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Allgemeine Diagnostik und Therapie der Hautkrankheiten: Als Einführung in die Dermatologie für Studierende und Praktiker PDF

269 Pages·1952·18.57 MB·German
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ALLGEMEINE OIAGNOSTIK UNO THERAPIE OER HAUTKRANKHEITEN ALS EINFUHRUNG IN DIE DERMATOLOGIE FUR STUDIERENDE UND PRAKTIKER VON OR. HERMANN WERNER SIEMENS D. o. PROF. FUR HAUT" UNO GESCHLECHTSKRANKHEITEN AN DER REICHSUNIVERSITAT LEIDEN MIT 375 ABBILDUNGEN SPRI N GER-VERLAG BERLIN· GOTTINGEN . HEIDELBERG 1952 ISBN-13: 978-3-642-48466-7 e-ISBN-13: 978-3-642-85545-0 DOl: 10.1007/978-3-642-85545-0 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER UBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1952 BY SPRINGER-VERLAG OHG. IN BERLIN, GOTTINGEN AND HEIDELBERG SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1S T EDITION 1952 Vorwort. Angesichts der vielen dermatologischen Lehrbiicher, die schon bestehen, ist meines Erachtens ein Wort der Entschuldigung am Platze, wenn man ihre Anzahl weiter vermehrt. Die Entschuldigung kann nur darin liegen, daB das neue Lehrbuch sich von den bisherigen wesentlich unterscheidet, in erster Linie durch eine besondere didaktische Idee, die ihm zugrunde liegt. Ich habe es nun seit demBeginn meiner Lehrtatigkeit immer als einen Mangel empfunden, daB dem Studenten kein Lehrbuch der Hautkrankheiten zur Ver fiigung steht, das ihn mit den Grundlagen unseres Faches gut vertraut macht. Allerdings kann man in den meisten Lehrbiichern ein einleitendes Kapitel hier iiber finden. Dieses ist aber meistens sehr gedrangt und auBerdem nur ganz ungeniigend oder gar nicht mit Bildern versehen. Gute Bilder sind aber die unerliiBliche Vorbedingung, besonders fiir den Anfanger, wenn er von dermato logischen Erscheinungen eine richtige Anschauung gewinnen will. Ich habe darum seit mehr als 20 Jahren Hautkrankheiten in der Weise photo graphieren lassen, daB sie speziell fiir den Unterricht in der allgemeinen Derma tologie geeignet sind. An Hand dieser Photos habe ich nun versucht, eine Ein fiihrung in die Dermatologie zu schreiben, mit deren Hilfe sich der Leser gewisser maBen in unser Fach hineinleben kann. Bei der Benennung und Abgrenzung der Efflorescenzen muBte ich mehrfach eigene Wege wandeln, weil notwendige Termini fehlten oder die gebrauchlichen Definitionen zu ungenau waren. Noch gri:iBere Selbstandigkeit war bei der Bearbeitung der allgemeinen Therapie ni:itig; das Kapitel iiber "Die Anwendung der Mittel" beruht ganz auf eigenen klinisch-experimentellen Studien. Ich iibergebe das Buch den Studenten und den Arzten, die sich fiir das Fach interessieren, in der Hoffnung, daB es mir gelungen sei, zur Bildung klarer und solider Grundbegriffe beizutragen, auf denen sich das weitere Studium der Dermatologie leicht aufbauen laBt. Die Abbildungen wurden in jahrzehntelanger Arbeit mit groBem Eifer und mit vollem Verstandnis fUr ihren speziellen Zweck von J. J. VAN DER WALLE, dem Photographen meiner Klinik, angefertigt. Von meinem Buch erschien 1949 eine hollandische Ausgabe bei Scheltema en Holkema in Amsterdam. Leiden, Friihjahr 1952. SIEMENS. Inhaltsverzeichnis. Seite Anatomische Einleitung . . . . . . . . . . . 1 Haut: Epidermis, Cutis, Subcutis ..... ] Adnexe: Talgdrusen, SchweiBdrusen, Haare, Nagel 4 Allgemeine pathologische Histologie der Haut . . . . 