Algebraische Geometrie I Prof. Dr. Uwe Jannsen Wintersemester 2008/09 Inhaltsverzeichnis 0 Einfu¨hrung 1 1 Hilberts Nullstellensatz 3 Anhang 1.A Moduln und Algebren 11 2 Die Zariski-Topologie und regul¨are Abbildungen 17 Anhang 2.A Lokalisierungen 29 3 Garben und projektive Variet¨aten 33 Anhang 3.A Exakte Sequenzen 47 4 Dimension und irreduzible Komponenten 52 5 Das Spektrum eines Rings 57 6 Endliche und ganze Ringerweiterungen 68 7 Dimension von endlich erzeugten k-Algebren und Variet¨aten 74 Anhang 7.A Der Transzendenzgrad 81 8 Krulls Hauptidealsatz und lokale Dimensionstheorie 84 9 Schemata 92 Anhang 9.A Kategorien, Limiten und Funktoren 104 10 Beispiele und erste Eigenschaften von Schemata 113 0 Einfu¨hrung Die lineare Algebra hat ihren Ursprung in der Betrachtung von linearen Gleichungssystemen a x + ... + a x = b 11 1 1n n 1 . . . . . . . . . a x + ... + a x = b m1 1 mn n m u¨ber einem K¨orper. Um die L¨osungsmengen zu studieren, ihre Eigenschaften, ihre Gr¨oße, wird ein neues Konzept eingefu¨hrt: die Vektorr¨aume. Deren Gr¨oße wird durch die Dimension bestimmt, hierfu¨r braucht man wiederum Basen. Außerdem braucht man geeignete Abbil- dungen zwischen Vektorr¨aumen; insbesondere erh¨alt man so den Begriff der Isomorphie von Vektorr¨aumen. Als sinnvolle Verallgemeinerung erh¨alt man die Theorie von Moduln u¨ber Ringen, die auch fu¨r die Zahlentheorie wichtig ist. Die algebraische Geometrie hat ihren Ursprung in der Betrachtung von polynomialen Glei- chungssystemen f (x ,...,x ) = 0 1 1 n . (0) .. f (x ,...,x ) = 0 m 1 n u¨ber einem K¨orper K. Hierbei sind f ,...,f ∈ K[X ,...,X ], also Polynome in mehreren 1 m 1 n Variablen mit Koeffizienten in K. Die L¨osungsmengen sind im Allgemeinen keine Untervek- torr¨aume in Kn mehr, aber es wird wieder ein neues Konzept entwickelt, um diese Mengen zu verstehen: die algebraischen Variet¨aten. Fu¨r diese wird auch wieder ein Dimensionsbegriff entwickelt, und zwar mit der Hilfe von Ringen und Idealen. Es werden auch wieder geeigne- te Abbildungen zwischen Variet¨aten definiert, die sogenannten polynomialen Abbildungen, mit deren Hilfe man sagen kann, wann zwei Variet¨aten isomorph sind. Als sinnvolle Ver- allgemeinerung erh¨alt man die Theorie der Schemata, die unabdingbar ist, wenn man den Grundk¨orper durch einen Ring ersetzt. BetrachtetmanpolynomialeGleichungenu¨berQoderZ(oderu¨berZahlk¨orpern,Zahlringen, endlichen K¨orpern), so spricht man von diophantischen Gleichungen, und man kommt zu zahlentheoretischen Fragen und Methoden, z.B. bei der Fermat-Gleichung xn +yn = zn (x,y,z ∈ Z). Das