die Aus dehnung der staatlichen Eingriffe in das Wirtschaftsgefiige bedeuten eine Wesen&-' anderung der Sozialwirtschaft, solange der Markt in seinen FunkHonen a1s ,Preis- VI Vorwort. bildner und als Orientierungsinstitut fUr die Wirtschaftsplanung der Einzelnen durch diese autoriUiren Eingriffe nicht beeintrachtigt wird. Insolaoge nfunlich be deuten die MaBregeln der Gesetzgebung wohl eine Anderung des Rahmens fUr die Wirtschaftsbewegung, aber nach wie vor bestimmt das auf Giiterbeschaffung gericb tete Streben der groBen Vielheit der Einzelnen den Wirtschaftsablauf. Nun tragt freilich jede in so vielen Jahrhunderten allmahlich gewordene Volks wirlschaft auch noch Ziige aus friiberen Etappen des Werdepr02esses. Und der eben so scliarfsinnige wie feinsinnige franzosische Nationalokonom B 0 u s que t hat mit Recht die Aufmerksamkeit auf nichtmarktmllBige Giiterbewegungen in einer he ute wesentlich katallaktischen, d. h. marktmaBig versorgten -Wirtschaftsgesellschaft ge lenkt. Dennoch hat die Gesellschaftswirtschaft zu jeder Zeit ein ihr wesentlicbes Geprage, sozusagen ihr ewiges AntHtz, wie groB auch die Mannigfaltigkeit ibrer Marktformen (Eucken) sein mag. Vnd urn diesen Wesenszug urn dieses Antlitz gebt es. Obne den Glauben an den Harmonieautomatismus (C. Brinkmann) soIl die fol gende Darstellung das Zustandekommen des Sozialprodukts und seine "Verleilung" verstaodlich machen. Dies zu erreichen - das ist meine in 94 Lehrsemestern immer fester veraokerte Oberzeugung - ist das Aousgehen yom Planen und Bandeln der Einzelnen ein geeigneter Weg und mir will scheinen, daB solche Erkliirung nicht und urn so weniger auf die· Froschperspektive bescJtraokt bleiben muB, als gerade· das Schema fUr das Zustandekommen der WirtschaftspUine der Einzelnen besonders ge eignet ist, die Interdependenz aller Wirtschaftsvorgange schon in ihren Wurzeln sehen zu lemen. In meiner Auffassung sehe ich mich auch durch die Wandlung in der reinen Theorie bestirkt. . Die Oleichgewichtstendenz, die in diesem System ,interdependenter Krafte und Be-· wegungen zu erkennen ist, solange es nicht durch politisches Geschehen gestort wird, bekundet sich schon darin, daB aile Wirtschaftsplane unausgesetzt den Ande rungen in den Voraussetzungen der Plane, die im Ablauf der Zeit eintreten, angepaBt werden mfissen, wenn sie nicht zweckwidrig werden sollen. Diese stete kontrollie rende Anpassung ist selbst schon xu einem wicbtigen Problem der Theorie gewor den. Die Schweden A k e r man n, Li n d h a I, L u n d b erg, M y r d a t, 0 h Ii n haben es gefordert und der Amerikaner A I win Han sen sowie der Englander Be v e rid g e haben dann die groBe Rolle, die in diesem Gleichgewichtsstreben dem Staat als dem groBten Einzelwirtschafter zufaIlt, besonders herausgearbeitet. Auch die deutsche jfingere Schu1e wendet sich dem Problem zu, wie die individuellen Dispositionen zustande kommen, und ihre Bemfihung ist namentlich darauf gerich tet, an die Stelle der Gleichgewichtsanalyse der Walras uod Pareto eine "Verlaufs analyse" (Erich Schneider) zu setzen und mit besonderer Bedachtnahme auf die Ver schiedenheit der Marktformen in ihren verschiedenen Freiheits- und Konkurrenz graden auszugestaJten. Selbstverstandlich kann die Darstellung der Volkswirtschaft nicht in der Analyse der Genesis und des Wirkens der Einzelplane steeken bleiben. Yom Planen der Ein zelnen muB der Weg zu der Beobachtung der Gesamtbewegung, also von Massen vorgangen aufsteigen, in denen der statistischen Arbeit wichtige Aufgaben zufallen. Di~ sind zum Teil im Geiste jener "positiven Methode", wie sie