6 Allgemeine Diagnostik. Einleitung: Efflorescenz, historische Ubersicht, Status praesens 9 1. Farbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Hautfarbstoff, Blutfarbstoff, Fettfarbstoff, Gallenfarbstoff, korperfremde Farbstoffe 13 Blut und BlutgefaBe . . . . . . . . 17 Zellen und Zellprodukte, korperfremde Zellen 23 2. Efflorescenz . 24 Ubersicht . . . . . . . . 25 Macula, Ursache der verschiedenen Farbungen 25 Erythem, Teleangiektasie 28 Urtica, Dermographismus 30 Vesicula, Pocke, Aphthe 32 Bulla. . . . . . . . . 35 Pustula, Papulopustel, Furunkel, Karbunkel 40 AbsceB, Gumma, PseudoabsceB . . . . . . 42 Cyste . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Papula, follikulare Papel; Lichenpapel und Ekzempapel 45 Lichenifikation, Prurigopapel, obtuse Papel . 50 Tuber, Nodulus, Phyma. 57 Nodus, Infiltrat, Tumor. 58 Vegetation. . . . 59 Ero~. . . . . . M Excoriatio, Fissur; Kratzeffekte; Impetiginisation und Ekzematisation. 65 Vulnus . . . . . . . . . . . . . . . . . .. ........ 68 Ulcus, Fistel. . . . . . . . . . . . . . . .. ........ 68 Cicatrix: Sklerotische, follikulare, varioliforme, atrophische, hypertrophische Narbe, Poikilodermie, Keloid, Sklerose, Anetodermie. . . . . . . . . . . . . . . . 70 Squamae: Hyperkeratose, Parakeratose, Dyskeratose. Pityriasiforme, psoriasiforme (craquelierende, oblatenformige), cuticulare (hobelspanformige, riBformige, kragen formige), lamellose und membranose Schuppung. Seborrhoische, exsudative und macerierte Schuppung (Leukoplakie). Callose, granulose, stachelformige, horn- formige und verrukose Keratose. Follikulare Keratosen. . . . . . . . . 79 Crustae: Serose, eitrige, blutige und nekrotische Krusten. Schorfe. Belage 95 Korperfremde Auflagerungen: Pilze, Epizoen, Verunreinigungen, Verfarbungen 97 Polymorphie: dynamische und statische Ausschlage, Komplikationen 98 Haut zwischen den Efflorescenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 102 3. Ausbreitung, Form und Lokalisation . . . . . . . . . . . . . . .. 102 Ausbreitung: Exanthem und Enanthem. Akute, subakute, chronische und chronisch rezidivierende Ausschlage. Circumscriptes, regionares, generalisiertes und uni verselles Auftreten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Anordnung: Solitares, gruppiertes (herpetiformes, korymbiformes), dissiminiertes (miliares, lenticulares, nummulares, are"iertes) Auftreten. KonflueIJz . . . . . 103 Form: Runde,ovale, polycyclische (mikrocyclische), dendritische und absonderliche Form. Ring-, Iris-, Gemmen- und Streifenbildung . . . . . .... 104 Begrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Lokalisation: Pradilektionsstellen, Ursache der Lokalisation (auBere Ursachen, Adnexe, Blut- und LymphgefaBe, Nerven), Springen . . . . .... 117 Inhaltsverzeichnis. V Seite 4. Konsistenz und Ausdehnung in die Tiefe. . 126 Palpation. Konsistenz, Tiefenausdehnung, Verschieblichkeit 127 Haare und Nagel .................. 129 Haare: Verfarbung, Vermehrung, Verminderung, Formveranderung, Auflagerungen. Lokalisation und Ausbreitung der Haarveranderung ............ 130 Nagel: Form, Farbe, Oberflache; Schuppung, Splitterung und Brockelung; Ver dickung und Verdiinnung; AblOsung. Lokalisation und Ausbreitung der Nagel- veranderung. Konsistenz. Nagelumgebung. 141 5. Allgemeine Symptome. . . 156 Selbstandigkeit des Hautorgans . . . . . . . 156 Regionare Driisenschwellung. . . . . . . . . 157 Aligemeinerscheinungen, letale Hautkrankheiten. . . . . . . . . . . . . . . . 