Brauer (Hrsg.), Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Anleitungen zum Grundstudium mit Aufgaben, Übungsfallen und Lösungshinweisen von Reinhard Baumgarten, Kar! M. Brauer, Jürgen Firnkorn, Wolfgang Haas, Dieter Mirow, Brun Osterloh, Wilhelm Schreiterer, Gunnar Streidt, Axel B. Tübke, OlafWeiß herausgegeben von Karl M. Brauer 2. Auflage Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1971 ISBN 978-3-7908-0106-4 ISBN 978-3-662-41499-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-41499-6 Das Buch oder Teile davon dii.rfen weder photomechanisch, elektromsch noch in irgend einer anderen Fonn ohne schriftliche Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden © Springer-Ver1ag Berlin Heide1berg 1971 UrsprUnglich erschienen bei Physica-Ver1ag. Rudo1fLiebing KG.WUrzburg 1971. Satz: Maschinensatzbetrieb Hagedorn. 1 Berlin·Tempelhof VORWORT Das Grundstudium der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre hat zum Ziel, den Studierenden der Betriebswirtschaftslehre, des Wirtschafts ingenieurwesens, der Volkswirtschaftslehre und zunehmend auch einer Reihe weiterer Disziplinen die Möglichkeit zu bieten, sich ein elementa res Wissen über betriebswirtschaftliche Sachverhalte und Probleme an zueignen. Es soll Gelegenheit geben, Gegenstand und Methoden der Betriebswirtschaftslehre kennenzulernen und damit Voraussetzungen für eine begabungs- und interessenorientierte Wahl der wirtschafts wissenschaftlichen Spezialgebiete im weiteren Studium schaffen. Der im Rahmen dieser Zielsetzung zu behandelnde Stoff hat in den letzten Jahrzehnten an Umfang und Schwierigkeit zugenommen. Das führte zusammen mit dem starken Anwachsen der Studentenzahl zur Entwick lung neuer akademischer Lehrformen. Ein erstes Experiment an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Berlin [vgl. GüMBEL] und die Erfahrungen, die. danach von Hochschul lehrern, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Tutoren und Studenten mit Weiterentwicklungen gemacht wurden, veranlaßten die Verfasser, bei ihrer Arbeit von folgender Konzeption auszugehen: Die betriebswirtschaftliehen Grundtatsachen und Fragestellungen kön nen nicht mehr durch Massenvorlesungen und -übungen mit mehreren hundert Teilnehmern vermittelt werden, sondern müssen durch das Studium der elementaren Literatur selbständig erarbeitet werden. Dabei muß der Studierende durch schriftliche Anleitungen, genaue Literatur angaben, laufende Beratung und die Möglichkeit der unmittelbaren Überprüfung seines Wissens durch Aufgaben und kleine Fälle unter stützt werden. Er ist dann in der Lage, sich in den darauffolgenden von Assistenten und Tutoren geleiteten Übungen und Tutorien in kleinen Gruppen aktiv an der Diskussion betriebswirtschaftlicher Probleme zu beteiligen. Ein solches Studium unterscheidet sich also grundlegend von der Me thode, die klassischen Vorlesungen durch Arbeit in Tutorengruppen be gleiten zu lassen [vgl. z. B. ACKERMANN]. Es wird ausschließlich als systematisches Literaturstudium mit der selbständigen Bearbeitung von Aufgaben und der Diskussion in kleinen Gruppen betrieben und ist als eigenständige Lehrveranstaltung in Studienplänen und Prüfungsord- 6 Vorwort nungen verankert. Das erforderte die Ausarbeitung spezieller Arbeits unterlagen, die in diesem Buch wiedergegeben sind. Auf bereits existie rende Fragen-, Aufgaben- und Fallsammlungen zur Betriebswirtschafts lehre [vgl. z. B. ANTHONY, ÜÜMBEL, JACOB, ScHEIBLER] konnte nicht zu rückgegriffen werden, da die Arbeitsunterlagen in Konzeption und Um fang streng auf wenige, aber in großer Zahl für die Studenten bereit gestellte Lehrbücher abgestimmt werden mußten. Dieses Buch eignet sich daher auch für ein selbständiges Literaturstudium der Grundlagen neuerer Betriebswirtschaftslehre außerhalb des Lehrbetriebes an einer Uni versi tä t. Der Einteilung des in diesem Buch dargelegten Stoffes in die Teile I bis IV liegt seine Behandlung in vier einsemestrigen Kursen zugrunde. An der Erarbeitung der Studienanleitungen, Übungsfälle und -aufgaben für die einzelnen Teile haben mitgewirkt: Dipl.-Kfm. Baumgarten (I), Dr. rer. oec. Brauer (I bis IV), Dipl.-Kfm. Firnkorn (I und III), Dipl.-Ing. Haas (II und IV), Dipl.Ing. Mirow (II und IV), Dipl.-Ing. Osterloh (III), Dipl.-Ing. Schreiterer (II und IV), Dipl.-Ing. Streidt (I und III), Dipl. Kfm. Tübke (I und III) und Dipl.