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Algebra PDF

334 Pages·1993·8.398 MB·German
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Springer-Lehrbuch Siegfried Bosch ALGEBRA Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Prof. Dr. Siegfried Bosch Mathematisches Institut Westfälische Wilhelms-Universität Einsteinstraße 62 D-48149 Münster Mathematics Subject Classification (1991): 12-01, 13-01, 14-01, 20-01 ISBN 978-3-540-56833-9 ISBN 978-3-662-05649-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-05649-3 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bosch. Sieg/ried: Algebra/Siegfried Bosch. - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer. 1993 (Springer-Lehrbuch) ISBN 978-3-540-56833-9 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechts gesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 1993 Ursprünglich erschiemn bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 1993 Reproduktionsfertige Vorlage vom Autor mit Springer TEX-Makros 44/3140 -5 4 3 2 1 0 - Gedruckt auf säurefreiem Papier Vorwort Wie kommt man eigentlich dazu, ein Lehrbuch über Algebra zu schreiben, zumal es doch einige hervorragende Bücher zu diesem Thema gibt? Nun, ich muß ge stehen, daß ich in dieses Projekt mehr oder weniger hineingeschlittert bin. Es begann damit, daß ich dem Wunsch meiner Hörer folgte und in den Jahren 1990/91 ein Skript zur Vorlesung über Algebra herausgab, welches mit viel Reso nanz aufgenommen wurde. Besonders erfreulich war für mich, daß der Lernerfolg in Übungen und Klausuren im Vergleich zu früheren Algebra-Kursen deutlich höher zu liegen schien. Solchermaßen "ermutigt" begann ich mit Überlegun gen, den Inhalt des Skriptes in ein Lehrbuch umzusetzen, um so mehr, als auch seitens des Springer-Verlags Interesse an einem Lehrbuch über Algebra bestand. Vom einstigen Vorlesungsskript bis zur Fertigstellung des vorliegenden Bu ches war allerdings noch ein weiter Weg zu gehen. Zahlreiche Kollegen haben mir dabei durch wertvolle Anregungen sowie konstruktive Kritik geholfen. Ihnen allen bin ich zu Dank verpflichtet sowie insbesondere auch Herrn Dr. J. Heinze vom Springer-Verlag, mit dem ich manches diesbezügliche Detail besprochen habe. In den Algebra-Vorlesungen nimmt heutzutage die Theorie der Körpererwei terungen, insbesondere die Galois-Theorie, einen zentralen Platz ein. Ich habe mich darum bemüht, diesen "Standard" -Stoff mit allen notwendigen Vorberei tungen in größtmöglicher Einfachheit und Übersichtlichkeit darzustellen, ohne jedoch auf simplifizierende ad-hoc-Lösungen zurückzugreifen. Wichtig war mir dabei, die Dinge in behutsamer Weise so zu präsentieren, wie sie heute nach allgemeiner Einschätzung sowie aufg rund von Erfahrungen aus der aktuellen Forschung gesehen werden sollten, ohne jedoch den Blick für die historische Entwicklung der Theorie zu verlieren. Neben Abschnitten, in denen der Standardstoff dargestellt wird, enthält das Buch noch eine ganze Reihe von Abschnitten, die mit einem Stern (*) gekenn zeichnet sind. Hier werden Ausblicke auf weiterführende Gebiete gegeben, die seltener in Vorlesungen behandelt werden, deren Kenntnis jedoch für ein ver tieftes Studium der Algebra von großem Interesse ist, insbesondere im Hinblick auf Anwendungen in der algebraischen Geometrie. In diesen Abschnitten konnte schon aus Platzgründen nicht ganz so grundsätzlich