157 Wechselwirkung zwischen Haut und anderen Organen: Allgemeininfektionen, Blut- krankheiten, Inkretion Psyche, Organkrankheiten, Herdinfektion 158 Zusammenhang zwischen Hauterscheinungen und Krankheiten anderer Organe. Systemkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Haufigkeit des Zusammenhanges zwischen Hauterscheinungen und Krankheiten anderer Organe, Konstitutionspathologie. 159 6. Subjektive Symptome. . . . . . . . . . . 161 Fehlen subjektiver Symptome . . . . . . . . . 161 Hyperalgesie, netiralgische Schmerzen, Analgesie. 162 Hyperasthesie uhd Anasthesie, Warme- und Kaltegefiihl 162 Parasthesie: Jucken 162 Anamnese . . . . . . 164 Bedeutung der Anamnese 164 Atiologische Anamnese . 164 Therapeutische Anamnese 165 7. Technische Hilfsmethoden 165 Diaskop, Lupe, Dermatoskop . 165 Nadel, Lanzette, Sonde, Messerchen 165 Licht, Woodlicht. . . . . . . . . 165 Laboratoriumsmethoden. . . . . . 165 Probeexcision: Ovalarschnitt, Scherenschlag, Stanze 166 Bakteriologische Untersuchung, Pilzuntersuchung 166 Kulturverfahren . . . . . 167 Tierversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Serologische Untersuchung . . . . . . . . . . 167 Immunbiologische und Allergie-Untersuchung: Luetinreaktion, Pirquet, Reaktion von FREI, Lappchenprobe von JADASSOHN. 167 Urin-, Blut- und Liquoruntersuchung. 167 Rontgenuntersuchung. . . . . . . . . . 167 Allgemeine Therapie. Einleitung . . . . . . . . . . 168 1. Grundstoffe (Applikationsmittel) . . . . . . . 168 Ubersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Flii~~igkeit: Waschungen, Bader, impermeable und permeable Umschlage. Spiritus, Ather, Benzol, Aceton .......................... 169 Puder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Schiittelmischung (Puderwasser) . . . . . . . . . . 173 Paste (Pudersalbe): harte und weiche Paste, Zinkol . 175 Salbe: VaseIin, Paraffin, Axungia. Ole. Salbenstift . 177 Kiihlsalbe: Lanolin, Eucerin, Lanettewachs, Glycerin 181 Kiihlpaste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Firnis und Pflaster. Benzoe, Traumatizin, Kollodium. Leimfirnis und Salbenfirnis 184 2. Wirkstoffe (Zusatzmittel) ........................ 186 Antieczematosa und Antisporiatica: Bor, Salicyl, Resorcin; Sulfur, Ichthyol, Tumenol, Quecksilber; Tannin, Pellidol, Wismut, Benzoe; Teere (Holzteer, Steinkohlenteer, Liquor carbonis detergens); Pyrogallol und Lenigallol, Chrysarobin und CignoIin. SaJicyl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 VI Inhaltsverzeichnis. Seite Adstringierende Mittel 192 Granulationsfordernde Mittel 192 Atzmittel ..... 193 Keratolytische Mittel . . 193 Antiparasitare Mittel . . 193 Hautreizende Mittel . . 194 GefaBverengende Mittel . 194 Sekrethemmende Mittel . 194 Juckstillende Mittel 194 Bleichmittel . . . . . . 195 Farbende Mittel . . . . 195 3. Die Anwendung der Mittel 195 Primitive Therapie, Versuch und Erfahrung, die "Kunst" des Therapeuten 195 Therapie-Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Scheintherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Vorbeobachtung: Spontanheilung, Verhinderung weiterer Ausbreitung, Heilhemmung 197 Einseitenbehandlung (Rechts-Links-Behandlung), "reaktionsgemaBe" Therapie. Tech- nik der Eillseitenbehandlung, Therapieformular 201 Inditferente Anbehandlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Heilmittel-Testung. Standard-Testreihe . . . . . . . . . . . • . . . . . 