ALEXIS DE TOCQUEVILLE UND KARL MARX: IDEOLOGIE-LIEFERANTEN IM KALTEN KRIEG ODER KONKURRIERENDE ANALYTIKER DES SOZIALEN WANDELS? Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät III der Julius-Maximilians-Universität Vorgelegt von: Marion Schnarrenberger 97447 Brünnstadt Würzburg 2006 Erstgutachter: Prof. Dr. Paul-Ludwig Weinacht Zweitgutachter: Prof. Dr. Wolfgang Lipp Tag des Kolloquiums: 15.05.2007 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ Inhaltsverzeichnis: I. EINLEITUNG – WAS IST DER UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND DER ARBEIT UND DURCH WELCHE BESONDERHEITEN IST ER GEKENNZEICHNET?...................................................................4 II. ZU WELCHEN ERKENNTNISSEN GELANGTE DIE BISHER ERSCHIENENE LITERATUR UND WELCHEN EINFLUSS HATTEN DIE SIE UMGEBENDEN GESCHICHTLICHEN EREIGNISSE AUF SIE?...........................................................................................................................................................9 1. Die Phase des Kalten Krieges bzw. der Phase der ersten vorsichtigen Annäherung......................................9 a. Die politische und gesellschaftliche Situation in dieser Zeit..................................................................9 b. Die Vergleichsliteratur in der Phase Kalten Krieges bzw. der ersten vorsichtigen Annäherung...........39 aa. Mayer, J.P.: Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Affinitäten und Gegensätze, 1966 (Erstveröffentlichung 1958)..................................................................................................................39 bb. Geiss, Immanuel: Tocqueville und Marx, 1959.....................................................................................44 cc. Kiesinger, Kurt Georg: Die Prognosen des Grafen Alexis de Tocqueville am Beginn des industriellen Zeitalters, 1961................................................................................................................47 dd. Aron, Raymond: Les grandes doctrines de sociologie historique, 1961................................................53 dd. Aron, Raymond: Dix-huit leçons sur la société industrielle – leçon II : Tocqueville et Marx, 1962....63 ee. Landshut, Siegfried: Alexis de Tocqueville. Das Zeitalter der Gleichheit, 1967.................................70 c. Charakterisierung der Literatur in der Phase des Kalten Krieges (1945-1969)....................................74 2. Die Phase der Entspannung bzw. Détente....................................................................................................76 a. Die politische und gesellschaftliche Situation in dieser Zeit................................................................76 b. Die Vergleichsliteratur in der Phase der Entspannung.......................................................................103 aa. Mayer, J.P.: Alexis de Tocqueville - Analytiker des Massenzeitalters, 1972......................................103 bb. Benson, Lee: Group Cohesion and Social and Ideological Conflict, 1973..........................................108 cc. Steinert, Heinz; Treiber, Hubert: Die Revolution und ihre Theorien, 1975.......................................115 dd. Hornung, Klaus: Die Dialektik von Emanzipation und Despotismus. Alexis de Tocqueville und Karl Marx, 1976..................................................................................................................................137 ee. Wiener, Jon: Tocqueville, Marx, Weber, Nixon: Watergate in Theory, 1976....................................145 ff. Linares, Filadelfo: Die Revolution bei Marx und Tocqueville, 1977.................................................154 gg. Jokisch, Rodrigo: Die nichtintentionalen Effekte menschlicher