Wolfgang Liick Aigebraische Topologie Homologie und Mannigfaltigkeiten vieweg studium Aufbaukurs Mathematik Herausgegeben von Martin Aigner, Peter Gritzmann, Volker Mehrmann und Gisbert Wustholz Martin Aigner Diskrete Mathematik Walter Alt Nlchtlineare Optimlerung Albrecht Beutelspacher und Ute Rosenbaum Projektlve Geometrle Gerd Fischer Ebene algebralsche Kurven Wolfgang Fischer und Ingo Lieb Funktionentheorie Otto Forster Analysis 3 Klaus Hulek Elementare Aigebraische Geometrie Horst Knorrer Geometrle Helmut Koch Zahlentheorie Ulrich Krengel Einfiihrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Wolfgang Kuhnel Differentialgeometrie Ernst Kunz Einfiihrung in die algebraische Geometrie Wolfgang Luck Aigebraische Topologie Werner Liitkebohmert Codlerungstheorle Reinhold Meise und Dietmar Vogt Einfiihrung In die Funktlonalanalysis Erich Ossa Topologie Jochen Werner Numerische Mathematik I und II Jurgen Wolfart Einfiihrung In die Zahlentheorle und Algebra Gisbert Wustholz Algebra vieweg _________________- ------' Wolfgang Luck Aigebraische Topologie Homologie und Mannigfaltigkeiten ~ vleweg Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet tiber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Prof. Dr. Wolfgang Luck UniversWit Mtinster Mathematisches Institut Einsteinstral3e 62 48149 Munster E-Mail: [email protected] 1. Auflage lanuar 2005 Aile Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn VerlaglGWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005 Lektorat: Ulrike Schmickler-Hirzebruch j Petra Rul3kamp Der Vieweg Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vieweg.de Das Werk einschliel3lich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung aul3erhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. ISBN-13: 978-3-528-03218-0 e-ISBN-13: 978-3-322-80241-5 DOl: 10.1007/978-3-322-80241-5 v Einleitung Dieses Buch behandelt und verbindet zwei Themen, (Ko-) Homologie und (Analysis auf) Mannigfaltigkeiten. In den erst en acht Kapiteln wird der Begriff der Homologie und Kohomologie stu diert. Homologie wird axiomatisch im Kapitel 1 eingefuhrt und die singulare Homologie in Kapitel 2 konstruiert. 1m Kapitel 3 werden CW-Komplexe definiert und beschrieben, wie man mit Hilfe des zellularen Kettenkomplexes Homologie berechnen kann. Die Euler Charakteristik und die Lefschetz-Zahl, die nach Ansicht des Autors besonders schone ele mentare Invarianten der algebraischen Topologie sind, werden im Kapitel 4 vorgestellt. Nachdem im Kapitel 5 Kohomologie eingefuhrt worden ist, werden in Kapitel 6 Grund lagen der homologischen Algebra mit universellen Koeffiziententheoremen als Ziel und im Kapitel 7 Produkte erklart. In Kapitel 8 wird als Hohepunkt die Poincare-Dualitat diskutiert und bewiesen. In den verbleibenden sieben Kapiteln werden glatte Mannigfaltigkeiten und die Ana lysis auf ihnen behandelt. In Kapitel 9 wird der Begriff einer glatten Mannigfaltigkeit und ihres Tangentialbundels erlautert. Nachdem im KapitellO einige Begriffe aus der linearen Algebra zusammengestellt worden sind, wird in Kapitel 11 die parametrisierte Version davon prasentiert, d.h. Vektorraumbundel werden eingefiihrt. In Kapitel 12 werden Dif ferentialformen erklart. Kapitel 13 ist dem Satz von Stokes gewidmet. In Kapitel 14 wird die de Rham-Kohomologie studiert. 