204 Wahl des wirksamen Heilmittels: Verfarbung, Geruch, Konzelltration; Applikations- mittel, Kombination; unbedeckte und bedeckte Korperteile. Chrysarobindress. 205 Normale Reizwirkung: Charakter der Reizung, Fernreizung, Topographie der Reizung, Schadigu~g anderer Organe . . . . . . . . . . . . . .... . . . . . . . . 207 Spezifische Uberempfindlichkeiten: Sensibilisierung, ortliche Uberempfindlichkeit, homotype und heterotype Sensibilisierung, Desensibilisierung (Gewohnung), Reizprovokation, stumme Provokation .................. 209 Durchschnittliche Heilungschance: Topographie der Heilwirkung, vergleichende Heil wirkung, spezifische Heilreaktion, paradoxe Heilreaktion, Resistenz, Immuni- sierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Wahl der Konzentration . .......................... 216 Wahl des Applikationsmittels, Resorption ................... 217 Wahl der Kombination: Verstarkung der Reizwirkung, Abschwachung der Reizwirkung, Verstarkung der Heilwirkung, Abschwachung der Heilwirkung. Mehrfach-Kombi- nationen. SchrotschuBrezept, Rezeptenunwesen, Maximalbehandlung 218 4. Physikalische Therapie . . 223 Ubersicht . . . . . . . . . . 223 Gleichstrom und Wechselstrom 224 Warmetherapie. . . . . . . . 224 Kaltetherapie ....... 225 Lichttherapie: Rotlicht, Ultraviolettlicht, Wandellichtbad, Kompressionsbestrahlung, Finsenbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 226 Bucky-, Rontgen-, Chaoul- und Radiumbestrahlung, Thorium-X-Behandlung. . . 229 5. Kleine Chirurgie bei Hautkrankheiten ................. 235 Skalpell, Stanze, Lanzette, Nadelmesser. Nagelextraktion. Scharfer Loffel, Mikro brenner, Elektrolyse und Diathermie, diathermische Schlinge. Atzmittel . . . 235 Cisternenpunktion. Variceninjektion. Anasthesie. Prothesen 238 6. Inwendige Behandlung bei Hautkrankheiten. . . . 241 Symptomatische Mittel, Antiprurituosa. . . . . . . . . . 241 Spezifische Mittel: Chemische Stoffe, Vitamine, lmpfstoffe . . 241 Nichtspezifische Mittel: GefaBmittel, Arsen, homoopathische Mittel; Umstimmung, Entgiftung, Blutreinigung und Konstitutionsbehandlung. Klima- und Badekuren, Korperbewegung. Bewertung der allgemeinen Behandlungsmethoden. Diat- behandlung bei Sauglingen und bei Erwachsenen, Nahrungsmittelallergie 243 7. Therapie und Erfahrung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Empirischer Charakter unserer Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Feststellung der durchschnittlichen Heilungschance aus der Literatur . . . 252 Feststellung der durchschnittlichen Heilungschance durch eigene Erfahrung: Zufall, unbewuBte Auslese positiver Falle, komplizierte Versuchsanordnung, Unzuverlassig- keit der Zeugenaussagen . . . . . . . . . . . . 253 Psychische Beeinflussung und Leitung des Patienten. . . . . . . . . . . . . . 255 Namen- und Sachverzeichnis ...................... 258 Anatomische Einleitung. Die Gesamthaut besteht aus 3 Schichten: Epidermis oder "Oberhaut", Cutis (Corium) oder Lederhaut, Subcutis oder "Unterhaut" (Unterhautzellgewebe). Dabei ergibt sich didak tisch die Schwierigkeit, daB sowohl die Gesamthaut als auch deren mittlerer Teil "Cutis" genannt wird. Bei manchen Gelegenheiten wird denn auch fUr die Mittelhaut der Ausdruck "Corium" (chorion = Raut, Leder) bevorzugt; doch ist "Cutis" bzw. "cutan" weitaus gebrauchlicher. AuBer dies en 3 Schichten besitzt die Raut noch die sog. Anhangsorgane: Talgdrusen, SchweiBdrusen, Raare und Nagel. Die Epidermis (Oberhaut) ist ektodermaler Rerkunft. Sie ist ein Deckepithel, bei dem mosaikartig Zelle an Zelle liegt. Sie enthalt keine BlutgefaBe, sondern nur Gewe bssaft; es be£lnden sich in ihr die Endorgane der cere brospinalen N erven. Die Cutis oder das Corium (Mittelhaut, Lederhaut) ist mesodermaler Rerkunft. 