Handlungen: Ein klassisches soziologisches Problem, 1981.............................................................................................................165 hh. Aron, Raymond: Über die Freiheiten: Essay, 1981.............................................................................173 c. Charakterisierung der Literatur in der Phase der Entspannung...........................................................185 3. Die Phase der erneuten Konfrontation........................................................................................................187 a. Die politische und gesellschaftliche Situation in dieser Zeit...............................................................187 b. Die Vergleichsliteratur in der Phase der erneuten Konfrontation........................................................211 aa. Platt, Gerald: Conditions for Collective Action: Material and Cultural Influences, 1984...................211 bb. Dittgen, Herbert: Politik zwischen Freiheit und Despotismus, 1986...................................................219 cc. Nugent, Walter: Tocqueville, Marx, and American Class Structure, 1988.........................................235 dd. Calhoun, Craig: Classical Social Theory and the French Revolution of 1848, 1989..........................243 ee. Servoise, René; Tocquville et Karl Marx. Visionnaires, 1990............................................................251 c. Charakterisierung der Vergleichsliteratur in der Phase der erneuten Konfrontation...........................256 4. Die Phase nach der Wende des Jahres 1989/90.........................................................................................256 a. Die politische und gesellschaftliche Stituation...................................................................................257 b. Die Vergleichsliteratur nach der Wende 1989/90...............................................................................279 aa. Whiteside, Kerry H.: Urbanisation and the Genealogy of Freedom in Marx and Tocqueville, 1992.279 bb. Boudon, Raymond: The «Cognitivist Modell» . A Generalized «rational-choice modell» , 1996....282 cc. Mendras, Henri / Étienne, Jean: Les grands auteurs de la sociologie, 1996.......................................290 dd. Finkielkraut, Alain: Le goût perdu de la liberté, 1997........................................................................294 ee. Thériault, Yvon J.: Sociologie, démocratie et aventure du sujet moderne, 1998................................300 c. Charakterisierung der Vergleichsliteratur nach der Wende 1989/90..................................................308 5. Die Grundlinien der vergleichenden Forschung über Alexis de Tocqueville und Karl Marx....................310 III. SCHLUSSANALYSE...................................................................................................................................312 IV. LITERATURVERZEICHNIS.......................................................................................................................326 _______________________________________________________________________________________ Seite 1 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ A. PRIMÄRLITERATUR...............................................................................................................................326 B. SEKUNDÄRLITERATUR.........................................................................................................................329 C. ABKÜRZUNGEN / BERICHTIGUNGEN................................................................................................333 _______________________________________________________________________________________ Seite 2 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ „Ein Wissenschaftler wird nie verstehen, warum er allein deshalb an etwas glauben sollte, weil es in einem bestimmten Buche steht... Er wird niemals glauben, daß die Ergebnisse seiner eigenen Be- mühungen endgültig sind.