1m Kapitel 15 wird als Hohepunkt der Satz von de Rham bewiesen, dass die de Rham-Kohomologie und die singulare Kohomologie mit reellen Koeffizienten isomorph sind. Das liefert einen fundamentalen Zusammenhang zwischen der algebraischen Topologie und der Analysis auf Mannigfaltigkeiten. In einem Anhang werden kurz einige Grundbegriffe aus der mengentheoretischen Topologie und Kategorientheorie zusammengestellt. Damit wird gewahrleistet, dass als Voraussetzungen fur das Buch nur die erst en beiden Anfanger-Vorlesungen der Analysis und der linearen Algebra sowie einige Teile der Algebra (Ringe und Moduln) benotigt werden. Das Buch ist modular geschrieben und kann in verschiedener Weise verwendet wer den. Man kann beispielsweise direkt mit Kapitel 9 beginnen und sich als Ziel den Beweis des Satzes von Stokes in Kapitel 13 stecken. Das wurde sich im Rahmen einer Vorlesung Analysis III oder IV anbieten. Man kann sich aber auch auf die Kapitel 1 bis 8 kon zentrieren und im 5. Semester als eine Einfuhrung in die algebraische Topologie lesen. Eventell kann man noch die Verbindung zu der de Rahm-Kohomologie und dem Satz von de Rahm herstellen, wenn man die Kapitel 9 bis 13 voraussetzt, oder die Kapitel 9 bis 15 im Anschluss im nachsten Semester behandeln. Das Buch ist auch zum Selbststudium geeignet. Ich mochte mich bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Topologie, insbesondere bei Markus Meyer und Clara Strohm, fur die vielen hilfreichen Verbesserungsvorschlage und Korrekturen bedanken. Munster, im Oktober 2004 Wolfgang Luck VI Inhaltsverzeichnis Einleitung V Inhaltsverzeichnis VI 1 HOInologie 1 1.1 Die Axiome einer Homologietheorie 1 1.2 Folgerungen aus den Axiomen 3 1.3 Elementare Berechnungen 10 1.4 Elementare Anwendungen 14 1.5 Aufgaben . . . . . . . . . 17 2 SinguHire Homologie 19 2.1 Kettenkomplexe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.2 Konstruktion der singuUiren Homologie . . . . . . . . . 21 2.3 Beweis der Homotopieinvarianz fur singulare Homologie 24 2.4 Beweis der Ausschneidung fur singulare Homologie . . . 27 2.5 Skizze der Konstruktion von Bordismustheorie . . . . . 30 2.6 Die erste singulare Homologie und die Fundamentalgruppe 32 2.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3 CW-Komplexe 35 3.1 CW-Komplexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.2 Abbildungen zwischen Spharen und ihre Abbildungsgrade . . . . . 43 3.3 Der zellulare Kettenkomplex assoziiert zu einer Homologietheorie . 45 3.4 Homologische Berechnungen mit Hilfe des zellularen Kettenkomplexes 50 3.5 Eindeutigkeit der Homologie fUr CW -Komplexe 56 3.6 Simpliziale Komplexe und simpliziale Homologie 61 3.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4 Euler-Charakteristik und Lefschetz-Zahlen 66 4.1 Euler-Charakteristik fur endliche Kettenkomplexe 66 4.2 Euler-Charakteristik fur endliche CW-Komplexe . 68 4.3 Die universelle Eigenschaft der Euler-Charakteristik 70 4.4 Lefschetz-Zahlen fUr endliche Kettenkomplexe. . . . 71 4.5 Lefschetz-Zahlen fUr endliche CW-Komplexe . . . . 74 4.6 Lefschetz-Zahlen und Euler-Charakteristiken auf Mannigfaltigkeiten 76 4.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 77 5 Kohomologie 78 5.1 Die Axiome einer Kohomologietheorie 78 5.2 Singulare und zellulare Kohomologie . 81 5.3 Die Axiome einer multiplikativen Struktur . 