Fermat-Problem wurde 1994 von Wiles und Taylor durch Anwendung der algebraischen Geometrie in ihrer modernsten Form (kein Grundk¨orper, Theorie der Schemata) gel¨ost. Die Verbindung von Algebraischer Geometrie und Zahlentheorie nennt man auch Arithme- tische Geometrie. Aber die Algebraische Geometrie hat interessante Anwendungen in vielen weiteren Gebieten, z.B. in der Algebra, der Topologie, der Gruppentheorie, der Kodierungs- theorie, der mathematischen Physik und vielen anderen. DiealgebraischeGeometrieverwendeteinegeometrischeSpracheundSichtweiseundbenutzt die Theorie kommutativer Ringe – die sogenannte kommutative Algebra – um die geometri- sche Anschauung in exakte Definitionen und S¨atze umzuwandeln. Dies beginnt im n¨achsten 1 Kapitel, in dem wir ein polynomiales Gleichungssystem (0) mit Ringtheorie in Verbindung setzen. Vereinbarung: Alle Ringe seien kommutativ mit Eins, wenn nichts anderes erw¨ahnt wird. 2 1 Hilberts Nullstellensatz Der Zusammenhang zwischen dem polynomialen Gleichungssystem f (X ,...,X ) = 0 1 1 n . (1) .. f (X ,...,X ) = 0 m 1 n und Ringen ist einfach: Man betrachtet den Ring R = R(f ,...,f ) = k[X ,...,X ]/ < f ,...,f >, 1 m 1 n 1 m wobei < f ,...,f > das von den Elementen f ,...,f in k[X ,...,X ] erzeugte Ideal 1 m 1 m 1 n bezeichnet (in der Literatur wird oft die Bezeichnung (f ,...,f ) verwendet). Wir wollen 1 n nun zeigen, dass es enge Beziehungen zwischen R und der Nullstellenmenge Z(f ,...,f ) := {a = (a ,...,a ) ∈ Kn | f (a ,...,a ) = 0 ∀i = 1,...,m} 1 m 1 n i 1 n der f gibt, d.h., der L¨osungsmenge der Gleichung (1). i Satz 1.1 (Hilberts Nullstellensatz, 1. Form) Sei k algebraisch abgeschlossen. Die maximalen Ideale von k[X ,...,X ] sind die Ideale von der Form 1 n m = < X −a ,...,X −a > 1 1 n n mit a ,...,a ∈ k. 1 n Wir leiten dies aus der folgenden Version her: Satz 1.2 (Hilberts Nullstellensatz, 2. Form) Sei k beliebig. Ist m ⊆ R = R(f ,...,f ) ein 1 m maximalesIdealundL = R/mderRestklassenk¨orper,soistLeineendlicheK¨orpererweiterung von k. Satz 1.1 folgt aus Satz 1.2: Zun¨achst beweisen wir, dass m = < X −a ,...,X −a > 1 n ein maximales Ideal ist. Sei a = (a ,...,a ) gegeben und 1 n ϕ = ϕ : k[X ,...,X ] → k a 1 n f (cid:55)→ f(a ,...,a ) 1 n der Einsetzungshomomorphismus. Dieser ist surjektiv. Das Ideal m liegt offenbar im Kern, und wir erhalten mit dem Homomorphiesatz eine Surjektion ϕ : k[X ,...,X ]/m (cid:179) k. 1 n Wir behaupten, dass ϕ ein Isomorphismus ist (Dann ist gezeigt, dass m maximales Ideal ist, siehe Algebra I, 3.32 (b)). Wir konstruieren eine Umkehrabbildung ψ. Definiere ψ : k → k[X ,...,X ]/m 1 n b (cid:55)→ b = b mod m. 3 Offenbar ist ϕ ◦ ψ = id und daher ψ injektiv. Andererseits ist ψ surjektiv, da X ≡ a i i mod m fu¨r i = 1,...,n und damit f ≡ f(a ,...,a ) mod m fu¨r jedes f = f(X ,...,X ) ∈ 1 n 1 n k[X ,...,X ]. Es folgt, dass ϕ bijektiv ist. 1 n Ist nun umgekehrt m ⊆ k[X ,...,X ] ein maximales Ideal, so ist L = k[X ,...,X ]/m ein 1 n 1 n K¨orper und nach Satz 1.2 (fu¨r m = 1 und f = 0) eine endliche Erweiterung von k. Ist k 1 algebraisch abgeschlossen, so ist L = k. Dies bedeutet, dass die kanonische Abbildung ϕ k (cid:44)→ k[X ,...,X ] (cid:179) k[X ,...,X ]/m = L 1 n 1 n einK¨orperisomorphismusist.Seia ∈ k dasElement,dasaufX = X mod minLabgebildet i i i wird. Dann liegt X −a ∈ kerϕ = m, also < X −a ,...,X −a >⊆ m. Da das linke Ideal i i 1 1 n n nach dem ersten Schritt maximal ist, folgt Gleichheit. Bemerkung 1.3 Der Beweis zeigt, dass a ,...,a eindeutig durch m bestimmt sind. 1 n Zum Beweis von Satz 1.2 benutzen wir: Lemma 1.4 (Artin-Tate) Seien R ⊂ S ⊂ T Ringe, sei R noethersch und T als R-Algebra endlich erzeugt. Sei weiter T als S-Modul endlich erzeugt. Dann ist auch S als R-Algebra endlich erzeugt. Definition 1.5 Seien R ⊂ S Ringe. (a) S wird ein R-Modul durch die Multiplikation in S (rs = Produkt in S fu¨r r ∈ R,s ∈ S). (b) S ist auch eine R-Algebra. Sind x ,...,x ∈ S, so sei 1 n R[x ,...,x ] = {f(x ,...,x ) | f ∈ R[X ,...,X ]} 1 n 1 n 1 n die Menge aller polynomialen Ausdru¨cke in den x mit Koeffizienten in R. Die ist die kleinste i R-UnteralgebravonS,diex ,...,x enth¨alt.R[x ,...,x ]istauchdasBilddesEinsetzungs- 1 n 1 n morphismus R[X ,...,X ] → S 1 n f (cid:55)→ f(x ,...,x ). 1 n (c) S heißt als R-Algebra endlich erzeugt – oder von endlichem Typ u¨ber R, wenn es end- lich viele Elemente x ,...,x ∈ S gibt mit S = R[x ,...,x ]. Das heißt also, dass der 1 n 1 n Einsetzungshomomorphismus in (b) surjektiv ist. A¨quivalent ist, dass es eine Surjektion R[X ,...,X ] (cid:179) S von R-Algebren gibt. 1 n (d) Allgemeiner heißt eine R-Algebra S u¨ber einem Ring R endlich erzeugt, oder von endli- chem Typ u¨ber R, wenn es einen surjektiven R-Algebrenhomomorphismus R[X ,...,X ] (cid:179) 1 n S gibt. Beweis von Lemma 1.4 Sei T = R[x ,...,x ], und sei {w ,...,w } ein Erzeugendensy- 1 n 1 m stem von T als S-Modul, welches x ,...,x enth¨alt. Dann gibt es aik ∈ S mit 1 n (cid:96) (cid:88)m (2) w ·w = aikw (i,k,(cid:96) = 1,...,m). i k (cid:96) (cid:96) (cid:96)=1 4 Fu¨r den Ring S(cid:48) = R[aik | i,k,(cid:96) ∈ {1,...,m}] ⊆ S (cid:96) wird dann T als S(cid:48)-Modul von w ,...,w erzeugt. Denn es gilt x ∈ S(cid:48)w +...