“ [Albert Einstein in einem Brief an J. Lee, 10. September 1945; Einstein Archiv 57 - 601, hier zitiert nach: Calaprice, Alice: Einstein sagt, München 1997, S. 148] _______________________________________________________________________________________ Seite 3 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ I. EINLEITUNG – WAS IST DER UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND DER ARBEIT UND DURCH WELCHE BESONDERHEITEN IST ER GEKENNZEICHNET? Gegenstand der Arbeit ist die bis in das Jahr 2000 erschienene Vergleichsliteratur zu Ale- xis de Tocqueville ((cid:145)29. Juli 1805 in Paris; (cid:61) 16. April 1859 in Cannes) und Karl Marx ((cid:145)5. Mai 1818 in Trier; (cid:61) 14. März 1883 in London),1 die nicht nur auf ihre bisher gefun- denen Erkenntnisse zu dieser Problematik sowie deren Wertigkeit für die Wissenschaft un- tersucht, sondern die auch dahingehend betrachtet werden soll, inwieweit sie durch die ge- schichtlichen Ereignisse ihrer Zeit bedingt und in ihren Einschätzungen beeinflusst war. Dabei wird von den folgenden vier Thesen ausgegangen: Erstens, dass die bisherigen ver- gleichenden Werke zu den Klassikern zwar eine Vielfalt von Erkenntnissen zu Tage för- derten, deren wissenschaftlicher Wert allerdings sehr beschränkt ist, weil sie in der über- wiegenden Zahl der Fälle aus sehr begrenzten Betrachtungen gewonnen und mangels ge- genseitiger Diskussion auch keiner wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen wurden. Zweitens, dass der Vergleich dieser beiden Theoretiker sowie die Art seiner Gestaltung in seinen Anfängen nicht unerheblich von den gesellschaftlichen und historischen Ereignis- sen der ihn umgebenden Zeit bedingt und mitbestimmt wurde. Drittens, dass Karl Marx zwar als Ideologielieferant des Ostblocks im Kalten Krieg diente, dass es im Westen den Wissenschaftlern jedoch nicht gelang mit Alexis de Tocqueville ein Pendant zu diesem Denker zu schaffen. Schließlich viertens, dass keine der Arbeiten versucht hat, das Werk von Alexis de Tocqueville und Karl Marx in seiner Gesamtheit und vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Realität des 19. Jahrhunderts zu vergleichen, wodurch ihnen ver- borgen blieb, dass es sich bei den beiden Theoretikern um konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels handelte, die sich der in ihrer Zeit ganz neuen wissenschaftlichen Me- thode, nämlich der Empirie, zum ersten Male bedienten. Bevor allerdings mit der Klärung der Thesen begonnen wird, soll zunächst noch geklärt werden, in welcher Weise die hier aufgestellten Thesen nachfolgend behandelt werden sol- len. Die Arbeit ist zunächst bestrebt, die Fakten eingehend darzulegen, um so dem Leser die Möglichkeit einer unabhängigen Bewertung der abschließenden Auswertung zu geben. Diesem Bestreben liegt die von Max Weber in seinem Aufsatz «Die „Objektivität“ sozi- alwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis formulierte Erkenntnis zugrunde, dass man einen gewissen gesellschaftlichen Erfolg bzw. ein gewisses gesellschaftliches Produkt mit um so größerer Sicherheit kausal erklären kann, um so gesicherter und umfas- sender die Kenntnisse über das Produkt sowie die anderen für die Erklärung in Betracht kommenden Geschehnisse sind, auch wenn im Rahmen der Sozialwissenschaften ange- sichts der Tatsache, dass deren Forschungsgebiet die unendliche Manigfaltigkeit von nach- und nebeneinander auftauchenden Vorgängen der menschlichen Lebenswirklichkeit ist, immer nur ein für die Menschen interessanter und Bedeutung habender Teil der indivi- duellen Wirklichkeit untersucht werden kann.2 Zu den in diesem Rahmen darzulegenden Fakten gehört zunächst eine Darlegung der geschichtlichen Ereignisse, unter deren Ein- druck die einzelnen Arbeiten verfasst wurden sowie die Referierung der einzelnen Arbei- 1 Die Arbeit von Olaf Miemic und Sascha Tamm war der Verfasserin erst am Ende der Arbeit zugänglich, so dass sie in dieser Arbeit nicht mehr berücksichtigt wurde. 