der aUzu frfih ver storbene Franzose F ran ~ 0 isS i m ian d vorbildlich entwickelt hat, zu losen, zum Teil abet gilt es, aus der gewaJtj.gen Mannigfaltigkeit der Wirklichkeit mit Hilfe unter Vmstanden erheblicher Abstraktionen das AUgemeingiiltige herauszuarbeiten, so Vorwort. VII nramentlich bei der Konstruktion einer volkswirtschaftlichen Bilanz (Wagemann), so in der Durehleuchtung der "Verteilungsvorgaoge" am Sozialprodukt, in den konjunkturellen Zyklen, in den Zasuren wirtschaftlieher Trendbewegungen and wobl aueh in den uberstaa11iehen Zusammenhaogen im AuBenhandel. Babent sua fata libelii. Auch dieses Buch hat sein Schickaal gehabt: kurze Zeit oach eioem Kooflikt, den ich gegen die -natiooalsozialistische Partei fluszukimpfen hatte, erfolgte die Vemichtuog der beim Verleger noch vorhandenen Teile· 4er ersten Auflage. Die angedeutete Obereinstimmung Meiner Orundauffassung mit ·den neuen ·For schungswegen der Theone, die wesentlieh positive Beurteilung, die das Buch ei fahren hat, sowie der Wunsch einer groBen. Zahl von ·Harem bestimmten miCh trotz der ungiinstigen Verhaltnisse (namentlich Schwierigkeit, ja vielfach Uum6g-. lichkeit, neuere auslaodische Literatur zu bekommen) das Buch noch einmal in die Welt zu schioken. Die zur Erlauterung gewisser OroBenverhaltnisse gebrachten statistiscllen Daten sind nieht durch neuere ersetzt worden, weil die statistische Arbeit d4;r letzten 15 Jahre kaum noch Massen zu behandeln hatte, die ala pol·iti&ch ungestort gelten konnen. Ich habe endlich Herro Dr. Werner Mahr fiir das Mitlesen der Korrekturen uod manehe Anregung, den Herren Diplomvolkswirt Hermann Schneider und DiplOID vol-kswirt Leo Schmidt fiir die Herstellung des Index zu danken. Oberstdorf im AUgiu, August 1948. Otto 'Von Zwiedimck Inhaltsverzeichnis. Vorwort V Einleitung. I. Wirtschaften und Wirtschaft 1 II. Die Volkswirtschaft . 11 III. Die Volkswir.tschaftslehre 19 Erster Teil. Grundlagen und Aufba1l der Volkswirtscbaft. I. Individuaiwirtschaftliche Grundlagen der Volkswirtschaft 33 Der Verbrauchswirtschaftsplan 42 Der Erwerbswirtschaftsplan 45 II. Gesellschaftliche Grundlagen 5(} 1. Die Rechtsordnung . ., 50 2. Mogliche Wirtschaftsordnungen 56 3. Der Staat 66 III. Die Wirtschaftsmittel im allgemeinen 75 IV. Die naturgegebenen Mittel (Wirtschaftsraum) SO V. Die menschliche Arbeit . 89 VI. Kapitalgiiter und Kapital 100 VII. Betrieb und Untemehmung 113 VIII. GrundsiUze der Betriebs·Rationalisierung 121 Rationalprinzip und Technik 124 Komplementaritat 128 Die ErtragsgesetzmaBigkeit 131 Gesetz der Massenproduktion 134 Standort 136 . Betriebsgro8e 138 AuBer· und tiberbetriebliche Organisation 140 Zweiter Teil. Die Bewegungsvorgange in der Volkswirtscbaft. I. Grundsatze der Mittelverwendung in der gesellschaftlichen Wirtschaft 143 II. Allgemeine Preislehre . .. . 153 Preisbildung durch Angebot und Nachfrage ' 158 Preis und Kosten. Das Kostengesetz 167 Autoritare Preispolitik 176 III. Zahlungen, Geld und Geldwirtschaft 179 IV. Kredit und Kreditwirtschaft 188 V. Der Wert der Geldeinheit 198 VI. Preisbildung der Produktionsmittel '203 1. Allgemeine Grundsatze ' 203 2. Der Preis des Bodens und der Bodennutzung 210 3. Preisbildung filr Lohnarbeit 212 4. Der Preis fUr Geldkapital . 223 VII. Einkommen und Einkommensarten ... ,234 Einkommen aus dem Untemehmungsertrag (Residualeinkommen) 241 Renteneinkommen . 247 VIII. Verteilung und Verteilungskampfe 253 IX. Systembewegungen, insbesondere Konjunkturlehre 279 X. Die Stellung der Volkswirtschaft im GefUge der Weltwirtschaft 279 RUckblick und Ausblick 288 Literaturverzeichnis 291 Abktirzungen 292 Namenv,rzeichnis. 