83 5.4 Der Kohomologiering projektiver Raume 86 5.5 Das Cup-Produkt fUr CW-Komplexe. . . . 91 VII 5.6 Aufgaben .... 93 6 Homologische Algebra 95 6.1 Der Fundamentalsatz der homologischen Algebra . 95 6.2 Der Tor-Funktor .................. . 96 6.3 Der Ext-Funktor .................. . 102 6.4 Das universelle Koeffiziententheorem fUr Homologie 105 6.5 Das universelle Koeffiziententheorem fUr Kohomologie 107 6.6 Die Kiinneth-Formel fUr Homologie 109 6.7 Der Satz von Eilenberg und Zilber . . 110 6.8 Die Kiinneth-Formel fUr Kohomologie 111 6.9 Die Bockstein-Sequenz ........ . 112 6.10 Direkte Systeme und direkte Limiten . 113 6.11 Inverse Systeme und inverse Limiten 115 6.12 Homologie und Ausschopfungen 118 6.13 Kohomologie und Ausschopfungen 119 6.14 Aufgaben ............. . 121 7 Produkte 123 7.1 Liste der verschiedenen Produkte . 123 7.2 Natiirlichkeit .. 124 7.3 Assoziativitat .. 124 7.4 Kommutativitat 124 7.5 Eins-Elemente 124 7.6 Vertraglichkeit mit Randoperatoren 125 7.7 Relationen zwischen den Produkten 125 7.8 Konstruktion der Produkte 126 7.9 Die Hopf-Invariante .... 127 7.10 Der Satz von Borsuk-Ulam 130 7.11 Aufgaben ......... . 131 8 Dualitat 132 8.1 Orientierung. . . . . . . . . . . . . . 132 8.2 Der Abbildungsgrad ......... . 139 8.3 Kohomologie mit kompaktem Trager . 142 8.4 Poincare-Dualitat .......... . 144 8.5 Poincare-Dualitat und die Euler-Charakteristik 150 8.6 Schnittformen ...... . 151 8.7 Jordanscher Trennungsatz . 154 8.8 Aufgaben ......... . 156 9 Glatte Mannigfaltigkeiten und ihre Tangentialbiindel 158 9.1 Glatte Strukturen 158 9.2 Der Tangentialraum 163 9.3 Vektorraumbiindel .. 170 9.4 Das Tangentialbiindel 174 9.5 Aufgaben ...... . 175 VIII Inhal ts verzei chnis 10 Elementare Lineare Algebra 177 10.1 Konstruktionen von Vektorraumen ............ . 177 10.2 Das Dach-Produkt von alternierenden Multilinearformen 180 10.3 Kanonische Isomorphismen . . . . . 182 10.4 Determinante und Spur . . . . . . . 184 10.5 Skalarprodukte und Orientierungen 185 10.6 Spezielle Basen 186 10.7 Aufgaben .......... . 187 11 Parametrisierte Lineare Algebra 190 11.1 Konstruktionen von Vektorraumbundeln . 190 11.2 Riemannsche Metriken und Orientierungen 193 11.3 Orientierungen auf Mannigfaltigkeiten 196 11.4 Aufgaben ............... . 201 12 Differentialformen 202 12.1 Definition einer Differentialform ..... 202 12.2 Das pach-Produkt von Differentialformen 202 12.3 Die auBere Ableitung ...... . 203 12.4 Integration von Differentialformen 208 12.5 Die Volumenform . 212 12.6 Aufgaben ... 213 13 Der Satz von Stokes 215 13.1 Mannigfaltigkeiten mit Rand 215 13.2 Der Satz von Stokes ..... 219 13.3 Anwendungen des Satzes von Stokes 222 13.4 Aufgaben .............. . 227 14 De Rham-Kohomologie 228 14.1 Definition der de Rham-Kohomologie ........... . 228 14.2 Homotopieinvarianz der de Rham-Kohomologie ...... . 228 14.3 Die Mayer-Vietoris-Sequenz fur die de Rham-Kohomologie 232 14.4 Die multiplikative Struktur auf der de Rham-Kohomologie 234 14.5 Aufgaben ........................... . 234 15 Der Satz von de Rham 236 15.1 Glatte singulare Koketten 236 15.2 Glatte Kohomologietheorien . 237 15.3 Die de Rham-Abbildung ... 240 15.4 Der Beweis des Satzes von de Rham 241 15.5 Vertraglichkeit mit den multiplikativen Strukturen 241 15.6 Der Satz von Hodge-de Rham . 241 15.7 Aufgaben ...................... . 