2 vgl. zu dieser Überzeugung Max Webers: Weber, Max: Die «Objektivität» sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, abgedruckt in: Winckelmann, Johannes: Gesammelte Aufsätze zur Wisschen- schaftslehre, S. 170 - 171, 178 - 179 _______________________________________________________________________________________ Seite 4 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ ten mit einer daran anschließenden Herausarbeitung der für diese Arbeit relevanten Kern- aussagen. Im Zusammenhang der hier gewählten Darstellung erscheint es sinnvoll, die Ge- schichte in vier Phasen zu unterteilen, nämlich diejenige des Kalten Krieges bzw. der ers- ten vorsichtigen Annäherung (1945 – 1969), diejenige der Entspannung (1969 – 1981), diejenige des neuaufkommenden Konfliktes (1981 – 1989) sowie diejenige der Wende (1989 – 2000), denen dann die im jeweiligen Zeitraum erschienenen Arbeiten zugeordnet werden. Am Ende jeder Phase wird eine abschließende Analyse vorgenommen, in der nicht nur die Erkenntnisse und ihre Wertigkeit für die Wissenschaft, sondern auch der Grad der Verwobenheit des jeweiligen Werkes mit seiner Zeit beurteilt wird. Gerade bei dieser letzteren Beurteilung handelt es sich allerdings um einen Idealtypus, was nichts an- deres bedeutet, als dass sie „durch einseitige S t e i g e r u n g e i n e s oder e i n i g e r Ge- schichtpunkte und durch den Zusammenschluss einer Fülle von diffus und diskret, hier mehr dort weniger, stellenweise gar nicht vorhandenen E i n z e l erscheinungen, die sich jenen herausgehobenen Gesichtpunkten fügen, zu einem in sich einheitlichen G e d a n k e n bilde“3 gekennzeichnet sind. Bei den einzelnen Arbeiten kann also durchaus im konkre- ten Fall eine etwas abweichende Beurteilung gegeben sein, doch soll hier v. a. ein allge- meines Bild ihres wesentlichen Charakters gegeben werden. Die übergreifende Auswer- tung am Ende der Arbeit fasst das Ergebnis noch einmal zusammen und zeigt nochmals i- dealtypisch auf, wie der Vergleich von Alexis de Tocqueville und Karl Marx über den be- trachteten Zeitraum gestaltet wurde. Bevor jedoch die eigentlichen Arbeit in Angriff genommen wird, sollen zunächst noch ei- nige Worte zu der etwas außergewöhnlichen Literatursituation des hier behandelten The- mas gesagt werden: Im 19. Jahrhundert lassen sich mangels Schlagwortkatalogen keine Werke in diesem Bereich ausfindig machen, was sich v.a. dadurch erklärt, dass sich diese heute zu Klassikern gewordenen Männer in dieser Zeit einer abwechselnden Popularität er- freuten. Während Tocqueville bis in die 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts mit seinem ers- ten Band von „De la démocratie en Amérique“ und dem Buch „L´Ancien Régime et la Révolution“ große Berühmtheit insbesondere in Frankreich und Großbritannien, aber auch bei ausgewählten Gelehrten in Deutschland genoss, mit dem großen Montesquieu vergli- chen wurde und für sein Werk „Du système pénitenticure aux États-Unis et son applicati- on“ im August 1833 den Prix Montoyon der Academie française erhielt4, konnte Karl Marx zu Lebzeiten keine Auszeichnungen oder Preise erringen und seine Außenwirkung als Schriftsteller blieb – auch in seinen eigenen Kreisen – Zeit seines Lebens trotz seiner Tätigkeit als Redakteur der Rheinischen Zeitung sowie der Veröffentlichung