1m Gegensatz zur Epidermis besteht sie im wesentlichen nicht aus Zellen, sondern aus Zellfasem, zwischen denen nur sparliche Bindegewebszellen eingestreut sind. Sie enthalt GefaBe und Nerven, sowie kleine glattfaserige Muskeln. Die Subcutis (Unterhaut), die ebenfalls GefaBe und Nerven enthalt, besteht aus feinen, netzartigen Bindegewebsmaschen, in welche Fettzellen eingelagert sind. Die Epidermis kann als das flachenhaft ausgebreitete Parenchym (Grund gewebe) der Raut aufgefaBt werden. Sie ist im ganzen und in ihren einzelnen Schichten an verschiedenen Teilen der Korperoberflache verschieden dick. An den meisten Korperstellen betragt sie jedoch noch keinen Millimeter. Ihre tiefste Schicht ist das Stratum basale, darauf folgen nach oben zu das Stratum spino sum, das Stratum granulosum, das Stratum lucidum und schlieBlich das Stratum corneum, welches den AbschluB gegenuber der AuBenwelt bildet. Wahrend die Zellen am Grunde, die cylindrisch geformten Basalzellen, senlcrecht zur Raut· oberflache stehen, ordnen sie sich, nachdem sie bei ihrem Nachobenrucken erst vieleckig und dann spindelformig geworden sind, parallel zur Rautoberflache an, um schlieBlich - nach Verlust ihres Zellkerns - als flache Plattc hen abgestoBen zu werden. Das Stratum basale (Stratum germinativum) ist diejenige Schicht, in der sich die Raut durch Bildung junger Zellen fortwahrend erneuert. In ihr sind deshalb immer vereinzelte Zellteilungen anzutreffen, die in gereiztem Zustand zahlreicher werden. Ihre cylinderformigen Zellen sind auch die Bildungsstatte des eigentlichen Hautpigments, des eisenfreien Melanins, sind also Melaninbildner. Der gebildete Varbstoff ordnet sich in Form kleiner Kornchen hauptsachlich im oberen Teil des Cylinders an, so daB dieser gcwissermaBen eine Pigment kappe bekommt. Das Rautpigment liegt also hauptsachlich in der tiefsten Lage der Epidermis, dort jedoch an dem hochsten Pol jeder einzelnen Zelle. Von hier aus wird es nach oben bis in die Rornschicht, aber auch nach unten in die Cutis abgefuhrt. AuBer den cylinderformigen Zellen £lnden sich in der Siemens, Hautkrankheiten. I 2 Anatomische Einleitung. Basalschicht auch noch verastelte Dendritenzellen, die meist ebenfalls pigment haltig sind und sich noch bis in die nachsthohere Schicht, das Stratum spinosum, verfolgen lassen. 1m Stratum spino sum sind die langsam aufrlickenden Zellen vieleckig, poly edrisch geworden, so daB sie wie die Steinchen eines Mosaiks nebeneinander liegen. Von Zelle zu Zelle reichen liber die Intercellularraume hinweg Proto plasmabrucken, die dem illichtigen Beobachter den Eindruck von Stacheln machen konnen; das ist der Grund, warum man die Zellen dieser Schicht "Stachelzellen" und die ganze Epidermisschicht Stratum "spinosum" oder Stratum "acantho ticum" genannt hat (spina = akantha = Stachel). Das Stratum bas ale und das Stratum spino sum bilden zusammen den eigent lich lebens- und reaktionsfahigen Teil der Oberhaut. Man hat deshalb oft ein Wort notig, das beide Schichten gemeinsam bezeichnet. Hierfur ist der Ausdruck Rete Malp'ighi in Gebrauch. Dies ist also das Rete spino-basale; meist sagt man nur einfach kurz "Rete". AIle Retezellen sind durch Epithelfasem (Tono fibrillen) miteinander verknupft. Das stratum granulosum, das auf das Rete nach oben zu folgt, besteht meist nur aus 1-2 Reihen ilacher, spindelformiger Zellen, die der Hautoberilache parallel gelagert sind und ziemlich groBe Kornchen von Keratohyalin enthalten. Dies ist ein lipoidartiges Zellprodukt, das keine direkte Vorstufe del' Horn substanz ist, aus dem sich aber fettartige Substanzen bilden, die das Horn durch tranken. 