+S(cid:48)w und 1 m i 1 m wegen (2) auch x2,x3,...,xr ∈ S(cid:48)w +...+S(cid:48)w i i i 1 m fu¨r alle i = 1,...,m und alle r. Daher gilt T = R[x ,...,x ] = S(cid:48)w + ... + S(cid:48)w . Da 1 n 1 m R noethersch ist, ist auch S(cid:48) noethersch, nach dem Hilbertschen Basissatz (Algebra I, 5.9, 5.10). Wegen S(cid:48) ⊂ S ⊂ T ist also auch S ein endlich erzeugter S(cid:48)-Modul, also eine endlich erzeugte R-Algebra, da dies fu¨r S(cid:48) gilt (U¨bungsaufgabe). Lemma 1.6 Der rationale Fuktionenk¨orper k(X) = Quot(k[X]) ist nicht endlich erzeugt als k-Algebra. Beweis Angenommen, k(X) = k[x ,...,x ] mit x ∈ k(X). Sei 1 n i f (X) i x = mit f ,g ∈ k[X]. i i i g (X) i Dann gilt fu¨r jedes Q ∈ k(X) f(X) Q = , f,g ∈ k[X], g(X) wobei der Nenner g(X) nur von den irreduziblen Polynomen p ,...,p geteilt wird, die eins 1 r der g teilen. Dies sind nur endlich viele. Ist p(X) ein irreduzibles Polynom, das teilerfremd i zu allen p ist, so ergibt die Gleichung i 1 f = p g den Widerspruch g = p · f. Beachte: In k[X] gibt es unendlich viele irreduzible, paarweise nicht-assoziierte Polynome, nach demselben Schluss mit dem man zeigt, dass es unendlich viele Primzahlen p ∈ Z gibt (U¨bungsaufgabe). Damit fu¨hren wir nun den Beweis von Satz 1.2: Es genu¨gt zu zeigen Satz1.7(HilbertsNullstellensatz,3.(k¨orpertheoretische)Form)IstL/k eineK¨orpererweiterung und L = k[x ,...,x ] mit x ,...,x ∈ L, so ist L/k endlich. 1 n 1 n Beweis Wir fu¨hren Induktion u¨ber n. Ist n = 1 und x transzendent u¨ber k, so ist k[x ] 1 1 isomorph zum Polynomring, also kein K¨orper (x ist nicht invertierbar). Also ist x algebra- 1 1 isch u¨ber k und damit k[x ] endlich u¨ber k. Ist nun die Behauptung fu¨r n−1 bewiesen und 1 L = k[x ,...,x ], so ist auch L = k(x )[x ,...,x ], und nach Induktionsvoraussetzung ist 1 n 1 2 n L endlich u¨ber k(x ). Nach Lemma 1.4, angewendet auf k ⊆ k(x ) ⊂ L, ist k(x ) endlich er- 1 1 1 zeugte k-Algebra. Nach Lemma 1.6 kann x nicht transzendent sein. Also ist x algebraisch, 1 1 damit k(x )/k endlich, damit L/k endlich. 1 5 Wir leiten jetzt einige Folgerungen von Satz 1.1 ab. Corollar 1.8 Sei k algebraisch abgeschlossen. Es gibt eine Bijektion kn → Max(k[X ,...,X ]) 1 n (a ,...,a ) (cid:55)→ < X −a ,...,X −a >, 1 n 1 1 n n wobei Max(R) die Menge der maximalen Ideale eines Rings R bezeichnet. Dies folgt aus Satz 1.1 (Wohldefiniertheit und Surjektivit¨at) und Bemerkung 1.3 (Injekti- vit¨at). Corollar 1.9 Sei k algebraisch abgeschlossen, und seien f ,...,f ∈ k[X ,...,X ]. Die 1 m 1 n Bijektion in 1.8 induziert eine Bijektion Z(f ,...,f ) → Max(R(f ,...,f )) 1 m 1 m (a ,...,a ) (cid:55)→ < X −a ,...,X −a > . 