zahlreicher, häufig von Engels verfasster Artikel, aber auch seiner heute äußerst bekannten Schriften „Das Kapital“ und „Ökonomische Manuskripte“ unbedeutend.5, was durch sein meist auf den internen Bereich beschränktes Engagement im Bund der Kommunisten sowie der In- ternationalen nicht entscheidend verbessert wurde.6 Es war damals – um mit den Worten 3 Weber, Max: Die «Objektivität» sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Winckel- mann, Johannes:Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen: 1982, S. 191 4 vgl zur Popularität Tocquevilles: Jardin, André: Alexis de Tocqueville. Leben und Werk, Frankfurt a. Main,New York: 1991, S.162, 164, 166, 202/203 sowie S. 460-463; Briefe Tocquevilles: Tocqueville, Ale- xis de: Brief von Alexis de Tocqueville vom 21. September 1856 bzw. 29. Juli 1856 aus Tocqueville an Louis de Kergorlay, abgedruckt in: Mayer, J.P.: Alexis de Tocqueville.Oeuvres complètes. Tome XIII. Cor- respondance d´Alexis de Tocqueville et de Louis de Kergorlay, Paris : 1977, S. 314 bzw. S. 302-304 ; zur Wirkung in Deutschland :Eschenburg, Theodor : Tocquevilles Wirkung in Deutschland, abgedruckt in : Ü- ber die Demokratie in Amerika. Zweiter Teil von 1840, Zürich 1988, S. 489-562 5 vgl.:Raddatz, Fritz J.: Karl Marx. Eine politische Biographie,Hamburg: 1975, S.99, 119, 125 6 zur geringen Popularität von Marx in seiner Zeit vgl. die Aussagen bzw. Schilderungen der nachfolgend genannten Literaturstellen: Marx, Karl: Brief von Karl Marx, Friedrich Engels und Philippe-Charles Gigot vom 5. Mai 1846 aus Brüssel an Pierre-Joseph Proudhon in Lyon (MEGA, S. 7-8); Marx, Karl: Brief von Karl Marx, Friedrich Engels, Philippe-Charles Gigot und Wilhelm Wolff vom 15. Juni 1846 aus Brüssel an _______________________________________________________________________________________ Seite 5 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ Karl Liebknechts zu sprechen – „nur eine winzige Minderheit innerhalb der Arbeiterklasse selbst, die sich zum Sozialismus emporgeschwungen hatte und unter den Sozialisten im wissenschaftlichen Sinne von Marx – im Sinne des «Kommunistischen Manifests» - nur ei- ne Minderheit. Das Gros der Arbeiter, soweit es überhaupt zu politischem Leben erwacht war, steckte in dem Nebel sentimental demokratischer Wünsche und Redensarten, wie sie die achtundvierziger Bewegung nebst Vor-und Nachspielen kennzeichneten.[...]7 Mit dem Ende der 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts begann sich dieses Verhältnis allmählich um- zukehren, denn die Werke von Tocqueville wurden immer weniger veröffentlicht und ge- lesen, während Marx und sein Gedankengut sich nach seinem Ableben im Jahre 1883 nicht Adolph Köttgen in Eberfeld (MEGA, S. 12, 15); Engels, Friedrich: Briefe von Friedrich Engels vom 25.- 26. Oktober 1847 (MEGA, S. 111), 14.-15. November 1847 (MEGA, S. 118-119), 14. Januar 1848 (MEGA, S.127) bzw. 21. Januar 1848 (MEGA, S. 130) aus Paris an Karl Marx in Brüssel; Blanc, Louis: Brief von Louis Blanc vom 26. Oktober 1847 aus Paris an Karl Marx in Brüssel (MEGA, S. 371); Lüning, Heinrich Otto: Brief von Heinrich Otto Lüning vom 16 Juli 1847 aus Schooren bei Zürich an Karl Marx in Brüssel (MEGA: S. 346-347); Ewerbeck, August Hermann: Brief von August Hermann Ewerbeck vom 15. Mai 1846 an Karl Marx in Brüssel (MEGA, S. 202-203);Bernays, Karl Ludwig: Brief von Karl Ludwig Bernays vom 13. Juni 1846 aus Sarcelles an Karl Marx in Brüssel (MEGA, S. 227); London, Kommunistisches Korres- pondenzkomitee. Brief des Kommunistischen Korrespondenzkomitees in London vom 6. Juni 1846 (MEGA, S. 219-220) sowie vom 17. Juli 1846 (MEGA, S. 251-253) an Karl Marx in Brüssel; Daniels, Roland: Brief von Roland Daniels vom 30.November 1846 aus Köln an Karl Marx in Brüssel (MEGA, S. 500); Daniels, Roland; Bürgers, Heinrich: Brief von Roland Daniels und Heinrich Bürgers geschrieben zwischen Ende Mai und Mitte Juni 1846 aus Köln an das Kommunistische Korrespondenzkomitee in Brüssel (MEGA, S. 212); Hess, Moses: Briefe von Moses Hess vom 29. Mai 1846 (MEGA, S. 211) sowie 5. Juni 1846 (MEGA, S. 218), aus Verviers an Karl Marx in Brüssel; Engels, Friedrich:Brief von Friedrich Engels vom 28.