1st die Keratohyalinschicht stark verdickt, so kann sie trubweiB, mit einem blaulichen Ton, durch die Hornschicht hindurchschimmern. Darauf beruhen die spater zu beschreibenden "WICRHAMschen Streifen" beim Lichen ruber. Zwischen dcr Granularschicht und der Hornschicht liegt als schmaler heller Streifen das Stratum lucidum, welches Eleidin enthalt, einen EiweiBabkommling fettartiger Konsistenz, der ebenso wie das Keratohyalin zur Durchtrankung del' Hornsubstanz dient. Die auBerste Schicht del' Epidermis ist das Stratum corneum. Es besteht aus parallel aneinandergepreBten, homogenen Lamellen, die keinen farbbaren Kern mehr haben. Nul' in der untersten Lage der Hornschicht kann man noch feine, staubfOrmige "Keratingranula" sehen. Die Verhornung beginnt abel' nicht erst hier, sondern schon im Stratum spinosum, wo verhornende Protoplasma fasern ein die Zellbrucken allmahlich durchsetzendes Flechtwerk (Faserkorbe) bilden. 1st del' ganze ProzeB beendet, so werden die vollig verhornten, ganz platt gewordenen Zellen in kleinen Verbanden als Schiippchen abgestoBen, was so gut wie unbemerkt, also als eine "Desquamatio insensibilis" erfolgt. Die Glatte, del' matte Glanz und die schwere Durchdringlichkeit der Hornlage sind keine Eigensehaften der Hornsubstanz selbst, sondern beruhen auf ihrer Dureh trankung mit den fettartigen Stoffen aus dem Keratohyalin und dem Eleidin. Zwischen der Epidermis und der Cutis befindet sieh eine Grenzschicht aus filzig ineinander verfloehtenen Fasern, in der Epithellymphe ilieBt, und die mit der Epidermis dureh FuBchen der Basalzellen, mit der Cutis durch feine Binde gewebsfasern, kollagene und elastische, verbunden ist. Die Cutis (Corium, Lederhaut) besteht aus einem Geflecht kollagener (leim gebender, kollagen heiBt eigentlich "aus Leim entstanden"; dies ist also eine ganz falsche Wortbildung) und spiralig gedrehter, elastischer Fasern, so daB die Haut gleichzeitig fest ist und doch dehnbar, etwa nach Art eines gummi durchwirkten Hosentragers. In dem Fasernetz finden sich hie und da lang liche Bindegewebszellen, an pigmentierten Hautstellen auch ziemlich groBe, mehr sternfOrmige Zellen, die grobe Pignientkornchen enthalten. Das Pigment haben Anatomische Einleitung. 3 diese Zellen aber nicht selbst gebildet, sondern sie haben es in der Basalschicht der Epidermis in sich aufgenommen und transportieren es von dort in die Cutis; sie sind also bloBe Farbstofftrager, Melanophoren (Chromatophoren). An der Grenze zwischen Epidermis und Cutis, und selbst noch innerhalb der Basalschicht, findet man ahnliche Zellen, die aber viel feinere, verzweigte Auslaufer haben und nur sehr kleine Pigmentkornchen enthalten. Man nimmt von ihnen an, daB sie das Melanin selbst gebildet haben, und nennt sie darum Melanoblasten (auch Dendritmelanoblasten oder EHRMANNsche Zellen). Das Bindegewebsgeflecht der Cutis schickt fingerformige Auswiichse, die Papillen, in die dariiberliegende Epidermis hinein, wobei sich, da ja das Rete der Epidermis den Raum zwischen diesen Zapfen ausfiillt, ein regelrechtes System von Reteleisten entwickelt. 