293 Sachverzeichnis . 295 Einleitung. I. Wirtschafteo uod Wirtschafl. Die Grundtatsache, von der die allgemeine VolkswirtschaftSlehre zweckmi8iger weise ausgeht, ist das wirtschaftliche Handeln. 1m Mittelpf:lll/d alles Wirtsthattens ste/zt der Mensch mit seinen Zielen und Zwecken, a'lso auch mit seiDen BediirfWssea, denn deren Befriedigung setzt er sich als Zweck. Oer Begriff "Bediirfnis" ilt ·nkht ohne weiteres in seinem Inhalt gesichert, aber fUr die wirtschaftswissenschaftlic:hcr Arbei.t kommt die Ungekllirtheit des Segriffes nicht weiter zui Bedeutung. ABes, was Gegenstand der Zwecksetzung eines verniinftigen Menschen-' geworden: ist, fiillt unter den Begriff des Begehrens, des BedJiirfnisses. Uod wenngleic:h die Be durfnisse die treibende Kraft fUr jenes Handeln sind, das als Wirtschaften eracbeint, so ist doch nicht etwa' BediirfnisbefriediguDg das, was wir wirtschafteD .nenneo. vielmehr hat es das Wirtschaften vor aUem mit den Muteln IiV' tlU menschlklva Zwecke, mit. den MiUeln zur Bediirlnisbefriedigung zu tun. Alles, an OiDgen ''lnd Leistungen, was zur Erfiillung d,es menschlichen mate riellen und kultureUen Le-bens gehort, jedenfalls, was dull! verwendet wird, mig es nun dripglicheren oder weniger dringlichen Bedurfnissen abzuheHen bestimmt aciD, alles dieses sind Mittel, deren Besch'affung und zweckmi8ige Verwendung Oegen stand des wirtschaftlichen HaDdelns ist. "Die Wirtschaft" im Sprachgebrauch. Der Ausdruck "die Wirtschaft" wird vieI fach in einem sehr bestimmten Sinne gebraucht. Man denkt dabei an die Stitim der Arbeit, die Sachgiiter schafft, an das Wirken in der Land- uod forstwirtscllaft, an die ra·genden Forderturme der Bergwerksbetriebe, an die Fabriken 'uod die Bau stellen, aber auch an die Tausende von Eisenbahnzugen, Schiffen, Lastw~'gen, HUen, Kranen, Lagerhliusem, in denen die Outer bewegt und verwahrt werden, an die groBen Warenhliuser, wie an die Unzahl kleiner Lliden, in denen die Ofttermasaen tliglich und in jedem Augenblick ihrem endlichen Ziele, dem Ge- oder Verbraucht werden nliher gebracht werden. Man denkt dabei aber auch an die' schaffenden Menschen, an die Millionen von Arbeitem, mit ihren Verdienstinteressen, wie sa' die groBen und kleinen Geschaftsleute und deren Erwerbstreben und Dian meint doch wieder, wenn man z. B. von der Wirkung eines politischen Geschehens auf die Wirtschaft oder von dem Einflusse wirtschaftlicher oder sozialpolitischer MaBnahm~ auf die Wirtschaftspricht, letzten Endes nicht die korperlichel1 Erscheinungen, weder. die Sachen noch die Menschen, sondern das Leben, das in ihnen, mehr oder weniger rege pulsierend, sich abspielt. Man meint die Bewegung, das Einsetzen von Krliften verschiedenster Art und den Erfo}g dieses Einsetzens. Von dem Sprachgebrauch kann freilich nicht die fUr· wissensclJaftliche Er.Orte rungen notwendige Genauigkeit und Klarheit, vor aHem aber nicht folgerichtigkeit erwartet werden. Auch der angedeutete, offenba'r mehrdeutige Sprachgebrauch IlIIt Verschiedenes ungekllirt, so, ob die BereitsteHung von Ourern an' sieb immer SChOB wirtschaftlich ist, ob sie es dadurch wird, daB der Zweck Beda~eclrung -ist, odee ob das wirtschaftliche Moment etwa dUirch den Umstand in -die Erscheinunga hineingetragen wird, daB sie dem Erwerb von Geld zu dienen haben. SoIl das Han- v. Zwiedineck-5l1denhorst, Volkswirtschaltslehre, 2. Aufl. 2 Einleitung. deln, das bloB auf zweckmaBige Verwaltung von Vermogen oder von Einkommen gerichtet ist, nichtals zur Wirtschaft gehorig gelten? Und wie steht es mit der Arbeit in