-30. Sep- tember 1847 in Brüssel an Karl Marx in Zalt-Bommel (MEGA, 99-105); London, Zentralbehörde bzw. Kor- respondenzkomitee: Brief des Kommunistischen Korrespondenzkomitees bzw. der Zentralbehörde des Bun- des der Kommunisten in London vom 11. November 1846 (MEGA, S. 318-319) bzw. 18. Oktober 1847 (MEGA, S. 369-370) an das Kommunistische Korrespondenzkomitee bzw. Kreis in Brüssel, Bürgers, Hein- rich: Brief von Heinrich Bürgers vom 30. August 1847 aus Köln an Karl Marx in Brüssel; Engels, Friedrich: Brief von Friedrich Engels vom 25. April 1848 aus Barmen an Karl Marx in Köln (MEGA, S. 152-153),alle Briefe sind abgedruckt in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED sowie der KPdSU: MEGA: Briefwechsel – 3. Abteilung – Band 2 – Text – Mai 1846 bis Dezember 1848, Berlin: 1979; Marx, Karl:Brief von Karl Marx vom 16. März 1848 aus Paris an Friedrich Engels in Brüssel;, abgedruckt in: Institut für Mar- xismus-Leninismus beim ZK der SED: MEW, Band 27, Berlin:1963, S.119;; Na’aman Shlomo: Emanzipati- on und Messianismus. Leben und Werk des Moses Hess, Frankfurt, New York: 1982, S. 192-193, 196, 200- 201, 210, 218, 225; Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: Geschichte der deutschen Arbei- terbewegung in 15 Kapiteln, Kapitel I, Berlin: 1966, S. 30-33; The New Moral World: Meeting of English and Foreign Communists, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED und KpdSU: Der Bund der Kommunisten, Dokumente und Materialien. Band I 1836-1849, Berlin: 1970, S. 180-182; Engels, Fried- rich: Vorwort zum Manifest der Kommunistischen Partei vom 1.Mai 1890, abgedruckt in: Marx, Karl: Das Kommunistische Manifest, Mit Vorreden von Karl Marx und Friedrich Engels sowie Vorworten von Karl Kautsky und Johannes Schult, Hamburg: 1846, S. 32; Herzen, Alexander: Mein Leben. Memoiren und Re- flexionen 1852-1853, Band 1 und 2, Berlin: 1963, S.201; Liebknecht, Wilhelm: Karl Marx zum Gedächtnis. Ein Lebensabriss und Erinnerungen, abgedruckt in: ZK der SED: Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels, Berlin: 1982, S. 58, 59; Mehring, Franz: Karl Marx. Geschichte seines Lebens, Leipzig: 1918, S. 336-340, 513; Bebel, August: Aus meinem Leben, Frankfurt a. Main: 1964, S. 747; Raddatz, Fritz J.: Karl Marx. Eine politische Biographie, Hamburg: 1975, S. 173 bzw. 168; Marx, Karl: Brief von Karl Marx von der 2. Augusthälfte 1851 aus London an Hermann Ebner in Frankfurt (MEW, Band 27, S. 571-577); Brief von Karl Marx von Mitte November 1853 aus London an Adolf Cluß in Washington (MEW, Band 28, S. 598-599); Briefe von Karl Marx vom 21. Dezember 1857 (MEW, Band 29, S. 547) sowie vom 8. Mai 1861 (MEW, Band 30, S.603) aus London an Ferdinand Lassalle in Düsseldorf bzw. Berlin; Brief von Karl Marx vom 11. Februar 1851 aus London an Friedrich Engels in Manchester (MEW, Band 27, S. 184-185); Briefe von Karl Marx vom 13. Februar 1860 (MEW, Band 30, S. 452) sowie vom 30. März 1860 (MEW, Band 30, S. 502) aus London bzw. Manchester an Justizrat Weber in Berlin; Brief von Karl Marx vom 1. Februar 1859 aus London an Joseph Weydemeyer in Milwaukee, abgedruckt in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: MEW: a.a.O. 7 Liebknecht, Wilhelm: Karl Marx zum Gedächtnis. Ein Lebensabriss und Erinnerungen, abgedruckt in: ZK der SED: Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels, Berlin: 