1m senkrechten Durchschnitt erscheint deshalb die Grenze zwischen Epidermis und Cutis als Wellenlinie; man muB sich dabei aber immer klar machen, daB nur die nach oben verlaufenden Bogen wirkliche, selbstandige Erhebungen darstellen, wahrend die dazwischen sichtbaren Ein senkungen Durchschnitte durch ein zusammenhangendes Leistennetz sind. Aile Papillen - also die Cutiserhebungen - in ihrer Gesamtheit, bilden den wichtigen obersten Teil der Cutis. Sie werden als "der Papillarkorper", als Stratum papillare bezeichnet. Was darunter liegt, fiihrt den Namen Stratum reticulare. Doch sehen wir uns in der Pathologie haufig veranlaBt, den obersten Teil dieses Stratum reticulare, d. h. die Bindegewebsschicht, die sich direkt unter den Papillen befindet und deren gemeinsamen Boden bildet, besonders zu bezeichnen; hierfiir ist der Ausdruck Stratum subpapillare im Gebrauch. 'Vie die Epidermis, so ist auch die Cutis an verschiedenen Stellen der Korper oberflache sehr verschieden dick; auch ist ihr Gewebe an verschiedenen Stellen sehr verschieden locker, bzw. verschieden fest. Sehr locker ist es besonders an den Augenlidern, an den Handriicken und am Genitale, weshalb sich an diesen Stellen leicht monstrose Fliissigkeitsansammlungen (Odeme) bilden. Uberall aber enthalt die Cutis, im Gegensatz zur Epidermis, Blut- und LymphgefaBe. Die Blutgefa{3e der Cutis bilden unterhalb der Papillen ein oberflachliches (subpapillares) und an der Grenze von Cutis und Subcutis ein tiefes (tiefreti culares) GefaBnetz. Beide GefaBnetze verlaufen parallel zur Hautoberflache und sind nach oben und unten durch Anastomosen verbunden, die auch die Anhangs gebilde der Haut (Haarbalge, Talgdriisen, SchweiBdriisen) versorgen. Das obere GefaBnetz sendet seine Capillarschlingen senkrecht in die Papillen hinein. AuBer den BlutgefaBen enthalt die Cutis ein Lymphgefa{3system. Schon in der Epidermis findet sich Lymphe zwischen den Retezellen und fiillt die Inter cellularspalten aus. Auch in der Grenzschicht zwischen Epidermis und Cutis sammelt sie sich an. In der Cutis selbst und in der Subcutis bildet sie dann eigene Capillaren und Gefa{3e, die vielfach zusammen mit den Venen verlaufen. Die Haut wird sowohl yom sympathischen wie yom cerebrospinalen Nerven system versorgt. Die sympathischen, vegetativen N erven, die marklos sind, ver laufen in der Cutis und versorgen dort die BlutgefaBe, die glatte Muskulatur, die Driisen und die Haare. Die cerebrospinalen Nerven steigen bis in die Epi dermis, ja bis zur Hornschicht hinauf; sie sind markhaltig, verlieren allerdings ihr Mark vor Eintritt in das Epithel. Sie endigen teils frei, teils bilden sie komplizierte Endapparate, die sensible Empfangsorgane darstellen: in der Epidermis die MERKELschen Tastscheiben, in der Cutis - fiir Aufnahme der verschiedenen Empfindungsqualitaten - eine ganze Reihe verschiedener Nerven korperchen, die alle nach ihren Entdeckern benannt werden (MEISSNER, KRAUSE, RUFFINI, V ATER-PACCINI, GOLGI-MAZZONI). 