1 n 1 1 n n Hierbei ist X −a = X −a mod < f ,...,f > das Bild von X −a in R(f ,...,f ) = i i i i 1 m i i 1 m k[X ,...,X ]/ < f ,...,f >. (Dies zeigt, dass die Nullstellenmenge der f nur von dem 1 n 1 m i Ring R(f ,...,f ) abh¨angt). 1 m Zum Beweis benutzen wir Lemma 1.10 Sei A ein Ring und a ⊆ A ein Ideal. Dann hat man zueinander inverse Bijektionen ϕ {Ideale von A(cid:48) := A/a} (cid:192) {Ideale b ⊆ A mit a ⊆ b} ψ b(cid:48) (cid:55)→ π−1(b(cid:48)) b/a ←(cid:112) b, wobei π : A (cid:179) A(cid:48) = A/a die kanonische Surjektion ist. Hierbei entsprechen sich die Prim- ideale auf beiden Seiten und die maximalen Ideale auf beiden Seiten. Beweis Es ist klar, dass die Abbildungen wohldefiniert und zueinander invers sind. Weiter gilt fu¨r b aus der rechten Menge und das zugeh¨orige b(cid:48) = b/a aus der linken Menge A(cid:48)/b = (A/a)/(b/a) ←∼ A/b. Dies zeigt die weiteren Behauptungen, da b genau dann Primideal (bzw. maximales Ideal) ist, wenn A/b Integrit¨atsring (bzw. K¨orper) ist; entsprechend fu¨r b(cid:48). Beweis von Corollar 1.9: Mittels 1.10 k¨onnen wir Max(R(f ,...,f )) mit der Menge 1 n {m ∈ Max(k[X ,...,X ]) |< f ,...,f >⊆ m} 1 n 1 m identifizieren. Sei nun m ∈ Max(k[X ,...,X ]). Nach 1.8 ist m =< X −a ,...,X −a > 1 n 1 1 n n mit eindeutig bestimmten a ,...,a ∈ k. Weiter haben wir gesehen, dass m der Kern des 1 n Einsetzungshomomorphismus k[X ,...,X ] → k 1 n f (cid:55)→ f(a ,...,a ) 1 n 6 ist. Fu¨r f ∈ k[X ,...,X ] gilt also 1 n f ∈ m ⇔ f(a ,...,a ) = 0. 1 n Zusammen ergibt sich fu¨r a = (a ,...,a ) ∈ kn 1 n < f ,...,f > ⊆ m 1 m ⇔ f ,...,f ∈ m 1 m ⇔ f (a) = ... = f (a) = 0 1 m ⇔ a ∈ Z(f ,...,f ). 1 m Sind diese Bedingungen erfu¨llt, so gilt weiter, dass < X −a ,...,X −a > = < X −a ,...,X −a > / < f ,...,f > 1 1 n n 1 1 n n 1 m das maximale Ideal in R(f ,...,f ) ist, welches m unter der Bijektion 1.10 zugeordnet ist. 1 m Dies zeigt die Behauptung von 1.9. Zusammenfassend haben wir also ein kommutatives Diagramm (k algebraisch abgeschlosse- ner K¨orper) (3) kn 1.8 (cid:47)(cid:47)Max(k[X ,...,X ]) (cid:79)(cid:79) bij. 1(cid:79)(cid:79) n 1.10 (cid:194)(cid:63) (cid:194)(cid:63) Z(f ,...,f ) 1.9 (cid:47)(cid:47)Max(R(f ,...,f )) 1 m bij. 1 m (wobei 1.10 noch das Bild der rechten Injektion charakterisiert). Corollar 1.11 (3. Version von Hilberts Nullstellensatz) Sei k algebraisch abgeschlossen und seien f ,...,f ∈ k[X ,...,X ]. Dann hat das Gleichungssystem 1 m 1 n f (x ,...,x ) = 0 1 1 n . . . f (x ,...,x ) = 0 m 1 n genau dann eine L¨osung in k, wenn das Ideal < f ,...,f > nicht gleich k[X ,...,X ] ist. 1 m 1 n Beweis Der Ring R(f ,...,f ) hat genau dann ein maximales Ideal, wenn er nicht der 1 m Nullring ist, d.h., wenn < f ,...,f >(cid:36) k[X ,...,X ]. 