-Ing. Weiß (I und III). Die leitende und koordinierende Tätigkeit oblag Dr. Brauer. Die schwierigen und umfangreichen Schreibarbeiten wurden von Frau Irmgard Friedrich ausgeführt, während Herr cand. ing. Carsten Smalla die Zeichnungen und graphischen Darstellungen anfertigte. Die Verfasser danken ihnen dafür. Berlin, im Juli 1970 Die Verfasser INHALTSVERZEICHNIS 1 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 Unternehmungsformen, -Organisation und -ziele . . . . . . . . . . 11 111 Einfache Unternehmungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 112 Komplexe Unternehmungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 113 Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 114 Organisation, Ziele der Unternehmung . . . . . . . . . . . . . . . 26 12 Finanzierungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 121 Kapitalbedarf und Kapitalbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . 35 122 Kapitalbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 123 Finanzielles Gleichgewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 124 Finanzierung und Rechtsformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 13 Investitionstheorie und -rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 131 Kostenvergleichsrechnung, Amortisationsrechnung . . . . 50 132 Rentabilitätsrechnung, MAPI-Verfahren . . . . . . . . . . . . . 55 133 Kapitalwertmethode, Methode des internen Zinssatzes. . 60 134 Vereinfachte dynamische Verfahren, Optimales Investi- tionsbudget . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 14 Wiederholungen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 141ZudenAbschnitten111 bis122 ..................... 75 142 Zu den Abschnitten 123 bis 134 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 143 Zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre I. . . . . . . . . . . . 88 15 Hinweise zur Lösung der Übungsfälle und -aufgaben zur All- gemeinen Betriebswirtschaftslehre I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 2 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 21 Theorie der Produktionsfaktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 211 Produktionsfaktor Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 212 Produktionsfaktor Betriebsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 213 Produktionsfaktor Werkstoff und Produktionsfaktor Be- triebsführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 22 Produktions- und Kostentheorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 221 Produktionsfunktionen vom Typ A (Ertragsgesetz) . . . 155 222 Produktionsfunktionen vom Typ B (Verbrauchsfunktio- nen, GuTENBERG-Produktionsfunktionen). . . . . . . . . . . . . 158 223 LEONTIEF-Produktionsfunktionen.................... 161 8 Inhaltsverzeichnis 224 Kosten bei zeitlicher, intensitätsmäßiger und quantitati- ver Anpassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 225 Vergleichende Darstellung typischer Produktionsfunk- tionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 23 Absatztheorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 231 Absatzpolitische Instrumente, Marktformen . . . . . . . . . . 168 232 Preispolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 233 Produktgestaltung, Absatzmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 234 Werbung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 9 24 Wiederholungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 241 Zu den Abschnitten 211 bis 223 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 242 Zu den Abschnitten 224 bis 234 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 243 Zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre II........... 191 25 Hinweise zur Lösung der Übungsfälle und -aufgaben zur All gemeinen Betriebswirtschaftslehre /I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 3 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 111. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 31 Grundlagen der Kostenrechnung........................ 233 311 Aufgaben und Grundbegriffe der Kostenrechnung . . . . . 233 312 Kostenarten und -stellenrechnung, Innerbetriebliche Leistungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 313 Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung..... 243 314 Kostenträgerzeitrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 32 Kostenrechnungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 321 Überblick über die Kostenrechnungssysteme . . . . . . . . . . 