1* Anatomische Einleitung. AuBerdem finden sich in der Cutis die Musculi arrectores pilorum, die aus glatten Muskelfasern bestehen und wie die Anhangsgebilde der Raut vom Sym pathicus versorgt werden. Sie ziehen von den obersten Cutislagen aus in schrager Richtung zu den RaarbiiJgen herab und sind imstande, durch ihre Kontraktion das Ilaar aufzurichten. Dies wird an der OberfHiche der Raut durch voruber gehende, Knotchen vortauschende Vorwolbungen der Follikel sichtbar: Cutis anserina (Gansehaut). Gleichzeitig wird durch diese Kontraktion die Talgent leerung befordert. AuBer diesen Raarbalgmuskeln trifft man aber an bestimmten Stellen der Cutis (z. B. Rals, Scrotum, Mamillen) glatte Muskelfasern an, die mehr zusammenhangende Muskelplatten bilden (z. B. das Platysma am RaIse). Die Subcutis (Unterhaut, Unterhautzellgewebe) besteht aus zarten, gefaB und nervenfiihrenden Bindegewebsmaschen, die traubchenartig aneinander sitzen und von Fettzellen ausgefiiIlt sind. Auch diese Rautschicht zeigt in verschiedenen Korpergegenden sehr verschiedene Dicke; dabei ist ihr Umfang in hohem MaBe von der Ernahrung abhangig. Sie hat eine vielfaltige Funktion: als Polster, als Warmeschutz, als Nahrstoff- und Wasserspeicher; von ihrer Entwicklung hangt auch die Rundung der Formen und dadurch z. B. die Schonheit des weib lichen Korpers abo Die Starke des Fettansatzes unter bestimmten Ernahrungs verhaltnissen wird an jeder Stelle des Korpers durch die Raut ortlich bestimmt. Das beweist Z. B. die "Fettbauchbildung" bei Gewichtszunahme nach Uber pflanzung von Bauchhaut auf Randrucken oder Randflache, die auch dann eintritt, wenn vorher von dem transplantierten Rautstuckchen alles Fett entfernt worden war. Unter der Bezeichnung Anhangsorgane (Adnexe) der Raut werden Talgdrusen, SchweiBdriisen, Raare und Nagel zusammengefaBt. Sie sind aIle ektodermaler Rerkunft. Die Talgdriisen (Glandulae sebaceae) liegen im oberen Teil der Cutis und munden meist in einen Follikel, so daB sie gewissermaBen einen seitlichen Anhang des Haarbalges bilden. Dabei ist ihrUmfang im allgemeinen urn so groBer, je kleiner das Raar bzw. sein Balg ist, und umgekehrt. An bestimmten Korper stellen gibt es aber auch freie Talgdrusen, die also mit keinem Follikel in Ver bindung stehen, besonders am Lippenrot, am inneren Vorhautblatt und an den kleinen Schamlippen. Die Talgdrusen sind acinos (traubenformig), sackformig gelappt und bestehen aus groBen Zellen von wabiger Struktur, die fettig degene rieren und sich dabei direkt in Talg umwandeln; sie sind also holokrin, d. h. nekrobiotisch sezernierend. Diese Drusen sitzen besonders reichlich im Gesicht (Nasen- und Ohrgegend), sowie am Korper in der vorderen und hinteren "SchweiBrinne", d. h. vorn und hinten in der Gegend der Medianlinie. Sie fehlen an Rand- und FuBflachen. Die Schweilldriisen (Glandulae sudoriferae) liegen meist tief in der Cutis, zum Teil sogar in der Subcutis. Sie bilden einen Schlauch aus einer doppelten Zellschicht, der zu einem Knauel aufgewickelt ist. Ihr langer Ausfuhrungsgang lauft mehr oder weniger senkrecht nach oben, dreht sich korkzieherartig durch Epidermis und Rornschicht hindurch und endet an der Rautoberflache mit einer feinen Mundung, dem Porus. Die SchweiBdrusen sind tubular (schlauch formig) und sondern waBriges, stark saures Sekret ab, das von ihren Zellen ausgeschieden wird. AIle SchweiBdrusen sind merokrin, d. h. sie staBen nur Sekret, keine Zellteile aus, und ihre Zellen gehen bei der Sekretbildung nicht zugrunde. Die gewohnlichen kleineren sind sogar ekkrin, d. h. es wird bei ihnen kein Zellprotaplasma mit dem Sekret abgestoBen. AuBer ihnen gibt es an Achseln, Geschlechtsteilen und Brustwarzen auch noch groBere apokrine Knauel drusen, die wie die Talgdrusen in die Raarbalge munden. Ihr Sekret, dem auch

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