1 m 1 n Bemerkung 1.12 Sei A ein Ring. Ein Ideal a ⊆ A ist genau dann gleich A, wenn 1 ∈ a. Also ist in der Situation von 1.11 das Gleichungssystem genau dann unl¨osbar, wenn es g ,...,g ∈ k[X ,...,X ] gibt mit 1 m 1 n 1 = g f +...+g f . 1 1 m m Fu¨r das Folgende bemerken wir, dass die Nullstellenmenge Z(f ,...,f ) von Polynomen 1 m f ,...,f ∈ k[X ,...,X ] nur vom Ideal < f ,...,f > abh¨angt: Da jedes Element hieraus 1 m 1 n 1 m (cid:80)m von der Form f = g f mit g ∈ k[X ,...,X ] ist, gilt i i i 1 n i=1 (4) Z(f ,...,f ) = Z(< f ,...,f >), 1 m 1 m 7 wobei wir definieren: Definition 1.13 Fu¨r ein beliebiges Ideal a ⊂ k[X ,...,X ] definiere seine Nullstellenmenge 1 n in kn durch Z(a) = {a = (a ,...,a ) ∈ Kn | f(a) = 0 fu¨r alle f ∈ a}. 1 n Bemerkung 1.14 (a) Da nach Hilberts Basissatz jedes Ideal a ⊂ k[X ,...,X ] endlich 1 n erzeugt ist, zeigt (4), dass wir keine neuen Nullstellenmengen erhalten. (b) Aus a ⊆ a(cid:48) folgt offenbar Z(a(cid:48)) ⊆ Z(a). (c) Der Ring k[X ,...,X ]/a ist eine endlich erzeugte k-Algebra. Ist umgekehrt A eine 1 n endlich erzeugte k-Algebra, so gibt es eine Surjektion von k-Algebren ϕ : k[X ,...,X ] → A 1 n ∼ fu¨r geeignetes n. Mit a = kerϕ erh¨alt man eine Isomorphie k[X ,...,X ]/a → A. Die Ringe 1 n R(f ,...,f ) sind also gerade (bis auf Isomorphie) alle endlich erzeugten k-Algebren. 1 m Definition 1.15 Eine Teilmenge M ⊆ kn heißt algebraisch, wenn M = Z(a) fu¨r ein Ideal a ⊆ k[X ,...,X ]ist(d.h.,nachBemerkung1.14(a),wennM = Z(f ,...,f )fu¨rPolynome 1 n 1 m f ,...,f ∈ k[X ,...,X ] ist). 1 m 1 n Umgekehrt k¨onnen wir zu jeder Teilmenge M ⊂ kn ein Ideal definieren: Definition 1.16 Sei M ⊆ kn eine Teilmenge. Das Verschwindungsideal von M ist das Ideal I(M) = {f ∈ k[X ,...,X ] | f(a) = 0 fu¨r alle a ∈ M}. 1 n Dass dies ein Ideal liefert, ist offensichtlich. Weiter gilt offenbar: (5) M ⊆ M(cid:48) ⇒ I(M(cid:48)) ⊂ I(M). Wir haben also zwei Inklusions-umkehrende Abbildungen Z {Ideale von k[X ,...,X ]} (cid:192) {Teilmengen von kn} 1 n (6) I a (cid:55)→ Z(a) I(M) ←(cid:112) M Dabei gilt offenbar M ⊆ Z(I(M)) (7) a ⊆ I(Z(a)). Das Bild von Z besteht per Definition aus den algebraischen Teilmengen. Wir untersuchen nun das Bild von I. Lemma/Definition 1.17 Sei R ein Ring (kommutativ, mit Eins). (a) Fu¨r ein Ideal a ⊆ R ist √ a := {f ∈ R | ∃ n ∈ N mit fn ∈ a} ein Ideal und heißt das Radikal von a. 8
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