naturwissenschaftlichen Laboratorien, in den experimentellen Werkstatten, Versuchsanstalten von Hochschulen und sonstigen reinen Forschungsinstituten, qie irgendwann mit ihren Ergebnissen eben doch der Oiiterversorgung der Oesellschaft dienen sollen? Oehoren sie zur Wirtschaft oder nicht? und wenn ja, wenn ihre Be- deutung fUr die Bereitstellung von Oiitem sie zu einem Teil der Wirtschaft stempeln solI, warum soIl dann nicht auch alles Oeschehen, alle Einrichtungen, die durch Entfaltung von Wissen und Konnen, also von der geistigen Seite her dem Bereit stellen von Oiitem drienen, zurWirischaft gehoren: aIle niederen wie hoheren, aIle allgemeinen wie alle besonderen Scnulen? Die Unklarheiten werden vermieden, wenn man nicht von den Dingen ausgeht. Es sind Lebensvorgiinge, ein besHmmtes Oeschehen, durch das die Oinge der AuBen~ welt erst ihre Bestimmung, ihre Zugehorigkeit ZUT Wirtschaft erhalten. Freilich atich dariiber, weIehe Merkmale die Vorgange menschlichen Lebens zu wirrschaftlichen machen, findet man nur allzu verschiedene Meinungen. Manche Wirtschaftstheore tiker legen das Oewicht auf das Ziel menschlichen Handelns, auf das Streb en nach Sachgiitern, andere auf die Methode des Handelns, auf die Beobachtung des "okonomischen Prinzips" oder die vernunfimaBige Kontrollierung des Oeschehens, wieder eine andere Oruppe halt die Definierung des Begriffes der Wirtschaft im Rahmen der Volkswirtschaftslehre iiberhaupt fUr entbehrlich, weil als Oegenstand dieser Wissenschaft nur die Feststellung von Beziehungen, teils soIeher zwischen Menschen (soziale Beziehungen) teiLs zahlenmaBig zu erfassender Beziehungen zwischen Oiitermengen (funktionale) zu gelten hatte. Die folgende Darstellung geht von der Auffassung aus, daH die Wirtschaft durch die Volkswirtschaftslehre und andere Wissenschaften verstehbar zu machen ist und daB deshalb der Begriff des Wirtschaftens wenigstens nicht unumschrieben blei 'ben dari. Wirtschaften wollen wir das Handeln verniinftig wollender Subjekte im Hinblick auf die fUr Erreichung ihrer Zweckenotwendigen Mittel nennen. Dlese sind das un mittelbare Objekt dies Wirtschaftens. Wirtschaften ist geordnetes En~cheiden liber die Verwendung von Mitteln, es -ist Widmen von knappen Mitteln fUr menschliche Zwecke nach (fern Rationalprinzip, d. h. mlch dem Orundsatz, mit den eingesetzten Mitteln das hochste MaS von -Nutzen zu erreichen. lndem das Wirischaften ein Disponieren tiber Mittel ist ist es ein Wallen und indem dieses Disponieren zu 1, einem Plan der Mittelverwendung fUhTt, ist es ein geordnetes und ordnungsmaBiges Verwenden un<J. es ist vemiinftiges Wollen, sofem die Vernunft das Ordnungs- prinzip (Streben nach dem moglichst groBen Nutzen) setzt. . Die Elemente des Wirtschaftens. So sind es folgende wesentliche Elemente, die das Wirtschaften ausmachen: I. Knappheit von M itteln fUr menschliche Zwecke. II. Das VerfUgen iiber knappe Mittel, indemsie bestimmten Zwecken gewidmet werden. III. Die Oeordnetheit der Mittelverwendung durch einen Wirtschaftsplan. IV. Das Orundprinzip dieser Ordnung. Zwecke: Weder der Inhalt' eines Zweckes noeh seine Erreichung mach en das darauf gerichtete Handeln zum Wirtschaftlichen. Von dieser Seite her ist eine AI>- grenzung des Begriffs Wirtschaft ausgeschlossen. WeIehe Art Zwecke sollte nicht Diese Auffassung entspricht der Bedeutung des Wortes "Wirt" im Alt- und Mittel j hochdeutschen. Dort ist Wirt der Hausherr, Eheherr, der Schutzherr, der gastlich aufnimmt, die Mittel zum Unterhalt "zuweist". (S c had e Ahd. Worterbuch.)

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