vorgegangen werden wie im restlichen Teil des Buches, auch ist das Tempo der Darstellung etwas straffer. Hauptziel ist jeweils die Erläuterung eines begrenzten Themenkomplexes inklu sive kompletter Beweise der wichtigsten zugehörigen Resultate. Dabei werden VI Vorwort alle benötigten Hilfsmittel präzise erklärt, so daß das Material dem interessier ten Leser auch zum Selbststudium anempfohlen werden kann. Welche FUnktion soll das vorliegende Buch nun erfüllen? Natürlich ist das Buch geschrieben für Studenten (und damit meine ich StudentInnen nach heuti ger Terminologie), die im Anschluß an die mathematischen Anfängervorlesungen eine Vorlesung über Algebra hören bzw. sich auf eine entsprechende Examens prüfung vorbereiten. Ich denke, daß ein Student, der sich in das Gebiet der Algebra einarbeiten möchte, in idealer Weise zwei Texte gebrauchen könnte, und zwar einen ersten, der ihn problemorientiert in die Thematik der Algebra einführt, und einen zweiten, der die Theorie in systematischer Weise geord net präsentiert. Ich habe versucht, beide Aspekte miteinander zu kombinieren. Die Anordnung des Stoffes erfolgt im wesentlichen in systematischer Weise, schon deshalb, damit der Text nicht nur zu einer einzigen Vorlesung speziellen Geschmacks paßt, sondern mehr oder weniger universell zu "jeder" Algebra Vorlesung benutzt werden kann. Andererseits wird in der Einführung und zu Beginn eines jeden Kapitels der Aspekt der Problemorientiertheit realisiert, in dem auf die zugehörigen historisch gewachsenen Fragestellungen eingegangen wird. Jeder Abschnitt wird mit einer Liste von ausgewählten Übungsaufgaben beendet, die dazu dienen sollen, die Handhabung des besprochenen Stoffes an Beispielen zu üben. Speziell hervorzuheben sind hierbei die kursiv gedruckten Aufgaben, zu denen es Lösungsvorschläge im Anhang gibt. Diese Aufgaben sind überwiegend nicht von der konventionellen einengenden Form, etwa "Man zeige, daß x = y gilt" , sondern sie sollen aufgrund ihrer offenen Art der Fragestellung dazu anleiten, einige Aspekte der dargebotenen Theorie nochmals zu überden ken. Man könnte sich etwa vorstellen, daß Fragen dieser Art in einer münd lichen Examensprüfung eine Rolle spielen. Lösungen müssen nicht unbedingt in Form und Inhalt mit den im Anhang aufgeführten Vorschlägen übereinstim men, zumalletztere meist noch einige zusätzliche Erläuterungen enthalten. Man sollte den Anhang aber stets konsultieren, wenn man meint, bei der Bearbeitung einer Kursiv-Aufgabe zu einem gewissen Abschluß gelangt zu sein. Zum Schluß bleibt mir noch die angenehme Aufgabe, für mannigfache Hilfe bei den vielen Dingen zu danken, die beim Schreiben eines Buches eine wich tige Rolle spielen. Herr Uwe Bombosch, Frau Eva Maria Krause, die auch das Symbol- und das Sachverzeichnis zusammengestellt hat, Herr Klaus Schlöter und Herr Dr. Peter Ullrich haben das Manuskript in kritischer Weise durch gesehen. Der Springer-Verlag war in technischen Fragen stets mit Rat und Tat behilflich, insbesondere was das Layout und die Herstellung des fina len Manuskript-Abzugs angeht. "Last but not least" danke ich meinem Sohn Michael, der mich von schwerem 'lEX-Gepäck befreit hat, indem er einen maßgeschneiderten Konverter von EPIGRAF-R.ediger nach A.MS-U-TEJX für mich anfertigte. Münster, im Mai 1993 Siegfried Bosch Inhalt Einführung: Zur Lösung algebraischer Gleichungen 1 1 Elementare Gruppentheorie . . . . . . . . . . . 8 1.1 Gruppen .................. 9 1.2 Nebenklassen, Normalteiler, Faktorgruppen 14 1.3 Zyklische Gruppen 19 2 Ringe und Polynome . . 22 2.1 Ringe, Polynomringe einer Variablen 25 2.2 Ideale ................ 31 2.3 Ringhomomorphismen, Faktorringe . 34 2.4 Primfaktorzerlegung ......... 41 2.5 Polynomringe in mehreren Variablen 50 2.6 Nullstellen von Polynomen 56 2.7 Der Satz von Gauß . . . 58 2.8 Irreduzibilitätskriterien 63 2.9 Elementarteilertheorie* 66 3 Algebraische Körpererweiterungen 80 3.1 Die Charakteristik eines Körpers 82 3.2 Endliche und algebraische Körpererweiterungen 84 3.3 Ganze Ringerweiterungen* ...... 91 3.4 Algebraischer Abschluß eines Körpers 97 3.5 Zerfällungskörper............ 104 3.6 Separable Körpererweiterungen . . . . 109 3.7 Rein inseparable Körpererweiterungen 116 3.8 Endliche Körper ............. 121 3.9 Anfänge der algebraischen Geometrie* 123 4 Galois-Theorie ........... 130 4.1 Galois-Erweiterungen 132 4.2 Pro endliche Galois-Gruppen* 139 4.3 Die Galois-Gruppe einer Gleichung 150 4.4 Symmetrische Polynome, Diskriminante und Resultante* 158 4.5 Einheitswurzein ...................... 172 VIII Inhalt 4.6 Lineare Unabhängigkeit von Charakteren 182 4.7 Norm und Spur ..... 184 4.8 Zyklische Erweiterungen 190 4.9 Galois-Descent* 196 5 Fortführung der Gruppentheorie 202 5.1 Gruppenaktionen . . . 203 5.2 Sylow-Gruppen . . . . 208 5.3 Permutationsgruppen 216 5.4 Auflösbare Gruppen . 220 6 Anwendungen der Galois-Theorie 225 6.1 Auflösbarkeit algebraischer Gleichungen 226 6.2 Der Fundamentalsatz der Algebra 235 6.3 Konstruktionen mit Zirkel und Lineal 238 7 Transzendente Erweiterungen 246 7.1 Transzendenzbasen .. . 247 7.2 Tensorprodukte* ... . 253 7.3 Separable, primäre und reguläre Erweiterungen* 265 7.4 Kalkül der Differentiale* . . . . . . 275 Anhang: Lösungshinweise zu den Aufgaben 286 Literatur ..... 315 Symbolverzeichnis 316 Na men- und Sachverzeichnis 319 Einführung Zur Lösung algebraischer Gleichungen Der Name "Algebra" ist arabischen Ursprungs (9. Jahrhundert n. ehr.) und bedeutet Rechnen mit Gleichungen, etwa das Zusammenfassen von Termen der Gleichung oder das Verändern der Terme durch gleichartige Manipulationen auf den beiden Seiten der Gleichung. Dabei stellt die Gleichung eine Beziehung dar zwischen bekannten Größen, den sogenannten Koeffizienten, sowie den un bekannten Größen oder Variablen, deren Wert man mit Hilfe der Gleichung ermitteln möchte. Meist interessiert man sich in der Algebra für polynomiale Gleichungen, etwa des Typs 2x3 + 3x2 + 7x - 10 = 0, wobei x für die unbekannte Größe steht. Eine solche Gleichung wird allgemein als algebraische Gleichung für x bezeichnet. Ihr Grad ist gegeben durch den Exponenten der höchsten wirklich vorkommenden Potenz von x. Algebraische Gleichungen vom Grad 1 nennt man linear. Das Studium linearer Gleichun gen oder, allgemeiner, linearer Gleichungssysteme in endlich vielen unbekannten Größen ist ein zentrales Problem der Linearen Algebra. Unter Algebra im Sinne dieses Buches wollen wir im wesentlichen dasjenige Gebiet verstehen, welches sich mit dem Studium algebraischer Gleichungen einer unbekannten Größe beschäftigt, also in heutiger Sprache die Theorie der Körper erweiterungen mit all ihren abstrakten Begriffsbildungen, auch gruppentheore tischer Art, die insgesamt eine bequeme und präzise Handhabung algebraischer Gleichungen erst möglich gemacht haben. In der Tat verwendet die moderne Algebra schon auf "elementarem" Niveau in viel stärkerem Maße abstrakte Me thoden und Begriffe, als man dies etwa von der Analysis oder der komplexen Funktionentheorie her gewohnt ist. Der Grund hierfür wird in gewisser Weise deutlich, wenn man das Problem der Lösung algebraischer Gleichungen in seiner historischen Entwicklung verfolgt, was wir nachstehend ein wenig tun wollen. Die Anfänge sind ganz konkreter Natur und konzentrieren sich im wesent lichen auf das Bearbeiten spezieller zahlenmäßig gegebener "Aufgaben". Eine berühmte Aufgabe aus der griechischen Antike (ca. 600 v. ehr. - 200 n. ehr.) ist z. B. das Problem der Würfelverdoppelung: Gegeben sei ein Würfel mit Kantenlänge 1, man bestimme die Kantenlänge eines Würfels, der doppeltes 2 Einführung Volumen besitzt. Zu lösen ist also die algebraische Gleichung x3 = 2, welche vom Grad 3 ist. Heute würden wir die Lösung mit x = ~ angeben. Was hat man aber unter ~ zu verstehen, wenn man nur rationale Zahlen kennt? Da man keine rationale Zahl finden konnte, deren dritte Potenz 2 ist, hat man sich im Altertum bei solchen Situationen vielfach mit Näherungslösungen begnügt, also etwa versucht, ~ mit genügender Genauigkeit rational zu approximieren. Andererseits ist das Problem der Würfelverdoppelung geometrischer Natur, und es liegt nahe, eine geometrische Lösung zu versuchen. Häufig zu finden ist bei den Griechen, z. B. bei Euklid, die Konstruktion mit Zirkel und Lineal, welche Schnittpunkte von Geraden und Kreisen mit ebensolchen Objekten benutzt. Aber auch mit dieser Technik läßt sich ~ nicht konstruieren, wie wir heute wissen; vgl. Abschnitt 6.3. Da die Konstruktion mit Zirkel und Lineal nicht im mer den gewünschten Erfolg haben konnte, findet man bei den Griechen auch geometrische Konstruktionen unter Verwendung komplizierterer Kurven. Wenn man einmal akzeptiert hat, daß man zur Lösung algebraischer Glei chungen, etwa mit rationalen Koeffizienten, neben den bekannten "rationalen" Operationen der Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division zumindest ~uch noch das "Wurzelziehen" benötigt, so kann man die Frage stellen, ob eine wiederholte Anwendung dieser Operationen stets ausreicht, um die Lösun gen aus den Koeffizienten zu gewinnen. Dies ist die berühmte Frage nach der Auflösbarkeit algebraischer Gleichungen durch Radikale. Beispielsweise sind al gebraische Gleichungen vom Grad 1 bzw. 2 durch Radikale auflösbar: x= -a Die Auflösung quadratischer Gleichungen wurde im wesentlichen schon von den Babyioniern (ab ca. Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.) unter Verwendung eIe mentargeometrischer Methoden beherrscht, auch wenn bei den konkreten Rech nungen, die uns überliefert sind, Quadratwurzeln meist nur aus Quadratzahlen gezogen werden. Nach Beendigung der babylonischen und der griechischen Peri ode wurde die Auflösung quadratischer Gleichungen ab ca. dem 9. Jahrhundert n. Chr. insbesondere durch arabische Mathematiker weiter perfektioniert. Diese arbeiteten auch an dem Problem, kubische sowie Gleichungen höheren Grades durch Radikale aufzulösen, konnten hierzu jedoch keinen nennenswerten Beitrag liefern. Die sensationelle Entdeckung, daß kubische Gleichungen durch Radikale auflösbar sind, gelang erst gegen 1515 dem Italiener S. deI Ferro. Er betrachtete eine Gleichung der Form x3 + ax = b mit a, b > 0 und fand als Lösung Obwohl er wußte, daß Generationen von Mathematikern vor ihm an diesem Problem gescheitert waren, hat deI Ferro seine Entdeckung geheimgehalten und Zur Lösung algebraischer Gleichungen 3 nicht veröffentlicht. Wir wissen von seinen Untersuchungen aber aus der Ars Magna, einer Art Lehrbuch zur Mathematik, welches G. Cardano im Jahre 1545 publizierte. Cardano hatte von deI Ferros Lösungsformel auf Umwegen erfahren und sich die Herleitung selbst überlegt. Weiter erkannte er, daß Gleichungen dritten Grades in der Regel drei Lösungen haben sollten, wobei bemerkenswert ist, daß Cardano welliger Skrupel als seine Zeitgenossen hatte, negative Zahlen zu verwenden. Auch gibt es bei ihm erste Ansätze zur Verwendung komplexer Zahlen. Seinem Schüler L. Ferrari gelang schließlich nach 1545 die Auflösung algebraischer Gleichungen vierten Grades; zu den Formeln vergleiche man Ab schnitt 6.1. In den nächsten zwei Jahrhunderten waren die Fortschritte bezüglich der Lösung algebraischer Gleichungen eher gering. F. Viete entdeckte den nach ihm benannten Zusammenhang zwischen den Koeffizienten einer Gleichung und de ren Lösungen, welcher sich heute als eine Trivialität darstellt, wenn man die Zerlegung von Polynomen in Linearfaktoren benutzt. Man hatte auch bereits eine gewisse Vorstellung von dem Begriff der Vielfachheit einer Lösung und vertrat die Auffassung, daß eine algebraische Gleichung n-ten Grades, gezählt mit Vielfachheiten, stets n Lösungen besitzt, so wie es die Beispiele im Idealfall zeigen. Dabei muß man sich allerdings darüber im klaren sein, daß letzteres nur eine mehr oder weniger vage Vorstellung war, denn die Natur dieser Lösungen, etwa reell oder komplex oder gar hyperkomplex (also keins von beidem) wurde nicht präzisiert. In diese Zeit fallen auch mehrere vergebliche Versuche, bei spielsweise durch G. W. Leibniz, algebraische Gleichungen fünften und höheren Grades allgemein durch Radikale aufzulösen: Eine gewisse Konsolidierung der Situation deutete sich schließlich mit dem Fundamentalsatz der Algebra an. Erste Ansätze zu einem Beweis finden sich 1746 bei J. d'Alembert, weitere Beweise jeweils unterschiedlicher Strenge er folgten 1749 durch L. Euler, 1772 durch J. L. Lagrange sowie später noch durch c. F. Gauß in seiner Doktorarbeit (1799). Dieser Satz besagt, daß jedes nicht konstante komplexe Polynom n-ten Grades mit Vielfachheiten gezählt genau n komplexe Nullstellen besitzt, oder mit anderen Worten, daß sich jedes solche Polynom als Produkt von linearen Faktoren schreiben läßt. Auch wenn der F\m damentalsatz der Algebra keinen Beitrag zur expliziten Auflösung algebraischer Gleichungen liefern konnte, so gab er dennoch eine Antwort auf die Frage nach dem Zahlbereich, in welchem Lösungen algebraischer Gleichungen mit rationa len, reellen oder komplexen Koeffizienten zu suchen waren. Auf dieser Basis wurden weitere Fortschritte erzielt, insbesondere von Lagrange. Er unterwarf 1771 die Auflösung algebraischer Gleichungen dritten und vierten Grades einer grundlegenden Revision und bemerkte u. a., daß die Kubikwurzeln in deI Ferros Formel mit der Nebenbedingung gewählt werden müssen, damit man nicht 9 mögliche Werte erhält, sondern nur die Werte Xl, X2, X3 der wirklichen Lösungen zur betrachteten Gleichung

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