1982, S. 66-67 _______________________________________________________________________________________ Seite 6 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ nur sehr schnell, sondern auch einen weitaus umgreifenderen Einfluss auf die Wissenschaft sowie auf die gesellschaftliche Entwicklung weltweit erlangte. Kam es aufgrund dieser zeitversetzten Popularität der beiden Denker zu keiner vergleichenden, wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit deren Gedankengut, so wurde dies noch zusätzlich durch den Um- stand erschwert, dass Tocqueville und Marx, obwohl sie zur gleichen Zeit lebten und zu- mindest in den 40iger Jahren des 19. Jahrhunderts phasenweise beide parallel in Paris wirkten, in ihren Werken wenig Anlass dafür gaben, einen solchen Vergleich aufzugreifen: Zunächst beschäftigte sich Tocqueville, der Marx zeitlebens niemals begegnete, in keinem seiner Werke mit den später Weltruhm erlangenden marxschen Gesellschaftskonzepten oder Arbeiten und auch Marx erwähnt nur dreimal in seinen Werken jeweils einmal den Namen Tocqueville, nämlich in seinem Aufsatz „Zur Judenfrage“, dem Buch „Die heilige Familie“ sowie dem Werk „Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte“, so dass sich ein Vergleich der beiden Männer – zumal diese leicht zu übersehenden Erwähnungen in den letzten beiden Werken bis in unsere heutige Zeit nicht zur Kenntnis genommen wurden – auf den ersten Blick in ihrem eigenen Jahrhundert nicht anbot. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war denn v.a. Marx gewidmet, dessen gesellschaftliches Konzept sich nach allgemeiner Ansicht 1917 in Russland nicht nur hatte durchsetzen können, sondern darüber hinaus unter Stalin auch große Erfolge aufzuweisen schien, während Tocqueville und seine Arbeiten bis 1930 völlig in Vergessenheit gerieten8 und erst in den folgenden Jahren wie- der in den Schatz der Wissenschaft zurückgebracht werden mussten. Diese Ausgangsvor- aussetzungen führten dazu, dass erst Ende der 50iger Jahre des 20. Jahrhunderts mit J.P. Mayer, Immanuel Geiss und Raymond Aron der Vergleich zwischen Alexis de Tocquevil- le und Karl Marx aufgenommen wurde, allerdings ohne eine weitausgreifende Diskussion in Gang zu setzen, denn die Tatsache, dass die marxsche Philosophie in ihrer leninistisch- stalinistisch Variante nach der Jahrhundertwende einen immer dominierenden Einfluss auf die historische und gesellschaftliche Realität bekam, drängte v.a. liberale Gesellschafts- konzepte in den Hintergrund, so dass der Vergleich dieser beiden Klassiker auch in dieser Hinsicht kaum auf Interesse stoßen konnte. An dieser Situation änderte die Wende des Jah- res 1989/90 nichts entscheidendes, zumal die nur geringfügige und auch sehr einseitige Bezugnahme der beiden Klassiker aufeinander weiterhin einen solchen Vergleich nicht als Untersuchungsgebiet nahelegten und so wurden bis zum Jahre 2003 nicht einmal 30 Arbei- ten zu dieser Thematik verfasst, wie die nachfolgende Graphik deutlich macht: 8 Jardin, André: Alexis de Tocqueville. Leben und Werk, Frankfurt a. Main, New York: 1991, S. 495 _______________________________________________________________________________________ Seite 7 Alexis de Tocqueville und Karl Marx: Ideologie-Lieferanten im Kalten Krieg oder konkurrierende Analytiker des sozialen Wandels? _______________________________________________________________________________________________ Literatur zum Vergleich Marx - Tocqueville 2 1 0 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8 0 2 5 5 5 5 5 6 6 6 6 6 7 7 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 Aufsätze Bücher _______________________________________________________________________________________ Seite 8
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