243 IX 16 Anhang 244 16.1 Topologische Raume 244 16.2 Die Teilraumtopologie 245 16.3 Stetige Abbildungen 245 16.4 Kompaktheit .... . 245 16.5 Zusammenhang ... . 246 16.6 Das 2. Abzahlbarkeitsaxiom . 246 16.7 Die Summe von topologischen Raumen 246 16.8 Das Produkt von topologischen Raumen . 247 16.9 Homotopie ... 247 16.10 Identifizierungen ......... . 249 16.11 Kategorien ............ . 249 16.12 Funktoren und Transformationen . 251 16.13 Aufgaben ............. . 252 Literat urverzeichnis 254 Index 257 Notation 265 1 1 Homologie In dies em Kapitel ftihren wir den fundamentalen Begriff der Homologietheorie ein. Wir haben den axiom at is chen Zugang gewahlt, damit wir schnell zu Berechnungen und Anwen dungen kommen und den Nutzen durch konkrete Anwendungen belegen kannen. Auf3er dem gibt es so viele verschiedene Homologietheorien, die dieselben Axiome erftillen, dass es sinnvoll ist, sie aIle gleichzeitig zu behandeln. Als Beispiele werden wir in Kapiteln 2 und 3 die vollstandige Konstruktion der singularen und zellularen Homologie geben und die Konstruktion der Bordismustheorie skizzieren. Ein gewisser Nachteil ist, dass dem Leser gleich das perfekte endgtiltige Bild geboten wird, ohne auf die geschichtliche Entwicklung einzugehen. 1m Laufe des Studiums des Buches wird aber klar werden, welche Entwicklung und welche Motivation hinter dem Konzept der Homologie stehen und warum man die Axiome und Konstruktionen so durchfUhrt, wie wir es beschreiben werden. Die grundlegende Idee ist, dass Homologie ein algebraisches Abbild der Geometrie ist, dessen Informationsgehalt so ausgewogen ist, dass man interessante Informationen tiber die Geometrie aus diesem Bild effizient herausziehen kann. In den meisten Anwendungen wird ein geometrisches Problem in ein algebraisches Problem umformuliert, das man durch algebraische Methoden lasen kann und des sen Lasung eine teilweise oder manchmal sogar vollstandige Lasung des ursprtinglichen geometrischen Problems impliziert. Der Begriff der Homologie wurde im Rahmen der Topologie entwickelt. Er spielt heutzutage auch eine wesentliche Rolle in anderen Gebieten wie der Zahlentheorie, der algebraischen Geometrie oder der nicht-kommutativen Geometrie. 1m Folgenden werden wir unter einer Abbildung immer automatisch eine stetige Ab bildung verstehen. Grundbegriffe wie der eines topologischen Raumes und einer stetigen Abbildung von topologischen Raumen werden im Anhang erklart. 1.1 Die Axiome einer Homologietheorie Sei Rein assoziativer kommutativer Ring mit Einselement, z.B. der Ring der ganzen Zahlen Z, der Karper der rationalen Zahlen Q, der Karper der reellen Zahlen IR oder der Karper ll}, mit p-Elementen fUr eine Primzahl p. Sei TOp2 die Kategorie der Paa re von topologischen Raumen. Sei I: TOp2 -+ TOp2 der Funktor (X, A) t-t (A, O). Sei Z-grad.-R-MODUlN die Kategorie der Z-graduierten R-Moduln. Objekte in die ser Kategorie sind Folgen {Mn I n E Z} von R-Moduln indiziert durch Z. Ein Mor phismus {Mn I n E Z} -+ {Nn I n E Z} ist eine Folge von R-Homomorphismen {In: Mn -+ Nn In E Z}. 1m Folgenden schreiben wir ftir das Paar (X,0) kurz X. Definition 1.1 (Homologietheorie). Eine Homologietheorie 1i* = (1i*, 8*) mit Wer ten in R-Moduln ist ein kovarianter Funktor 1i*: TOp2 -+ Z-grad.-R-MODUlN zusammen mit einer natUrlichen Transformation
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