254 322 Probleme der Plankostenrechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 323 Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis . . . . . . . . . . . . . 265 324 Grenzplankostenrechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 33 Kostenrechnung und Planungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 331 Kritische Werte für die kurzfristige Planung. . . . . . . . . . . 279 332 Kurzfristige Produktionsprogrammplanung. . . . . . . . . . . 283 34 Wiederholungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 341 Zu den Abschnitten 311 bis 322 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 342 Zu den Abschnitten 323 bis 332 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 343 Zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre III . . . . . . . . . . 294 35 Hinweise zur Lösung der Übungsfälle und -aufgaben zur All gemeinen Betriebswirtschaftslehre /I[. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 4 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 41 Bewertungsprobleme und Bilanzauffassungen . . . . . . . . . . . . . . 333 411 Theorie der Bewertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Inhaltsverzeichnis 9 412 Praxis der Bewertung.............................. 338 413 Bilanzauffassungen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 42 Bilanzierung nach Handelsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 421 Die Aktivseite der Handelsbilanz.................... 347 422 Die Passivseite der Handelsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 423 Gewinn- und Verlustrechnung, Geschäftsbericht....... 355 43 Konzern- und Sonderbilanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 431 Konzernbilanzen.................................. 357 432 Sonderbilanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362 433 Steuern und Steuerbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 44 Wiederholungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 441 Zu den Abschnitten 411 bis 422 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 442 Zu den Abschnitten 423 bis 433 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 443 Zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre IV . . . . . . . . . . 375 45 Hinweise zur Lösung der Übungsfälle und -aufgaben zur All- gemeinen Betriebswirtschaftslehre IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 1 ALLGEMEINE BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE I 11 Unternehmungsformen, -Organisation und -ziele 111 Einfache Unternehmungsformen Gegenstand dieses Abschnittes sind die "einfachen" Unternehmungs formen. Zusammen mit den "komplexen" Unternehmungsformen (Un ternehmungszusammenschlüssen), die im Abschnitt 112 behandelt wer den, bilden sie das Untersuchungsfeld des ersten Teiles des Kapitels 11. Wirtschaften vollzieht sich in "Betrieben" bzw. "Unternehmungen". Diese Termini werden hier synonym gebraucht. Mit den Formen der Unternehmungen befassen sich Betriebswirt schaftslehre und Rechtswissenschaft. Je nachdem, ob mehr auf die wirt schaftlichen oder auf die rechtlichen Tatbetände abgestellt wird, verwen det man die Bezeichnungen "UNTERNEHMUNGSFORMEN" oder "RECHTSFORMEN". Da diese Termini nur eine unterschiedliche Sichtweise ausdrücken, werden sie gleichbedeutend verwendet, wenn gleich der wirtschaftliche Aspekt ( = Unternehmungsform) im Vorder- grund steht. · Die rechtliche Abgrenzung der verschiedenen Unternehmungen ge geneinander ist primär eine Angelegenheit der Rechtswissenschaft. Für die Betriebswirtschaftslehre ist sie jedoch insofern von Interesse, als sich aus den bestehenden Rechtsnormen eine Anzahl betriebswirtschaftlicher Probleme ergeben, wie z. B. Fragen der Organisation, der Finanzierung u.a. So hängt das Ausmaß der Eigen- bzw. Fremdfinanzierung wesent lich davon ab, in welcher Rechtsform die Unternehmung geführt wird. Durch die Wahl einer bestimmten Rechtsform unterwerfen die Be triebsgründer bzw. die Unternehmungsführung die Unternehmung be stimmten Vorschriften. Sie stehen damit vor dem Problem, unter meh reren möglichen Rechtsformen diejenige auszuwählen, die hinsichtlich ihrer Ziele die "optimale" darstellt. Diese Wahl setzt die Kenntnis der in Frage kommenden Rechtsformen und deren Merkmale voraus, die daher in den ersten sieben Aufgaben behandelt werden: