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Alexis Sorbas PDF

516 Pages·1982·1.22 MB·German
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NIKOS KAZANTZAKIS Alexis Sorbas V3 Über das Buch Mit »Alexis Sorbas«, dem populärsten Roman des mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagenen Nikos Kazantzakis, begann im Jahre 1946 der Weltruhm des griechischen Dichters. Das mitreißende Buch erscheint nun in einer von der Witwe des Autors autorisierten, dem griechischen Originaltext angepaßten Neufassung von Isidora Rosenthal-Kamarinea. Sie charakterisiert den Roman, in dem Kazantzakis eine reale Begegnung verarbeitet, wie folgt: Überdrüssig des Lebens in geistiger Unruhe und des Ringens um die Erkenntnis beschließt ein Schriftsteller, ein anderes Leben zu beginnen. Er pachtet ein aufgelassenes Braunkohlenbergwerk an der Südküste Kretas, um dort mit Hilfe der einfachen Menschen ein Unternehmen zu gründen. Vor der Abfahrt lernt er einen etwa 65-jährigen hageren Mann mit markanten Zügen kennen, den makedonischen Arbeiter Alexis Sorbas, der ihn bittet, ihn nach Kreta mitzunehmen. Eine spontane gegenseitige Sympathie verbindet die beiden vom ersten Augenblick an. So fahren sie zusammen in das weltabgeschiedene kretische Dorf und beziehen eine Baracke in der Nähe des Bergwerks, wo unter Sorbas' Leitung der Kohlenabbau neu belebt wird - freilich mit wechselndem Erfolg, bis zuletzt mit dem Einsturz einer selbstkonstruierten Seilbahn das Projekt ein spektakuläres Ende findet. Der »Chef« hat alles investierte Geld verloren; jedoch bedeutet ihm dieser Verlust nichts angesichts des reichen inneren Gewinns dieser kretischen Monate. - Wenn auch die metaphysischen Zweifel nicht aufhören, den Erzähler umzutreiben, findet er doch im täglichen nahen Umgang mit dem Mann, der ihm Untergebener, Vater und Freund zugleich ist, einen Partner, der »alle die für uns so komplizierten Probleme mit einem Schwertstreich löst«, ob es sich nun um Gott, Teufel, um das Vaterland oder um die Frauen handelt. So wird der schlichte Arbeiter, der Weltenbummler, der wachen Herzens Lust und Qual erlitten und seinen Horizont erweitert hat, »ohne die primitive Kühnheit zu verlieren«, zum Lehrmeister des Gelehrten. Die beiden ergänzen sich, der intellektuelle, »vom Geist verwundete« Schriftsteller und der urvitale Mann, der den Augenblick der Ewigkeit vorzieht, jedoch im Augenblick die Ewigkeit zu erleben vermag. Sorbas ist der Gegenpol und das andere »Ich«, das Wunsch-Ich des Autors. Die Begegnung mit den einfachen Menschen, die Schilderung der Konflikte dieser Dorfgesellschaft mit einfachen Menschen, die Schilderung der Konflikte dieser Dorfgesellschaft mit ihren Härten und ihren Freuden ist Gegenstand des Buches - tragische und komische Momente, Faszination und Ursprünglichkeit werden eindringlichst dargestellt. Verändert und bereichert kehrt der Erzähler vom kretischen Abenteuer zurück. In der Gestalt seines Freundes Sorbas hat sich ihm die naiv- vitale, dem Leben in all seinen Erscheinungsformen aufgeschlossene Natur eines Menschen seines Volkes offenbart. Über den Autor Nikos Kazantzákis wurde am 18. Februar 1883 in Megalokastro, jetzt Iráklion (Kreta), geboren als Sohn von Michael Kazantzákis und Maria Christodoulzki. Er besuchte die Schule der Franziskaner des Heiligen Kreuzes auf Naxos und das Gymnasium in Iráklion (1899-1902). Er studierte vier Jahre an der Universität von Athen und machte sein Doktorat der Rechtswissenschaften im Jahre 1906. Von 1907 bis 1909 studierte er Philosophie in Paris unter der Leitung von Heinrich Bergson. Während der Balkankriege kämpfte er als Freiwilliger in der griechischen Armee. Zwischen 1910 und dem Ende der 30er Jahre ist er viel gereist (China, Japan, Rußland, England, Spanien, u.a.). Später hat er Reportagen über seine Reisen veröffentlicht (Spanien, Ägypten-Sinai, China-Japan, Was ich in Rußland gesehen habe, England...). 1914 macht er die Bekanntschaft von Angelos Sikelianos und besucht mit ihm den Berg Athos. 1918-1919 nimmt er an der Rückführung der Griechen aus dem Kaukasus teil. Schon früh wurde Kazantzákis vom Leninismus angezogen, und später hat er den Lenin-Friedenspreis erhalten, aber er ist nie Mitglied der kommunistischen Partei gewesen. Er wurde tief beeinflußt durch die Werke von Nietzsche und Bergson, seines Lehrers, und durch die Philosophien des Christentums, des Marxismus und des Buddhismus. In seinem Werk hat er versucht, eine Synthese der verschiedenen Geistesrichtungen zu verwirklichen. 1936 veröffentlicht er Reportagen über den spanischen Bürgerkrieg als Korrespondent der Zeitung »Kathimerini«. Vor dem Zweiten Weltkrieg läßt sich Kazantzákis auf der Insel Aegina nieder. Nach dem Krieg ist er einige Zeit als Minister tätig. Von 1947-48 arbeitet er in Paris für die UNESCO. In 1948 verläßt er Griechenland, um sich in Antibes, Frankreich, niederzulassen, wo er seine literarische Arbeit fortführt. Am 28. Juni 1956 erhält er den »Internationalen Friedenspreis« in Wien. In 1957 unternimmt er eine Reise nach China, wo er krank wird. Er kehrt nach Europa zurück und wird von Kopenhagen in die Universitätsklinik von Freiburg im Breisgau, Deutschland, transferiert, wo er am 26 Oktober 1957 stirbt. Er wird auf Martinego, einer der Venezianischen Basteien begraben, die Iráklion umgeben. Das Epitaph auf seinem Grab lautet: »Ich hoffe auf nichts, ich fürchte nichts, ich bin frei«. I Ich begegnete ihm zuerst in Piräus. Ich war zum Hafen hinabgegangen, um den Dampfer nach Kreta zu nehmen. Der Morgen dämmerte. Es regnete. Ein heftiger Schirokko wehte, und die Salzwasserspritzer flogen bis zum kleinen Kaffeehaus. Die Glastüren waren geschlossen, der Raum roch nach Menschen und Salbeitee. Draußen war es kalt, und die Scheiben waren vom Atem der Gäste beschlagen. Fünf, sechs übernächtigte Seeleute in ihren dicken braunen Ziegenhaarjacken tranken Kaffee und Salbeitee und blickten durch die trüben Scheiben auf das Meer. Die Fische, betäubt vom Peitschen des Sturmes, hatten sich auf den stillen Grund geflüchtet und warteten, daß sich das Meer oben wieder glätte. Und auch die Fischer, die in den Kaffeehäusern eng beieinander hockten, warteten auf das Ende des Unwetters, damit sich die Fische beruhigten, an die Oberfläche kämen und wieder anbissen. Die Seezungen, Wasserskorpione und Rochen kehrten von ihren nächtlichen Raubzügen zurück, um sich schlafen zu legen. Der Tag brach an. Die Glastür öffnete sich, ein kleiner, sonnengebräunter Hafenarbeiter trat ein, ohne Mütze, ohne Mütze, barfuß, voller Lehmspritzer. »He, Konstantis«, rief ein alter Seebär, eingehüllt in eine dicke, blaue Seemannsjacke, »wie geht's?« Konstantis spuckte grimmig auf den Boden. »Wie soll's gehen?« erwiderte er. »Morgens ins Kaffeehaus, abends nach Hause. Morgens ins Kaffeehaus, abends nach Hause. Das ist mein Leben. Keine Arbeit.« Einige lachten, andere schüttelten den Kopf, fluchten. »Das Leben ist lebenslänglich«, sagte ein schnurrbärtiger Mann, der seine Philosophie bei Karagöz studiert hatte, »ein lebenslängliches Gefängnis, verdammt noch mal!« Ein sanftes blaugrünes Licht tränkte die schmutzigen Scheiben, drang in das Kaffeehaus, hängte sich an Hände, Nasen und Stirnen und sprang auf den Schanktisch, daß die Flaschen Feuer fingen. Das elektrische Licht verblaßte, der übernächtigte Wirt streckte seine Hand aus und knipste es aus. Alles schwieg einen Augenblick. Die Augen hoben sich und blickten in den lehmigen Tag hinaus. Man hörte das Tosen der Brandung und im Kaffeehaus das Gurgeln der Wasserpfeifen. Der alte Seebär seufzte: »Wie mag's dem Kapetan Lemonis gehen? Gott stehe Der alte Seebär seufzte: »Wie mag's dem Kapetan Lemonis gehen? Gott stehe ihm bei!« Er warf einen wilden Blick auf das Meer. »Pfui! Du verdammter Witwenmacher«, knurrte er und biß sich auf den grauen Schnurrbart. Ich saß in einer Ecke, ich fror und bestellte mir noch einen Salbeitee. Ich war schläfrig. Ich kämpfte gegen den Schlaf, die Erschöpfung und die Traurigkeit des frühen Morgens an. Ich blickte durch die trüben Scheiben auf den Hafen, der soeben erwachte und mit allen Schiffssirenen und dem Lärm der Wagen und dem Geschrei der Bootsleute aufheulte. Je angestrengter ich hinaussah, desto dichter wurde das Netz aus Meer, Regen und Fernweh, dessen Maschen mein Herz umschnürten. Ich hatte meine Augen auf den schwarzen Bug eines großen Dampfers geheftet, dessen Rumpf noch in Nacht getaucht war. Es regnete, und ich sah, wie die Regenfäden den Himmel mit dem Lehm der Straße verknüpften. Und wie ich auf das dunkle Schiff, die Schatten, den Regen schaute, nahm meine Traurigkeit Gestalt an, die Erinnerungen stiegen auf, verdichteten sich in der feuchten Luft, ließen aus Regen und Sehnsucht das Antlitz des geliebten Freundes hervortreten. Wie lange war es her? Im letzten Jahr? In einem anderen Leben? Gestern? Ich war zu diesem Hafen hinabgegangen, um von ihm

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